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Test: Zoom PodTrak P8, Podcast-Recorder-Mixer

All-in-one-Toolbox für Podcaster

26. März 2021
zoom podtrak p8 podcast test

Zoom PodTrak P8, Podcast-Recorder-Mixer

Schon seit geraumer Zeit boomen die Podcasts – ich betreibe selber einige Kanäle, teils privat, teils im Kundenauftrag – und die Hersteller von Audio-Hardware haben sich darauf eingestellt. Und das nicht nur mit speziellen Mikrofon- und Zubehörangeboten, sondern inzwischen auch mit kompletten Produktionsstationen – wie etwa der Ende 2018 erschienenen Rode Rodecaster Pro.

Inzwischen mischt auch der japanische Hersteller Zoom mit: Neben dem Recorder PodTrak P4, der mit seinen äußerst moderaten Maßen eher für den mobilen Einsatz gedacht ist – hat man nun mit dem Zoom PodTrak P8 auch eine größere Version (auch) für die stationäre Podcast-Produktion im Angebot. „Einfach zu bedienen und selbst anspruchsvollsten Podcast-Projekten gewachsen“, verspricht der Hersteller. Der P8 sei „ein komplettes Podcast-Studio mit allen benötigten Funktionen für Aufnahme, Editierung und Mischung“. Na, dann schauen wir mal, was dran ist an der „Ultimate Workstation for Podcasters.“

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Zoom PodTrak P8

Der Zoom PodTrak P8: Noch wartet er in seiner Verpackung auf den Test

Ausgepackt: Überschaubarer Lieferumfang

Im schlichten schwarzen Karton befindet sich – neben dem Zoom PodTrak P8 selber natürlich – noch ein Netzadapter (erfreulicherweise ohne Klotz am Ende, meine ohnehin überfüllten Steckdosenleisten sagen danke) plus ein „Commonwealth-Adapter“ (Typ G aka BS1363, der mit den drei Pinnen). Dazu kommen noch mehrere 15-seitige gedruckte Kurz-Handbücher, eines davon auch in Deutsch, was heutzutage ja doch eher selten ist. Ein gutes, ausführliches Benutzerhandbuch gibt es dann auf der Produktseite als PDF-Download, das allerdings nur in englischer Sprache. Das war es dann aber auch schon wieder: kein USB-Kabel (nicht in jedem Haushalt befindet sich ein ausreichend langes Kabel mit USB-C-Stecker), kein TRRS-Miniklinkenkabel (für den Telefonanschluss). Ein bisschen sehr sparsam, finde ich.

Zoom PodTrak P8

Die gut sortierte, überschaubare Oberfläche

Die technischen Daten des Zoom PodTrak P8

Der Zoom PodTrak P8 ist ein kompakter Mixer/Recorder mit Editierfunktion plus USB-Audiointerface. Er bietet sechs XLR-Mikrofoneingänge mit zuschaltbarer +48 V Phantomspeisung, sechs getrennt regelbare Kopfhörerausgänge, einen eigenständigen Kanal für die Aufnahme von Telefoninterviews plus neun frei belegbare Pads mit vier Bänken. Die Eingangsverstärkung wird mit maximal +70 dB angegeben, der maximale Eingangspegel mit +5 dB, das äquivalente Eigenrauschen mit -124 dB.

Aufgezeichnet wird auf SD-, SDHC- und SDXC-Karten mit einer Kapazität von bis zu 512 GB, aufgenommen ausschließlich im WAV-Format (16 Bit /44,1 kHz only); die Aufnahme kann aber im Gerät nach MP3 konvertiert werden. Die Stromversorgung erfolgt wahlweise mit dem beigefügten Netzteil, per Batterie (4x AA, soll laut Hersteller bei Alkaline für zwei, bei NiMH-Batterien 3,5 Stunden und Lithium-Batterien ca. 6,5 Stunden reichen, sofern kein Phantompower geschaltet ist) oder über USB. Witzigerweise lässt sich eine automatische Power-off-Funktion aktivieren, die das Gerät nach zehn Stunden abschaltet, eine andere Zeit ist nicht möglich. Ziemlich sinnfrei, da bis dahin eh keine Batterie durchhält.

