Moog Plug-ins als Klangerzeuger
Inhaltsverzeichnis
In diesem Workshop wollen wir tiefer in die Möglichkeiten der MoogerFooger Plug-ins eintauchen. Wie man diese ganz einfach als Effekte einsetzt und wie man diese hintereinander hängt, dürfte wohl allgemein klar sein: Einfach Plug-in(s) in die Spur ziehen und los geht’s.
Hier soll es aber um die Nutzung der MoogerFooger als Synthesizer gehen. Und zwar als Lead-/Bass-Synth, aber auch als Drum-Synthesizer. Das ist mit ein wenig Arbeit verbunden, lohnt sich aber wegen der Klangausbeute alle Male.
Kurze Erklärung der Methode aus dem Testbericht
Im Testbericht zu den MoogerFooger Plug-ins hatte ich ja bereits eine Methode vorgestellt, wie man die MF-107S FreqBox als Oszillator ansteuert. Der CV-Eingang wurde geeicht, um in einer V/Okt-Charakteristik auf Eingangssignale zu reagieren. Aber da diese Methode das Vorhandensein der kostenpflichtigen SilentWay-Plug-ins notwendig macht, möchte ich in diesem Workshop eine andere Methode nutzen, um die MF-107S FreqBox zum Singen zu bringen. Diese hat sogar gegenüber der „richtigen“ Methode einige Vorteile.
Als DAW habe ich Ableton Live gewählt. Generell habe ich versucht, keine Spezialitäten von Ableton Live einzusetzen, so dass die Beispiele mit jeder beliebigen DAW nachvollzogen werden können.
MF-107S FreqBox in spielbaren Oszillator verwandeln
Es gibt viel zu tun, also frisch ans Werk. Dazu muss man zuerst einen Sinus-Generator in eine MIDI-Spur laden, z. B. Operator mit nur einem aktiven Sinus-Oszillator, ohne Feedback. Ein Sinus in einem einfachen Sampler tut es aber genauso. Dann wird der CV-Input des Frequenzreglers der MF-107S FreqBox auf DC gestellt und SYNC aktiviert.
Im folgenden Klangbeispiel wird der FREQ-Regler verstellt.
Die Vorteile hierbei gegenüber der anderen Methode:
- gutes Tracking für Oszillator und Hüllkurve
- interessante Klangfarben als Ausgangsmaterial für subtraktive Synthese
Es gibt aber auch Nachteile:
- Oktavumfang muss mit Frequenzregler der MF-107S FreqBox nachgeregelt werden. Wenn man einen Bass-Synth haben will, muss der Frequenzregler entsprechend tiefer eingestellt werden.
- Es gibt Aussetzer in höheren und tieferen Lagen, in denen das Tracking nicht richtig funktioniert. Diese können aber musikalisch eingesetzt werden.
Durch das Herunterregeln des Mix-Reglers mischt man den Sub-Oszillator hinzu, also den eigentlich antreibenden Sinus.
Durch Hinzumischen von FM-Amount reichert man den Klang mit Obertönen an. Es klingt teilweise schon wie eine Filterübersteuerung.
Der Effekt verstärkt sich, wenn man den FREQ-Regler weiter aufdreht
Nun kommt der zweite MoogerFooger zur Modulation hinzu. Wir nehmen den Ringmod, da er einen LFO besitzt.
Als nächstes kommt das unvermeidbare Filter. Also nehmen wir das MoogerFooger-101S Lowpass-Filter. Dieses wird in den 4-Pol-Modus versetzt und der Hüllkurven-Anteil (ENV-Amount) wird aufgedreht. Dazu noch etwas Resonanz.
Nun geben wird dem Filter mehr zu arbeiten, indem wir den Obertongehalt des Oszillators, wie oben beschrieben, erhöhen (FM-Amount).
Im zweiten Teil drehe ich etwa nicht die Resonanz des Filters auf, sondern bewege den FREQ-Regler der MF-107S FreqBox weiter nach rechts. Das klingt wie eine Steigerung der Resonanz, hat aber den Vorteil, dass das Bassfundament dabei nicht ausdünnt.
