Das Lexicon 224 in Pedalformat - von Meris und Chase Bliss Audio
Dass ich in der Redaktion gerne als Meris-Fanboy dargestellt werde, nehme ich inzwischen schulterzuckend hin. Auch dass ich seit einem Jahr auf das Brothers von Chase Bliss Audio schwöre. Und was tut man, wenn beide Firmen im Rahmen eines nostalgischen Herzblutprojekts kooperieren? Man wird, gelinde gesagt, hellhörig.
Was Chase Bliss Audio zuletzt mit dem Preamp MKII abgeliefert haben, war kein Pedal, sondern eher eine Studiokonsole. Das CXM 1978 folgt dem gleichen Prinzip – voll automatisierte Fader, Konsolen- statt Pedalformat, ein hochklassiges Gehäuse für….nun ja, für wen? Für was? Das habe ich mich beim Preamp MKII bereits gefragt, wo der Preis von fast 1000,- Euro die Zulegung für normale Pedal-Enthusiasten eher unwahrscheinlich macht. Das Gerät ist eine Studio-Konsole, die auf dem Pedalboard Platz nehmen kann. All das gilt auch für den CXM 1978 – irre cooles Konzept, bei dem die Zielgruppe jedoch ein bisschen, nun ja…undefiniert ist.
Was ist das CXM 1978? Ein Reverb. Nun, nicht irgendeins – es ist die Nachempfindung des legendären Digital-Halls Lexicon 224 und erinnert vom Panel auch ein wenig daran. Die Parameter, die hier angesteuert werden können, bedienen EQ-Parameter wie eben Bässe, Mitten, Treble, Reverb-typische Parameter wie Pre-Delay und Diffusion sowie das direkt vom Mercury 7 stammende Tank Mod. Presets können per Fuß angesteuert werden, MIDI-In und MIDI-Thru sind ebenfalls mit von der Partie wie ein CV-Anschluss. Drei Typen bietet das CXM 1978 – Room, Plate, Hall, die mithilfe der Stereo-Outputs in euren Recording-Prozess integriert werden können. Die Krux bei dem Ganzen: der 70s Reverb-Sound ist unter anderem durch seine Unberechenbarkeit und seine seltsamen Klangartefakte definiert – der CXM 1978 soll dem Rechnung tragen.
Schönes Ding, übertrieben teuer – da frage ich mich wie gesagt, für wen das wirklich gedacht ist. Studio-Spezialisten werden das CXM 1978 wohl kaum einem Hochleistungsprozessor vorziehen. Für Pedalboards ist das Gerät aufgrund des Preises und der Größe denkbar ungeeignet. Wenn der Sound wirklich eine Verneigung vor dem Lexicon 224 darstellt – nun ja: Wozu gibt es Plugins? Lässt mich also alles ein bisschen kopfkratzend zurück. Dass der Youtube-Kanal Knobs sich jedoch mal wieder der ganzen Sache im Rahmen eines fantastischen Videos angenommen hatte, dürfte inzwischen kaum überraschen. Inzwischen ist er – und das ist ein bisschen bitter, möchte man meinen – vom kleinen Independent-Kanal fest zum Bestandteil der Marketing-Maschinerie größerer Pedalfirmen geworden . Sei’s drum – sieht klasse aus.
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Wenn mein Lexicon 224 so grauselig klingen würde, hätte ich es schon längst aus dem Fenster geworfen.
@swissdoc … dieses Demo ist wirklich grausig, man kann also aufatmen …
Wow. Danke. 900 € gespart.