Zoom Video - Klappe die Zweite
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Mit der Zoom Q8n-4K Kamera will uns der Hersteller der bekannten und zu Recht beliebten Audio- und Field-Recorder wie dem H4n oder dem H6 die Möglichkeit an die Hand geben, zusätzlich zum Ton noch hochaufgelöste Videos aufzunehmen. Das ist eine spannende Kombination, denn wir wissen, dass die Zoom Audiorecorder mit ihren wechselbaren Mikrofonkapseln in der Oberliga des transportablen Recordings spielen. Kaum ein Konzert, bei dem man nicht irgendwo einen der kleinen Zoom-Freunde entdecken kann, die die Darbietung der Bands in Stereo und in sehr guter Qualität mitschneiden. Vor ziemlich genau einem Jahr hatte ich das Vorgängermodell – den Zoom Q8 Audio- & Videorecorder – zum Test hier, der zwar klanglich eine sehr gute Figur machte, allerdings, was die Videoqualität und die Bedienung über das winzige Touch-Display anging, leider nicht so ganz überzeugen konnte.
Nun liegt der runderneuerte Zoom Q8n-4K Handy-Videorecorder vor mir und will es besser machen. Hierbei schielt der Hersteller allerdings nicht nur auf die Möglichkeit des Mitschneidens von Konzerten oder Sportveranstaltungen, sondern die Kamera lässt sich tatsächlich auch als Webcam und für Livestreams einsetzen. Schauen wir uns zunächst die Spezifikationen an:
Zoom Q8n-4K – Facts & Features
Beim Auspacken fällt direkt das moderne, rundere Design des Zoom Q8n-4k Handy-Videorecorders auf, zudem ist die Kamera im Vergleich zum Vorgänger nochmals etwas geschrumpft. Rund 370 g bringt der Zwerg auf die Waage, kann also durchaus auch mal über einen längeren Zeitraum in der Hand gehalten werden. Herzstück der Videoaufzeichnung ist ein 150° Weitwinkelobjektiv mit einer Lichtstärke von 2.8, als Bildsensor arbeitet ein 1/2.3″ CMOS-Sensor mit 16 Megapixel. Im Lieferumfang ist eine Verschlusskappe fürs Objektiv enthalten, die mittels einfacher Drehung am Gehäuse arretiert werden kann. Eine Streulichtblende liegt ebenfalls bei. Montiert man diese an der Kamera, kann der Objektivdeckel nicht mehr aufgesetzt werden. Weiter sind noch ein Mikrofon-Windschutz aus Schaumstoff, ein USB-C-Kabel und eine Kurzanleitung im Paket. Das war’s für knapp 400 Euro Straßenpreis. Die Kamera verfügt über die Möglichkeit der Fernbedienung per iOS- oder Android-App, leider muss man den dafür nötigen Bluetooth-Adapter extra erwerben, der nochmal mit 36 Euro zu Buche schlägt. Schade, denn so kann ich die Funktionalität der App nicht direkt selbst testen. Angesichts der recht kleinen Bedienelemente des Zoom Q8n-4K Handy-Videorecorders und meiner dicken Finger scheint mir eine App auf dem iPad eine lohnende Alternative.
Auf der Rückseite der Kamera dominiert die Mikrofonkapsel das Geschehen. Per Knopfdruck kann diese aus der rückseitigen Parkposition gelöst und aufgeklappt werden, wobei sie direkt den Blick auf das 2″ kleine Display freigibt, das von insgesamt 11 Knöpfchen umrahmt wird, mit denen die grundlegenden Kamerafunktionen zu bedienen sind. Dankenswerterweise hat man diesmal und im Gegensatz zum Vorgängermodell auf ein Touchdisplay verzichtet.
Um die Kamera einzuschalten, kann das Display zur Seite geklappt werden. Neben dem Power-Knopf finden wir hier eine Pad-Schalter, der das Eingangssignal um 20 dB absenken kann. Die Phantomspeisung für externe Kondensatormikros kann hier ebenfalls ein- und ausgeschaltet werden. Im Menü der Kamera kann dann die benötigte Spannung von 12 V über 24 V bis 48 V ausgewählt werden. Über drei beleuchtete Druckknöpfe können hier die drei möglichen Audioeingabequellen ausgewählt werden. Hier kann man sich für die integrierte Mikrofonkapsel entscheiden oder man wählt einen oder beide XLR-Eingänge an der rechten Gehäuseseite aus. Zu jeder der beiden Buchsen gehört ein kleines Rädchen zur Regelung der Eingangsempfindlichkeit.