Hier nochmal das Ganze im Bassbereich.
Und nun noch mit etwas mehr Modulation. Derselbe LFO, der die Waveform der MF-107S FreqBox moduliert, moduliert nun auch den FM-Amount-Regler der MF-107S FreqBox.
Jetzt wird noch die LFO-Rate ein bisschen höher geregelt. Dabei erhöhen wir auch den Input-Sinus um eine Oktave.
Natürlich können wir auch den Drive geschmackvoll einsetzen. Geschmackvoll deswegen, da ein zu weites Aufdrehen den Verlust des eigentlich Filter-Effekts nach sich zieht. Hier sollte auf Seiten des Oszillators mehr Kontrolle über den Obertongehalt ausgeübt werden. Auch lässt sich dieser so wesentlich besser dosieren.
Eine kleine Nachregelung am FREQ-Regler der MF-107S FreqBox und man bekommt ein sehr unterschiedliches Klangbild. Gerade die Kombination dieses Reglers mit dem FM-Amount-Regler enthält eine reiche Palette an Grundklängen. Und vor allem diese Imperfektion, durch den der Oszillator manchmal „wegbricht“, trägt viel zur Variation bei und erweckt dieses Gefühl, man habe es mit einer analogen Sache zu tun.
Diese Oszillatorklänge können dann mit dem Filter weiter verarbeitet werden. Um das Ganze hier ein wenig aufzulockern, habe ich mal einen kleinen Loop eingespielt, mit allen Einstellungen, die bisher besprochen wurden. Im Kontext hört man schon deutlich besser das Potential, das in dieser Kombination der Pedale steckt. Dazu habe ich mir nur vier Regler auf einen Controller gelegt, Filter Cutoff und Resoanance sowie von der MF-107S FreqBox FREQ und FM-Amount.
Ich gebe zu bedenken, dass bis hierhin eigentlich nur die MF-107S FreqBox und das Filter zum Einsatz kamen, denn der LFO, der vom RingMod kommt, könnte auch woanders hergenommen werden. Ableton Live hat ja einen solchen selber an Bord. Ich erwähne das, da die MoogerFooger Plug-ins jetzt auch einzeln erhältlich sind.
Der Vorteil dieser etwas ungenauen Methode liegt also im Verhalten der ganzen „Schaltung“. Diese kleinen Ungenauigkeiten führen zu einem musikalischeren Ergebnis, das nicht von vornherein schon steril klingt.
Effekte mit den Moog MoogerFooger Plug-ins
Man bedenke hier, dass noch gar keine Effekte zum Einsatz kamen. Das wollen wir jetzt nachholen. Mir schwebt eine Art Delay-Brandung vor, die im Hintergrund an- und abebbt. Dabei sollte uns natürlich das MoogerFooger-104S Delay behilflich sein können. Bei dieser Gelegenheit werden wir auch die Optionen der MoogerFooger genauer unter die Lupe nehmen, denn hier gibt es nicht wenige Parameter, die das Verhalten und damit den Klang des entsprechenden Pedals entscheidend beeinflussen.
Als Erstes packe ich ein einfaches Highpass-Filter in den AUX-Bus, ich möchte ja nicht, dass der Bass das ganze Delay dominiert.
Um die Stereobasis zu verbreitern, wird natürlich zuerst der Ping-Pong-Modus aktiviert. Beim TONE wählen wir ANALOG und beim FEEDBACK MODE nun LEGACY. Den BYPASS-Mode stelle ich generell immer auf SPILLOVER, da so die Hallfahne nach der Deaktivierung des MoogerFooger-104S langsam ausklingt und nicht einfach abrupt aufhört.
Die beiden Einstellungen für Feedback und Tone haben einen starken Einfluss auf das Verhalten. Hier mal eine Auswahl an verschiedenen Einstellungen. Zunächst einmal Tone. Hier schalte ich von ANALOG auf LEGACY und danach auf MODERN.
Dann kommt der Feedback-Parameter, zuerst LEGACY, dann MODERN. In beiden Fällen justiere ich das Feedback, um den unterschiedlichen Charakter besser hervorzuheben.
