Die Kunst des Tappings - einfach erklärt
Herzlich willkommen zu diesem zweiteiligen Gitarren-Workshop, der sich mit dem sog. „Tapping“ befasst. Diese, durch Eddie van Halen im Jahre 1978 (Hörtipp: „Eruption“ vom Album „Van Halen I“) populär gemachte Spieltechnik (Bevor jetzt die „Experten“ wieder den Zeigefinger heben…NEIN, Eddie van Halen hat das Tapping nicht erfunden…hat er aber auch nie behauptet!) gehört seitdem zur absoluten Pflichtübung für jeden ambitionierten Gitarristen. Wurde das Tapping in seinen „Anfangstagen“ fast ausschließlich beim Solospiel eingesetzt, fand es durch stetige Weiterentwicklung auch immer mehr Einzug in die Bereiche Akkordspiel und Songwriting. Besonders in den letzten Jahren hat diese Spieltechnik durch den „New Progressive“- Boom wieder deutlich an Popularität gewonnen. In diesem Workshop werde ich alle relevanten Varianten des Tapping beleuchten. Dabei gehe ich zum einen chronologisch vor – zum anderen auch nach der Anzahl der eingesetzten Finger beim Tapping. Somit steigt der Schwierigkeitsgrad des Workshops allmählich an.
Die verwendeten Notationszeichen sehen in diesem Workshop wie folgt aus:
P = Pull-off
H = Hammer-on
T = Tap (Anschlagshand)
Ⓣ = “Hammer-on from nowhere” (Greifhand)
Doch genug der Einführung…los geht’s!
Wer noch keinerlei Erfahrung mit dieser Spieltechnik hat, sollte zunächst folgende Vorübung ausprobieren. Der Zeigefinger der Greifhand greift dabei den Ton a im 5. Bund auf der e-Saite. Nun „tappt“ ein Finger der Schlaghand – meistens ist dies der Zeige- oder Mittelfinger – im 12. Bund auf derselben Saite und führt danach ein Pull-off zum Ton a durch. Dies wiederholt man dann einige Male, bis sich eine gewisse Geläufigkeit einstellt. Dabei ist zum einen auf rhythmische Genauigkeit zu achten – zum anderen sollten beide Töne dieselbe Lautstärke haben. Die Übung sollte dann auch auf den übrigen Saiten gespielt werden.
Übung 1:
Tapping auf einer Saite
Es geht weiter mit dem Tapping-Lick überhaupt – der Van Halen Triole! Nun ja…zumindest mit dem Lick, welches Eddie van Halen in seinem Solo „Eruption“ spielt und was damals das erste „Tapping“ sein dürfte, was auf einem Tonträger verewigt wurde.
Der Tapping-Finger tappt wie in Übung 1 im 12. Bund der hohen e-Saite – macht dann wieder ein Pull-off zum Ton a. Danach führt man mit dem 3. oder 4. Finger der Greifhand ein Hammer-on in den 8. Bund der e-Saite aus – der Ton c erklingt. Dann wiederholt man das Ganze nach Belieben. Auch hier ist wieder auf rhythmische Genauigkeit und ausgewogene Dynamik zu achten. Tonal gesehen ergibt sich aus der Kombination der gespielten Töne ein A-moll Dreiklang (Bei „Eruption“ spielt Eddie van Halen einen C#-moll Dreiklang in der II. Lage auf der h-Saite – der Einfachheit halber, habe ich das Beispiel nach A-moll transponiert).
Beispiel 1:
Natürlich lassen sich auch andere Dreiklänge und spielen – um z.B. einen A-Dur Dreiklang zu „tappen“, muss nur der Ton c‘‘ (Moll-Terz von a im 8. Bund auf der e-Saite)) zum c#‘‘ (Dur-Terz von a im 9. Bund auf der e-Saite) verändert werden.
Beispiel 2:
Mit diesem Konzept lassen sich auf der Gitarre Klavier- bzw. Keyboard-typische Arpeggio-Linien realisieren. Das folgende Beispiel besteht aus einem A-Moll, G-Dur, C-Dur und F-Dur Dreiklang. Hierbei wird aufgezeigt, dass sich die Dreiklangs-Arpeggien sowohl in ihrer Grundstellung (Grundton – Terz – Quinte) als auch in ihren beiden Umkehrungen (Terz – Quinte – Grundton / Quinte – Grundton – Terz) spielen lassen: A-Moll – Grundstellung / G-Dur – 1. Umkehrung / C-Dur – Grundstellung / F-Dur – 2. Umkehrung.
Beispiel 3:
Wie man bei Beispiel 3 sieht, sind je nachdem in welcher Lage man diese Tapping-Arpeggien spielt, teilweise recht heftige Überstreckungen der Greifhand-Finger erforderlich. Wer darin ungeübt ist, sollte zunächst in den höheren Lagen beginnen und sich langsam in die tieferen Lagen vortasten. Außerdem ist VORHER das Aufwärmen der Hände durch einfache Übungen empfehlenswert, um Überanstrengungen oder gar Verletzungen vorzubeugen.
Tapping mit Saitenwechsel 1
Der nächste Schritt ist das Einbeziehen der übrigen Saiten. Das nächste Beispiel wird auf zwei Saiten gespielt und besteht aus A-moll, E-moll, G-Dur und D-Dur Dreiklängen. Dabei werden die A-moll und G-Dur Arpeggien auf der e-Saite gespielt – E-moll und D-Dur auf der h-Saite.
