Viel PA für wenig Geld
Langlebig
Seit einer gefühlten Ewigkeit gibt es sie, die kompakten Kunststofflautsprecher von Yamaha mit integriertem Mischpult. Yamaha, ebenfalls kein Neuling im Bereich des „Public Address“ Business, hat die Stagepas-Serie kontinuierlich weiterentwickelt. So ist es kein Wunder, dass diese sich ungebrochener Beliebtheit bei Entertainern und kleinen Bands erfreut. So manche Schule, Kirchengemeinde oder junge Band hat diese leichte und kleine PA im Einsatz und es gibt unzählige Proberäume, in denen die PA für das Monitoring beim Proben genutzt wird. Der neueste Zugang hört auf den Namen Yamaha Stagepas 400 BT.
Yamaha Stagepas 400 BT – einfach, genial
Der Zusatz BT verrät es schon: Die Yamaha Stagepas 400 BT ist mit einem Bluetooth-Empfänger ausgestattet. Dies entspricht dem aktuellen Trend bei Aktivlautsprechern und gestattet auch ohne Adapterkabel den schnellen Anschluss eines Smartphones, Laptops oder Tablets als Zuspieler. Das ist auch schon der größte Unterschied zum Vorgänger Stagepas 400i oder Stagepas 600i, die noch einen USB-Anschluss für den Zugang von iPod/iPhone besaß. Das war zugleich auch der größte Nachteil, denn Anwender mit anderen Betriebssystemen mussten leider draußen bleiben. Derlei Beschränkungen gibt es mit Bluetooth natürlich nicht und somit dürfen sich nun auch Android oder Windows Nutzer über den uneingeschränkten drahtlosen Zugang zur Stagepas 400 BT freuen.
Das Yamaha Stagepas-Konzept ist so einfach wie genial: Zwei passive und durch Kunststoffgehäuse angenehm leichte Lautsprecher werden mit einem kleinen Power-Mischer kombiniert. Für den Transport wird dieser in den einen Lautsprecher eingeklinkt, die Verbindungskabel in ein Transportfach im zweiten Lautsprecher verstaut. Jetzt noch zwei Hochständer und die Instrumente und alles passt in das kleinste Auto. Damit auch wirklich jeder mit dem Mischpult der Yamaha Stagepas 400 BT zurecht kommt, sind in dieses einige pfiffige Features Marke „One Touch“ integriert. So freuen sich auch Einsteiger über einen tollen Sound und konzentrieren sich ganz auf die Performance statt auf die Tontechnik. Besitzer der bekannten Yamaha MG-Mischpultserie finden sich sofort zurecht, denn diese verfolgen ein ähnliches Bedienkonzept.
Da ein Mischpult schließlich auch irgendwo aufgebaut werden muss, bietet Yamaha einen Adapter für ein Mikrofonstativ an, der auf die Bezeichnung Yamaha BMS10A hört. Zwar kann die Mischpulteinheit der Yamaha Stagepas 400 BT auch während des Betriebs im Lautsprecher verbleiben, für die meisten Anwendungsfälle wird man jedoch eher eine gesonderte Aufstellung bevorzugen, um bei Anpassungen nicht hinter der den Lautsprecher treten zu müssen. Außerdem ist das Mischpult beim Betrieb im Lautsprecher um 90° gedreht. Das gibt einen steifen Nacken.
Facts und Features
Acht Mischpultkanäle, davon vier Monokanäle (Line/Mic umschaltbar, Kanal 4 mit HiZ-Schalter), zwei Stereokanäle mit Monoschalter (5-6 mit Klinke/Cinch, 7-8 mit Klinke, Bluetooth und Miniklinke), 2-Band-Klangregelung (Hi 8 kHz, Low 100 Hz). Phantomspeisung von 30 Volt (üblich sind eigentlich 48 Volt) für die Kanäle 1 und 2, digitales SPX-Effektgerät mit vier Programmen und einem einstellbaren Parameter, Feedback-Unterdrücker, One-Knob-Master-EQ, 400 Watt Endstufenleistung in Class-D-Technik und natürlich Bluetooth – so lesen sich die technischen Daten des Power-Mischers.
