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Bühnen-Workshop: Was der Monitor Engineer können muß

Verständnis für den Monitorsound

26. September 2019
Monitor Engineer

Der Monitor Engineer macht den Bühnensound

Jedermann spricht über die Hierarchie innerhalb einer Band, über die kreativen Köpfe des Songwritings, die Frontleute, die das Publikum bei Laune halten und die optischen Paradiesvögel, die für Gesprächsstoff in den Medien sorgen. Nur wenige Musikinteressierte wissen, dass es auch innerhalb der Crew verschiedene Positionen in Sachen „Wer-hat-das-Sagen“ gibt, zumal dies je nach Konstellation unterschiedlich interpretiert wird. Nur selten jedoch ergibt sich eine Konstellation, in der die Wertigkeit eines Postens sich geradezu diametral zu seiner Außenwirkung verhält. Die Rede ist von der Position des Monitor Engineers, dessen Aktivitäten nicht selten über Gedeih oder Verderb einer kompletten Show entscheiden.

Es ist nicht an mir, eine Lanze für diese Crew-Spezies zu brechen, aber es wird meines Erachtens auch einmal Zeit, den unspektakulärsten Job in der Livemusik-Branche in ein besseres Licht zu rücken.

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Monitor Engineer

Die beiden wichtigsten Utensilien auf einer Bühne!

Du bist Monitor Engineer? Häh?“

Fangen wir doch mal mit einer ganz einfachen Einleitung an. Fragt doch einfach mal euren Nachbarn, sofern er nicht selber aktiver Musiker ist, was die Position eines Monitor Engineers ist. Er wird es nicht wissen! Zu einen, da er noch nie so einen Typen auf der Bühne oder irgendwo in der Halle gesehen hat (wie denn auch, wenn man zumeist hinter PA-Komponenten oder Sidefills angesiedelt ist), und zum anderen, da die Bezeichnung „er sorgt dafür, dass der Musiker sich selber und die anderen Musiker hört“ für noch mehr Fragezeichen sorgt. Denn im Gegensatz zum Berufsbild des „Saalmischers“ (sorgt für einen guten Sound in der Halle), kann sich kein Musikhörer vorstellen, dass sich ein Musiker vor seinem Verstärker nicht hört, geschweige denn die lärmenden Drums, die doch nur ein paar Meter entfernt stehen.

Situationen wie die zuletzt wie ein aufgescheuchtes Huhn herumirrende Mariah Carey, die während einer Weihnachts-Live-Übertragung nichts anderes als ein hilfloses „Ich kann mich nicht hören“ ins Mikrofon wiederholte, mag bei einem Kollegen für mitfühlendes Beileid sorgen, beim Musikhörer jedoch nur Unverständnis hervorrufen. Von daher ganz kurz, wozu braucht man einen Monitor Soundmann?

Wozu benötigt man einen Monitor Engineer?

Ganz einfach erklärt: Du unterhältst dich mit einem Freund, ihr steht euch direkt gegenüber, du verstehst jedes Wort. Dein Freund verlässt den Raum und redet weiter, du verstehst kein Wort mehr. Dein Freund spricht im Nebenraum in ein Mikrofon, du hast einen Lautsprecher in deinem Raum, der Lautsprecher wird aktiviert, du hörst wieder, was dein Freund sagt. Dass überhaupt etwas aus deinem Lautsprecher rauskommt, ist der Verdienst des Monitor Soundmanns. O.k., diese Erläuterung ist nun wirklich sehr, sehr einfach gehalten, aber glaubt mir, nur so kann man jemanden überhaupt den Job erklären.

Wer als Außenstehender in einem Proberaum einmal die infernalische Lautstärke eines kräftig spielenden Schlagzeugers erlebt hat, kann sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass man auf einer großen Bühne schon nach knapp zehn Metern evtl. noch eine knallende Snare als dezentes Klopfen wahrnimmt und der Rest des Drumsets die Lautstärke von trommelnden Ameisen hat. Mit dem Abstrahlverhalten eines Lautsprechers braucht man den Leuten erst gar nicht zu kommen. Im Zweifelsfall den Leuten mal einen Kopfhörer aufsetzen, die Musik kräftig aufdrehen und die Leute mal bitten, „alle meine Entchen“ zu singen und das Ganze mit dem Handy aufnehmen. So kann sich jeder mal wie Mariah Carey fühlen.

