1999: Yamahas MC-Konkurrent
History: Yamaha Groovebox RM1x
Es ist nie zu spät für ein durchdachtes Produkt, das hat man sich damals wohl bei Yamaha gedacht, als man mit der RM1x eine Rhythm-Box der Gattung ALL IN ONE ins Rennen gegen die allmächtigen ROLAND Produkte Roland MC-303, Roland MC-505 und Roland MC-307 schickte, die den Markt dominierten und eine völlig neue Gerätegattung etabliert hatten: die Groovebox.
Yamaha versuchte den zeitlichen Vorsprung der Roland Serie durch Features und Functions wieder wettzumachen. Und sieht man sich die Konkurrenten heute im Rückblick an, darf man Yamaha bescheinigen, dass dieser Ansatz gelungen ist.
Heute liegt die Yamaha Groovebox RM1x hoch im Kurs, höher als die vergleichbaren Roland Silberlinge. Zwischen 450,- und 600,- Euro werden mittlerweile dafür aufgerufen. Wer Geduld hat und auf eine echte Versteigerung wartet, bekommt das Teil auch schon für gut 300,- Euro. Allerdings hat die RM1x vor 5 Jahren gerade mal 180,- Euro gekostet. Der Vintage-Boom greift also längst auch in der digitalen Ecke um sich.
Der folgende Test zur RM1x entstand 2000 für AMAZONA.de. Leider war der Autor nicht mehr zu ermitteln, sollte er aber zufällig über meine Zeilen stolpern, möge er sich bitte melden, damit wir seinen Namen wieder mit diesem Artikel verknüpfen können.
Nun viel Spaß beim Lesen und Hören.
Eine echte Workstation
Nein, die Idee ist nicht neu, ein komplettes Studio in ein einziges Gerät zu packen.
Seit der Erfindung der „M1“ geistert der Begriff WORKSTATION durch die Musikerszene und genau als solche versteht sich auch der RM1x. Der enthusiastische Dance-Produzent (und als solcher sieht sich heute bereits jeder zweite, der eine Bass-Drum von einer Snare-Drum unterscheiden kann) soll mit dieser Blue-Box ohne Zuhilfenahme weiterer Instrumente komplette Dance-Tracks erschaffen können. Man erlaube mir den Begriff DANCE für diesen Test auf alle modernen Musikstile von Techno bis House auszudehnen.
Das erklärt vielleicht auch, warum der RM1x rückseitig über nur einen Stereo-Ausgang verfügt (2x Monoklinke), womit der professionelle Remix am großen Studiopult ausscheidet.
Ebenfalls rückseitig befindet sich der Kopfhöreranschluss (darüber werden sich Live-Acts besonders freuen) sowie ein Eingang für einen Fußschalter, die Buchse für ein externes Netzteil und das inzwischen für alle Groove-Boxen typische MIDI-Duo In/Out.
Als Top-Teil konzipiert, befinden sich alle Bedienelemente auf der Oberseite.
Da sticht einem sofort das leuchtende, graphikfähige Riesendisplay ins Auge, das für Groove-Boxen in dieser Preisklasse ein Novum darstellt. Ähnliches bietet erst die DM 500,- teurere MC-307 wieder, die ROLAND dieses Jahr auf den Markt gebracht hat.
Zu dem Mega-Display gesellt sich ein etwas kleineres LC-Display, das über die jeweilige Song-Geschwindigkeit (in BPM) Auskunft gibt. 12 „Potis“ des RM1X erlauben den direkten Zugriff auf die wichtigsten Parameter, acht davon, rechts oberhalb des Displays, können frei belegt werden.
Ein weiterer Pluspunkt ist die Mäuseklaviatur, die über mehr als zwei Oktaven verfügt und „klassisch“ einwandfrei angeordnet ist.
Das ist zum einen die doppelte Kapazität und zum anderen wesentlich übersichtlicher als vergleichsweise bei den ROLAND Groove-Boxen. Über „Bespielbarkeit“ braucht man hier sicher nicht zu streiten, für einen Pianisten bleibt diese Art Klaviatur immer ein armseliges Spielzeug.
Der Produktionsweise heutiger Dance-Produzenten (Definition siehe oben) kommt diese Tastatur allerdings sehr entgegen, vor allem da jede weiße Taste eine LED ziert, die bei der Programmierung von Drumparts das typische TR-808 Feeling mit sich bringen.
Ein weiterer Clou verbirgt sich auf der Vorderseite in Form eines 3 1/2 Zoll Diskettenlaufwerkes.
