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Test: Godin Radiator Bourbon Burst RN, E-Gitarre

Gloss and Roll!

29. September 2020
Test: Godin Radiator Bourbon Burst

Godins Rockschönheit bei uns im Test

Godin Guitars aus Quebec, Kanada, gehört inzwischen zu den wichtigsten Firmen im Blues-Geschäft. Inzwischen ist das Ganze nichts weniger als ein großes Familiengeschäft geworden. Vor 46 Jahren hatte Robert Godin angefangen, Gitarren zu bauen. Inzwischen sind seine Söhne Simon und Patrick fest im Unternehmen gesattelt und treiben die Firma mit voran. Unter dem Familiennamen vereint die Firma noch andere Marken wie Seagull Guitars, aber die Marke mit dem Familiennamen ist zweifelsohne die Stärkste. Und Low Budget geht anders: über viele Jahre hinweg konzentrierte sich das Familienunternehmen, für ein ausgewähltes Klientel zu produzieren. Doch der Gitarrenmarkt hat viele Gesichter, und Godin haben vor allem in den letzten zehn Jahren den Fokus verstärkt darauf verlagert, der preislichen Mittelklasse Aufwind zu geben. Wo Epiphone beispielsweise schwächeln, positionieren sich Godin verstärkt mit ihren neuen Singlecut Modellen.

Test: Godin Radiator Bourbon Burst

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Also – was haben wir uns aus La Patrie, Quebec, in die AMAZONA.de Redaktion bringen lassen? Mitunter eben die aktuelle Mid-Range-Blues Gitarre der Stunde, die Godin Guitars vor Kurzem rausgebracht haben: Die Radiator Bourbon Burst Reissue. Mehr folgt im Oktober – insofern wollen wir gar nicht mehr lange fackeln und diese Midrange-Blues-Schönheit mal genauer unter die Lupe nehmen.

Godin Radiator Bourbon Burst – Semi-Gloss Finish & Graphtech Sattel

Eine Singlecut aus Silberblattahorn – hat man auch nicht alle Tage in der Hand. Im „unplugged“ Modus fällt sofort die tiefe Resonanz auf, mit der das Holz singt. Gefällt schon mal – scharren tut hier nichts, sauber verarbeitet alles. Zugegeben, der Semi-Gloss des Burst-Finish ist nicht wirklich meins, aber durch den passenden Headstock hat das durchaus Charme. Der geleimte Hals vollendet die klassische Mensurlänge von 628 mm, der Hals ist geleimt und der Griffbrett-Radius liegt bei 304, 8 mm und somit im klassischen Paula-Fährwasser. Der Sattel stammt von Graphtech. Die Tusq-Sattel bestehen aus „man made ivory“, also aus organischen Polymeren und finden vor allem bei akustischen Gitarren Verwendung. Die Mid- und High-End Harmonien werden durch den Polymer-Sattel verstärkt – zumindest auf dem Papier. In Kombination mit dem Silberblattahorn soll hier Sustain en masse gewährleistet werden.

Test: Godin Radiator Bourbon Burst

Der einteilige Hals ist geleimt sowie passgenau in die Halstasche integriert und besteht ebenfalls aus Silberblattahorn. Das Griffbrett präsentiert dunklen Palisander und besitzt einen annehmbaren Radius von 304,8 mm. Ich bin gespannt, was das Silberblattahorn in Sachen Sound hergibt – ein heller Grundklang, der für eine Singlecut eher untypisch ist, zeichnet sich bei den vorläufigen, „unplugged“ Spielversuchen an. Am Hals ist das Ahorn zumindest sehr geschmeidig und angenehm, das Reibungsgefühl fast fließend, die Zarge modelltypisch nicht besonders tief, aber trotzdem kommt man bestens an die höheren Bundregionen an. Vom Handling also schon mal eine feine Angelegenheit. Der Sattel stammt wie gesagt aus dem Hause Graphtech und versucht durch die organischen Polymere das Sustain-Verhalten klassischen Elfenbeins zu reproduzieren – meine bisherigen Verhalten mit den TUSQ-Satteln von Graphtech waren gut, der (unplugged) Spannungsabbau an den Saiten erfolgt sehr gleichmäßig, auch bei der Radiator Bourbon Burst. 22 fein abgerundete, polierte Bünde auf einer 24,75 Zoll weiten Mensur – nichts allzu Überraschendes an der Front also wie beispielsweise Stringtrees oder dergleichen – eine fast schon puristische Singlecut, möchte man meinen. Ach ja – im Lieferumfang enthalten ist ein gut gepolstertes Gigbag.

Godin Radiator E-Gitarre – Vintage Humbucker PAF

Die Hodin Radiator Bourbon Burst RN besitzt zwei Godin Custom Humbucker, die für einen dreckigen Sound mit ordentlichem Low-End stehen und keine halben Sachen machen – PAF-Charakter lautet die Devise, aber eben nicht ganz. Die Wraparound-Brücke ist an zwei Positionen fest im Korpus verschraubt, das Tailpiece zusätzlich mit zwei Schrauben befestigt und dabei diagonal verankert – Bass- und Treble-Saiten liegen unterschiedlich hoch auf mit einer Ratio von 18:1 zu 26:1. In Sachen Soundflexibilität bietet das Instrument eine Menge: zwei separate Paare je Volume und Tone pro Humbucker. Hinzu kommt ein Dreiwegeschalter. Kratziges Low-End oder heller High-Pass-Sound im Vintage-Gewand auf dem Papier spricht einiges für eine Flexibilität des Godin Radiator.

