Das legendäre Emulator II Shakuhachi-Sample
Das legendäre Shakuhachi-Sample aus der Library des E-Mu Emulator II kennen wohl die allermeisten Leser aus dem Song Sledgehammer von Peter Gabriel. Für all jene, die große Augen machen und sich vielleicht sogar fragen „…welcher Peter…?“, hier gleich mal eine Kostprobe.
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Nun sind wir über über Facebook auf einen Künstler mit dem Namen Joe Howey aufmerksam geworden, der 2013 im Auftrag von Good Press für deren Ausstellung „The History of…“ eine Mix zusammenstellen sollte von berühmten Musikstücken, in denen dieser Shakuhachi-Sound Verwendung fand. Zusätzlich sollte er zu dieser „Tape-Sammlung“ (der Remix erschien wohl seinerzeit auf einer Musikkassette) – ein Essay zu diesem Projekt und dem Sample schreiben. Wir haben mit Joe Kontakt aufgenommen und um Erlaubnis gebeten, seine Arbeit auf AMAZONA.de veröffentlichen zu dürfen – und prompt kam sein Go. Am Ende des Beitrages findet ihr dann auch die A- und B-Seite seines Mix-Tapes.
Hier sein Essay zur Shakuhachi:
„Die Geschichte des Emulators II Shakuhachi Flute Samples
von Joe Howey
Die im 8. Jahrhundert von China nach Japan eingeführte Shakuhachi-Flöte wurde als Teil des buddhistischen Zen-Rituals verwendet, als Symbol für Einsamkeit und Ruhe.
Der Emu Systems E-Mu Emulator II war einer der ersten in Serie hergestellten Sampling-Keyboards, welcher auf unzähligen Hit-Records zu hören war und auch für den Soundtrack von Terminator 2 verwendet wurde. Die Shakuhachi-Flöte war eines der vielen E-Mu 2 Preset-Samples (und ist seitdem für viele Sampler konvertiert worden).
Der Klang selbst – eine lange, schwankende Note mit dem bekannten Schlag am Ende; wird oft verwendet, um Musik zu untermalen, als Intro oder in Breaks, anstatt als Lead-Line Mit dem Sample wird der Musik ein ruhiger, nachdenkliches oder mysteriöses Gefühl hinzuzufügt.
Der Klang erinnert an technologische Veränderungen in der Musik. Zu Beginn von „Ride across the River“ spielt das Sample eine herausragende Rolle, ebenso in „Brothers in Arms“ der Dire Straits. Außerdem wird ist es deutlich in Peter Gabriels Sledgehammer zu hören.
Neben anderen ‚exotischen‘ und esoterischen Samples öffnete die Shakuhachi-Flöte vielen westlichen Musikern das Ohr für Weltmusik . Es vermittelt ein Gefühl des Reisens, in einer Welt die durch Kommunikation und Technologie immer kleiner wird. Es vermittelt aber auch Weisheit und östlicher Mystik.
Es ist ein sehr ungewöhnlicher Klang mit einer atemlosen und doch irgendwie anorganischen Qualität. In Kombination mit der Verwendung von Pitch-Bend kann es ziemlich fremd klingen. Der Sound ist irgendwie futuristisch und zugleich uralt.“
Interessant übrigens auch, dass bei so viel Mystik und Weisheit, das Cover des Mixtapes irgendwie nicht ganz zum Inhalt passt. ;-)
Kommen wir zum Inhalt des Mixtapes:
Side 1
- 1) SNAP – Exterminate!
- 2) Eurythmics – Conditioned Soul
- 3) Ron C – Mary Had A Pimp
- 4) Das EFX – New Stuff
- 5) Michael Bolton – Can I Touch You….there?
- 6) Tangerine Dream – Unicorn Theme (Legend Soundtrack)
- 7) Marshall Jefferson – Open Your Eyes
- 8) NASA – Paula
- 9) B-Tribe – Nadie Entiende
- 10) D’eon – Signals, Intelligence
- 11) Juno Reactor – Samurai
- 12) Symphony X – Lady of The Snow
- 13) Coil – The First Five Minutes after Death
- 14) Tears for Fears – When In Love with A Blind Man
Side 2
- 1) Peter Gabriel – Sledgehammer
- 2) Sade – Love Is Stronger than Pride
- 3) Enigma – Principles of Lust (Sadeness Pt. 1)
- 4) Maximillion Dunbar – Peeling an Orange In One Piece
- 5) Dire Straits – Ride Across the River
- 6) Ruff Sqwad – Functions on the Low
- 7) Future Sound of London – Cascade Pt. 1
- 8) James Ferraro – Palm Trees and Dream Sushi
- 9) Klaus Schultze – Airlights
- 10) Salt N Pepa – Get up Everybody
- 11) Emulator II Shakuhachi Demo (Youtube)
- 12) Wang Chung – Wake Up, Stop Dreaming
- 13) The Sugarcubes – Pump
- 14) Rush – Tai Shan
- 15) Echo & the Bunnymen – Bring on the Dancing Horses
- 16) Alan Wilder – Emulator II Demonstration Video (from French Television, 1987)
Und nun wollen wir Euchnatürlich Joe Howeys Arbeit auch als Playlist würdigen.