Man mag es kaum glauben, dass man sich im Zeitalter von ZIP-Drives und SCSI-Medien noch so über ein Diskettenlaufwerk freuen kann, aber gerade in dieser Produktkategorie war dieses Feature schon lange überfällig. Songs und Patterns, Sounds lassen sich abspeichern und auf einer (extrem günstigen) Diskette sichern und zum nächsten „Rave“ wieder einladen. Vor allem aber, wenn der RM1X als Master-Sequencer auch für externe Klangerzeuger eingesetzt wird, ist dieses Feature unschätzbar. Hier das wohl größte Manko: Sounds lassen sich leider nicht separat speichern, sondern nur innerhalb von Setups.
Das alles hat YAMAHA in ein stabiles, übersichtliches Metallgehäuse gepackt, das einen sehr robusten Eindruck macht. Dazu kommt eine klare Gliederung der Bedienelemente, eine aufgedruckte Menü-Übersicht, die selbst bei schlechten Lichtverhältnissen gut lesbar ist.
Get the Groove
Einschalten, PLAY drücken und ab geht der Groove. Sofort fällt auf, dass die RM1x am Audioausgang ordentlich Dampf machen kann und in Pausen so gut wie kein Rauschen zu hören ist.
Der Klangcharakter erinnert stark an die YAMAHA-eigenen MU-Expander, tendiert eher zu kühl und digital als zu warm und analog, das gilt auch für die resonanzfähigen Filter. Trotz alledem erzeugen die Bässe und Drums enormen Druck und können kräftig knallen. Leider vermisse ich aber, genau wie bei der MC-303/MC-505, die Brillanz in den Becken und HiHats. Da greift die Datenkompression zu stark zu. Selbst die berühmte HiHat der TR-909 klingt „silbriger“ als die Surrogate in dieser Produktklasse.
Zu den Synthie-Sounds (654, plus 128 GM) sei gesagt, dass sie nur in geringem Umfang editierbar sind (ähnlich wie bei der ROLAND MC-303) und sich nur innerhalb der Sequenzen abspeichern lassen. Wer also einen ausgefuchsten Synthesizer innerhalb einer Groove-Box sucht, dem bleibt derzeit nur der Griff zur DM 1.300,- teureren MC-505.
Die Styles und Patterns sind hervorragende Grundlagen für eigene Kreationen. Hier wurde mit Liebe zum Detail gearbeitet.
Da aber besonders in der Dance-Musik täglich neue Stile geboren werden, tut man aber wirklich gut daran, diese Presets nur als Ideengeber zu nutzen, da man sonst Gefahr läuft, den Anschluss zum neuesten Trend zu verlieren.
32 Voices bringen im 16-fachen Multimode, gesteuert durch den 16-fachen Sequencer, das Teil richtig zum kochen. Zwei Stereoeffekte lassen sich, ähnlich wie bei einem echten Mischpult, pro Spur über Send-Wege antriggern. Dazu kommt eine dritte Effekteinheit, die wahlweise per Send-Level angesprochen wird oder in einer der Spuren als Insert-Effekt dient. Für diese Unit stehen 43 verschiedene Effekte zur Verfügung. Dazu gehören u. a. weitere Hall-Algorithmen, Delays, Rotary-Speaker, Distortion und Over-Drive. Die Qualität der Effekte geht in Ordnung.
Quasi eine vierte Effekteinheit stellt die PLAY-FX Sektion dar. Hier werden keine Delays oder Pitch-Shifting-Effekte auf Grund eines DSP-Prozessors generiert, sondern mit Hilfe von MIDI-Effekten.
Dies funktioniert wunderbar, geht aber auf Kosten der Stimmenanzahl. Bei 32 verfügbaren Stimmen dürfte dies allerdings selten ein Problem werden, deshalb: eine gute Idee und ein weiterer Pluspunkt zu Gunsten der RM1x.
Eher „schwach auf der Brust“ zeigt sich der Arpeggiator der RM1x. Nur fünf verschiedene Typen stehen zur Auswahl: Up, Down, Alternate 1, Alternate 2 sowie Random. (Als Vergleich MC303 – 34 Typen, MC505 53 Typen).
Dies entspricht eher den Arpeggiatoren vergangener Vintage-Produkte und ist für meine Begriffe, besonders in der heutigen Dance-Musik, längst überholt.