Test: Godin Radiator Bourbon Burst

Godin Radiator Bourbon Burst – vorläufiges Fazit

Das Semi-Gloss-Finish ist bei der vorläufigen Betrachtung der einzige wirklich im Gewicht liegende Minuspunkt – und der ist zutiefst subjektiv. In Sachen Haptik eine kleine Freude, ist die Gitarre nämlich auch mit einem leichten Ergocut ausgestattet. Die Ansprache des Silberahorns lässt mir eine Weile keine Ruhe – sehr hell, der gleichmäßige Ausklang anhaltend und sehr sustainfreudig. Kopflastigkeit ist kein Thema, die Gitarre sitzt wie angegossen und flieht nicht davon. Insgesamt also eine ungemein komfortable Spielangelegenheit: Mal schauen, was das gute Stück mit entfesselten Humbuckern so hergibt und ob sich die abzeichnende Flexibilität in der Praxis auch wirklich so einstellt.

Godin Radiator Bourbon Burst – Gain, Sustain, Tone & Resonanz

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Ganz im Sinne der Singlecut suchen wir uns am Kemper Rack ein Marshall ’59 Profil heraus und prüfen als allererstes das Sustain der Gitarre. Gleichmäßiger Abklang, langatmig – passt! An einen PAF-Pickup will das Ganze jedoch zunächst nicht wirklich erinnern: Erwartungsgemäß sind die Godin Custom Humbucker rotzig, aber insgesamt klingt die Radiator deutlich heller.

Schauen wir uns mal an, was die Tone-Regler reißen. Wir drehen hierfür den Gain deutlich heraus und pendeln ihn auf Crunch-Stufe ein. Im ersten Klangbeispiel ist Tone vollständig reingedreht, im zweiten Beispiel auf 30 % eingependelt. Ein ernstzunehmendes Tone-Shaping-Werkzeug. Wir haben Gain und Volume bei beiden Beispielen gleich eingestellt. Dass der Sound an Durchsetzungsfähigkeit verliert, wenn man das High-End kappt, verwundert nicht. Allzu muffig ist das Ganze nicht, das Low-End könnte trotzdem ein Stück weit differenzierter sein.

Gain vollständig rausgedreht und die Wärme des Neck-Pickups getestet. Funktioniert gut – ganz so geerdet wie bei einer klassischen Paula geht es nicht zu. Der Sound ist sehr warm und besitzt eine ansprechende Resonanz. Der Charakter des Ahorns ist spürbar, sehr luftig das Ganze und wenig komprimiert im Sound.

Nun drehen wir das Gain wieder ein bisschen auf, belassen es bei einem einfachen Hardrock-Riff, um zu schauen, wie dreckig die Humbucker arbeiten. Tatsächlich verhält es sich hier so wie erwartet sehr bissig. Die Transparenz ist gegeben, in der mittleren Position des Dreiwegeschalters lässt der Output-Regler jedoch ein Stück weit nach. Klingt voluminös und offenbart jetzt auch den PAF-Charakter, der in der Bridge jedoch deutlich besser zur Geltung kommt.

Drehen wir das High-Gain auf, was das Zeug hält und testen wir die Grenzen des Machbaren. Klar ist: Im Fahrwasser des klassischen Hardrocks funktioniert die Godin Radiator am besten. Der Wumms steht ihr gut zu Gesicht. Klingt niemals klinisch, niemals gepresst oder irgendwie komprimiert, sondern weitläufig und dynamisch. Gefällt gut, zieht in meiner unmittelbaren Wahrnehmung jetzt mit Hagstrom gleich, die bislang mit ihrer Swede und Ultra Max den Midrange-Bereich der Singlecut Paulas dominierten. Die Godin ist zweifelsohne heller, vielleicht sogar die hellste Paula, die ich bislang in der Hand hatte. Leider lässt sich hinsichtlich der Wicklungen und Verarbeitung der hier eingebauten Custom Humbucker nicht viel herausfinden – ich gehe dennoch stark davon aus, dass das Silberahorn einen ordentlichen Beitrag zu diesem hellen Klangbild leistet.

Ein Störfaktor, der sich deutlich aufdrängt: Die Locking-Mechaniken Godin Radiator Burst sind mehr als launisch. Das Werksmodell ist zwar bundrein eingestellt, verstimmt sich aber leicht. Dabei ist nicht mal die G-Saite, die normalerweise gerne Probleme macht, das Ding: Ein paar starke Anschläge und schon gerät die Stimmung in Schieflage, allen voran die E-Saite. Das stetige Nachstimmen ist definitiv störend und erinnert einen erneut daran, dass hier die meisten Paulas bei 1000,- aufwärts Besseres leisten und wofür man den Aufpreis zahlt.

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Fazit

Die Radiator Burst ist in dem Preisbereich der Singlecut Paulas zwischen 500,- und 1000,- Euro sicherlich eins der stärkeren Modelle. Die Bespielbarkeit ist ziemlich gut, aber die Locking-Mechaniken sind leider sehr empfindlich und mindern den Spielspaß. Trotzdem: Der Sound ist für Paula-Verhältnisse hell, holzig und ungewöhnlich, funktioniert aber gut und ist durch die zwei Tone-Regler und den Dreiwegeschalter mehr als nur für rotzige Hard-Rock-Gefilde geeignet.

Plus

  • heller, eigenwilliger Klang
  • sehr gute Bespielbarkeit

Minus

  • Stimmstabilität nicht gewährleistet

Preis

  • 877,- Euro
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  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Ich verstehe nicht, was die sich mit diesem riesigen Pickguard gedacht haben. Dabei sind Gitarren von Godin doch meistens durchaus ansehnlich.

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