Die Aufnahme von Audio und Video erfolgt auf einer Micro-SD-Karte, die nicht im Lieferumfang enthalten ist. Bis zu 512 GB darf die Speichergröße der Karte betragen. Meine kleine Testkarte mit 64 GB ermöglicht bei höchster Auflösung für Video und die Speicherung des Audios im WAV-Format 48 kHz und 24 Bit Audiotiefe eine Aufnahmekapazität von 1 h und 45 m. Das Display der Kamera kann, wie schon beschrieben, nach vorn umgeklappt werden und dient so als Monitor für Selfie-Aufnahmen. Leider ist das Display nicht kippbar, so dass eine gleichzeitige Bedienung von Display und den darunter verborgenen Bedienelementen nicht möglich ist.
Das Gehäuse der Kamera besteht komplett aus Kunststoff und dürfte einem Sturz nichts entgegenzusetzen haben. Eine Handschlaufe ist im Lieferumfang nicht enthalten. Ein Standardgewinde zur Montage auf einem Stativ ist an der Unterseite des Gerätes natürlich auch vorhanden, genau so wie ein Kopfhörerausgang, ein 300 mW starker Lautsprecher und eine HDMI-micro Typ-D-Buchse zum Anschluss an einen externen Monitor. Der Akku wird über die USB-Buchse geladen, mittels eines USB-2-Ports dauert der Ladevorgang rund viereinhalb Stunden. Das Gerät kann bei höchster Auflösung etwa 80 Minuten per Akku betrieben werden. Die Netzversorgung ist aber auch über die USB-Buchse möglich, was besonders bei der Verwendung als Webcam Sinn ergibt.
Die Videoausstattung des Zoom Q8n-4K Handy Video Recorders
Die Basis der Videoaufzeichnung, das Objektiv und den Sensor, habe ich bereits erwähnt. Aber selbstverständlich können im Menü der Kamera noch einige Optionen bezüglich der Videoaufnahme mit dem Zoom Q8n -4K Handy-Videorecorder ausgewählt werden. Da die Kamera nicht mehr mehr über ein Touch-Display bedient werden kann, müssen die Taster rund um das Display herhalten. Links oben befindet sich der Auswahltaster für die vier Aufnahmemodi. Entweder es wird eine .mov-Datei erzeugt, die den Ton beinhaltet oder man wählt .mov plus .wav. Dann zeichnet die Kamera Ton und Bild getrennt auf. Die beiden anderen Modi sind für reine Audioaufnahmen gedacht, hier kann entweder eine Stereospur erzeugt werden oder alle 4 Spuren werden getrennt voneinander aufgezeichnet (Multi). Wir wenden uns jetzt dem Videomodus zu. Der Taster unter dem Modus-Wahlschalter kümmert sich um die Videoauflösung. Es stehen der 4K-Modus, HD1080p oder HD720p zur Verfügung, bei beiden letzteren Optionen mit bis zu 60 fps (frames per second) . Im 4K-Modus sind nur maximal 30 fps möglich.
Rechts oben neben dem Display steht ein Taster mit der Bezeichnung „fov“. Das steht für „field of view“ und bezeichnet mehrere Stufen des digitalen Zooms. Fünf verschiedene Optionen stehen hier zur Auswahl. Beginnend mit der Einstellung „Wide“ über drei Zoomstufen bis zur fünften, größtmöglichen Stufe mit der Bezeichnung „Tele“. Ein weiterer Taster führt uns durch fünf verschiedenen „Szenen“. Das sind Voreinstellungen für unterschiedliche Lichtverhältnisse . Wählt man „Auto“, versucht die Kamera selbstständig die optimalen Einstellungen, je nach Lichtverhältnissen, zu finden. „Indoor“ und „Outdoor“ dürften selbsterklärend sein, „Concert Light“ ist optimiert für Aufnahmen unter stark wechselnden Lichtverhältnissen. Ein Nachtmodus ist ebenfalls vorhanden. Eine letzte Option ist die Auswahl der Helligkeit des Displays, dies kann in drei Stufen geregelt werden. Etwas tiefer im Menü kann ein Selbstauslöser eingestellt werden, der wahlweise 3, 5 oder 10 Sekunden Auslöseverzögerung bietet.
Die Videoqualität des Zoom Q8n-4K Handy-Videorecorders
Hatte ich beim Vorgängermodel, der Zoom Q8 Kamera, noch zu bemängeln, dass die Qualität der Videos bei Weitem nicht an die eines herkömmlichen iPhone 12 heranreicht, kann ich hier jetzt tatsächlich Besserung vermelden. Aber im direkten Vergleich zwischen der Facetime-Kamera meines iMac Pro und der Zoom Q8n-4K macht sich trotzdem wieder Ernüchterung breit. Nach wie vor scheint die Farbwiedergabe der Zoom Kamera unnatürlich und übertrieben.