Der Sequencer des Yamaha RM1X
Ein ergiebiger Fundus an 960 verschiedenen Preset-Patterns, die sich aus 60 verschiedenen Styles rekrutieren, macht den dürftigen Arpeggiator-Bereich allerdings wieder wett. Dazu lassen sich bis zu 800 Patterns und 50 neue Styles programmieren. Zusammen mit einer Speicherkapazität von 110.000 Noten im Sequencer ist der RM1x geradezu prädestiniert für den Marathon-Live-Einsatz beim nächsten MAYDAY-Event.
Die Styles und Patterns sind hervorragende Grundlagen für eigene Kreationen. Hier wurde mit Liebe zum Detail gearbeitet. Da aber besonders in der Dance-Musik täglich neue Stile geboren werden, tut man aber wirklich gut daran, diese Presets nur als Ideengeber zu nutzen, da man sonst Gefahr läuft, den Anschluss zum neuesten Trend zu verlieren. Genau für diesen Zweck hat YAMAHA ein kleines, aber wesentliches Feature integriert, das den ROLAND Mitbewerbern fehlt.
Patterns lassen sich an jeder beliebigen Stelle während des Betriebes umschalten. Man muss also nicht warten, bis ein Pattern seine komplette Länge abgespielt hat, sondern kann ohne Rücksicht auf Verluste und ohne den Sequencer zwischendurch anzuhalten, sofort weitersteppen – bei der schnellen Suche nach dem geeigneten Ausgangsmaterial eine enorme Hilfe!
Der RM1X wäre übrigens selbst ohne Klangerzeuger als Master-Sequencer sein Geld bereits wert. Die Editierung des Sequencers wird durch das Display enorm vereinfacht und erinnert stark an den Hardware-Sequencer QY-700 von Yamaha. Der kostet derzeit immerhin DM 1.790,-. Also Augen auf, wer im Moment einen zuverlässigen Hardware-Sequencer mit 16 Spuren und unendlich vielen Möglichkeiten sucht, der sollte sich, alleine schon aus diesem Aspekt, den RM1X mal genauer ansehen.
Zu guter Letzt sei auch noch die Möglichkeit erwähnt, in einem Pattern-Chain-Modus beliebige Patterns aneinanderzureihen, um z. B. komplexe vorprogrammierte Abläufe zu speichern.
Für diejenigen, die sich mit dem Pattern-Modus nicht anfreunden können (dürfte in dieser Szene eher selten vorkommen!) gibt es auch noch den guten alten Bandmaschinenmodus, der besonders bei der Überspielung kompletter Multitrack-Arrangements vom Computer in den RM1x seine Verwendung finden dürfte.
Der Nachfolger: Die Yamaha RS7000, die bessere RM1x
Noch ein kleiner Nachtrag von mir (pg). Zwei Jahre nach der RM1x brachte Yamaha mit der RS7000 einen würdigen Nachfolger auf den Markt. Die neue Groovebox besaß nicht nur alle Features der RM1x, sondern bot zusätzlich an: Sampling, opt. Einzelausgänge, mehr Filtermodes, mehr Sounds! SCSI, SM-Card und mehr Echtzeitregler. HIER GEHT ES ZUM RS70000 Artikel.
Die Yamaha RM1X Groovebox on YouTube
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Danksagung
An dieser Stelle noch ein dickes Dankeschön an Stefan Gubatz für die schönen Bilder der Yamaha RM1x in diesem Artikel.
„Nach einer kurzen Einarbeitungszeit kommt man mit dem RM1x wunderbar klar“. Hatte mir den damals geholt aber war mir persönlich nicht zugänglich genug. Ich glaube es ging auch keine Live-Improvisation, sondern man musste ständig stoppen und Modes wechseln. Lange her und tatsächlich gibt es heute mehr als genug Alternativen die vom Fluss ideenreicher und kreativer sind.
„ ich glaube „ ist immer nicht ganz so gut wenn es darum geht etwas zu beurteilen .
Ich habe meine RM jetzt seit 3 Jahren und werde sie definitiv nicht mehr hergeben .
Und NEIN , man muss sie nicht ständig anhalten um etwas umzuschalten, soweit waren die Entwickler bei Yamaha damals schon !
Ich hatte seinerzeit ne ganze Weile mit der rm1x live gearbeitet. Mir gefiel der Sound der Maschine, die trotz samplebasierte Klangherstellung recht warm klang, m.E. untypisch für Yamaha. Leider fehlte dabei aber der entsprechende Druck. Das war beim Nachfolger RS7000 deutlich besser. Dafür klang dieser digitaler, was mir nicht gefiel, so dass ich immer einen Analogfilter dahinter schalten musste. Schwer begeistert war ich von der PLAY-FX Sektion. Wunderbar!
