Auf wackeligen Beinen zum Ruhm
Internetpräsenz ist alles. In Zeiten mobiler Streams, omnipräsenter Verfügbarkeit sozialer Medien und Dauerberieselung auf allen Kanälen will der geneigte Influencer natürlich gesehen werden. Da ist ein professionelles, optisch ansprechendes und verständliches Video natürlich von Vorteil. Muttis Nachttischlampe als Studiobeleuchtung hat da irgendwann ausgedient. Aber wenn man noch nicht die dicke Kohle mit den Videos verdient, muss vorerst eine günstige Lösung her, die unser Ansinnen, gut ausgeleuchtete, hochaufgelöste Videos zu produzieren, unterstützt. Für 179,- Euro schickt der italienische Hersteller IK Multimedia mit dem iRig Video Creator HD Bundle ein Starterset ins Rennen, das unser vorhandenes Smartphone mit seiner hoffentlich hohen Videoauflösung integriert und bei bester Beleuchtung und bestem Ton die Massen mobilisiert. Schauen wir mal.
IK Multimedia iRig Video Creator HD Bundle – Lieferumfang
Auf dem Karton begrüßt uns ein gut gelaunter Wuschelkopf und motiviert uns, das Bundle auszupacken (oder zu „unboxen“, wie der Influencer sagt …). Im Lieferumfang befindet sich ein Stativ für den Handyhalter (iKlip) und den Leuchtring, das iRig Mic HD2 nebst eigenem Ständerchen, alle nötigen Gewinde und Kabel sowie eine Bluetooth-Fernbedienung fürs Smartphone, so dass man die Aufnahme später locker aus der Hüfte starten kann.
Eine Handgelenkschlaufe für das Stativ ist auch dabei. Wer also gern mal an der Absprungkante einer Bungee Location filmt, muss sich um das Stativ schon mal keine Sorgen machen. Der Zusammenbau erweist sich als problemlos. Das Mikro wird vom Smartphone-Akku gespeist, das entsprechende Kabel für iOS oder Android Geräte liegt bei. Der LED-Ring dagegen benötigt eine externe Stromspeisung. Das macht die mobile Verwendung des Bundles natürlich schwieriger, eine Powerbank sollte man also schon besitzen.
Fürs Smartphone lassen sich per beigelegten QR-Codes ein paar Apps laden, die über den IK Product Manager registriert werden müssen. Diese Apps können zur Video und/oder Tonaufnahme genutzt werden und verfolgen leider die undurchsichtige Preisstrategie aller IK Multimedia Produkte. Ein paar Goodies innerhalb der Apps werden mit der Registrierung freigeschaltet, möchte man zusätzliche Filter, EQs, Delay oder Reverb, muss man zusätzlich in die Tasche greifen, zwischen 0,99 Euro für einzelne Effekte und bis zu 14,99 Euro für Effektbundles können sich schnell zu stattlichen Summen addieren. Die undurchsichtige Registrierungs- und Preispolitik ist mir schon bei anderen Produkten dieses Herstellers negativ aufgefallen. Für die knapp 180,- Euro, die für das Bundle aufgerufen werden, könnte man schon eine Vollversion der Apps mitliefern. Nun gut, das Mikrofon funktioniert auch mit der iPhone eigenen Kamera-App, sogar die Fernbedienung tut ihren Dienst.
iRig Video Creator HD Bundle – der Aufbau
Die einzelnen Komponenten sind schnell zusammengebaut, der Handyclip gehört auf das Tripod, der LED-Ring kommt noch obendrauf. Man könnte auch das Smartphone innerhalb des Ringes positionieren, allerdings wird’s da ganz schön eng bei meinem iPhone 12, wer die Max Pro-Version nutzt, kann diese Option direkt vergessen. Zudem spiegelt sich dann bei Brillenträgern die Leuchte in der Brille.
Der Turm, der sich aus der Montage ergibt, ist nun bereits über 60 cm hoch und wackelt bedenklich. Das Tripod lässt noch den Auszug auf bis zu 90 cm zu, dann möchte ich diesem Konstrukt mein teures Smartphone allerdings nicht mehr wirklich anvertrauen. Wer beim Handling während einer Videoproduktion versehentlich den Teleskopauszug dreht, entriegelt den Teleskopmechanismus und alles rutscht in sich zusammen. Das Mikrofon des iRig Video Creator HD Bundles wird mit Hilfe eines der beiliegenden Adapterkabel ans Smartphone angeschlossen und kann nun direkt verwendet werden. Leider ist das Kabel recht kurz, so dass bei vollem Auszug des Teleskopständers kaum noch Spielraum bleibt, das Mikrofon nach Belieben zu positionieren. Das Mikro selbst arbeitet nun wie ein externes Audiointerface, über einen Kopfhörerausgang kann man die Audioaufnahmen direkt mit- oder später abhören. Die Eingangsempfindlichkeit und der Kopfhörerpegel können über schwer bedienbare Regler am Rücken des Mikrofons eingestellt werden. Eine kleine LED, die bei größerer Entfernung des Sprechers vom Mikrofon quasi unsichtbar ist, gibt Auskunft über etwaige Übersteuerung des Signals.
iRig Video Creator HD Bundle – Einsatz in der Praxis
Nachdem alle Apps geladen und alles verkabelt ist, startet der Praxistest. Mit der App iRig Recorder können sowohl Bild als auch Ton aufgenommen werden. Die App Mic Room ist für das iRig Mic optimiert und bietet nach der Registrierung einige Models bekannter Mikrofone. Der Zugriff auf alle Mikromodels kostet dann natürlich.
Die Klangqualität der Aufnahme ist gut, das Kondensatormikrofon arbeitet mit 24 Bit und 96 kHz. Die aufgenommene Qualität ist gut genug, um das aufgenommene Signal im Smartphone oder extern, zum Beispiel mit Steinbergs Wavelab Cast, zu bearbeiten. Die LED-Ringleuchte bietet, per Schalter am Kabel abrufbar, drei verschiedenen Lichtmodi, von warmweiß über kühl zu eiskalt.
Jeweils 12 Helligkeitsstufen schaffen ein brauchbares Licht, das sich leider je nach Position des Ringes gern stark in der Brille spiegelt, sofern man eine trägt. Hier wäre also ein zusätzlicher Diffusor nötig. Mit ein bisschen Geduld findet man aber auch schnell eine Position ohne Spiegelung. Der Vordergrund der Aufnahme kann mit den möglichen Optionen des Rings gut ausgeleuchtet werden und macht auf dem Smartphone Screen eine gute Figur.
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puh… 179 Euro…. ist ganz schön happig :/