Zoom PodTrak P8

Für jeden Studiogast gibt es einen eigenen, regelbaren Kopfhörerausgang

Angeschaut: Touchscreen, Pads und Transporteinheit

Mit dem LiveTrak L-8 hat Zoom seit Ende 2019 schon einen Kompaktmixer mit Recorder- und Audiointerface-Funktion am Markt, der ebenfalls Podcast-Mixer beworben wurde. Das L-8 weist zwar – unter anderem – ebenfalls Sound Pads (6) für Jingles und mehrere Kopfhörerausgänge (4) auf, ist aber vom Aufbau und von der Optik her trotzdem noch viel mehr einem herkömmlichen Mixer verhaftet.

Das Gehäuse besteht komplett aus Kunststoff. Hier hätte mich mir wenigstens ein Bodenblech oder stabilere Seitenteile gewünscht; ein Gerät, das mit seinem optionalen Batteriebetrieb eben unterschwellig auch für den mobilen Einsatz wirbt, sollte da schon etwas mehr Sicherheit bieten. Auch deshalb, weil es (bis jetzt) noch kein passendes Transportbehältnis gibt. So bringt der Zoom PodTrak P8 dann auch nur moderate 1,43 kg auf die Waage, trotz seiner nicht gerade kleinen Abmessungen von 295 x 248 x 61 mm.

Was beim ersten Kontakt direkt auffällt, ist der farbige LCD-Touchscreen, der mit einer Größe von 4,3 Zoll angenehm groß ausfällt. Der ist zuständig für die Anzeige und Überwachung der Pegel, für die Bearbeitung der Einstellungen und auch für die Editierung der Aufnahmen. Wie gut das funktioniert, werde ich dann später natürlich ausführlich testen. Neben dem Touchscreen sind die neun kleinen, beleuchteten, sehr leichtgängigen Pads zum Abfeuern von Jingles, Intros oder O-Tönen untergebracht, die sich dank vier Bänken mit bis zu 36 Sounds vorab belegen lassen. 13 Sound (wie Lacher, Applaus etc.) sind bereits mit dabei.

Unten rechts ist das Transportfeld untergebracht: so kann man die Hand bequem vor dem P8 auflegen und liegen lassen und muss nicht quer über das Gehäuse greifen. Mit dabei sind Tasten für Record, Stop, Play/Pause sowie eine, um Markierungen in der Aufnahme zu setzen. Die Tasten haben einen deutlich spür- und hörbaren Druckpunkt, sind allerdings nicht illuminiert. Muss aber auch nicht sein, da man ja eher selten beim Podcast völlig im Dunkeln sitzt – schon gar nicht mit Studiogästen.

Zoom PodTrak P8

Auf der Rückseite des P8 ist eher wenig los

Welche Anschlüsse und Regler bietet der PodTrak P8?

Beinahe sämtliche Anschlüsse sind auf der Oberseite des Gehäuses untergebracht. So lassen sie sich schnell mal wechseln und sind immer im Blick. Durchdacht ist, dass die Anschlüsse dann auch farbig kodiert sind: Sowohl die 48 V Schalter unterhalb der sechs XLR-Eingänge (Wichtig: Es gibt keine Klinken- oder zumindest Kombo-Buchsen, der Anschluss von Instrumenten ist also nicht vorgesehen.) als auch die Fader, die Kopfhörerausgänge und die dazugehörigen Drehregler sind sowohl farblich gekennzeichnet als auch nummeriert, so dass ich sofort sehe, welchen Regler ich betätigen muss, um den Pegel zu verändern.

