Die Referenzklasse
Nachdem wir uns im vorherigen Special fünf Monitore mit 10″ Woofer angehört haben, soll nun die wohl am häufigsten eingesetzte Größe in Augen- und Ohrenschein genommen werden. Diesmal stellen sich fünf Boxen mit 12″ Speaker im Preisbereich von 249,- bis 639,- Euro zum Vergleich. Auch dieses Mal kommen wieder nur aktive Modelle zur Auswahl.
Dynacord A112A
Wir starten diesmal mit der preisintensivsten Box im Testfeld. Die A-Line von Dynacord umfasst drei Modelle, die jeweils aktiv oder passiv angeboten werden. Neben der A112(A) ist noch die A115(A) verfügbar, in der, klar, ein 15″ Woofer werkelt. Dazu gesellt sich noch der A118(A) Subwoofer.
Die Kombi aus A112A und A118A hatte schon unser PA-Fachmann Peter Ludl im Test, hier der Link:
https://www.amazona.de/test-dynacord-a-line-aktivboxen/
Das Gehäuse ist aus 15 mm Birken-Multiplex gefertigt und mit einem strapazierfähigen Strukturlack beschichtet. Das stabile Wabengitter ist mit Akustikschaum hinterlegt und ist über die seitlichen Kanten gezogen. Somit dient es in der Monitorposition als guter Schutz vor aufgestellten Füßen. Durch die Monitorschräge wird ein Aufstellwinkel von 60° angeboten. Gummifüße gibt es leider nur auf der Unterseite, d.h., wenn die Box in den meisten Fällen sowieso auf dem integrierten Hochständerflansch platziert ist. Der Rutsch- und Lackschutz in der Monitorposition wurde eingespart.
Die A112A muss mit einem Griff auskommen, der auf der rechten Seite eingelassen ist. Das ist nicht optimal, bei dem recht geringen Gesamtgewicht von 16,8 kg aber vertretbar. Mit 607 x 362 x 340 bietet das Gehäuse recht kompakte Maße. Ein Wort noch zur Verarbeitung: Dynacord verschweigt nicht, dass die A-Line „Made in China“ produziert wird. Die A112A unterstreicht, dass dies definitiv kein negatives Qualitätskriterium mehr darstellt, weder in Verarbeitung wie auch im elektronischen Bereich konnte ich hier Abstriche zu „Made in good old Germany“ feststellen.
Neben dem 12″ Woofer arbeitet ein Hochtöner mit 1,5″ Treiber. Der Abstrahlwinkel beträgt 90° x 50° und ist nicht veränderbar. Beide Komponenten stammen von Electro-Voice, was nicht weiter verwundert, da beide Traditionshersteller seit geraumer Zeit demselben Firmenkonstrukt angehören.
Befeuert wird der Monitor von einer Bi-Amp Class-D Endstufe mit 500 Watt/RMS Gesamtleistung. Die digitale Signalverarbeitung umfasst getrennte Limiter für beide Wege und EQs und Crossover mit FIR-Technologie. Von 55 Hz bis 17 kHz reicht das Frequenzspektrum, der Schalldruckpegel ist mit 121 dB angegeben. Die Trennung zwischen Woofer und Tweeter liegt bei 1,7 kHz.
Die Elektronikeinheit bietet zwei Eingänge.
Input 1 verfügt über eine Klinke-/XLR-Kombibuchse und ein Cinch-Paar. Dessen Signal wird natürlich intern summiert. Die Buchsen können gleichzeitig genutzt werden, es steht jedoch nur ein Levelpoti zur Verfügung. Input 2 ist ebenfalls mit einer Kombibuchse ausgeführt und kann zwischen „Line“ und „Mikrofon“ umgeschaltet werden. Eine Phantomspeisung für Mikrofone ist nicht vorgesehen. Auch Kanal 2 hat einen eigenen Level-Regler, die Gesamtlautstärke wird im Master mit „Volume“ eingestellt. Diese Einheit verfügt über eine LED, die Übersteuerung anzeigt und zwei Schiebeschalter. Hiermit wird zwischen den beiden Sound-Presets „Main“ und „Monitor“ umgeschaltet, mit dem Zweiten lässt sich ein LowCut bei 100 Hz setzen.