Die Lautsprecher der Yamaha Stagepas 400 BT sind mit einem 8 Zoll Woofer und einem 1 Zoll Schwingspulen-Kompressionstreiber bestückt. Der Frequenzgang wird mit 55 Hz bis 20 kHz angegeben. Die Abstrahlung liegt auf einem Stativ montiert bei 90° x 60° (H x V), als Monitor auf dem Boden liegend 50°. Alles in allem erreicht der Lautsprecher laut Hersteller in 1 m Abstand 125 dB SPL.
Für den Transport gibt es einen Handgriff auf der Oberseite der Lautsprecher, die mit einem Leergewicht von 7,7 kg angenehm leicht zu tragen sind. Das Gesamtgewicht beider Lautsprecher plus Power-Mischer liegt bei immer noch geringen 18,3 kg.
Zum weiteren Zubehör gehören das Stromkabel mit 2 m Länge und zwei Lautsprecherkabel von jeweils 6 m Länge. Die Lautsprecherkabel sind an beiden Enden mit Klinkensteckern versehen. Leider ist das ein Relikt aus den Anfangstagen der Stagepas-Serie. Während sich überall Speakon als Standardanschluss für Lautsprecher durchgesetzt hat, bleibt Yamaha weiterhin dem Klinkenstecker treu. Dabei wäre am Gehäuse der Lautsprecher und des Power-Mischers durchaus genügend Platz für die Speakon-Buchsen gewesen. So bleibt dies wohl der immerwährende Kritikpunkt an allen Stagepas-Systemen. Yamaha widerspricht hier auch gleich seinem eigenen Konzept, das sich an Einsteiger richtet. Wie schnell verwechselt dieser ein Instrumentenkabel mit einem Lautsprecherkabel? Hinzu kommt, dass die mitgelieferten Lautsprecherkabel mit 6 m Länge extrem kurz geraten sind. Hier sollte sofort für längeren und auch qualitativ besseren Ersatz gesorgt werden.
Noch eine Anmerkung zum Kabelfach des zweiten Lautsprechers: Da es prinzipiell möglich ist, nur mit einem Lautsprecher zu arbeiten, sollte in diesem Fall das Lautsprecherkabel nicht im Kabelfach des zuhause verbliebenen Lautsprechers vergessen werden! Eine direkte Verbindung des eingeklinkten Mischpults zum „Host“ gibt es nämlich nicht. Es muss in jedem Fall ein Lautsprecherkabel mitgenommen werden. Hier liegt der größte Unterschied zu den Aktivboxen mit integriertem Mischpult anderer Hersteller.
Yamaha Stagepas 400 BT – viele Möglichkeiten
Ob als Singer-Songwriter, Präsentator oder kleine Band, die Stagepas 400 BT bietet viele Anschlussmöglichkeiten. Auf der vorbildlich gestalteten Produkt-Website zeigt Yamaha, wie die Stagepas zum Beispiel für den Auftritt einer kleinen Band genutzt werden kann: drei Mikrofone, Gitarre, Keyboard, Computer als Zuspieler für einen Backingtrack, Pausenmusik vom Smartphone per Bluetooth, Stagepas-Lautsprecher, bei Bedarf ergänzt um einen aktiven Subwoofer, als FoH und zwei aktive Monitore für die Bühnenbeschallung.
Wird der Subwoofer-Ausgang belegt, greift automatisch ein Hochpass-Filter auf den beiden Lautsprecherausgängen. Dieses sorgt dafür, dass alle Lautsprecher nur die Frequenzanteile bekommen, für die sie optimiert sind. Die Satelliten müssen sich nicht mit tiefen Frequenzen plagen und der Subwoofer bleibt frei von Hochfrequenzanteilen, die er ohnehin nicht wiedergeben kann.