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Die 45-mm-Fader sind angenehm schwergängig (da verschiebt man nichts mal eben aus Versehen), haben allerdings auch ein wenig Spiel zur Seite – das wirkt dann zusammen mit dem kompletten Kunststoff-Look etwas „günstig“. Über den Fadern je zwei kleine beleuchtete Taster: einen zum kompletten Stummschalten der Spur und einen (mit der Aufschrift „On Air“), um den Kanal mit auf Sendung zu bringen. Die Fader 1-6 gehören zu den sechs Mikrofonkanälen, Kanal 7 ist für das Telefon zuständig (dazu gleich mehr), mit Kanal 8 bestimme ich die Lautstärke der Pad-Effekte. Den Phantompower füge ich über kleine Schalter unterhalb der XLR-Buchsen zu; Kanal 6 ist alternativ auch noch zuständig für den Pegel, der via USB vom Rechner kommt (und wird dann zum Stereokanal) – etwa, wenn ich von dort Töne oder Musik einspiele. Zum anderen kann ich hier auch Audios vom PodTrak P8 zum PC schicken, um von dort zum Beispiel meinen Talk direkt live zu streamen.

Zoom PodTrak P8 test

Zwei weitere kleine Drehregler über dem Transportfeld kümmern sich um den Monitorausgang (2x große Klinke) und um die Lautstärke des USB-Ausgangs. Oben neben den XLR-Buchsen befinden sich dann noch zwei spezielle Eingänge in Form einer kleinen Klinkenbuchse und – direkt daneben – eine noch etwas kleinere Buchse: Beide zusammen gehören zum optional erhältlichen Wireless Bluetooth Sender/Empfänger „Zoom BTA-2“ (49 Euro) zur drahtlosen Einbindung von Mobiltelefonen an den P8. Die kleine Buchse ist dabei für die Stromversorgung, die größere für das Audiosignal; über Letztere lässt sich einfach auch ein Smartphone via Kabel (Stereo-Miniklinke beidseitig) anschließen, so kann man zum Beispiel auch Musik zuspielen. Wenn hier ein Stecker mit 4 Kontakten (TRRS-Miniklinke) statt mit deren 3 eingesetzt wird, gibt es gleichzeitig an der Buchse auch eine Mono-Rückleitung für einen Studiogast von draußen. Dabei wird das Audiosignal des Smartphones nicht ebenfalls mit zurückgespielt, so dass ein störendes Echo vermieden wird. In meiner Zeit als Producer beim SFB Anfang der 1990er-Jahre musste ich am alten Analogpult im Sendestudio dafür noch stets die „n-1“-Taste drücken, sonst gab es erst einen irritierten Gesprächspartner und anschließend Ärger mit dem Redakteur. Man kann übrigens auch Anrufe auf den Zoom PodTrak P8 leiten, die über den PC reinkommen (z. B. via WhatsApp Web, Skype, Zoom etc.). Das läuft dann über Kanal 6/USB – und dort muss tatsächlich in den Einstellungen noch ein „USB-Mix-Minus“-Schalter betätigt werden (aka „n-1“).

Die Rückseite des Gehäuses ist mit Power-Schalter und -Buchse (etwas versenkt, so dass der Stecker geschützt ist, sehr gut), USB-C-Anschluss,  SD-Kartenschacht sowie Kensington-Lock dann eher sparsam besetzt. Mit einem Lightning to USB-Camera-Adapter lässt sich dort auch ein iOS-Device anschließen.