Für mein gesetztes Ziel entscheide ich mich für Tone:Analog und Feedback:Legacy. Das gibt mir diese verwaschene, dunkle Grundstruktur des Delays. Die Delay-Time stelle ich auf BPM-Sync und die Länge der Delays auf LONG.
Was ich immer gerne mache, und dafür bieten sich Modulare System nun einmal an, ist das Verknüpfen verschiedener Parameter. Bei der MF-107S FreqBox wurde ja der LFO des Ring-Modulator verwendet, um die Waveform zu animieren. Genau diese Quelle ziehe ich nun heran, um das An- und Abebben des Delays zu erreichen. Dazu moduliere ich ganz einfach den MIX-Parameter des Delays. Dieser verläuft nun antizyklisch zur Veränderung der Waveform. Solche Verschränkungen, die ich gerne als spukhafte Fernwirkung bezeichne, sorgen für eine gewisse Kohäsion, die aber nicht sofort auffällt und sich somit ins nahtlos ins Klanggefüge einpasst.
Allerdings möchte ich das Delay doch auf eine breitere Basis stellen. Also nehme ich mir den MoogerFooger-108s ClusterFlux und packe ihn vor das Delay. Eine moderate Modulation des TIME-Parameters. Gekoppelt mit einem recht hohen FEEDBACK führen zum gewünschten Ergebnis.
Hören wir das Ganze jetzt mal im Kontext mit ein paar Modulationen des Oszillators. Ich finde, das kann sich schon hören lassen.
Drum-Synthese mit den MoogerFooger Plug-ins
Kommen wir damit zum zweiten Teil des Workshops, der Drum-Synthese mit den Moog MoogerFooger Plug-ins. Auch hier möchte ich auf spezielle DAW-Funktionen verzichten.
Bassdrum
Den Anfang macht die Bassdrum. Dazu setzen wir das Filter ein, dem wir einen Dirac-Impuls an den Eingang geben. Was ist ein Dirac-Impuls? Benannt nach dem Engländer Paul Dirac, bezeichnet das in der Audiotechnik heute ein Sample, das aus nur einem Wert besteht. Dieser Wert nutzt die maximale Aussteuerung der digitalen Bittiefe, danach kommen nur noch 0-Werte. Und so unglaublich es sich auch anhört, dieser Impuls enthält alle Frequenzen des Spektrums. Ein Verwandter des Dirac-Impulses ist übrigens der Sine-Sweep. Wer mehr darüber lesen möchte, kann das im Faltungshall-Workshop tun. Wir benötigen den Dirac-Impuls hier, um das Filter anzuregen, so dass wir seine Resonanz optimal nutzen können.
Also packen wir den Dirac-Impuls in einen beliebigen einfachen Sample-Player und … aber Moment, woher nehmen wir eigentlich einen Dirac-Impuls? Diesen kann man mit jeder beliebigen Wave-Editor-Software erstellen. Ich habe dazu den frei erhältlichen Audacity-Editor genommen. Ich erstelle ein Sample von ein Länge von einer Sekunde und zoome bis auf einzelne Samples heran. Dann setzte ich das erste Sample und nur dieses auf maximalen Ausschlag. Jetzt noch als 16-Bit-WAV exportieren und in den Sampler importieren.
Ich füge das MoogerFooger Filter hinzu und kann nun daran arbeiten, die Bassdrum zu kreieren. Wichtig ist vor allem die Balance zwischen Cutoff und Resonance. Und gerade die Steilheit des Filters, also ob 2- oder 4-Pol, spielt hier eine entscheidende Rolle. In diesem Fall bestimmt es, wieviel Attack durch das Filter kommt. Dazu ein Beispiel. Zunächst das 4-Pol-Filter, dann das 2-Pol-Filter.
Das Wichtigste ist die Cutoff-Einstellung. Wenige Dutzend Hertz können hier den Unterschied machen. Deswegen ist auch die Einstellung des Hüllkurven-Folgers wichtig. Hier ein Beispiel, bei dem ENVELOPE-AMOUNT von -10 auf +10 verstellt wird.