Mix Tapes Joe Howey E-Mu Shakuhachi Flute
Übrigens waren das nicht die einzigen Kultklänge, die aus dem E-Mu Emulator II kamen. Hier haben wir zum Abschluss noch ein YT-Video für Euch, bei dem die berühmtesten der Emulator II-Presets kurz angespielt werden.
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Ihr überrascht mich immer wieder. Toller Beitrag. Hatte keine Ahnung, dass dieser Sound aus dem Emu Sampler kam und so berühmt ist. Hab ihn auch in meinem Setup als wav. Jetzt schätze ich ihn gleich noch viel mehr.
@lena Mich hat das auch überrascht, zumal es höchstens teilweise stimmt. Siehe meinen Post weiter unten.
„Der Sound ist irgendwie futuristisch und zugleich uralt.“ Da trifft er es wirklich auf den Punkt.
Trotzdem hatte ich mir ehrlich gesagt mehr erwartet:
Viel über Shakuhachi, aber wer hat DAS gespielt? wer hats wie gesampelt? lebt der Spieler noch? Gibts von ihm ein Foto mit DEM Shakuhachi?
Fragen über Fragen, die leider offen bleiben.
Die Recherchetätigkeit hält sich doch sehr in Grenzen, leider. Da hätte man noch mehr graben können. Die „History“ wird leider nicht verraten.
@kiro7 Hi Kiro7, danke für die Kritik, aber du bist hier im Fresh-News Bereich. Hier gibt es nur Kurzstorys zu lesen, die wir zwischendurch bewusst schnell raushauen und leicht verdaulich sind. Aufwendige recherchierte und tragende Reportagen, gibt es nur im oberen Bereich. Dafür wäre dann aber eine Story über ein Sakuhachi-Sample nicht stark genug ;-)
@Tyrell Peter, völlig klar. Die Kritik ging auch nur an Joe Howey, so schön die Compilation des Mixtapes auch ist. Das mit dem Foto gibt mir aber zu denken, aber nicht jeder Musikwissenschaftler kann auch Syntheast sein ;-) Deswegen glaube ich Joe ist gar nicht erst auf die Idee gekommen die Quelle zu suchen.
Und großes Lob überhaupt für die Fresh News an amazona, dass ihr immer so super die Dinge die meist unentdeckt am und über den Tellerrand hinaus passieren einfangt!
@kiro7 Das Shakuhachi Sample wird Richard Burmer zugeschrieben, die Story dazu findest du hier: http://bit.ly/2Qn1Lcx
@k.rausch Richard war damals im Emu-Team mit für die Erstellung der Libraries für den Emulator 2 und den Emax zuständig — im Team waren auch Steve Roach und Robert Rich, deren Arbeiten in den Proteus World einflossen. Von Richard stammen die Mellotron-Klänge in der Emu-Library, die von seinem M-400 gezogen worden waren.
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Wahrscheinlich hat auch er den Klang nur irgendwo, ähm, geborgt.
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Wie wär’s mit Charlie Marianos „Kalimba“?:
https://www.youtube.com/watch?v=DeMTiYWC6aQ#t=35s
oder auch Patrick Moraz „Kyushu“?:
https://www.youtube.com/watch?v=3Lmt8gmMpN0
@EinTon Kannte ich beide noch nicht, sehr schöne Beispiele !!!!
@EinTon Trägt nichts zur Sache bei, frage trotzdem: Ist das eine Shakuhachi oder eine Dizi in Kill Bill? War mir nicht sicher, als ich die Flöte hörte, klang eher wie die Shakuhachi sah aber aus wie die Dizi.