Zoom PodTrak P8

Die 45 mm Fader sind ein wenig wacklig, sonst aber ok

Zum ersten Mal eingeschaltet: Einstellungen, Speichermedium und Formate

Nach dem ersten Einschalten meldet sich der Zoom PodTrak P8 mit dem Zoom-Logo und dem P8-Schriftzug. Anschließend eben noch Sprache, Datum und Uhrzeit eingeben, festlegen, ob ich bei der Aufnahme Hintergrundgeräusche durch das automatische Absenken stiller Mic-Spuren reduzieren möchte (warum eigentlich nicht?) und entscheiden, ob ich nur das Master-Stereofile für das Podcasting aufzeichnen möchte oder ob ich auch die Einzelspuren mit auf der SD-Karte brauche. Das benötigt dann zwar mehr Speicherplatz, hat aber eben den Vorteil, dass ich die zur Not (also fast immer) noch nachträglich bearbeiten kann. Wobei ich da auch wieder entscheiden darf, ob ich die Einzel-Files PreFader und vor den Effekten oder PreFader und mit den Effekten (wie Comp, DeEss, Tone etc.) benötige. Was ich später aber natürlich auch wieder ändern kann. Die Bezeichnung dieser drei Modi ist allerdings mit „Off“, „Original Data“ und „With Tone & Comp“ etwas irreführend, da hilft nur ein Blick in das Benutzerhandbuch. Was blöd ist: Wenn ich die Einzelspuren wähle, dann muss ich alle nehmen; ich kann nicht die nicht genutzten ausklammern, so dass dann jeweils viel Müll (aka Leerspuren) mit auf der SD-Karte landet.

Was mir den PodTrak P8 dann gleich noch sympathischer macht: Er akzeptiert die eingeschobene SD-Karte, die eben noch in meinem Denon DN-3000R steckte, ganz unkompliziert ohne zu murren oder auf eine neuerliche Formatierung zu bestehen. Sogar die darauf zuvor schon gespeicherten MP3-Files zeigt mir der P8 an – nur abspielen mag er sie nicht, dazu müsste ich die erstmal in eine WAV-Datei konvertieren lassen (was für die 30 Minuten-Aufnahme fast 6 Minuten dauern werde, wie mir der P8 verrät). Und sollte das Ergebnis dann größer als 2 GB sein, würden halt nur die ersten 2 GB gespeichert. Hm. Ein System, das kein MP3-Format abspielen kann? Und dann doch recht lange braucht, um das File umzuwandeln? Also – das hätte man doch sicher wirklich besser lösen können, so exotisch ist das MP3-Format ja nun auch nicht. Dementsprechend bietet mir der PodTrak P8 dann auch keine Möglichkeit, auf ein anderes Aufnahmeformat zu wechseln. WAV in 44,1/16 Bit – nimm es oder lasse es. Da hat ja selbst mein uralter Zoom H2 deutlich mehr zu bieten.

Immerhin kann ich aber die eingelegte SD-Karte einem Performance-Test unterziehen und checken, ob die auch der Belastung von Mehrspuraufnahmen gewachsen ist – bevor es später (zu spät) ein böses Erwachen gibt. Eine Liste mit kompatiblen SDHC/SDXC-Karten befindet sich auf der Produktseite.

Die neun Pads leuchten einmal im Durchlauf bunt auf und entscheiden sich dann für das schlichte Weiß, sämtliche Kanäle stehen nach dem Start auf „onAir“ – kann also losgehen.

Zoom PodTrak P8

Smartphones lassen sich auch kabellos über den optionalen Bluetooth-Dongle ins Gespräch holen

Spaß (und ein klein wenig Frust) mit dem Touchscreen

Der farbige Touchscreen ist auch aus größerer Entfernung und zudem auch aus fast jedem Winkel noch gut ablesbar – und vor allem auch sehr übersichtlich und aufgeräumt gestaltet. Den Großteil nehmen die neun Pegelanzeigen ein (acht Kanäle plus Master). Darüber mittig groß und deutlich die Uhr, die die Aufnahmedauer bzw. die Restlaufzeit der Speicherkarte anzeigt. Was mir gut gefällt: Jedes Menü ist mit einem Fingertipp über einen der speziellen Schaltflächen (wie SD-Karte, Stromversorgung, Datum oder Record) erreichbar, kein Durchschalten durch Verzeichnisbäume. Unterhalb der Regler schließlich die Schaltflächen für die Kanäle (deren Icons sich bei Zuschaltung von +48 V ändern), über die ich Limiter, LowCut, Kompressor/DeEsser und den Klang schalten kann. Was allerdings sehr vereinfacht wurde: Statt eines Mehrband-EQs gibt es einen Schieberegler, den ich zwischen den Positionen „Bass“ und „Höhen“ verstellen kann (mehr Bass und gleichzeitig mehr Höhen ist also nicht möglich), auch Kompressor und DeEsser lassen sich nur über einen gemeinsamen Regler nutzen – mehr Kompressor heißt auch gleichzeitig mehr DeEsser. Die im Display dazu angezeigte Erklärung „Macht den Stimmklang professioneller“ stammt zudem auch nicht wirklich aus dem Lehrbuch für Tontechniker; gerade Anfänger könnten da versucht sein, den Regler für einen wirklich „professionellen Klang“ einfach mal bis zum Anschlag aufzuziehen (um sich dann zu wundern, warum die Aufnahme eventuell pumpt und Silben abschneidet). Klar ist es nicht verkehrt, die Abläufe möglichst simpel zu halten, aber hier wären etwas mehr individuelle Zugriffsmöglichkeiten dann doch wünschenswert gewesen.

