Podcast-Allrounder: Toller Klang, einfache Bedienung
Mit dem Zoom PodTrak P4 richtet sich der Hersteller aus Japan speziell an die „Generation Podcast“, die in den letzten Jahren einen wahren Boom erlebt hat. Ich selbst bin regelmäßiger Konsument von Podcasts und habe eigentlich viel zu wenig Zeit, um alles zu hören, was mich interessieren könnte. Warum aber ein spezielles Gerät für Podcaster? Was kann denn der PodTrak P4, was man mit einem klassischen Fieldrecorder (z.B. dem Zoom H8) nicht auch machen könnte? Findet das graue Kästchen seine Lücke, oder will man hier nur einen Markt bedienen, der gar keinen Bedarf hat? Schauen wir uns das Gerät mal an!
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Zoom Podtrak P4: Die Ausstattung
Je länger man das Gerät betrachtet, desto mehr wird einem klar, was Zoom hier so reingepackt hat. Für aktuell 218,- Euro ist das sehr eindrucksvoll. Vier Mikrofoneingänge (XLR), alle individuell mit 48V Phantomspannung ausgestattet. Kanal 3 kann zusätzlich als Smartphone-Input genutzt werden und Kanal 4 als USB-Audiointerface.
Jeder der vier Inputs hat einen eigenen Gain-Regler mit einer Bandbreite von bis zu 70 dB. Da müssen viele teurere Preamps schon schlucken. Jeder Eingang kann individuell stummgeschaltet werden, dazu bietet er vier Kopfhörerausgänge (3,5 mm Klinke), jeder mit eigenem Pegelregler.
Im schwarz abgesetzten Bereich auf der Front dann die Möglichkeit der Konfiguration und der Aufnahmesteuerung. Neben Play/Pause, Stop und Record finden Sie hier auch den Schalter, um in das Menü zu gelangen. Hier können die aufgenommenen Dateien wiedergegeben werden, dazu können individuell pro Mikrofon ein Low Cut und ein Limiter gesetzt werden.
Bei „Settings“ werden die Kontrasteinstellung des Displays, das Datum und die Uhrzeit eingestellt. Dazu die USB-Mix-Minus-Funktion, bei der gewählt werden kann, ob der Sound des USB-Eingangs auch über USB ausgegeben wird, oder nicht – sehr hilfreich, um beispielsweise ein Feedback zu unterdrücken. Dann wird in diesem Bereich noch das SD-Karten-Handling, eine Auto-Power-Off Funktion und die Batterievariante konfiguriert.
Ich darf jetzt schon sagen, dass ich es für ein 200,- Euro Gerät schon sehr eindrucksvoll finde, was Zoom hier – nicht nur zu dem Preis – in den PodTrak P4 gepackt hat. Kommen wir aber noch zu den prominent platzierten A – B – C – D Tasten…
Die Sound Pad Funktion
Viele Podcasts haben das Problem, dass der Hörer durch – ja, sagen wir es: zu viel Gelaber – ermüdet. Gerade bei Diskussionen gibt es doch immer wieder den einen Teilnehmer, der zwar interessante Fakten liefert, diese aber völlig emotionslos und sogar langweilig präsentiert. Naja, nicht jeder ist als Entertainer geboren. Hier ist der Moderator gefragt, um dem Thema etwas Würze zu verleihen und Humor und Abwechslung in das Geschehen zu bringen.
Deswegen haben wir in dem Zoom PodTrak P4 eine Art kleine Jingle-Maschine eingebaut. Einfach eine der vier Alphabet-Tasten drücken und schon ertönt ein beliebiger Soundeffekt.
Für den Standard hat der P4 schon ein Set Soundeffekte an Bord – aber natürlich kann man auch seine eigenen Jingles erstellen und auf eine der Tasten legen. Ist das albern? Nein – im Gegenteil. Wenn ich um 7:00 Uhr morgens mit meinem Hund Gassi gehe und dabei den WildMics Special Podcast im Rahmen der Hoaxilla Reihe höre, dann bringt Tommy Krappweis immer wieder mal gut dosiert Soundeffekte rein, die mich dann manchmal laut auflachen lassen (was auch peinlich sein kann). So kann man auch ernsten Themen eine gewisse Leichtigkeit geben, auflockern und den Hörer bei Laune halten. Das Ganze ist im Zoom PodTrak P4 gut gelöst und recht einfach zu konfigurieren.