Auch ein Output als XLR ist vorhanden, hier kann zwischen Line 1 oder dem Mix der beiden Eingänge ausgewählt werden. Powerschalter und Netzgerätebuchse runden den Powerblock ab. Die Kühlung erfolgt passiv über die Geräterückseite.
Preislich liegt die A112A bei 639,- Euro. Der Soundcheck wird zeigen, ob sie das wert ist.
Behringer Eurolive B812NEO
Die B812NEO ist schon einige Zeit erfolgreich auf dem Markt. So ist es nicht verwunderlich, dass wir diesen Lautsprecher zusammen mit der großen Schwester B815NEO auch schon im Amazona-Testlabor hatten. Der Test von „Onkel Sigi“ findet sich unter diesem Link:
https://www.amazona.de/test-behringer-b812neob815neo/
Die Behringer-Box ist aus Plastik gefertigt, der 12″ Woofer wird von einem stabilen Metallgrill geschützt, das Horn ist, ebenso wie die Bassreflexöffnungen, offen. Der 1,75″ Treiber arbeitet, wie auch der Woofer, mit einem leichten Neodym-Magneten. Trotzdem bringt die Plastikbox nicht ganz leichte 19 kg auf die Waage. Mit 660 x 380 x 395 mm ist das Gehäuse auch deutlich ausladender als vergleichbare Holzkonstruktionen.
Seitlich sind zwei Griffe im Gehäuse integriert, mit denen sich der Speaker bequem transportieren lässt. Auf der Unterseite findet sich neben den Standfüßen der Hochständerflansch, der sogar über eine Feststellschraube verfügt. Auf der Oberseite finden sich die Gegenparts zu den Füßen, womit sich zwei Exemplare rutschfrei stapeln lassen. Eine Seite des Gehäuses ist abgeschrägt, sodass sich die Box als Monitor nutzen lässt.
Rückseitig ist die Elektronik verbaut.
Einen großen Teil nehmen die Kühlrippen der Class-D Zweikanalendstufe ein. Besonders stolz scheint Behringer auf die enorme Leistung von 1260 Watt zu sein, sodass dieser Wert sogar als Emblem auf dem Lautsprechergitter erscheint. Natürlich handelt sich es dabei um eine kurzzeitig erreichbare Peak-Angabe, eine seriöse Zahl in RMS findet sich leider nicht in der Produktinformation. Überhaupt finden sich recht wenig verwertbare Infos in der Produktbeschreibung: Abstrahlwinkel des Horns, Fehlanzeige, Trennfrequenz, vernachlässigbar. Immerhin erfährt der Leser, dass die Elektronik eine digitale Frequenzweiche, Kompressor/Limiter pro Weg und eine Phasen- und Zeitkorrektur zur Verfügung stellt. Auch die 2-Band Klangreglung mit LowCut, der Contour-Filter und das Noisegate wurden digital realisiert.
Womit wir beim Anschlussfeld angekommen wären. Hier bietet die B812NEO zwei Mic/Line-Inputs mit Kombibuchsen. Beide Eingänge verfügen über einen eigenen Levelregler mit Clip-LED. Über einen XLR-Out kann das Signal weitergeführt werden. Die Klangreglung bietet die Möglichkeit, Bässe und Höhen um bis zu 15 dB abzusenken oder anzuheben. Der dritte Regler ist für den LowCut zuständig und von „Off“ bis 160 Hz durchstimmbar. Mit dem Contour-Schalter lässt sich die Box für die Anwendungen Sprache oder Musik anpassen. Ein zweiter Schalter lässt die Elektronik nach einer bestimmten Zeit in den Bypass-Modus fallen. Auch ein Noisegate ist verbaut, eine LED zeigt die Funktion an. Mit Netzkabelbuchse und Powerschalter wird die Elektronikeinheit vervollständigt.
