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Workshop: Delay-Stacking für E-Gitarre

So funktioniert Delay-Stacking!

25. Oktober 2022

Delay Pedal stacking

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Ein Delay ist gut, zwei Delays sind besser! Unter diesem Motto befinden sich auf vielen Pedalboards mindestens zwei Delays oder gar mehr. Grund genug, uns dem Thema Delay-Stacking mal ganz ausführlich zuzuwenden.
Delay-Enthusiasten geben sich nie mit nur einem Delay zufrieden und so werden unterschiedliche Delay-Typen wie Tape-Echos, analoge Delays oder digitale Pedale gerne genutzt, um dem Sound besondere klangliche Färbungen zu geben. Und um zwischen kurzen Slapbacks und langen Delays mit endlosen Feedbacks wechseln zu können, ohne viel nachregeln zu müssen, ist es ebenfalls wunderbar, gleich mindestens zwei Delays auf dem Pedalboard zu haben.

Aber was spricht eigentlich dagegen, nicht nur zwischen zwei Delays zu wechseln, sondern sie einfach gleichzeitig zu nutzen? Für Overdrive-Pedale ist die Idee des Stackings längst ein alter Hut, über den Dimi hier schon ausführlich berichtet hat.
Aber auch beim kreativen Experimentieren mit Delay-Pedalen ist ein Ausflug in die Welt des Stackings immer einen Versuch wert.

Einige Pedale, wie das TC Electronic Flashback Triple Delay oder das Red Witch Titan Triple Delay, sind genau für diesen Zweck vorgesehen; sind aber leider nach wie vor Exoten.

Workshop: Delay-Stacking für E-Gitarre

TC Electronic Flashback Triple Delay

Pedale, die alte Tape-Echo-Klassiker nachbilden, haben oft mehrere virtuelle Tonköpfe und können sehr inspirieren, wenn man unterschiedliche Rhythmen damit erzeugt.

Das Strymon Volante ist ein Prachtexemplar in dieser Kategorie und auch das Catalinbread Echorec kann rhythmisch tanzen.

Delay-Stacking geht mit jedem Delay

Wer aber nicht gleich in einen entsprechenden Delay-Spezialisten investieren möchte und diesen vielleicht gar nicht richtig nutzen kann oder möchte, der kann auch einfach zwei seiner zahlreichen Delays nebeneinander auf das Pedalboard stellen und verschiedene Timings und Settings ausprobieren.
Jedes Delay-Pedal kann hier Teil des Doppels sein: vom schlichten Boss DM-2 mit nur drei Reglern, bis zum abgefahrenen Multidigital-Delay.
Je nach Musikrichtung müssen die Pedale sogar nicht einmal unbedingt synchronisiert werden. Klar, für einige Parts ist es schon schön, beide Delay-Pedale n’sync nutzen zu können, andere leben aber gerade von der Wildheit unterschiedlicher Delays.

Gehen wir für unseren Praxistest einfach mal von zwei schlichten Delays mit jeweils nur den üblichen Reglern für Time, Repeats und Mix aus. Um es klanglich etwas spannender zu machen, könnte eines der beiden Pedale ein analoges Delay sein und das andere ein digitales.

Flächige Ambient-Delays

Für flächige Ambient-Sounds sind zwei Delays natürlich unverzichtbar.
Um durch Delay-Stacking einen Ambient-Teppich zu erzeugen, nutzt man als erstes Delay am besten eines, das über etwas Modulation verfügt. Dadurch bekommt man eine wunderbare Breite in den Sound. Stellt man hier nun eine kürzere Delay-Zeit mit mehreren Wiederholungen ein, hat man schon mal eine gute Grundlage.
Beim zweiten, nachfolgenden Delay nimmt man dann eine etwas längere Delay-Zeit. Beide Delay-Zeiten dürfen ruhig weit auseinanderliegen. Um die nötige Fläche zu erzeugen und keine Hektik aufkommen zu lassen, wird das Attack des ersten Delays etwas herausgenommen und so können beide Pedale sehr schön zusammen, aber auch gegeneinander spielen.
Der Gesamtsound wird etwas verwaschener, die klaren Repeats des ersten Delays werden sozusagen vom zweiten Pedal etwas angeraut.
Sowohl ein analoges Delay als auch eine Tape-Echo-Simulation eignen sich hierfür sehr gut.
Die Modulation sollte etwas dezenter eingestellt werden, damit sich das Wabern eher schwebend bewegt und man über die Zeit eine organische Bewegung im Signal erhält.