Weitere Anschlüsse
Über eine TRRS-Buchse kann ein Telefon angeschlossen werden, und hier findet man auch die Möglichkeit, den Zoom BTA-2 Wireless Bluetooth Sender/Empfänger mit dem PodTrak 4 zu verbinden. Die Stromversorgung findet entweder über zwei AA-Batterien statt (Zoom verspricht 4 Stunden Laufzeit), oder extern über ein 5V-USB-Interface. Auch über die USB-C-Verbindung wird das Gerät mit Strom versorgt. Dabei ist das komplett „seamless“: im Batteriebetrieb an USB anschließen und dann die Akkus wechseln ist im Betrieb kein Problem und völlig unterbrechungsfrei. In Sachen Speicher unterstützt das Gerät SD-, SDHC- und SDXC-Karten mit bis zu 512 GB Kapazität.
Und nicht zuletzt ist der Zoom Podtrak P4 auch ein 2×2-Audiointerface und liefert WAV 44,1 kHz, 16 Bit. Leider wird hier nicht der komplette Umfang der Ein- und Ausgänge an die DAW übergeben, aber dafür legt das Gerät alle Dateien der Eingangsquellen (bis zu 10 Kanäle) auf der SD-Karte ab. Diese kann man dann bequem in die gewünschte DAW einbinden. Zudem ist der PodTrak P4 Class compliant und benötigt am Mac keine Treiber.
Die Verarbeitung
Ich würde sagen: Alles im grünen Bereich! Natürlich muss man das immer preisbezogen betrachten und ein Kunststoffgehäuse und alle Schalter und Taster haben jetzt nicht die Qualität eines Elysia Alpha, aber wirklich meckern kann man auch nicht. Die Gain-Regler haben etwas Spiel und auch die XLR-Buchsen sitzen nicht bombenfest, aber trotzdem ist das alles aus einem Guss. Immerhin wiegt das Gerät auch nur 290 Gramm bei Abmessungen von 112 x 155 x 47 mm (BxTxH) und ist somit wirklich ultra-mobil.
Die Bedienung und der Klang
Natürlich ist das Display sehr klein und mit ein paar Menüs versehen, aber man findet sich wirklich sehr schnell zurecht. Ich konnte das Gerät völlig ohne Blick in die Bedienungsanleitung in Betrieb nehmen und Funktionen wie etwa die Sound Pads sofort anwenden. Mit eingesteckten Mikrofonen werden auch sofort die Pegel anhand von kleinen Peak-Anzeigen im Display gezeigt – leider ohne jegliche Skalierung. Drei etwas längere Skalenstriche weisen darauf hin, ob man im grünen, gelben oder roten Bereich ist, und mit dem Gain-Reglern man kann die Kanäle gut mischen. Ich hätte mir eine Skalierung gewünscht, aber ich muss zugeben: ich hätte auch keine Ahnung, wo man die zeigen sollte – zu klein ist das Display, um mehr Informationen darzustellen. Mit einem Spickzettel kann man sich die Sound Pad Belegung der A-B-C-D Tasten merken, und der Rest ist ebenfalls selbsterklärend.
Kommen wir zum Klang: Ich finde es konsequent, dass Zoom sich auf 44 kHz/16 Bit konzentriert, denn mehr ist für Podcasts wirklich nicht nötig. Immerhin muss man auch immer einen Blick auf die Dateigrößen haben, wenn man die finale Datei in das gewünschte Portal lädt. Wer unbedingt mehr will, der sollte sich dann Gedanken über einen Digitalmixer machen. Wobei hier die Mobilität und die Sound Pad-Funktion nicht gegeben ist.
So ist die Klangqualität der Preamps wirklich gut und für den anvisierten Zweck völlig ausreichend. Auch der Ton über die Kopfhörerausgänge kommt klar, rauschfrei und mit genügen Power an. Ich hatte hier mit diversen Kopfhörern von 35 – 350 Ohm keine Probleme.
Zoom PodTrak P4 in der Praxis
Egal, ob Sie Live-Diskussionen oder Teilnehmer über das Smartphone einbinden wollen – der P4 macht seine Sache wirklich gut und ich kann mir bei Standard Podcasts kein Szenario vorstellen, wo der Zoom nicht den Ansprüchen genügen könnte. Ein paar interessante Szenarien:
- Es gibt die Möglichkeit, ein iPad über USB-C mit dem PodTrak zu verbinden und dort das Recording zu machen. Wenn einem dann der „Saft“ ausgeht, hat man eine zweite USB-C Buchse für ein USB-Ladegerät.
- Im Gegensatz zu anderen Geräten spart man sich mit dem PodTrak P4 den externen Kopfhörerverstärker – gerade, wenn man mobil unterwegs ist, ist das nicht zu unterschätzen.
