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Reverb im Studio: Hardware oder Plugin ?

27. Januar 2020

Immer wieder gibt es Diskussionen über das Thema „Reverb“ und ob heutzutage man die gute alte Hardware (Lexicon, Eventide, Dynacord, TC) überhaupt noch benötigt oder ein Plugin (UAD, Relab, Hofa, Soundtoys) ausreichend oder gar besser ist. Vor 10 Jahren hätte ich mich ganz klar für die Hardware entschieden, da Plugins zu dieser Zeit für mich kein zufriedenstellendes Ergebnis brachten, z.B. „Large Hall´s“ klangen einfach nur aufgesetzt und waren schwierig im Mix zu plazieren.

In den Letzten Jahren hat sich das, dank der immer größer werdenden CPU Leistungen, drastisch geändert, die Plugins sind so gut geworden, das ich selbst des öfteren auf die Hardware verzichte. Um Hardware und Plugins vergleichen zu können, habe ich eine Ballade aus den frühen 90er Jahren der ehem. Band „Dark blue chair“ neu bearbeitet und die Vocals mit einem „Large Hall“ von ca. 3 Sec. & 30 ms Pre Delay versehen.

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Zum Vergleich wurde verwendet:

Software/Plug Ins:

  • UAD Lexicon 224
  • UAD EMT-240
  • Hofa IQ-Series Reverb
  • Logic Pro X 10.4 Space Designer
  • Native Instruments „RAUM“
  • Relab VSR-S24
  • Relab Sonsig Rev A
  • Relab Lexicon LX480

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Hardware:

Lexicon 480 L (Released: 1988)

  • Nach wie vor der Studiostandart, selbst wenn man zu viel Reverb reinmischt zerstört es den Mix nicht

Lexicon 200 (Released: 1983)

  • Toller Sound, sehr einfach in der Bedienung

Lexicon 300 (Released: 1997)

  • Toller Sound, sowohl Large Halls aber auch kleine Räume, komplizierte Bedienung (Ausgenommen die Version mit LARC)

Lexicon PCM-90 (Released: 1996)

  • Toller, färbender Sound

Dynacord DRP-20 X (Released: 1989)

  • bekannt für seine Early Refections & Multi Delays, die Plate eignet sich hervorragend für Keyboards, einfach in der Bedienung

Eventide H3000 D/SE (Released 1986)

  • bekannt für Pitch-Shifting, Delays aber auch hervorragende Reverb´s

TC-Electronic Reverb 4000 (Released: 2003)

  • (Steuerung über ICON Software) wenig oder kaum färbender Sound, ideal für kleinere oder mittlere Räume

Schade finde ich, das eine Kombination aus Hardware und DAW Steuerung von den Herstellern in keiner vernünftigen Form angeboten wird. Ideal war die DAW Anbindung des Lexicon PCM-96 über Firewire, man hatte 2 Stereo In´s und 2 Stereo Out´s und konnte so 2 Stereo Effekte in einfachster Weise steuern, das Konzept funktionierte allerdings nur bis Mac OSX 10.6 und wurde dann leider eingestellt. Die Bedienung am Gerät selbst (hier funktionierte allerdings nur noch 1 Stereo Effekt) war für mich nicht zufrieden stellend.

Das TC Reverb 4000 lässt sich zwar über die Icon Software steuern, aber leider ist diese nicht in die DAW eingebunden. Immer wieder überraschen die guten alten Hardware Geräte speziell durch ihre Soundfärbung in modernen Musikprodutionen und verleihen dem Mix das gewisse Etwas durch Tiefe und Glanz.

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Fazit
Jeder Song braucht seinen eigenen Raum
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Spannendes Thema, werde mir die Klangbeispiele in Ruhe anhören.
    Der Quantec Yardstick 24x bietet übrigens bereits seit Jahren eine Fernsteuerung per Netzwerkanbindung über jeden gewöhnlichen Browser. Dazu ist keine weitere Software nötig.
    Das 480L kam übrigens bereits ende 1985 auf den Markt.

  2. Profilbild
    Marco Korda AHU

    Hi,
    das finde ich toll, dass Du dir dieses sehr schwierige Thema geschnappt hast. Gesegnet mit vielen Hard- und Software-Typen sind viele ansprechende Beispiele geliefert worden. Allerdings ist das schwer zu beurteilen, da die Einstellungen ja eine Menge machen und Geschmacksfragen kommen noch hinzu.