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Delay-Stacking, die Zweite: rhythmische Gefährten

Sofern man das Ganze etwas griffiger haben möchte und den Schlagzeuger mal zwingen will, sich an ein bestimmtes Tempo zu halten, kann man die Delays bewusst in einer bestimmten Relation einstellen.
Wenn wir uns an The Edge von U2 halten, der das Delay-Stacking wohl perfekt beherrscht, kann man das erste Delay-Pedal mit nur einer Wiederholung versehen und eine punktierte Achte des Songtempos einstellen.
Dies ist übrigens sehr viel einfacher, wenn das Pedal Tap-Tempo und Subdivions hat.

Delay Pedal

The Edge (U2)

Beim zweiten Delay dann die Viertel tappen und mehrere Repeats einstellen und schon kann man erfreut bemerken, dass man gefunden hat, wonach man suchte.

Für diese Kombination würde ich klarere analoge Delays oder digitale Delays wählen, damit die Attacks schön präsent bleiben und sich die beiden Delays eher voneinander absetzen.
Einfacher wird dieses Setting natürlich, wenn beide Delays über Tap-Tempo oder sogar eine MIDI-Clock verfügen und somit beide einfach synchron getappt werden können.
Aber mit der nötigen Erfahrung kann dies natürlich auch per Hand am Regler eingestellt werden.

Happy Accidents

Aber auch wenn man sich mit Achteln, Subdivisions und BPM nicht herumschlagen möchte und es einem nicht so leichtfällt, die richtige Delay-Zeit nach Gehör einzustellen, entstehen schöne rhythmische Kombination durch Ausprobieren.
Ein passendes Tempo des ersten Delays hat man ja bisher auch immer gefunden. Und schaltet man dann das zweite Delay hinzu und experimentiert mit der Delay-Zeit, so findet man schnell rhythmische Kombinationen, bei denen man nicht einmal wissen muss, in welcher Relation sie zu einander stehen, sie müssen einfach nur geil klingen und gut funktionieren.
Wenn einem dann, aufgrund des Sounds, ein Riff oder ein Akkordwechsel einfällt, hat es bereits sein Ziel erreicht.

Entscheidend beim Delay-Stacking ist der Umgang mit dem Feedback.
Dies würde ich zumindest bei einem Delay immer etwas dezenter einstellen, damit einem das Signal nicht um die Ohren fliegt. Man könnte aber auch als zweites Delay ein cleanes Digital-Delay mit vielen Wiederholungen und hohem Mix einstellen und es als eine Art „Instant Looper“ nutzen, indem man es nur ab und zu einschaltet, um so das Gespielte kurzfristig zu halten.

Klangformung: Die Reihenfolge beim Delay-Stacking

Möchte man das Gespielte einfach nur in einem anderen rhythmischen Kontext wiederholen, wäre die Kombination von einem analogen Delay in ein digitales Delay die beste Wahl.
Die dunklen und verrauschten analogen Delays, eventuell mit Modulation, werden dann länger von dem cleanen digitalen Delay wiederholt.
So kann man aus einem vintage Analog-Delay mit Hilfe des digitalen Kollegen längere Delay-Zeiten herausholen, ohne dass das Signal dunkler und verwaschener wird.

Wechselt man die Reihenfolge und spielt das digitale Delay in das analoge Delay, so werden alle Wiederholungen dunkler, perkussiver und rauschen mehr. Auch dies kann sehr schöne Klangtexturen hervorbringen.

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Empress Effects Echosystem
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Kundenbewertung:
(68)

Also alleine die Reihenfolge kann für das Klangerlebnis bereits entscheidend sein.
Einige Kombinationen und Delay-Zeiten können aus dem reinen Delay auch Reverb-ähnliche Sounds herauskitzeln, die jedoch nicht so verwaschen klingen wie ein zu stark eingestelltes Reverb.