Beispiel 4:
Nun verlassen wir zunächst die Welt der Dreiklänge und wenden uns dem „Skalen-Tapping“ zu. Denn um die Technik des Tapping auf alle Saiten zu übertragen, eignet sich eine gerade bei Gitarristen besonders beliebte Tonleiter ganz hervorragend…die Pentatonik!
Die Basis für das nächste Beispiel ist der Fingersatz der A-moll Pentatonik in der V. Lage. Man tappt dazu auf jeder Saite den Ton der A-moll Pentatonik, der sich in der nächsthöheren Lage befindet. Dann geht es weiter wie in Beispiel 1 (Tap > Pull-off > Hammer-on)
Beispiel 5:
In Beispiel 6 wird ähnlich verfahren – nur wird hierbei auf jeder Saite immer der übernächste Ton der Pentatonik getappt. Außerdem wird ein anderes Tapping-Pattern verwendet (Tap > Pull-off > Pull-off).
Beispiel 6:
Etwas schwieriger wird das Ganze, wenn man sog. „String-Skips“ einbaut – dabei wird beim Saitenwechsel immer eine Saite übersprungen. Bei der aufsteigenden Variante von Beispiel 7 erfolgt wieder eine Notendopplung.
Beispiel 7:
Die Beispiele 5-7 kann man nun natürlich auch auf die anderen Fingersätze der Pentatonik-Tonleiter übertragen und nach Belieben die getappten, bzw. die von der Greifhand gegriffenen Töne, variieren…da sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt!
Beim Tapping über mehrere Saiten kommt es unter Umständen zu unerwünschten Nebengeräuschen. Gerade beim Saitenwechsel klingen oft die Saiten nach, die man gerade „verlassen“ hat.
Dazu zwei Tipps: Beim Abwärts-Tapping können die Saiten am besten mit den Fingern der Greifhand (z.B. Zeigefinger) abgedämpft werden. Tappt man aufwärts, lassen sich die Saiten gut mit dem Handballen der Schlag-(Tapping-)hand abdämpfen.
Zum Thema Rhythmik: man könnte den Eindruck haben dass Tapping-Licks, die aus drei Tönen bestehen, ausschließlich triolischer Natur sein können…doch dem ist nicht so. Durch z.B. das Doppeln einer Note in der Greif- oder „Taphand“, lassen sich Licks kreieren, die auf anderen Notenwerten basieren – siehe Beispiel 8.
Beispiel 8:
Der nächste Schritt wäre nun, das Gelernte bei einer diatonischen Tonleiter anzuwenden, z.B. der reinen A-moll bzw. C-Dur Tonleiter. Die Schwierigkeit besteht hierbei allerdings darin, dass nun in der Regel drei Töne mit der Greifhand zu spielen sind. Damit der flüssig-fließende Tapping-Sound beibehalten wird, ist somit eine gute Legato-Technik (Hammer-on/Pull-off) der Greifhand von Vorteil. Vereinfachend wirkt sich in dieser Hinsicht die Verwendung von sog. „3-Noten-pro-Saite“- Tonleitern aus. Wie der Name schon sagt, werden dabei die Töne einer Tonleiter auf den Fingersatz bezogen so angeordnet, dass sich auf jeder Saite 3 Töne befinden.
Das folgende Beispiel zeigt zunächst den „3-Noten-pro-Saite“- Fingersatz der A-moll Tonleiter in der VII. Lage. Nicht verwirren lassen…dieser Fingersatz beginnt mit der II. Stufe der Tonleiter, dem Ton h! Ich habe diesen Fingersatz bewusst ausgewählt, weil er im Tapping-Kontext sehr gut funktioniert.
Beispiel 9:
Nun fügen wir, wie bei den Beispielen mit der Pentatonik-Tonleiter, auf jeder Saite den nächstgelegenen Skalenton per Tapping hinzu.
Beispiel 10:
In Beispiel 11 entsteht durch das verwendete Pattern der Greifhand im Zusammenspiel mit der jeweils getappten Note wieder eine Notendopplung. Außerdem muss bei der aufsteigenden Variante der erste Ton auf jeder Saite mit einem „Hammer-on from nowhere“ ausgeführt werden. Dazu „hämmert“ der Zeigefinger quasi „aus dem Nichts“ die entsprechende Note – das Hammer-on erfolgt also nicht wie üblich von einem tieferen Ton, der von einem anderen Finger gegriffen wird.
Beispiel 11:
Die Variationsmöglichkeiten sind, in Bezug auf Tapping, bei einer diatonischen Tonleiter deutlich höher. In den folgenden Beispielen zeige ich zwei Möglichkeiten.
Beispiele 12-13
So…das war es mit dem ersten Teil des Workshops…Teil 2 folgt in Kürze. Darin wird es um Tapping mit mehreren Fingern gehen.
Ich hoffe, ihr seid dann wieder dabei!
Eigentlich ein schöner Workshop zur Erweiterung der eigenen Technik.
ABER:
Die YouTube-Links funktionieren nicht und es gibt keine Audio-Dateien.
Auch dort mit der Suche nicht zu finden (wurden wohl nie hochgeladen).
Also eine reine Trockenübung – leider nicht sehr motivierend…