Man kann diesen Parameter also dazu nutzen, die Feineinstellung zwischen Attack- und Tone-Anteil vorzunehmen. Mit dem Drive-Parameter, kann man den Charakter des Attacks weiter verfeinern.
Snaredrum
Um den Kesselton der Snare zu erzeugen, bedienen wir uns einfach der vorher erstellten Bassdrum und transponieren diese nach oben. Das klingt zunächst mehr nach einer Simmons-Tom. Wir brauchen also noch mehr Komponenten, um etwas Snare-artiges zu erzeugen.
Bei einer Snare schwingt der Kessel auch mehr mit, da er eine geringere Masse hat, gut zu hören bei Metall-Snares. Metall? Metallisch? Da könnte uns doch der MoogerFooger Ring-Modulator helfen. Packen wir diesen also dahinter. Der Vorteil ist, dass wir durch den LFO hier eine Modulation ins Spiel bringen können, die für Lebendigkeit sorgt.
Das bringt uns schon mal mehr in die richtige Richtung. Aber ein wichtiger Anteil fehlt noch – der der Schnarre, also Snare. Damit ist der Rauschanteil gemeint, der durch den Snare-Teppich erzeugt wird. Also brauchen wir zunächst breitbandiges Rauschen, gemeinhin als weißes Rauschen bekannt. Ich erzeuge das wieder im Wave-Editor Audacity. Eine Minute, die danach geloopt wird, sollte genügen.
Das Rauschen packe ich nun auf eine eigene Spur, deren Ausgang ich in den Side-Chain-EIngang des Ring Modulators leite.
Jetzt brauchen wir nur noch ein geeignetes Ziel. Nehmen wir dafür die FREQUENCY-Einstellung des Ring Moderators. Mutige können auch die Cutoff-Einstellung des Filters wählen. Wir packen nun das geloopte Rauschen auf eine Spur und wählen als Ziel „Side Chain Input MoogerFooger-102S RingMod“. Wenn wir das Rauschen ganz nach links pannen, haben wir später auch noch einen Side-Chan-Kanal mehr zur Verfügung.
Den CV-Eingang stellen wir auf Vollausschlag. Nun können wir den Rauschanteil hören. Über den MIX-Regler, kann nun der geräuschhafte und der tonale Anteil eingestellt werden.
Für ein bisschen mehr Finesse kann jetzt noch ein Delay dienen, das sehr kurz eingestellt wird, bei einem hohen Feedback-Faktor. Es empfiehlt sich, hier den Nachhall über den MIS-Regler anzupassen, sonst wird es schnell zu metallisch.
Die ganze Angelegenheit ist eine Sache des Fine-Tunings. Man hat allerdings nun eine große Bandbreite an verschiedenen elektronischen Snare-Sounds zur Verfügung. Natürlich kann man auch völlig übertrieben und dystopische Klänge mit diesem Snare-Setup erzeugen. Dazu dient vor allem die Balance zwischen Cutoff und Resonance. Aber Vorsicht, das kann schnell außer Kontrolle geraten!
HiHats
Aus dem gleichen Setup können wir nun unsere HiHats ableiten. Dazu benötigen wir unsere Noise-Quelle, diesmal am CV-Cutoff-Eingang des MoogerFooger Filters. Für die HiHats brauchen wir das Rauschen diesmal nicht am Frequenzeingang des Ring Modulators, also löschen wir die Zuweisung. Stattdessen dient der FREQUENCY-Regler des Ring Mods nun dazu, den metallischen Anteil der HiHats einzustellen und das in Kombination mit dem CV-Regler für das Rauschen am Eingang des Filters.
Hören wir uns alles einmal an.
Ja – es klingt alles sehr elektronisch, aber darin liegt für mich gerade der Reiz. Und vor allem kann man nun wunderbar mit Automationen experimentieren, was man so mit Samples eben nicht kann.
Großartiger Artikel, vielen Dank für die hilfreiche Anleitung. Wird heute gleich ausprobiert :)
300€ 😆
jeder software modular synth spielt die dinger an die wand ;)
BTW. die drums klingen kacke, irgendwas klappt da mit dem side chain nicht,
rauscht wie die Hölle 😵💫
Interessanter Artikel.