@zeitlos Und dann hast du mit nem Tiefpassfilter einfach die Digitalität rausgefiltert?! Mal im Ernst, ein Filter auf dem Master macht doch keinen Sinn außer mal kurz als Effekt.
@karbunkeljoe So eine Standard Aussage im Bereich der elektronischen Musik halte ich für zumindest bedenklich. Sollte man sich eigentlich nicht pauschal beschränken. Der große Bruder der RM 1 , Synthesizer MO 6 , hat ebenfalls Master FX für die Stereosumme , und damit zu arbeiten macht verdammt viel Spaß und ist richtig effektiv . Wahrscheinlich aber nicht für Top 40 Darbietungen und Covermusiker .
@karbunkeljoe doch doch, kommt drauf an, welchen man dafür nimmt! Übrigens hatte Akai seinerzeit einen für die Akaisampler auch optisch genau passenden externen Filter angeboten , Stereo plus einen Monoanschluss.
Hach jaaa,……. die RM1x war schon ein schönes Stück gear. Etwas gniddelige Bedienung aber klanglich und optisch wirklich klasse. Mit Einzelausgängen und einem potenteren Sequenzer hätt ich sie behalten. Die Videos sind gut ausgesucht, das Potential wird deutlich. Der Sound erscheint mir heute frischer als vor 20 Jahren…. wie ist sowas möglich?:)
Danke für den Bericht.
Ich korrigiere mich: der Sequenzer ist potent, für mich persönlich war er aber damals nix. Kam da mit MC oder MPC besser klar.
Übrigens: eine Textpassage ist doppelt.
Das ware noch Zeiten, als Grooveboxen noch 256 Takte oder 53 Arpeggiator Muster hatten!
Für heute „Musiker“zu komplex…
Die (heute nicht so begehrte) mc 303 hat auch viele arpeggiatorpatterns. Und sie werden auch über Midi Out rausgeschickt.
Ich hab auf dem MODX x-tausend Arp Pattern, die ich aber nicht editieren kann, bloß wie ein Sequenz-Pattern neu aufnehmen. Wem ist das bloss eingefallen…
Die Mininova hat, wenn auch im Unfang auf mickrige 8 Steps eingeschränkt, den praktischsten Arp, den man sich vorstellen kann. Soo einfach, damit zu arbeiten.
Die Verarbeitung, die Echtzeiteffekte sowie die Pattern Variationen waren gut. Leider etwas Menüdiving.
@Emmbot So einfach wie bei der RM1X ist Menuediving aber noch nie gewesen , ALLES wird auf dem Display angezeigt und zusätzlich gibt es eine sehr informative Grafik für die Menüebenen der einzelnen Bereiche direkt auf der Oberfläche aufgedruckt , genau das muss man bei allen Alternativen in der BDA suchen .
Finde RM1x und RS7000 seit Ewigkeiten interessant, aber konnte mich dann doch nie dazu durchringen, eine technisch überholte Groovebox zu kaufen, die vllt. ewige Ladezeiten hat und deren Knöpfe und Potis streiken könnten.
Yamaha hat ja vor ein paar Jahren mal eine Internetplatform gestartet, auf der man seine Wünsche für eine neue Groovebox angeben konnte. Die Leute haben sich natürlich allen möglichen Quatsch ausgedacht und sich maximale Eurorack-Integration etc. gewünscht, statt einen vernünftigen Sequencer etc. Das war glaube ich noch bevor die neuen MPCs und die Deluge rauskamen und ist dann auch im Nichts verschwunden – vielleicht besser so, wer weiß…
Wahrscheinlich ahnt ihr es schon , ich mag die Maschine sehr . Der Sequenzer ist einfach genial , und die Möglichkeit jede Sektion eines Patterns beliebig lang zu gestalten eröffnet viele Möglichkeiten , bis zu 256 Takte !!! Und das dann mal 16 ! Die Möglichkeiten gehen weit über eine Groovebox hinaus , ich glaube damit waren doch einige Besitzer überfordert. Ich habe die Kiste gebracht gekauft , massenhaft Taster ausgetauscht und das letzte neue Betriebssystem installiert , zusammen mit der Haptik eines Panzers liebe ich die direkten Strukturen ohne Firlefanz . Und die Kiste klingt eben einfach , Bämm !
Die 7000 ist allerdings eher das Mutterschiff als ein direkter Nachfolger , auch gebrauchte kosten heute das doppelte bis dreifache , aufgrund der deutlich umfangreichen Ausstattung .