Für 324,- Euro wird die B812NEO verkauft, damit liegt sie preislich im Mittelfeld unserer fünf Systeme.
the box MA1220 MKII
Weiter geht es mit der günstigsten Box im Test, the box MA1220 MKII ist ein Eigenprodukt des Musikversenders Thomann. Die MA1220 MKII ist als reiner Monitor konzipiert, das trapezförmige Gehäuse ist aus Multiplex mit Strukturlack, vorne ist ein Lautsprechergitter ohne Akustikschaum aufgeschraubt. Die Formgebung ist schon deutlich „oldschool“, aber das muss ja nicht schlecht sein. Holzarbeiten und Lack können sich jedenfalls ein gutes Zeugnis abholen.
Auf der Standseite sind vier Gummifüße angeschraubt, der einzige Tragegriff befindet sich auf der zum Publikum gedrehten Seite. Damit ist der Monitor eher umständlich zu tragen, Form und Balance der Wedge sind da nicht optimal.
Im Innern arbeiten eine übereinander platzierte 12″/1″-Kombi, die mit einer 160W/8 Ohm-Endstufe befeuert wird. Dabei kommt eine Frequenzweiche zum Einsatz, was sicher auch z.T. das recht hohe Gewicht von 21,57 kg erklärt. Diese Konstruktion wurde gewählt, um eine zweite, passive Box anschließen zu können. Das passende Modell hat Thomann mit der „the box M1220 MKII“ natürlich im Sortiment. Mit einem zweiten Monitor bietet die Leistung des Amps 250 Watt an 4 Ohm für beide Wedges. Das Horn strahlt mit 55° x 50° horizontal recht eng ab.
Die Elektronikeinheit ist auf der rechten Seite eingebaut und wird mit einem Lüfter gekühlt.
Zwei XLR-Lineeingänge bietet der Monitor, der erste kann für ein Mikrofon umgeschaltet werden. Über den Line-Out wird das Signal weitergegeben. Der zusätzliche Speaker-Out arbeitet mit einer Speakon-Buchse. Beide Inputs haben je einen Volume-Regler, Übersteuerung wird mit einer roten LED angezeigt. Mit der Klangregelung können die Höhen bei 10 kHz und die Tiefen bei 100 Hz um bis zu 12 dB angehoben bzw. abgesenkt werden. Zum Schluss versorgt eine Einheit mit Eurobuchse, Powerschalter und Sicherungshalter die Box mit Strom.
Günstige 249,- Euro ruft Thomann für den Monitor auf, die passive M1220 MKII geht für 159,- Euro über die Ladentheke.
Solton MF300A
Ein weiterer deutscher Traditionshersteller hat sich zu unserem Test eingefunden, die Firma Solton aus den niederbayrischen Pocking schickt die MF300A ins Rennen.
Das Multiplexgehäuse ist als Multifunktionsbox ausgelegt, kann also stehend oder liegend eingesetzt werden. Beide Standflächen werden mit vier Gummifüßen geschützt. An der Unterseite ist der Hochständerflansch eingelassen, oben sitzt der einzige Tragegriff.
Geschützt wird die Oberfläche durch strapazierfähigen Filz-Teppich, die vier Ecken an der Front haben Stahlecken erhalten. Beim Lautsprechergitter erschwert Akustikschaum das Eindringen von Feuchtigkeit. Alles in allem ist die MF300A schon recht retro, wer es optisch modernen haben möchte, dem bietet Solton für einige Euro Aufpreis die Lackvariante MF300AL.
Wie bei der „the box MA1220 MKII“ teilen sich in der MF300A der 12″ Woofer und der 1″ Treiber eine Endstufe. Die Komponenten werden von einer Frequenzweiche bei 2,7 kHz getrennt. Als RMS-Leistungsangabe stehen 300 Watt an 4 Ohm im Datenblatt, die MF300A kann durch die passive MF300 ergänzt werden. Im standalone Betrieb dürfte der Amp also ca. 200 Watt/8 Ohm leisten.
Weitere Daten, die die Bedienungsanleitung anbietet: Frequenzgang 55 Hz – 18 kHz, max. SPL 127 dB, Hornabstrahlung 60° x 40°, Größe 390 x 540 x 350 mm, Gewicht 29 kg.
Das Elektronikpanel auf der Rückseite bietet gleich drei Eingänge, die jeweils separat in der Lautstärke regulierbar sind.