Monitor Engineer

Kann man zu viele Regler haben?

Warum hat der Monitor Soundmann so einen schweren Stand?

Die Antwort ist relativ einfach, der Musiker hört, was der Monitor Soundmann macht! Im Gegensatz zum FOH (Saalmischer), dessen Arbeit man von der Bühne aus überhaupt nicht beurteilen kann und die des Lichtmischers, dessen Arbeit man auch nur aus dem Publikum heraus erkennen kann, hört der Musiker sofort, ob sich in Sachen Lautstärke, EQ oder Dynamics etwas ändert. Und hier beginnt das eigentliche Problem, denn jeder Musiker hat eine völlig andere Vorstellung von einem guten Sound.

Die Variationen reichen vom egozentrischen Gitarristen (o. ä.!), der am liebsten nur sein eigenes Instrument hören möchte und gezwungenermaßen die anderen Instrumente „ertragen“ muss, um mit ihnen zusammenspielen zu können, über den „im-Bandkontext-eingebetteten“ Flächenkeyboarder bis hin zu Controller, der am liebsten den Saalsound des FOH im Daisy-Chain hängen hat, um noch während der Show die Leistung des Saalmischers zu überprüfen.

Wie in aller Welt soll der Monitor Engineer diese Vorlieben wissen? Eine gute Sache ist eine grobe Auflistung der Lautstärkenverhältnismäßigkeiten im Technical Rider, der rechtzeitig vor Show übermittelt werden muss. Man nehme sein persönliches Instrument, z. B. als Sänger, setze die Stimme auf 100 % und dann die ungefähren Angaben daneben/darunter, z. B. Gitarre 60 %, Snare 80 %, Kick 70 %, Bass 10 % (kriecht eh in alle Bühnenmikrofone ;-) usw. Das verhindert zwar immer noch nicht, dass im schlimmsten Fall die Gitarre wie eine Kettensäge und Drums wie Mülleimer klingen, aber der Monitormann weiß vor allem, was du NICHT in deinem Monitorsound haben möchtest.

Ich bin vor einigen Jahren hingegangen und habe eine vergleichsweise einfache, schnell umzusetzende und vor allem autarke Lösung für meinen Monitorsound gefunden. Insbesondere in den Umbaupausen von Festivals tickt die Uhr, es herrscht unfassbare Hektik auf der Bühne, was immer noch der Hauptgrund für Fehler im Detail ist. Ich habe einen winzigen, dreikanaligen Mischer dabei, der in jede Tasche passt und von dem ich nur zwei Kanäle nutze. Kanal 1 ist mein Gitarrensignal, das ich entweder über ein separates Mikrofon oder eine Red Box abnehme und die ich separat im Klang und der Lautstärke regeln kann. Für Kanal 2 nehme ich den gleichen Schlagzeug-Mix unseres Drummers und lasse zur Orientierung noch ein wenig Gesang hinzumischen. Bass benötige ich nicht, wie gesagt, kriecht ohnehin in alle Mikrofone. Alles zusammen geht dann in mein In-Ear Monitoring. Monitorsound fertig!

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Wer jetzt mit dem fehlenden Wohlfühl-Aspekt kommt, hat durchaus Recht, aber glaubt mir, im Rahmen eines Metal-Festivals heißt die erste Devise „überleben“, sprich, man ist dankbar, wenn man sich überhaupt hört und vor allem die anderen nicht ZU laut hört. Auch ich träume von der großen Splitter-Lösung, jeder Musiker ein eigenes X18 vor sich, mit der Möglichkeit, sich seinen eigenen Monitor-Mix selber zu machen. Aber das setzt eigene Tour-Produktion und In-Ear für alle Musiker voraus.

Monitor Engineer

Fader und Potis, die Basis von allem

Welche Fähigkeiten benötigt ein guter Monitor Engineer?

1. Ruhe

Dass ein Monitor Engineer die Technik seines Arbeitsplatzes beherrscht, darf als gegeben angesehen werden. Die Zeiten, in denen Azubis ihren Spieltrieb an einer Konsole ausleben konnten, sind lange vorbei, das traut sich heute kein prof. Verleiher mehr.