    Das Ausgangsmaterial ist mir mit dem im Stereofeld wabernden Synth-FX etwas zu wenig statisch. Dadurch finde ich die Beurteilung eher schwieriger. Nichtsdestoweniger ist mir klar geworden, dass die Reverbs der Marke Relab für mich allesamt durchgefallen sind. Einen wirklichen Sieger auszumachen ist nahezu unmöglich. Trotzdem schön, dass man mal einen Soundvergleich mit so vielen unterschiedlichen Reverbs bekommt. Vielen Dank dafür.

  3. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Krass, hätte nicht gedacht, dass der Unterschied zwischen Software und Hardware immer noch sooo groß ist. Man hört gut wie die Software sich durchgehend nicht richtig mit dem Mix verbindet und im Stereobild quasi mittig hinter dem Nutzsignal stehen bleibt.
    Die Hardware erzeugt einen viel realistischeren und vor allem unauffälligeren Raumeindruck. Insbesondere die Lexicon Simulationen UAD224 und480LX sind bezüglich ihrer Mix-Eigenschaften weit vom Klang der Hardware entfernt. Die UAD140 ist zwar irgendwie ok, kann aber mit einer echten EMT Platte überhaupt nicht konkurrieren. Leider muss man sagen, denn wer will sich schon einen bis oben hin mit Asbest gefüllten Schrank, wie die EMT140 ins Studio stellen.

    • Profilbild
      Marco Korda AHU

      Du hast absolut recht. Ich fand aber auch nicht jede Hardware in den Beispielen gelungen. Reverb ist eine geschmacklich komplexe Angelegenheit. Was für diesen Mix nicht funktioniert, ist womöglich bei anderen Signalen besser geeignet. Womöglich sind die Einstellungen auch mit ein Grund für den Abstand. Es gibt ergo eine Menge Gründe… Z.B. auch der Umgang mit dem Thema Pre-Delay kann schon eine Menge ausmachen. Oft macht es auch Sinn, einen EQ mit einzubinden, um das Signal zu formen. Zumindest auf Software-Ebene kann das was bringen.

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        AMAZONA Archiv

        @Marco Korda Stimmt Marco, es gibt definitiv auch bei der Hardware qualitative Unterschiede wenn auch in etwas anderen Bereichen. Die Klangbeispiele hier zeigen das wie ich finde ziemlich gut. Von mir an dieser Stelle ein ausdrückliches Lob an Jörg Hubl für die aussagekräftige Darstellung des Themas!
        Recht hast Du auch beim Thema Abstimmung im Mix. Die Hardware ersetzt eine stimmige Auswahl des Halls keinesfalls und mit einigen Tricks kann man die Nachteile der Software zumindest teilweise kompensieren. Alternativ hilft manchmal auch der gekonnte Einsatz von Delay und EQ. Die Summe der Einzelentscheidungen macht nachher die Mischung aus und der Hall ist natürlich nur ein Teil der Show. Andererseits kann gute Hardware so eine Mischung ungemein erleichtern und man muss nicht endlos an den Details feilen sondern es sitzt oft fast wie von selbst der sprichwörtliche Arsch auf dem Eimer :)

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          AMAZONA Archiv

          Hammerhart, absolut! Die Stimme steht mittg und der Hall drumrum … nutze UAD224 & 140 immer nur für Einzelspuren, hatte leider nie die Möglichkeit mal ein Original zu hören. Vorhandene Hardwaregeräte werden immer für mehrere Spuren gleichzeitig genutzt. Jetzt wird mir klar warum dies anscheinend intuitiv so stattfand.

    • Profilbild
      defrigge AHU

      Sorry, aber das höre ich völlig anders, und finde, dass vor allem die UAD-Software (ich benutze u.a. die Plates und beiden Lexicons) locker mit den meisten Hardware-Versionen mithalten kann.

      Aber dieser Eindruck stammt auch nicht nur aus diesem einen Vergleich, sondern zugleich aus anderen, die von verschiedenen Usern gemacht wurden.
      Sobald man anfängt, die Software nach Gehör (und nicht unbedingt nach Reglerstellungen) zu benutzen, kann man m.E. auch bei Reverbs auf Hardware entspannt verzichten und mit Vergnügen Software einsetzen.