Neben dem Mikrofoneingang mit Klinke/XLR-Kombibuchse gibt es einen Klinkeneingang für Instrumente, der dritte Kanal verfügt wahlweise über einen XLR-Lineinput oder Cinch-Eingänge. Als Ausgänge stehen der Loop Thru als XLR und der Speaker-Out als Speakon zur Verfügung. Ein Master-Volume und zwei Klangregler für Low und High sind ebenfalls vorhanden, ein Schiebeschalter aktiviert den LowCut bei 120 Hz. Drei LEDs sind mit Peak, Power und Protect für die optische Kontrolle vorhanden. Neben dem Powerschalter sitzt die Netzkabelbuchse mit integriertem Sicherungshalter.
Die Solton MF300A wird für 289,- Euro verkauft
dB Technologies Flexsys FM12
Als letzter Teilnehmer stellt sich mit der Flexsys FM12 ein italienisches Produkt vor. Die Flexsys-Serie besteht aus drei Modellen von mit 8″, 10″ und 12″ Woofer. Als Besonderheit sind alle drei Gehäuse gleich hoch und tief und unterscheiden sich nur in der Breite. Da die Seitenteile aus Kunststoff bestehen, kann dB Technologies hier jeweils die gleichen Teile benutzen. Das Modell der Autohersteller mit Systemplattform scheint Schule zu machen.
Das eigentliche Gehäuse besteht aus Multiplex-Holz und ist mit PVC beschichtet. Das Lautsprechergitter ist aus stabilem Lochblech mit hinterlegtem Akustikschaum und über die Kanten gezogen.
Das moderne Low-Profile Gehäuse hat an der Unterseite vier Füße und eine Griffschale aus Plastik. Für Far-field Monitoring kann die Wedge auch hochkant gestellt werden.
Das sieht zwar eher albern aus, aber wenn’s hilft…An der Seite ist ein Stativflansch eingearbeitet, sodass die Box auch als Frontspeaker nutzbar ist.
In der FM12 arbeiten ein 12″ Speaker und ein 1″ Tweeter, die koaxial angeordnet sind. Ungewöhnlich für ein Coax-System ist der asymmetrische Abstrahlwinkel von 60° x 90°. Mit Power versehen werden die Lautsprecherkomponenten durch einen digitalen Bi-Amp Verstärker, der 240 Watt für den Woofer und 60 Watt für den Tweeter bereit hält. Auch hier scheint dB Technologies auf Gleichteile zu setzen, laut Blockschaltbild arbeitet in der FM12 einfach die doppelte Verstärkereinheit wie in den kleineren Modellen und die Leistung zweier Kanäle beschicken je einen Speaker. Ein DSP übernimmt die Weichenfunktion, Korrektur des Frequenzgangs und der Phasenlage und das Limiting.
Rechtsseitig ist das Bedienfeld eingelassen.
Eingang und Link-Out sind mit Neutrik XLR-Buchsen bestückt, ein Schiebeschalter erlaubt die Eingangsanpassung an Line oder Mic. Über das Sensivity-Poti wird die Lautstärke geregelt. Zwei LEDs sind für Signal und Limiter zuständig.
Die Flexsys FM12 bietet einen Frequenzbereich von 62 Hz – 20 kHz und erreicht dabei einen max. SPL von 126 dB. Mit 450 x 290 x 410 mm ist sie die kleinste Box im Vergleich, bei dem geringen Gewicht von 17 kg macht sich auch der Materialmix bemerkbar. Preislich liegt die FM12 bei 549,- Euro.
Soundcheck
Vorwiegend zählt in diesem Test natürlich die Performance als Monitor. Wenn sich andere Einsatzzwecke ergeben, werden diese natürlich mit besprochen. Legen wir los!
Dynacord A112A
Die Dynacord ist eine typische MuFu-Box, d.h. sie ist eigentlich für PA-Anwendungen konzipiert, durch die Monitorschräge ist sie aber auch in dieser Anwendung zu nutzen. Der Grundklang ist sehr gut, satte, aber nicht verwaschene Bässe, durchsetzungsfähige Mitten, schöne, fein gezeichnete Höhen. Hier macht sich der 1,5″ Treiber und die recht tiefe Trennung positiv bemerkbar.