Die gibt es dann immerhin beim Smartphone (und beim USB-Kanal), wo ich Höhen und Bässe getrennt regeln kann. Na also, geht doch.

Ebenfalls über die dazugehörige Schaltfläche kann ich auch die Bänke der Sound-Pads füllen, indem ich Audiodateien von der SD-Karte kopiere. Eine Bank (= neun Sounds) ist bereits mit kurzen Jingles und FX gefüllt, drei weitere lassen sich noch belegen. Dabei kann ich für jedes Pad festlegen, ob ich den Sound loopen, als One-Shot oder als Hold abspielen will, auch die Lautstärke lässt sich individuell anpassen, so dass es da keine Ausreißer gibt. Für den Bank-Change fehlt mir aber eine Kurzwahltaste; dazu muss ich erst ins Pad-Menü, um die Bank zu wechseln, was eben 2-3 Sekunden dauert. Da im Display nicht angezeigt wird, welche Bank gerade aktiv ist, empfiehlt es sich, die Pads jeder Bank mit einer anderen Farbe zu beleuchten, so sind Verwechslungen ausgeschlossen. (Ein Lacher an der falschen Stelle im Podcast könnte für Irritationen sorgen.) Etwas umständlich: Den dafür benötigten Edit-Screen erreiche ich nur über die File-Liste, die ich über das Mikro-Symbol des Homescreens aufgerufen habe; zwar gibt es dieselbe File-Liste auch über das Editieren der Pads, nur kann ich von dort Icons und Farben seltsamerweise nicht ändern. Das ist schon etwas ärgerlich, weil ein unnötiger Umweg.

Generell reagiert der Screen sehr gut und sensibel auf die Eingaben; lediglich beim Eintippen von Namen auf der virtuellen Tastatur stört, dass „Abbrechen“ direkt neben dem kleinen „Buchstaben/Zahlen“-Umschalter liegt, was des Öfteren für unfreiwillige Abbrüche der Eingabe führte.

Zoom PodTrak P8

Sind alle da? Dann kann es ja losgehen.

Wie nimmt man mit der Podcast-Station auf?

Die Aufnahme ist für den schnellen Zugriff vorbereitet: Einfach den Recording-Button betätigen, schon geht es los, ohne Umwege über Rec+Play-Kombination oder vorheriges Scharfschalten, ein weiterer Klick dort beendet die Aufnahme. Über das Transportfeld kann ich mir die Aufnahmen auch bequem anhören und dann editieren, was auch ohne Maus erstaunlich gut funktioniert. Schneiden, Teilen, Fade-ins und -outs setzen, ein Musikbett hinzufügen, Normalize – das alles funktioniert recht simpel, allerdings nicht so exakt wie am PC mit der Maus. Auch, weil ich am P8 nicht stufenlos, sondern nur in Schritten zoomen kann, was wirklich exaktes Editing nicht unbedingt begünstigt; auch fehlt eine Copy/Paste-Funktion. Wer es gewohnt ist, mit Millisekunden zu arbeiten, dürfte hier also nicht glücklich werden, kann aber die Spuren dann bei Bedarf ja auch einzeln speichern und am PC/Mac noch mal weiter bearbeiten. Das Audiofile lässt sich am PodTrak P8 dann auch ins MP3-Format konvertieren (dann aber – wie schon erwähnt – da nicht mehr abspielen; das ursprüngliche WAV-File bleibt aber erhalten). Was mich noch stört: Beim Abspielen/Bearbeiten der Aufnahme wird mir kein Pegel im Bearbeitungsfenster angezeigt; da kann ich nur raten, ob ich die gewünschten -6 dB nun erreicht habe, auch weil die Pegelspitzen nicht in der Anzeige gespeichert werden. Ein roter Querbalken in der Pegelanzeige erscheint nur, wenn „ganz oben“ anstoße – was gleichbedeutend mit 0 dB ist, weiter reicht die Pegelanzeige nicht.