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        AMAZONA Archiv

        @defrigge Freut mich für Dich, dass Du mit Software Hall gut klarkommst. Das spart Dir ’ne Menge Geld und Ärger. Für mich funktioniert es leider bisher nicht. Ich höre die Unterschiede in den Beispielen hier ziemlich deutlich.
        Die UAD Plate finde ich wie gesagt erträglich aber der Klang eines gut gestimmten Originals haut mich immer von neuem von den Socken. Bei den Lexicönnern finde ich die Valhalla Plugins ganz ok, die Relab und NI Programme lassen mich hier komplett kalt. Ansonsten finde ich die PSPaudioware EMT Simulationen gelungen aber ein echtes 244 macht mich glücklich…von einem 250er will ich garnicht anfangen, das ist wie eine Klangdroge. So unterscheiden sich die Meinungen.

        • Profilbild
          defrigge AHU

          Ja, Relabs und NI hauen mich auch nicht vom Hocker, aber die Valhalla Plugins benutze ich noch am ehesten neben den UAD-Plugins. Das UAD Lexicon 480L finde ich sehr gut einsetzbar, und übrigens auch den sehr speziellen Hall der UAD Capitol Chambers Nachbildung.

          • Profilbild
            AMAZONA Archiv

            @defrigge Capitol Chambers ist ein guter Tipp, den hatte ich nicht auf dem Schirm. Scheint ja eine Mischung aus Faltung und algorithmischem Hall zu sein. Werde ich mir mal reintun…

  4. Profilbild
    Sudad G

    Ich setze Hard- und Software-Reverbs ein.
    Habe bisher eben noch keinen Software-Ersatz für mein Lexicon 300 und Eventide DSP-4000 gefunden. Hardware-Reverbs haben oftmals einen stärkeren 3D-Effekt als die meisten Software-Reverbs. Auch setzen sich Hardware-Reverbs im Playback schon bei moderaten Dry-Wet-Verhältnissen besser durch als Software-Reverbs. Vor allem um eine Tiefenstaffelung zu generieren nutze ich oft Ambience-Effekte oder kurze Räume aus dem Lexicon 300 , PCM-91 oder dem Eventide DSP-4000.
    Mit Software-Reverbs kann man wiederum sehr schöne lange Hallfahnen generieren, die sich hinter einem Signal aufbauen und somit das Signal nach vorne bringen. Bei Vocals setze ich daher gerne Software-Reverbs ein. Zum Platzieren der Instrumente im Mix und für Drums lieber Hardware.

    Anm: Was den oftmals fehlenden sog. „3D-Effekt“ bei Software-Reverbs anbelangt, begründete der ehem. Entwickler bei Lexicon (Casey Dowdell) damit, dass gerade die für die Erzeugung eines „3D-Effektes“ so wichtigen Early Reflections eine parallele Prozedurenverarbeitung der Algorithmen verlangen, was ein älterer Lexichip aufgrund seines techn. Designs eben kann. Ein aktueller Prozessor eines PCs oder MACs, so großartig er auch ist, kann zwar ultraschnell unzählige Prozeduren seriell abarbeiten, aber scheinbar nicht parallel.

    • Profilbild
      Green Dino AHU

      @Sudad G Ich finde es auch erstaunlich was Hardware Reverbs teilweise mit Klängen machen können..

      „Anm: Was den oftmals fehlenden sog. „3D-Effekt“ bei Software-Reverbs anbelangt, begründete der ehem. Entwickler bei Lexicon (Casey Dowdell) damit, dass gerade die für die Erzeugung eines „3D-Effektes“ so wichtigen Early Reflections eine parallele Prozedurenverarbeitung der Algorithmen verlangen, was ein älterer Lexichip aufgrund seines techn. Designs eben kann. Ein aktueller Prozessor eines PCs oder MACs, so großartig er auch ist, kann zwar ultraschnell unzählige Prozeduren seriell abarbeiten, aber scheinbar nicht parallel.“

      Das ist ein sehr interessanter Erklärungsansatz.

    • Profilbild
      TobyB RED

      @Sudad G Hallo Suad,

      ob und wie ein Software Hall seriell oder parallel arbeitet legt der Entwickler beim Programmieren fest. Die Herausforderung hier bei Audio ist, was passiert linear(seriell) und was passiert parallel/zeitgleich. Rein von der Rechnenleistung und CPU Design haben wir heute Mehrkern-Prozessoren und volle OS Unterstützung auf allen Plattformen. Nun muss der Entwickler halt so fit in Maschinenbau sein, als das er eben dieses in seiner Hallmaschine baut. Man kann existente Maschinen als Anhalt nehmen. Aber das sind wirklich nur Anhaltspunkte.