Was aber immer noch ein Thema ist und wohl auch immer ein Thema sein wird, ist die mentale Verfassung des Protagonisten an den Reglern. Gerade Monitor-Soundleute bekommen insbesondere während der Show die gesamte Anspannung des Künstlers ab und müssen diese mit einem sehr großen Puffer abfedern. Im Rausch der Performance ist kaum ein Künstler in der Lage, eine neutrale Wortwahl zu finden, d. h. der Wortschwall aus Brüllen, Keuchen und abgehackten Wortfetzen darf insbesondere aufgrund der Ausdrucksweise niemals persönlich genommen werden. Eine Fusion aus selbstbewusster Ausstrahlung und ruhiger Konzentration gibt dem Künstler stets ein gutes Gefühl und fördert die Kooperation.

2. Zeichensprache

Eine Herausforderung für Künstler und Techniker, denn das Nachregulieren während einer laufenden Show kann nur auf zwei Arten erfolgen. Entweder man winkt seinen Techniker heran und brüllt ihm die Änderungen ins Ohr, die dieser dann weiter an den Monitor Soundmann trägt oder aber man hält sich mehr oder minder an die weltweit geltende Zeichensprache wie folgt:

a. Dem Monitor-Soundmann melden, dass der Bühnensound verändert werden muss, indem man wie im Schulunterricht den Finger hebt

b. Mit den Händen auf den Musiker zeigen, der das zu verändernde Instrument bedient oder aber das Instrument mit den Händen und Füßen lautmalerisch darstellen

c. Mit den Fingern Lautstärke nach oben oder unten zeigen

d. Abwarten, bis der Soundmann die richtige Lautstärke gefunden hat

e. Mit dem OK-Handzeichen bestätigen

3. Schnelligkeit

Der optimale Monitor Engineer hat die Reaktionszeit eines Formel 1 Fahrers beim Start. Im optimalen Fall liest der ständig den Gesichtsausdruck der Musiker und reagiert sofort mit den entsprechenden Handgriffen.

Monitor Engineer

Ein Boxentransport der besonderen Art

Die drei größten Fehler des Monitor-Soundmanns aus der Sicht eines Musikers

1. Fummelkankheit (kann die Finger nicht stillhalten)

Nachdem der Monitor-Sound im Sound-Check eingestellt wurde, gibt es eigentlich nur noch einen Zeitpunkt, an dem der Monitor Engineer in seiner gesamten Leistungsfähigkeit gefragt ist. Dabei handelt es sich um die ersten 5-10 Minuten des Konzertes. Hier gibt es die meisten Nachregelungen und das auch noch bei allen Künstlern gleichzeitig, was den Monitor-Soundmann an seine Leistungsfähigkeitsgrenze bringt.

Danach kommt der gefährliche Teil des Konzertes. Egal wie sehr man sich auch Mühe gibt, keine Langeweile aufkommen zu lassen, irgendwann ist immer der Punkt im Konzert, wo der Monitor-Soundmann anfängt sich zu langweilen. Um der Arbeitslosigkeit zu begegnen, fangen nun einige Jungs an, den Sound weiter zu verändern.

Was als gute Absicht geplant ist, erzeugte leider meistens beim Künstler genau das Gegenteil. Gerade hat sich der Künstler an den mehr oder minder guten Sound auf der Bühne gewöhnt, wird er plötzlich durch Veränderungen im Sound erneut verunsichert. Für den Künstler gibt es nichts Schlimmeres, als wenn sich sein Sound im In-Ear Monitor-System oder auf den Wedges ändert, ohne dass er diese Änderung veranlasst hat. Von daher Finger weg und sich entspannt zurücklehnen.

2. Lautstärkenveränderungen bei sich bewegenden Musikern

Auch hier ein Klassiker, gut gemeint, aber das Gegenteil von gut gemacht. Gerade die Spezies der Sänger, die noch ohne In-Ear-System auf der Bühne unterwegs sind, müssen zuweilen mit der Situation kämpfen, dass sie sich je nach Aufenthaltsort auf der Bühne mehr oder weniger gut hören.

Einige Monitor-Soundleute wollen dem Sänger helfen, indem sie seinen Aufenthaltsort in der Lautstärkekurve bei allen zur Verfügung stehenden Wedges/Sidefills nachzeichnen, sprich je nachdem wo sich der Sänger aufhält, wird die Lautstärke des Gesangs nach oben korrigiert.