Das entscheidende Kriterium ist aber natürlich die Aufnahmequalität. Was leisten die PreAmps, wie klingt das am Ende? Denn was nützen mir eine (relativ) komfortable Benutzerführung, Editierfunktion vor Ort und viel Übersicht, wenn das Ergebnis klanglich nicht überzeugen kann? Also klemme ich mal mein Rode Broadcaster an das PodTrak P8 und lese mehrmals ein paar Sätze einer AMAZONA.de News ein. Mehrmals, um auch die verschiedenen Einstellmöglichkeiten (Tone, Kompressor/DeEsser, Limiter etc.) auszuprobieren. Zum Vergleich dann auch mal mein übliches Podcaster/Sprachaufnahmen-Setup (Broadcaster über Mackie 802-VLZ an MOTU M4 in den Rechner). Keine leichte Aufgabe angesichts der recht guten Onyx-Preamps des Mackie. Der Abstand zum Mikrofon betrug nur wenige Zentimeter, um die Nahbereich-Eigenschaften des Broadcasters voll nutzen zu können.

Beginnen wir also mal mit meinem „Referenz-Sound“, dem Broadcaster über Mackie/MOTU:

Im direkten Vergleich dazu dann das Broadcaster direkt am Zoom PodTrak P8 mit den voreingestellten Einstellungen am Kanal, heißt: Limiter an, Low-Cut auf ca. 30 %, Klang (Bässe/Höhen) und Komp./DeEss. Eingeschaltet und jeweils in der neutralen Mittelstellung. Das hört sich dann so an:

Das gefällt mir recht gut. Die Aufnahme hat etwas mehr Bauch und hört sich eine Spur voller an, vielleicht auch einen Hauch dumpfer. Natürlich ist das auch immer etwas Geschmackssache – und wer lieber einen sehr neutralen Sound hat, mit dem er noch weiter arbeiten kann, dem wird das hier vielleicht schon ein wenig zu viel sein, aber – wie gesagt – mir gefällt’s. Dann schauen wir doch mal, was die Kombination aus Kompressor und DeEsser mit dem Klang macht und schieben den Regler da testweise auf Anschlag. „Macht den Stimmklang professioneller“, heißt es ja. Tatsächlich?

Hm. Also ich höre da keinen nennenswerten Unterschied zur vorhergehenden Mittelstellung. Vielleicht einen Hauch weniger Bass und Fülle und bei den S-Lauten eine Messerspitze weniger; aber das kann auch Einbildung sein. Dieser Effekt scheint also eher sehr vorsichtig zu Werke zu gehen – kein Tool, um massiv in den Klang einzugreifen. Ob das mit den Höhen und Bässen ähnlich ist? Wie gesagt: Die lassen sich nur mittels eines Reglers verstellen, entweder mehr Bässe oder mehr Höhen. Mal testen, wie ein Maximum an Höhen klingt:

Das würde man in der Form natürlich kaum machen, doch ist deutlich zu hören, dass die Höhen hier deutlich entschlossener greifen als eben noch das zögerliche Komp/DeEss-Pärchen. Was auch auffällt: So ganz verschwinden die Bässe trotz Maximalstellung der Höhen nicht; da klingt ein 3-Band-EQ mit hochgezogenen Höhen und Bässen auf Null doch wesentlich dünner. Gilt dasselbe auch, wenn ich den Regler ganz auf die Bässe ziehe?