  5. Profilbild
    Vincent AHU

    Vielen Dank für den ausführlichen und großartigen Vergleich! Nach ausführlicherem Hören der Klangbeispiele ist für mich der greifbarste Schluss, dass das Outboard den Job deutlich besser macht – hier bekommt der Hörer eher den Eindruck, dass das Material mit etwas nützlichem und kontrastierenden angereichert wird – als einfach nur verdichtet und weich gemacht. Bessere Stereobühne, zusammenhängender, aber in einem auch mehr „3d“.
    Ich glaube aber nicht dass die Algorhythmen aus den Relab und UAD Geschichten noch bedeutend schlechter (wenn überhaupt) als dessen Vorbilder sind, ich glaube eher, dass es schlicht und einfach an Faktoren wie der AD/DA, minimalen Laufzeitunterschieden, Signalfluss und co. liegt.

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      AMAZONA Archiv

      @Vincent Yup, kann man so sagen auch wenn die Reverbs schlecht vergleichbar sind.
      Meine Faves sind der Dynacord und der 480L. Da kommt keins der Plugins mit. Der Dynacord unterstreicht die Stilistik des Songs und geht so richtig ins Herz. :) Mag aber eine Geschmacksfrage sein.

      • Profilbild
        Vincent AHU

        War ebenfalls total geflashed vom Dynacore – ein Gerät, dass ich auch garnicht so auf dem Schirm hatte.

          • Profilbild
            Sudad G

            @JohnDrum Ja das Roland R-880 ist ein Klassiker. Es beinhaltet 2 x SRV-2000 für True-Stereo-Betrieb und vieles mehr. In Verbindung mit der Massenburg Card (480L) und der Remote Control ein amtlicher Haupthall für jedes Studio.

    • Profilbild
      Sudad G

      @Vincent „Ich glaube aber nicht dass die Algorithmen aus den Relab und UAD Geschichten noch bedeutend schlechter (wenn überhaupt) als dessen Vorbilder sind, ich glaube eher, dass es schlicht und einfach an Faktoren wie der AD/DA, minimalen Laufzeitunterschieden, Signalfluss und co. liegt.“

      Das hab ich anfangs auch erst gedacht, musste dann aber feststellen, dass wenn ich das Lexicon 300 anstatt analog via AES/EBU digital betreibe auch da der „3D“ Charakter ausgeprägter ist, als beim vergleichbaren PlugIn.
      Ich denke aber, das es irgendwann möglich sein wird, Hardware-Reverbs mit PlugIns zu ersetzen.
      Bis dahin erfreue ich mich noch meiner Hardware-Reverbs und hoffe, dass sie nicht vorher abrauchen.

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @Sudad G Ist doch irgendwie beruhigend oder? :)

  6. Profilbild
    mruebsam

    Ich finde es lustig. Ich habe lange mit einem echten 480 L gearbeitet und fühle mich heute mit dem Relab seeeehr zu Hause. Ich habe ein PCM 96 und das LexBundle… und aus meiner Sicht gibt es keinen Unterschied; und ich habe ein Bricasti M7, und man muss schon gut hinhören, um einen Unterschied zum Seventh Heaven Plugin zu hören. Lustig ist auch, dass wenn man mit den Entwicklern spricht (das habe ich mehrere male mit Michale Carnes, der letzt „Lexicon Algo Guy“, heute Brain hinter den Exponential Audio Reverbs, die ich übrigens auch mag und mit Casey (auch von Lexicon heute einer der beiden brains hinter Briscasti), sie sagen, dass
    1. PCM Bundle mit PCM 96 absolut identisch ist
    2. Die Rechenleistung damals furchtbar knapp war; aber es selbstverständlich keine seriell vs parallel Themen gibt.
    3. auch die Unterschiede zu den vielversprechenden AD DA Wandler viel geringer sind (die waren – zumindest im 480 L schon für damalige Verhöltnisse sehr gut)

    Anyways: Ich mag auch Hardware und bei mir kommt demnächst noch ein Quantec dazu :-)
    Aber wer behauptet er kann keinen guten Mix machen ohne echte Hardware, hat ein anderes Problem. Wer behauptet, dass er in einem Doppelblindtest PCM 96 von PCM Bundle und Relab 480 zu einem echten 480 erkennt, den lade ich gerne zu eben diesem Doppleblindtest bei mit einem Kaffee ein :-)

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