In der Monitorposition kommt das entsprechende Preset zur Anwendung. Bässe und Höhen werden dabei etwas zurückgefahren, die typischen Feedback-Gefahrenzonen werden etwas entschärft. Das funktioniert gut, der Monitor bietet einen angenehmen, durchsetzungsfähigen Sound, der auch für gehobene Ansprüche laut genug geht. Etwas problematisch ist die Hornabstrahlung. Sie reicht zwar sehr schön in die Tiefe der Bühne, bietet in der Breite aber nur 60°. Wer also viel an der Bühnenkante unterwegs ist, ist schnell aus dem Beam gelaufen.
Etwas verwundert hat mich das recht hohe Grundrauschen der Box, was aber wirkungsvoll mit einem Autogate bekämpft wird. So ist es wirklich nur kurz in Spielpausen zu hören, danach ist Ruhe. Während Signal anliegt, ist es sowieso kaschiert.
Am wohlsten fühlt sich die A112A auf einem Stativ in der Funktion der Saalbeschallung, dafür ist sie gebaut.
Praktisch ist hier das LowCut-Filter, das das Signal von den tieffrequenten Elementen befreit, wenn ein Subwoofer diesen Part übernimmt. Durch die zwei Eingänge ist sie auch als Minianlage zu verwenden, bei der Hochzeitsfeier im Garten etwas Musik gespielt, dazu die unvermeidlichen Reden, das geht. Durch die Kombibuchsen ist da auch schnell mal eine Gitarre oder ein Keyboard angestöpselt.
Auch als Personal Monitor funktioniert die Dynacord gut. Das Monitorsignal kommt vom Saalmix, der Gitarrist kann sich über Line 2 stufenlos zumischen. Praktisch ist dabei der Output-Select, so wird hier nur das auf Line 1 ankommende Signal weitergereicht. Oder der Monitor wird gleich nur als Instrumentalverstärker genutzt, dann können zwei Instrumente gleichzeitig angehängt werden.
Etwas unpraktisch ist der einzelne Griff an der Seite.
Gerade wenn die Box auf ein Stativ soll, ist das vom Handling her grenzwertig. Auseinander gehen die Meinungen bei der Position des Anschlussfeldes. Als reiner Monitor an der Bühnenkante sind so die Anschlüsse nicht direkt dem Publikum zugänglich, ein nicht zu unterschätzender Aspekt. Andererseits kommt auch der Künstler während der Show da schlecht dran. Nun, mir persönlich ist Punkt 1 wichtiger.
Die Dynacord glänzt durch einen sehr guten und druckvollen Sound und umfangreiche Einsatzmöglichkeiten. Deshalb kann ich ihr, trotz des höchsten Preises, im Test ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bescheinigen.
Behringer Eurolive B812NEO
Auch die Behringer ist eine MuFu-Box, diesmal im modischen Plastikgewand. Über die Vorzüge und Nachteile des Materials lässt sich vorzüglich streiten, optisch rangiert die Sache für mich schon Richtung „Betriebsunfall“. Aber wenn’s klingt, was soll’s und genau das gilt es zu überprüfen.
Zuerst legen wir natürlich unser Hauptaugenmerk auf die Monitoranwendung.
Die B812NEO brüllt mächtig los, laut ist das Ding schon mal. Das Grundrauschen ist erträglich, steigert sich aber ab Pegelstellung 3 Uhr bei den Eingängen ziemlich. Dafür ist aber das Noisegate da, mit einer einfachen 1-Regler Einstellung ist das schnell erledigt und es herrscht Ruhe.
Klanglich spielt die Behringer wirklich gut auf. Als Monitor sind die Bässe etwas stark, das kann aber bei Keyboards oder Drums durchaus sehr gut passen. Ansonsten lässt sich hier schnell mit der effektiven Klangregelung oder auch mit dem LowCut abhelfen. Weniger präzise arbeitet der Contour-Regler, hier passiert einfach zu wenig. Aber weiter mit dem Grundklang. Die Mitten sind gut vertreten, kommen aber etwas zu weich und indifferent. Sehr überrascht hat mich das Höhenbild, das bis in die oberen Lagen sehr präsent ist und schön auflöst. Die Feedbackneigung ist in Ordnung, insgesamt lässt sich so mit der Behringer-Box wirklich gut arbeiten.