Dies führt bei den anderen Musikern dazu, dass ich die Lautstärke des Gesangs ständig in ihren Monitorboxen ändert. Für mich persönlich eine furchtbare Situation, auf keinen Fall zu empfehlen, Selbiges sorgt nur für genervte Gesichter auf der Bühne.

3. Die Fähigkeit, dem Musiker zuzuhören

Mir ist klar, dass gerade in den hektischen Situationen während des Anfangs des Konzertes Monitor-Soundleute in ihrer Reaktionsfähigkeit am Limit arbeiten und jede Aktion möglichst schnell ausgeführt werden soll. Allerdings muss der Künstler manchmal etwas ausholen, um das eigentliche Problem zu beschreiben. Hier ist es sehr vorteilhaft, sich wirklich den gesamten Satz, beziehungsweise die gesamte Zeichensprache bis zum Schluss anzusehen/anzuhören und nicht im Stile „alles klar“ sofort loszulegen.

Ich persönlich habe auch immer wieder das Problem, dass mein Bodenmonitor eingeschaltet ist, obwohl ich alle Signale, die ich benötige, auf meinem In-Ear System selber angelegt habe. Ein chaotischer Soundbrei mit Mikro-Delays und Phasenproblemen ist die Folge. Meine darauf folgende Anordnung, den Bodenmonitor zu deaktivieren, wird dann gerne so verstanden, als ob der Monitor nicht funktioniert, beziehungsweise die Lautstärke zu gering sei. Somit erreiche ich genau das Gegenteil von dem, was ich eigentlich möchte.

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Fazit

Ein Herz für Monitor-Soundleute! Mag der Posten in der Außendarstellung auch der mit Abstand unattraktivste Posten, kombiniert mit einer ordentlichen Portion Schleudersitz sein, so stellt er dennoch den Dreh- und Angelpunkt einer jeden Performance dar. Von daher, happy Monitor Engineer = guter Sound!

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Forum
  1. Profilbild
    Markus Schroeder RED

    „Listen to the stage manager and get on stage when they tell you to. No one has time for your rock star bullshit. None of the techs backstage care if you’re David Bowie or the milkman. When you act like a jerk, they are completely unimpressed with the infantile display that you might think comes with your dubious status. They were there hours before you building the stage, and they will be there hours after you leave tearing it down. They should get your salary, and you should get theirs.“

    ~ Henry Rollins,
    (featured in his book Black Coffee Blues)

    :)

  2. Profilbild
    calvato

    richtig, der monitormann ist dein freund!! am besten hat man immer den gleichen auf der tour, das entspannt ungemein.
    allerdings man muss auch sagen, dass es auf den richtig großen bühnen nicht so schwer ist, einen guten monitorsound zu machen, es gibt ja keinen raum gegen den man ankämpfen muss.
    ich freue mich dann über jede sekunde guten sound ohne in-ear, das kann ich dann voll genießen

    • Profilbild
      hejasa AHU

      @calvato Gerade in ear braucht meineserachtens Vertrauen in das Können und feine persönliche Abstimmung mit dem Monitormixer, egal wie groß die Bühne ist. Ich persönlich hätte etwas gegen solche Dilettanten, die mir mit zu viel Lautstärke die Ohren schädigen könnten!
      Habe den Artikel begrüßt und kann alle Aussagen sehr gut nachvollziehen. Bin zwar kein Metaller, ich denke aber die Aussagen gelten ebenso für Jazz, Rock, Blues etc.

  3. Profilbild
    Kutscher

    Hallo hejasa,

    prinzipiell ist ja der Musiker für die Grundlautstärke seiner Inears verantwortlich.
    Nicht ohne Grund haben auch die Kabelinears noch einen Lautstärke Regler.
    Allerdings verlangen einige Musiker einen derart Lauten Pegel sodass man sich als Monitormann schon der Körperverletzung schuldig macht. Klar besteht die Gefahr dann wenn nicht alle in der Band InEar nutzen dass sich gefährlich Feedbacks bilden, welche über inear dann extrem gefährlich sind.

    Daher bin ich auch als Tonmann ungerne Bereit InEar zu machen ( also FOH & Monitor combo)

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