Auch hier gilt: Diese Extremposition würde man natürlich in der Praxis nicht fahren (wobei sich dann natürlich die Frage stellt: Warum gibt es die dann überhaupt?). Das Plus an Bass ist gut zu hören, ein paar Höhen sind auch noch da; insgesamt klingt es da dumpf und mittig, was zu erwarten war. Eine echte Hilfe ist diese 1-Regler- Klangbearbeitung also nicht. Zumindest ein 2-Band-EQ hätte es da schon sein müssen, um den Klang in der Beziehung einigermaßen vernünftig anzupassen.

Dann schauen wir mal, was der Limiter leistet. Regler also voll auf Anschlag aufgedreht, Limiter aus und mal schauen, was passiert:

Wie es zu erwarten war, geht es hier ab in den roten Bereich. Die Wellenform zeigt mir später am Bildschirm an, dass ich da einige Male ein wenig über die Null geschossen bin. Gut, aber für so was (und für Studiogäste, die plötzlich laut werden) hat der P8 ja den Limiter. Also eingeschaltet, Regler weiter oben gelassen und …

Die meisten Pegelspitzen hat der Limiter abgefangen, allerdings nicht alle; Soundforge meldet mir noch immer einige rote Bereiche, da greift der Limiter nicht entschlossen genug ein. Komplette Übersteuerungen mit Verzerrungen gibt es dann zwar keine, aber trotzdem bringt der Limiter den Klang nicht konsequent unter die Nulllinie.

Letzter Test: Ich schließe mein Smartphone an die dafür vorgesehene Buchse auf Kanal 8 an und rufe es vom Festnetz an. Das geht – wie schon erwähnt – auch kabellos mit dem optionalen Bluetooth-Modul von Zoom (BTA-2); da ich das aber nicht beim Test dabei hatte, muss es halt die Kabelversion sein. Nun ist das Ergebnis ja auch von vielen Faktoren abhängig – Soundqualität des Smartphones (bzw. dessen Kopfhörerausgang), Qualität der Leitung usw. – deshalb ist das hier nur ein ungefährer Näherungswert. Die Effekte der Mikrofonkanäle fallen hier weg; einzige Einstellungsmöglichkeiten sind hier Höhen und Bässe. So ist der Sound am Ende dann ganz ok; allerdings stelle ich fest, dass man eventuell über diesen Weg zugeschaltete Gäste unbedingt bitten muss, nicht direkt in den Hörer zu sprechen/atmen – oder einen Popschutz zu nutzen, die Störgeräusche sind hier schon recht erheblich.

Übrigens lassen sich am Ende einzelne Audio-Files in der File-Liste miteinander zu einem Gesamtfile kombinieren (sofern sie im WAV-Format in 16/44,1 vorliegen); so kann ich zum Beispiel dann schnell mal eben noch eben einen Show-Opener und ein Ending einbauen oder nachträglich noch Sound-Effekte einfügen, ohne an den PC zu müssen – gefällt mir.

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Fazit

Eine Warnung vorweg: Das wird jetzt so ein „einerseits/andererseits“-Fazit. Einerseits hat der Zoom PodTrak P8 einige überzeugende Features, wie das simple Einbinden von Smartphones oder Kommunikation/Musik aus dem PC, dazu sehr gute Audioqualitäten und das vereinfachte All-in-one-Konzept mit dem übersichtlichen Touchscreen: dransetzen, aufnehmen, bearbeiten, fertig. Andererseits: Was soll diese völlig veraltete Beschränkung auf 16 Bit/44,1 kHz? Warum um alles in der Welt wird das MP3-Format nicht unterstützt? Warum gibt es keine Übersteuerungsanzeige? Warum konnte man nicht wenigstens ein simples TRRS- und ein USB-C-Kabel beilegen – beides gibt’s nicht zwangsläufig in jedem Haushalt. Je nach Gewichtung dieser Punkte wird dann auch die Gesamtnote ausfallen, über die es sich gerade hier trefflich streiten lässt.