Was geht noch? Als Frontholz (-Plastik) kann die B812NEO gerade durch den erweiterten Bassbereich lange ohne Subwoofer-Unterstützung mithalten. Dabei arbeitet sie mit Konservenmusik am besten, also eher Party als Konzert. Durch die zwei Eingänge ist natürlich auch eine Verwendung als standalone Mini-PA machbar. Dabei fällt allerdings auf, dass die Eingangsstufen mit Linesignalen deutlich besser zurecht kommen als mit angeschlossenen Mikrofonen. Die klingen hier im Vergleich zu einem vorgeschalteten Pult recht flach und undynamisch. Für Sprache + Hintergrundmusik ok, für den Sänger/Instrumentalist gibt es sicher bessere Lösungen. Wobei gerade die Ausstattung an Inputs diese Anwendung nahelegen würde.
Insgesamt ist die Behringer B812NEO ein im Grundsetup wirklich gut klingender Lautsprecher, der mit den gegebenen Bordmitteln zudem leicht an die Erfordernisse angepasst werden kann. Dafür ist der aufgerufene Preis wirklich günstig zu nennen.
the box MA1220 MKII
Die MA1220 MKII ist eine reine Wedge und auch nur dafür vorgesehen. Moderne Monitorboxen bieten inzwischen einen recht flachen Anstellwinkel, der sich optisch schön ins Bühnengeschehen einfügt. Die Thomann-Box ist hier klassisch mit 45° gebaut, durch die Platzierung des Horns über dem Woofer ist eine geringe Gehäusebreite erzielbar. Die Hornabstrahlung ist mit 55° x 50° nicht allzu groß, die Wedge dürfte aber eher auf kleineren Bühnen zum Einsatz kommen, da ist das ok.
Das Anschlussfeld sitzt seitlich, so kann es vom Musiker gut erreicht werden. Die Endstufe wird zwar von einem Lüfter gekühlt, der aber während meines Tests gleichmäßig lief und nicht weiter störend auffiel.
Klanglich kann der Monitor nicht gänzlich überzeugen. Die Bässe geraten recht schwach, die Höhen fangen schnell an zu schreien. Da ist auch mit der integrierten Klangregelung wenig zu retten. Somit ist die erzielbare Gesamtlautstärke nicht allzu hoch. Das spiegelt auch die Leistungsangabe wieder, die zwar 160 Watt RMS angibt, allerdings an 4 Ohm. Die werden aber nur erreicht, wenn der passive Pendant mit angehängt wird. Somit dürfte die MA1220 MKII alleine circa 110 Watt leisten.
Die MA1220 MKII ist mit zwei Eingängen ausgestattet. Das lässt sich insofern nutzen, dass ein Instrumentalist sein Instrument dem (einzigen) Monitorweg für sich zumischt. Input 1 bietet auch die Option ein Mikrofon anzuschließen, hier wird das Signal aber recht topfig und blechern, ist also weniger zu empfehlen. Insofern wird der Monitor in den meisten Fällen ganz normal mit 1x Line angesteuert werden.
Kleines Rechenbeispiel:
Für ein Band-Monitoring: 4x die MA1220 MKII = 996,- Euro
Die Alternative: 4x die Passiv-Variante M1220 MKII = 636,- Euro + the t.amp E4-250 = 269,- Euro
Ergebnis: die passive Lösung ist etwas günstiger, doppelte Endstufenleistung, keine zwei Kabel (Signal + Strom) auf der Bühne, evtl. doch mal störende Lüfter werden in die Tiefe der Bühne verbannt.
In diesem Fall spricht recht wenig für den Aktivmonitor, da es sich bei der MA1220 MKII eben nicht darum handelt, sondern um einen passiven Monitor mit eingebauter Endstufe. Wer die zwei Inputs mit Klangregelung für sich zu nutzen weiß, für den ist der Monitor bei seinem günstigen Preis zu empfehlen, ansonsten rate ich zum Aufbau einer Monitoranlage mit der rein passiven M1220 MKII.
Solton MF300A
Um es gleich vorweg zu nehmen: Auch die MF300A ist eine unechte Aktivbox. Vielleicht sollten wir nun zuerst nochmals die Begrifflichkeit klären.