Golden Ratio

Und wer im Mathematikunterricht gut aufgepasst hat und zwei Delay-Pedale mit Millisekunden-Anzeige sein Eigen nennt, der kann mal die Golden Ratio ausprobieren.
Die Formel für die Berechnung der Golden Ratio lautet a+b/a.
Aber keine Angst, du musst jetzt nicht zum Mathegenie werden: Im Internet gibt es auch schöne Tabellen, auf denen man die Golden Ratio für Delay-Zeiten jeweils pro BPM bequem nachlesen kann.
Dort wird auch erklärt, wie und warum die Golden Ratio errechnet wird. Für die Mathematiker dementsprechend kein Problem, für alle anderen können die Tabellen als Spickzettel herhalten.
Um einen geilen Sound zu bekommen, muss man nicht unbedingt verstehen, warum es auf diese Weise berechnet und eingestellt wird, aber man sollte verstehen, welchen Vorteil die Golden Ratio hat.
Kurz erklärt: Beim Golden Ratio wird das Delay so eingestellt, dass es nie direkt auf dem Beat liegt, sondern immer einen Platz dazwischen findet.
Dadurch dass die Repeats immer zwischen den Schlägen liegen, ist das Signal gut zu hören und erzeugt eine spannende, neue Rhythmuskomponente, die sich niemals wiederholt.
Es ist dementsprechend kein erkennbares Muster, also kein Rhythmus zu erkennen und dadurch wird das Gespielte sehr organisch und lebendig.
Das klingt als geschriebenes Wort vielleicht sehr esoterisch, in der praktischen Umsetzung klingt es aber absolut hervorragend.
Insbesondere wenn ein Delay getappt oder per MIDI synchron eingestellt wird, kann es durchaus sehr statisch klingen, durch die Golden Ration verliert das Delay bei dieser Einstellung aber seine taktgebende Wirkung und fügt sich in das Gespielte ein.

Delay Stacking

Empress Echosystem

Einige neuere Delays, wie zum Beispiel das Empress Echosystem oder das Strymon DIG, die ja beide bereits als Dual-Delay agieren können, haben sogar schon eine Einstellmöglichkeit des Golden Ratios. Hier muss nicht gerechnet werden, man kann das Setting direkt anwählen. Perfekt für alle, die keinen Bock auf Mathe haben, nicht in irgendwelche Tabellen schauen möchten und ein bisschen Geld auf der hohen Kante haben.

Dezenter Sound-Andicker

Aber man muss die Delays, auch wenn es zwei gleichzeitig sind, nicht immer so prominent hören. Es gibt Gitarristen in allen Musikrichtungen, die ein sehr kurzes Delay mit einem niedrigen Mixverhältnis konstant angeschaltet haben, um das Gitarrensignal etwas anzudicken. Dies ist ja gerade dann sinnvoll, wenn man der einzige Gitarrist in einer Band ist.
In bestimmten Passagen, zum Beispiel wenn eine Melodielinie oder gar ein Solo gespielt wird, kann ein zweites, etwas intensiver eingestelltes Delay-Pedal dazu geschaltet werden.
Beide Varianten sind oft so subtil, dass der Laie die Delays gar nicht hört und lediglich staunt, warum die Melodielinien so flüssig und trotzdem dick klingen können.
Erst bei genauem Hinhören ist zu erkennen, dass hier ein Delay ganz ordentlich mithilft.

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Fazit

Gründe für mehrere Delays auf dem Pedalboard gibt es also viele: von verschiedenen Delayzeiten bis zu den Soundnuancen, die die unterschiedlichen Delay Typen erzeugen können.
Delay Stacking, also ein Zusammenspiel der Pedale, die sich jahrelang sportlich abwechseln sollten, macht auch extrem Spaß.
Also probiere es mal aus, denn es gibt viele Einsatzmöglichkeiten.
Du hast ein bestimmtes Lieblings-Kombinationssetting oder noch einen Tipp für weitere interessante Einstellungen? Dann immer her damit. Delay-Stacking lebt von einem offenen Blick für die Möglichkeiten und der Lust, zu experimentieren.

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Forum
    • Profilbild
      DelayDude RED

      @Trichter Hi Trichter,
      im Moment habe ich gerade keine in petto, aber sie stehen definitiv auf meiner To-Do-Liste😜

  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Habe mir direkt Empress, Strymon und Boss beim T bestellt. Da komme ich nach 30 Jahren endlich mal auf den Trichter zwei oder gar 3 Delays hintereinander zu schalten. 👍

  2. Profilbild
    Nick MD

    Toller Bericht! Danke.
    Die goldene Ratio war mir auch neu. Das ist ja der Goldene Schnitt auf das Delay übertragen, also das Verhältnis von 1 : ~1,618. Tolle Nummer!

    So richtig verstanden habe ich sie, nachdem ich Antoine Michauds Video dazu gesehen habe: https://www.youtube.com/watch?v=5r-Rz5dX_Ik
    Er erklärt hierin auch, wie man sie einstellen kann, wenn man keine Millisekunden auf seinem Pedal einstellen kann. :-)

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