Bei den beiden Monitor-Ausgängen handelt es sich nicht wirklich um Aux-Wege, sondern um einen weiteren regelbaren Stereoausgang. Die einzelnen Signalanteile entsprechen also denen auf dem Master-Bus. Das schränkt die Verwendung als vollwertigen Monitorweg etwas ein, kommt aber ebenfalls dem Einsteiger entgegen, der sich gar nicht mit einem gesonderten Monitormix auseinandersetzen, sondern sich einfach nur hören möchte.
Damit das Konzert frei von unangenehmen Pfeiftönen bleibt (etwas Talent der Band vorausgesetzt), unterdrückt der Feedback-Suppressor automatisch eventuell auftretende Rückkopplungen durch das Setzen schmalbandiger Filter. Viel Wissen benötigt man zum Einstellen nicht: Einfach den Feedback Suppressor einschalten und vergessen.
Die Algorithmen der vier Halleffekte Hall, Plate, Room und Echo stammen aus Yamahas hauseigener SPX-Serie. Der Drehregler entscheidet nicht nur, welcher Effekt ausgewählt wird, sondern regelt zugleich auch einen ihm zugewiesenen Parameter, zum Beispiel beim Hall-Effekt die Halldauer, beim Echo-Effekt die Delay-Zeit. Eingeschaltet wird der SPX-Prozessor durch einen eigenen Schalter oder optionalen Fußschalter. Die Kanäle 1 bis 4 besitzen jeweils einen Reverb-Regler, um den Signalanteil, der ans Effektgerät geschickt wird, zu bestimmen.
Eine weitere Besonderheit ist der One-Knob-Master-EQ der Yamaha Stagepas 400 BT. Zugedreht ist die Master-EQ-Einstellung für Sprache optimiert. Dreht man den Regler Richtung 12 Uhr, wird der EQ mehr und mehr für Musikdarbietung optimiert. Ab 12 Uhr wird schließlich ein Bass-Boost aktiviert, um die Wiedergabe noch druckvoller zu gestalten. Einfacher geht’s nicht.
Yamaha Stagepas 400 BT im Praxiseinsatz
Der Praxistest erfolgte mit diversen Mikrofonen (Sennheiser e945, Shure SM58, Neumann KMS104 Plus), einer Akustikgitarre, einem Nord Electro 5, Apple Macbook Pro mit Ableton Live und einem iPhone 6s als Zuspieler. Für den ersten Test höre ich etwas Musik. Dazu wird das iPhone 6s per Bluetooth mit der Yamaha Stagepas 400 BT verbunden. Um dies zu bewerkstelligen, ist ein mindestens dreisekündiger Druck auf den Bluetooth-Taster notwendig. Wichtig ist jedoch, dass dieser vorher weder blinkt noch aufleuchtet, sonst ist diese Mühe vergebens. Infos dazu gibt die Bedienungsanleitung. Richtet man sich danach, wird die PA am iPhone im Bluetooth-Auswahlmenü angezeigt und mit einem Klick ist die Verbindung hergestellt. Ein Passwort ist nicht nötig. Die Verbindung war im Testverlauf sehr stabil und riss innerhalb der langen Hörphase nicht einmal ab. Der Abstand darf durchaus einige Meter betragen und auch den Weg des iPhones in die Hosen- oder Jackentasche verträgt die Verbindung.