Im Grunde ist eine Aktivbox ein Lautsprecher, der einen Verstärker eingebaut hat. Im Falle einer Zweiwege-Konstruktion mit Hochtöner, Woofer, einer Frequenzweiche zur Trennung und einem Leistungsverstärker spreche ich von einer „unechten“ Aktivbox. Hier macht es nämlich klanglich keinen Unterschied, ob die Box mit internen oder externen Verstärker betrieben wird.
Anders arbeitet die „richtige“ Aktivbox. Hier wird pro Lautsprecherchassis eine Endstufe verwendet. Die aufwändige Frequenzweiche entfällt, da die Trennung bequem mit digitalen Filtern erfolgen kann. Ebenso lassen sich hier einfach EQing, Laufzeitanpassung, Phasenlage und Kompressor/Limiting pro Kanal erledigen.
Prinzipiell lassen sich mit beiden Verfahren gute Ergebnisse erzielen. Bei der „unechten“ Aktivbox müssen eben die Komponenten gut aufeinander abgestimmt sein, bei der „echten“ Aktivbox lassen sich einige Parameter elektronisch beeinflussen.
Aber nun zurück zur MF300A. Das Gehäuse ist eine klassische Monitorbox, die aber auch mittels des Hochständerflansch als Front-PA dienen kann. Was mir spontan nicht gefällt, der aufmerksame Leser ahnt es schon, die komplette Elektronik ist offen zur Bühnenkante und damit zum Publikum gerichtet.
Klanglich macht die MF300A ihren Job wirklich gut, sie klingt im positiven Sinne unaufgeregt. Dabei reagiert sie gut auf die Klangregelung. Soll mehr Bass rein, was für Monitoranwendung eher nicht nötig ist, so gerät der zusätzliche Push recht knackig. Auch die Höhen werden durchaus angenehm abgebildet, lösen aber etwas rau auf. Hier darf man natürlich nicht den günstigen Anschaffungspreis außer Acht lassen. Die Tendenz zum Plärren haben sie aber nicht. Die Mitten sind gut vertreten, die Sprachverständlichkeit ist in Ordnung. Etwas problematisch ist das enge Horn, das in der Monitorposition mit 40° x 60° abstrahlt. So ist die Wedge eher für Musiker geeignet, die eine eher statische Bühnenpräsenz bevorzugen. Oder man stellt sich halt noch eine zweite MF300A bzw. die Passiv-Variante MF300 dazu.
Auch aufs Stativ gehievt lässt sich mit der Solton passabel arbeiten. Hier kann mit der Klangregelung wieder der Sound ganz gut angepasst werden. Hilfreich ist auch das LowCut-Filter, wenn ein Basskabinet mit dazu kommen soll. Mit dem Hochtöner auf Ohrhöhe fällt auf, dass die Solton nicht die rauschärmste Box ist, aber damit lässt sich leben.
Durch die drei Kanäle geht die MF300A auch gut als Mini-Anlage. Mikrofon, Instrument und Zuspieler, das ist mehr als die Mitkandidaten bieten. Beim Mikrofoneingang werden die Höhen etwas scharf, aber das kann von Mikro zu Mikro mehr oder weniger stark ins Gewicht fallen. Kondensatormikros gehen, wie bei den bisherigen Testobjekten, natürlich nicht.
Das Handling ist mit dem einzelnen Griff nicht optimal, gerade wenn die Box auf ein Stativ soll machen sich die 20 kg doch bemerkbar.
Insgesamt kann die Solton MF300A durch einen ausgeglichenen Sound und vielfältige Einsatzmöglichkeiten bei geringem Preis punkten.
dB Technologies Flexsys FM12
Kommen wir zum letzten Monitor, der Flexsys FM12. Hier kann der Klang über ein Drehpoti mit acht Einstellungen für entsprechende Anwendungen angepasst werden. Ich wähle da zuerst Nr.1 „Live Monitor“. Hier überzeugt die Flexsys mit einem ausgeglichenen Grundklang und guter Feedbackfestigkeit. Die Bässe sind schön knackig, treten aber nicht zu stark auf, die Mitten könnten etwas druckvoller sein, die Höhen sind schön vorhanden, lösen aber natürlich nicht ganz so schön auf wie ein 1,5″ Treiber.