- Mit dem optionalen Bluetooth Wireless Sender/Empfänger kann man beispielsweise einen Gesprächspartner mit einem mobilen Gerät in den Podcast holen und aktiv teilnehmen lassen.
- Die Soundpads bieten auch mehr als nur Jingles: So kann man auch einen vorher aufgenommenen Zuschauerkommentar einspeichern, oder die Intro- oder Outromelodie auf feste Tasten legen.
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Wer dazu noch mit Video arbeitet kommt mit nur »WAV 44,1 kHz, 16 Bit« nicht weit. Es fehlt die für Video und Weiterverarbeitung höhere Auflösung von »48 kHz, 24 Bit«.
@Franz Walsch Hallo, bei Video gebe ich Dir recht, aber wenn man den Podcast z.B. nach Youtube konvertieren möchte, dann werden 44,1 kHz empfohlen. Besser ist immer besser, aber ich denke für den anvisierten Zweck ist der Podtrak gut gerüstet.
Gruß, Jörg
@Jörg Hoffmann Also ich muss ganz ehrlich schreiben – und meine ersten Podcasts habe ich 2007 mit dem alten Zoom H4 aufgenommen, mir könnte man das Teil unter den Weihnachtsbaum legen und er wäre schneller in der Bucht als ausgepackt. Was soll so ein Gerät? Ich kann mobil nicht ohne Mikrofone arbeiten und dann braucht es eh eine Equipmenttasche, wobei der LifeTrak L-8 in vielerlei Hinsicht besser ist und höher auflöst. Klar, die Juppi-Fraktion freut sich immer über neue Gadgets, aber die meisten Podcasts nehme ich zumindest in meinem Heimstudio und nicht unterwegs auf. Ich habe manche Interviews mit dem PCM-D100 mitgeschnitten und das war immer gut, weil wegen der eingebauten Mikros. Dann noch die Mini-Klinken, die sich nicht über stetiges Ein- und Ausstecken freuen und wenn vier Leute ständig an der kleinen Schachtel ziehen, ich weiß ja nicht. Günstig ist er, aber dazu kommt eben notwendiges Zubehör, da käme man mit einem H2n deutlich weiter, vor Allem für Interview-Situationen. Okay, die Jingles fehlen, aber wenn ich persönlich etwas neben künstlichem Rumgelache und Pseudo-Witzen nicht mag, sind es diese seltsamen Jingles. Ich weiß nicht, ob die Welt solche Spezialgeräte wirklich braucht. Zoom hat übrigens auch ein passendes Mikro-Set im Sortiment.
@Stephan Merk Ich finde Zoom eigentlich ganz cool, auch wenn ich vielleicht eher Tascam kaufen würde. Dieses Gerät finde ich schon speziell, kenne die Zielgruppe aber zu wenig. Das „Werbevideo“ lässt allerdings Rückschlüsse zu. Das ist echt eine Lachnummer …
Naja, inzwischen verliere ich bei denen die Übersicht. Der neue H8, auch für Podcaster, der LifeTrak L-8, auch mit TRRS-Buchse, der PodTrak in zwei Versionen. Natürlich alles als Audio-Interface nutzbar, die sich im Musikerhaushalt ja auch so unglaublich selten finden lassen. ;) Tascam hat so ein Gerät nicht im Angebot und wenigstens haben die kleinen Rekorder Mikros drin. Wenn man mobil und dann immer mit MacBook aufzeichnet, gibt es sicher günstigere Alternativen für vier Mikros eben als Interface. Display ist dann egal, man hat ja einen Monitor. Wie auch immer, ich brauche das Teil nicht und wüsste auch nicht wofür. An den RODECaster Pro reichen die Dinger alle nicht heran oder sind in ihrer Bedienung einfach zu komplex und das braucht der gewöhnliche Podcaster nicht. LifeTrak L-8 und Model 12 sind da weitaus interessanter und vor Allem wirklich vielseitig. Bei zwei Batterien und vier Mikros mit Phantomspeisung wird die Show mit dem PodTrak jedenfalls nicht lang werden. ;)
Nicht explizit beantwortet bleibt für mich die einleitend formulierte Frage „was kann es, was ein Zoom H8 nicht kann“? Als jemand mit keiner Ahnung vom P4 und wenig vom H8 lese ich aus dem Test:
– der P4 hat ne ordentliche Verstärkung, H8 ist mit 55,5dB da eher mau aufgestellt,
– P4 hat vier einzeln regelbare Kopfhörerausgänge,
…und das wars dann, oder was gibts noch?