Im Weitwinkel-Modus ist der Fischaugeneffekt noch immer sehr präsent und macht diesen Modus für mich nahezu unbrauchbar. Erst ab der ersten Zoom-Stufe ist dieser Effekt verschwunden, der digitale Zoom tut der Bildqualität leider auch nicht gut. Im Tele-Modus wünscht man sich einen optischen Zoom.

Im „Tele-Modus“ wünscht man sich einen optischen Zoom, der das Bild natürlicher und schärfer abbilden würde
Die Audioausstattung des Zoom Q8n-4K
Vier Audiospuren bietet der Zoom Q8n-4K Handy-Videorecorder. Wobei zwei der Spuren schon für das mitgelieferte Stereomikrofon reserviert sind. Bei der mitgelieferten Mikrokapsel handelt es sich um das bewährte XYQ-8 120° Stereomikrofon. Zoom bietet einige alternative Kapseln an, die unterschiedliche Richtcharakteristiken bereitstellen. Die hier verwendete Stereokapsel hat sich vor allem bei Konzertmitschnitten bewährt. Die beiden anderen Audiospuren sind jeweils einem der beiden XLR-Eingänge zugeordnet. Hier können externe Mikrofone oder andere Klangquellen eingespeist und gemischt werden.
Alle Eingänge verfügen über einen Regler für die Eingangsempfindlichkeit und können im Mixer-Display in Lautstärke und Panorama geregelt werden. Jeder Spur kann individuell ein nützlicher Effekt zugefügt werden. Hier stehen ein Limiter, ein Compressor, ein Leveler, ein DeEsser und ein Noise-Gate zur Verfügung. Ein zusätzlicher LoCut ist ebenfalls individuell für jede Spur einschaltbar und unterdrückt die Frequenzen unterhalb des eingestellten Frequenzbereiches. Dieser kann in 40-Hz-Schritten von 80Hz bis 240Hz eingestellt werden und dürfte tieffrequenten Störgeräuschen effektiv den Garaus machen. Die Einstellung der Audioqualität reicht von 44,1 kHz/16 Bit bis 96 kHz/24 Bit.
Über die Audioqualität eines Zoom-Gerätes muss man nicht viele Worte verlieren, das mitgelieferte X/Y-Mikrofon bildet Umgebungsgeräusche, Musik und Sprache erstklassig wieder, die entstehenden Audioaufnahmen sind perfekt für eine weitere Bearbeitung durch externe Software geeignet und können voll und ganz überzeugen.
wenn die bekanntermassen nicht besonders gute iMac Kamera eine Modells mit 5 Jahren auf dem Buckel besser ist, ist das ein eindeutiges Urteil. Nicht kaufen. Und den Tipp Field Recorder von denen kaufen und mit dem iPhone filmen, stehe ich absolut dahinter. Danke für den Test. Experimentiere seit einiger Zeit mit Kameras für Konzertaufnahmen. Drei iPhones/iPads + eine leistungsfähige Kamera in der Totale, die auch eine nachträgliche Vergrösserung erlaubt. Das geht.
Schade, mit ordentlicher Kamera wäre das echt genial….
Ich hatte mir damals den Q2n-4K gekauft und auch einen Test dazu geschrieben. Das Teil kam bei mir aufgrund des relativ günstigen Preises gut weg, für Proberaumaufnahmen und auch für YouTube, wenn es kein Smartphone sein soll, reicht das. Vor Allem läuft das Ding mit Batterien/Ni-MH-Akkus und externem Batteriekasten recht lange. Als ich dann Q8n-4K las, hatte ich echt Hoffnung, dass man aus den Fehlern lernt: Gut geschliffene Glaslinse, die vor allem nicht bei Lichteinstrahlung von Oben reflektiert (spart dann auch die Sonnenblende), mechanischer Autofokus und so weiter. Der Q2n-4K hat 12 Szeneneinstellungen, für den Q8n-4K sprechen allenfalls die Audio-Features. Mensch Zoom, Actioncams sind doch echt nicht mehr teuer, wieso gerade dann an der Optik sparen? Dann hätte man lieber die Effekte weglassen sollen, weil die nützen bei der Bildqualität ja auch nicht viel. Wer einen Camcorder mit externem Eingang sucht und sich keine Sony DSC-RX100M7 leisten will, sollte sich mal die Sony HDR-CX450 anschauen. Zwar kein 4K, aber dafür Full-HD und das recht brauchbar.