Gerade als Monitor hat das Coax-Prinzip der FM12 große Vorteile, der Klang erscheint von einer Quelle aus. Die Abstrahlung geht mit 60° in der Breite auch in Ordnung. Mit ihren 300 Watt kann die dB Technologies ganz ordentlich laut. Auch der Einsatz mit einem direkt angeschlossenen Mikrofon funktioniert gut, wobei dies aufgrund eines fehlenden zweiten Inputs eher selten gebraucht werden dürfte.
Gehen wir kurz die Presets durch:
– 1 ist die Live-Monitor Einstellung
– 2 dient zur Playback Wiedergabe, hier werden Bässe und Höhen etwas angehoben.
– 3 ist das Preset bei Verwendung mehrerer FM12, habe ich mangels eines Zweiten nicht gecheckt
– 4 und 5 passen sich Männer- (Tiefmittenbetonung) bzw. Frauenstimmen (Hochmittenbetonung)an. Das funktioniert, ob es passt, kommt auf die Stimme an.
– 6 Das Antifeedback-Programm. Kann helfen, die FM12 ist da aber eh nicht kritisch.
– 7 und 8 sind für Live- bzw. Playback-FOH-Anwendungen zuständig.
Also wird die Box erst mal auf ein Stativ gehoben. Dabei ist der Griff keine große Hilfe, zudem ist er aus recht dünnem Plastik und verformt sich unter Belastung bedenklich. In Position stellt sich dann das nächste Problem. Während die Anschlüsse als Monitor gut zugänglich seitlich sitzen, sind sie nun oben und nicht mehr zu erreichen. Der Klang der beiden Presets ist mir etwas zu höhenlastig, was eine bessere Verständlichkeit in größerer Entfernung bedeutet. Im Nahbereich gefallen mir Preset 1 und 2 aber hier besser.
Als PA-Box ist die Flexsys also eher eine Notlösung. Gut macht sie sich hingegen als Instrumentalverstärker für Gitarren und Keyboards. Hier kommt ihr auch die geringe Größe und Gewicht und die gute Ausgangsleistung zugute. Optimal wäre dabei noch eine Kombibuchse im Eingang gewesen, so muss man öfters zur Adapterlösung greifen.
Die Flexsys FM12 hat ihre Stärken eindeutig in der Monitoranwendung. Hier macht sie als Bühnenmonitor oder Instrumentalverstärker einen guten Job. Dabei kommt ihr auch ihre koaxiale Bauweise zugute. Obwohl sie auch als Stativbox einen ordentlichen Sound liefert, wird sie hier durch das Handling und den einzigen Input etwas ausgebremst.
Der Test ist für mich nur die halbe Wahrheit!
Die Dynacord ist bestimmt eine gute Box. Der Test ist jedoch ohne QSC, Yamaha, Turbo Sound, und andere Top Hersteller nicht zu gebrauchen. Z.B die QSC K12 war bisher die beste Box die ich je getestet habe. Die QSC K112 ist nochmals einen Ticken besser. Da noch den passenden QSC Sub Bass drunter und die PA ist fast perfekt.
@LOSCHI von Querschlach Ich habe mit der QSC K-Serie gearbeitet und ja, prima Material. Hier fiel sie einfach raus, weil sie meine gesetzte Budgetgrenze überzogen hatte. Es galt, wie bei allen drei Vergleichstests 5 Exemplare auszuwählen und dabei noch 1 oder 2 Exoten vorzustellen.
Den Anspruch eine umfassende Marktanalyse anzuliefern hatte ich nicht und war so natürlich auch nicht zu leisten.
Von daher verstehe ich die Kritik nicht so ganz. Meine Aufgabenstellung war eben nicht die beste Box um die 1000,- Euro zu finden.
@LOSCHI von Querschlach Ach ja, was ich noch vergessen hatte: Es ging hier um Monitorsysteme, die evtl. Eignung als Front oder Anwendung als Instrumentenverstärker zählt zur B-Note.
Das Argument „Bass drunter = Super PA“ geht also leider am Thema vorbei.