Der erste Klangeindruck ist: viel Bass, etwas dezente Höhen. Mit einem kleinen (wirklich sehr kleinen) Dreh am Höhenregler des Kanals lässt sich das beheben. Stellt man diesen auf 1 Uhr, geht sprichwörtlich die Sonne auf. Warum nicht der Master-One-Knob-EQ? Ich mache die Gegenprobe, kann aber keine Einstellung finden, die mir gleichermaßen zusagt, weil es hier ungleich kräftiger zur Sache geht und zugleich mehrere Frequenzen verändert werden. Ich belasse deshalb den Master-EQ auf der Mittelstellung (Music) und bleibe bei der dezenten Anhebung im Kanalzug. Getestet wurde mit verschiedenen Rock-Titeln. Der erste Titel war „Valentine“ von Nils Lofgren (in Kooperation mit seinem „Boss“ Bruce Springsteen). Der Titel zeichnet sich durch einen sehr tiefen und knurrigen E-Bass und perligen Höhen aus Lofgrens Gitarre aus. Die Stagepas 400 BT kann trotz der kleinen 8“ Speaker den Bass sehr druckvoll und deutlich wiedergeben. Ich versuche nun noch einmal den Bass-Boost am Master-EQ und komme wieder zu dem Schluss, dass mir das einfach zu viel ist. Es wummert nun. Das mag gegebenenfalls mit der von Yamaha vorgeschlagenen Subbass-Unterstützung funktionieren, mit den kleinen 8-Zöllern jedoch nicht.
Es folgt der Springsteen-Titel „Thunder Road“. Hier ist es vor allem Springsteens beschwörende Stimme, die zu Beginn nur von einem Piano und einem Glockenspiel begleitet wird, sowie das Mundharmonika-Intro. Die Stimme steht, wie ich es von meiner Studioabhöre gewohnt bin, schön weit vorne und klingt voll und warm. Die Mundharmonika kreischt nicht, wie ich es von einigen China-Produkten gewohnt bin. Gleiches gilt für den Song „Jungleland“ vom selben Album. Im Vergleich zu vielen aktuellen Titeln besitzt dieser Song aus dem Jahr 1975 eine große Dynamik, die ebenfalls von der Stagepas 400 BT gut übertragen wird.
Ein Härtetest für die kleinen Stagepas 400 BT Lautsprecher soll der Titel „Fields of Gold“ vom Live-Album „All this time (Live)“ sein, das am Tag der Anschläge auf das World Trade Center aufgezeichnet wurde und ein sehr emotionales Album ist. Stings Stimme steht beschwörend vor den Instrumenten. Der tiefe Kontrabass, das Cello, Keyboard-Pad und die Akustikgitarre spielen bei dem Song eine herausragende Rolle. Auch das meistert die Stagepas 400 BT sehr gut.
Nun stehen die Mikrofontests an sowie einige Instrumente. Erneut steht die Stimme weit im Vordergrund. Besonders gut gefallen mir das Sennheiser e945 und das Neumann KMS104 Plus. Die Eingriffsmöglichkeiten beim SM58 sind aufgrund des fehlenden Mittenfilters begrenzt. Negativ ist der fehlende Gain-Regler. Es steht nur eine gemeinsame Gain/Volume-Regelung zur Verfügung. Da ist Fingerspitzengefühl gefragt und viel weiter als 10 Uhr konnte ich den Regler bei den Output-starken Mikrofonen nicht aufdrehen.
Kommen wir zum SPX-Prozessor. Der Hall klingt brauchbar, bei langen Hallfahnen sind bei sehr perkussiven Signalen aber leise Flatterechos hörbar. Für die meisten Zwecke reicht die Qualität aus.
Zuletzt noch einige Worte zum Feedback-Suppressor: Wer hier die Geschwindigkeit und Qualität eines Marktführers Sabine erwartet, wird enttäuscht. Einzelne Feedbacks erkennt der Algorithmus und regelt diese herunter. Dazu müssen diese aber schon sehr deutlich hörbar sein. Der Regelvorgang dauert dann auch ein bis zwei Sekunden. Sehr plötzliche Feedbacks werden nicht erfasst. Außerdem ist die Anzahl der Bänder auf sieben begrenzt. Dennoch schadet es nicht, den Feedback-Suppressor eingeschaltet zu lassen.
Einziger klanglicher Minuspunkt ist das Abstrahlverhalten der Hochtöner. Hier ist wirklich penibel darauf zu achten, dass die Lautsprecher gut auf das Publikum ausgerichtet sind. Zwar wird der Abstrahlwinkel mit 90° x 60° angegeben, die Höhen fallen aber abseits der 0°-Achse schneller ab als erwartet. Das fällt besonders im Monitorbetrieb auf.