Am Ende bin ich dann zu einem abschließenden „gut“ gelangt: 16/44,1 reichen mir für Podcasts, Klang und Workflow überzeugen mich, das Telefon-Feature finde ich besonders in meinem Job als Hörfunkjournalist praktisch. Und wenn ich dann mal wieder bei einem Kunden einen Podcast mit mehreren Teilnehmern produzieren will, muss ich nicht noch Mixer und Notebook mitschleppen, sondern habe alles in einem Gerät. Ein paar seltsame Design-Entscheidungen weniger seitens Zoom hätten meine Urteilsfindung allerdings enorm vereinfacht.

Plus

  • überzeugende Audioqualität
  • intuitiver Workflow via Touchscreen
  • simple Einbindung von Telefon, Smartphone oder PC-Konferenzen/Musiken
  • Pads mit Jingles und Effekten
  • sechs separate Kopfhörerausgänge, einzeln regelbar
  • Batteriebetrieb möglich
  • Live-Streaming via USB/PC
  • zuschaltbare Noise-Reduction für gerade nicht besprochene Mikros
  • Markierungen in der Aufnahme setzen
  • brauchbare Editierfunktionen
  • SD-Karten-Testfunktion
  • Kanal-Settings speicherbar

Minus

  • Kunststoffgehäuse eher wenig „offroad“-tauglich
  • Fader leicht wacklig
  • keine Aufnahmen, kein Abspielen im MP3-Format
  • nur 44,1 kHz / 16-Bit
  • keine echte Übersteuerungsanzeige, kein Peakhold
  • Limiter mit kleinen Schwächen

Preis

  • 499,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    mmiimmimiiimmmiimmi

    Ich verstehe dieses Produkt nicht. Wer einen Podcast aufnimmt wird doch irgendwann zwangsläufig mit dem Computer arbeiten müssen, um das fertige Produkt in die Streamingdienste und Podcatcher zu bringen. Wozu also vorher auf einem fummeligen Touch-Display schneiden? Als Multitracker für unterwegs sieht das DIng natürlich prima aus.

    • Profilbild
      m.steinwachs RED

      @mmiimmimiiimmmiimmi Eben – für den mobilen Einsatz. Man nimmt ja Podcasts nicht immer nur im eigenen Studio auf (ich zumindest nicht), gerad, wenn man mehrere Gäste dabei hat. Auch gut, wenn man mal auf die Schnelle was aufzeichnen will oder muss, ohne erst die ganze Anlage hochzufahren, der P8 ist eben in 10 Sekunden startklar. Und – so fummelig fand ich das Touchdisplay gar nicht, ging erstaunlich gut.

      Und dann sind da noch die Vorteile durch die Telefon-Zuspielung, das Einspielen von Audios vom PC oder die „Jingle-Tasten“. Klar, geht auch alles ohne oder anders, aber ich fand das stellenweise schon recht bequem.

      • Profilbild
        Stephan Merk RED

        @m.steinwachs Ja, das mit der TRRS-Buchse darf man nicht unterschätzen, vor Allem wenn man an Clubhouse denkt, Uwe Bahn macht mit dem kleinen P4 dort tolle Shows. Aber ganz ehrlich, den LiveTrak L-8 mag ich lieber, nicht nur wegen der Meterbridge, sondern es liegt auch ein TRRS-Kabel bei, die sind nämlich gar nicht so leicht zu kriegen. Wer jetzt an Lightning denkt beachte, dass in FaceTime, Telefonie und Skype, Clubhouse und Co. die iDevices in den Telephony Mode schalten, dann kommt nur noch was über die internen Lautsprecher und Mikrofon, erst mit USB-C ist das anders.

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