Der RM1x ist ein komplexes Gerät, eigentlich eine Workstation. Es sind Unmengen Phrasen an Bord und auch ein einfacher Synthesizer mit allerhand Standardklängen, aber nichts Spektakuläres, dafür gibt es ja die Spezalisten. Den Klang würde ich (typisch Yamaha) als sehr transparent, HiFi aber recht hart und digital bezeichnen. Trotzdem hat er einen starken Eigenklang, der Geschmackssache ist. Man kann alleine mit dieser Maschine komplette Stücke zusammenbauen. Wenn man das Filter (Tiefpaß mit Resonanz) etwas schließt klingt es auch nicht mehr so rabiat, so bekommt man auch dezentere Klänge hin.
Man kann man ihn auch als reinen Sequenzer nutzen, der hat auch alle wichtigen Funktionen an Bord und ist nach kurzer Lernphase einfach zu bedienen.
Man kommt nach einiger Zeit gut zurecht und es läßt sich sehr flexibel arbeiten. Wenn man das vorgefertigte Material im Tempo runterfährt, die Klänge filtert und mit Effekten würzt, erhält man eigenständige und skurrile Kompositionen. Auch live läßt sich prima damit arbeiten, alles ist robust verarbeitet und übersichtlich, man kann die Pattern in Echtzeit umschalten und an den Reglern drehen, wo sich zusätzlich 16 interessante Abspieleffekte aufrufen lassen.
Die Maschine hat durch die Unmengen an Phrasen und Samples ein großes Potential, was sich nicht so schnell erschöpfen dürfte, wenn man in die Tiefen geht.
Ich hatte die Kiste damals auch und war vom Konzept, der Bedienbarkeit und den kreativen Ergebnissen sehr angetan. Ein SU700 ergänzte die fehlenden Sampling-Fähigkeiten.
Was mir nie gefallen hat waren diese käsigen, dünnen (ROM-)Sounds, Wohlgemerkt: sehr stylisch und frisch ausgewählt, aber die technische Qualität war eben … mau.
Anonsten: sehr anregende und stylische Preset-Phrasen, gut durchdachter Sequenzer, grosses, gut lesbares Display mit noch vertretbarer Menüstruktur (es geht also doch, YAMAHA !) und brauchbare Effekte. Dazu das unkaputtbare Panzergehäuse und die Speicherbarkeit auf Diskette. YAMAHA’s Idee schnell mit inspirierendem und professionell gemachtem Basismaterial Freude zu haben und weiter zu kommen ist aufgegangen und tut és auch heute noch.
Die RS7000 (steht hier immer noch) hat technisch bessere Grundsounds und selbst diese lassen sich durch Sampling erweitern, dazu ein geniales Multimodefilter und Multi-FX/Midi-FX. Die Krönung ist jedoch der einzigartige Loop-Remixer (für selbst ge-slice’te Samples) den ich heute noch schätze.
Man muß jedoch verstehen dass die RM1x wie auch die RS7000 nicht fürs Sound Design taugen. Dafür sind sie schlicht nicht gemacht. Rhythmus und Bewegung sind angesagt und das machen sie auch heute noch verdammt gut.
Ich hab meine RM1x grad in den Ruhestand geschickt.
Ansich eine geile Kiste, was aber richtig nervt ist daß man immer pausieren muss wenn man zwischen Play und Record Mode umschalten will.
Schade ist auch daß die Drehknöpfchen keine Endlospotis sind, so hat man teilweise leider unangenehme Parametersprünge.
Als würdiger Nachfolger ist jetzt eine Akai Force bei mir eingezogen, das ist dann doch ein ganz anderes Level.
Hab mir selber mal einem Rm1x angeschafftnund sage und schreibe 3 jahre gebraucht bis ich mich wirklich umfangreich mit den ganzen Menüs und Einstellungen befasst habe.
Danach aber konnte ich aber durchaus passable Live-Stücke schaffen.
Das „Arbeiten“ damit hat aber von anfang an Spaß gemacht, da einfache Tracks sehr leicht zum Programmieren waren und die verschiedenen Aufnahme-Modi grad für Anfänger zum Reinschnuppern hilfreich sind.
Auch das große Display hilft hier extremst weiter da es einen guten Überblick verschafft was gerade vor sich geht
Der Ton ist zwar an vielen Stellen sehr flach, kann aber auch für manche Genres wiederum erwünscht sein.
Also wer keine kristallklaren und überproduzierten Klänge will ist hier perfekt.
Alles in Allem: Top Sequencer für einen absolut vernünftigen Preis (zB €300 auf Willhaben)