…und noch ein Beispiel wäre MMWs „Wir sitzen alle in einem Boot von 1986:
https://www.youtube.com/watch?v=ZzodhWb8pNs#t=25s
@EinTon Wow… auch sehr schön!!! War mir auch entgangen.
Interessante story und guter mix.
Naughty by nature – hip hop hooray fällt mir noch ein
Unten bei dem video mit dem presets fehlt das berühmte tropenvogelsample.
Wurde sogar von scooter verwendet.
https://www.whosampled.com/sample/324249/808-State-Pacific-State-E-mu-Systems-Wind-Chimes-Birds-%26-Streams-(Loon-Garden)/
Shakuhachi und Tropenvogel ist dank ebenfalls analogem Filter mit praktisch gleichem Sound auch für dem Emax I zu haben. Vergleiche Klangbeispiel 12 „Loon’s garden“.
https://www.amazona.de/blue-box-e-mu-emax-i-sampler/
Etwas mehr Information über die Entstehung des Samples hätte ich auch gerne gehabt; solch ein „Making of…“ wäre sicher auch einen Artikel wert. Ich sample immer wieder etwas (meist von einer DVD/BD, seltener über Micro) mit meinem Mirage, da interessiert mich auch, wie es die Profis machten…
Dieses Sledgehammer Video ist auch der Stoff aus dem die Albträume sind.
@swift Ich finde es hat was :-) Man muss das natürlich in Relation setzen zu den Zeit in der es entstanden ist.
@swift Viel gruseliger fand und finde ich das „Rock It“-Video von Herbie Hancock.
@bluebell Ganz schlimm ist auch „Jackie Wilson – Reet petite“.
@swift So ändern sich die Zeiten, 1986/87 war es eines der besten Videos, auch aufgrund der eingesetzten Techniken. Da war man echt geflashed als das im Fernsehen lief. Wahrscheinlich bei „Formel 1“
@Soundreverend Klar muss man das Video in Relation zur Entstehungszeit sehen, andere Videos sind m.M. aber besser gealtert.
„The History of the Emulator II Shakuhachi sample“ — und ein Cover mit dem Emulator 1 vorne drauf.
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Klasse Witz, in der Tat — das untermauert das Vertrauen in die Sachkompetenz des Verfassers ungemein.
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Übrigens ein ganz furchtbarer Effektklang — daß den so dermaßen viele Bands und Musiker in den späten 1980ern und frühen 1990ern verwendet haben, zeugt nicht gerade von Geschmack und Stilsicherheit, sondern spricht eher für die im Übermaß konsumierten Drogen und das in der Folge getrübte Urteilsvermögen. Daß zigtausende Amateure diesen Klang dann ein wenig später als Kernstück ihrer Sample Library betrachteten und sich jeder Anbieter von Sample Packs mit diesem Klang brüstete (die zeitgenössischen Kleinanzeigen in der KEYBOARDS sind voll davon), trivialisierte den Klang noch weiter — plötzlich brauchte man nur noch einen S-700 oder einen Mirage statt einen Emu 2, um auf denselben Klang zurückgreifen zu können.
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Die Egalisierung der Mittel kann was Schönes sein. Muß aber nicht.
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Nicht nur in den Kleinanzeigen, gab damals auch einen Artikel in der Keyboards, der zeigte, wie mit dem Pitch Bender umgegangen werden musste, damit das Sample klang, wie auf Sledgehammer. Nun schien mir der Autor nicht an einem getrübten Urteilsvermögen zu leiden. Ob er sich infolge seines Sounderfolgs mit Drogen beglückt hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Will sagen, klar kann Egalisierung etwas schönes an sich sein, aber um sie schön hinzukriegen, braucht es dann doch in der Regel Talent.
Das Sample zu haben, war die eine Seite. Die meisten aber fragten sich, wie geht (da)`s und wie heißt es so schön am Niederrhein auf diese Frage: Wie soll es sein? Die Artikel zur Soundprogrammierung stießen damals auf großes Interesse.
Mumpitz. Der berühmte Sledgehammer Shakuhachi Sound kommt ebenso wie das ursprüngliche Sample nicht vom Emulator II sondern aus der Fairlight Werkslibrary.
Peter Gabriel hat auf dem „SO“ Album mit einem Fairlight Series II(x) gearbeitet und daher kommt auch das Sample.
Viele Sounds der E-mu Werkslibrary wurden von E-mu direkt von Fairlight und Synclavier abgesampled und tauchen seither als Bestandteil der E-mu Library auf.
Ein wenig mehr ernsthafte Recherche kann man auch von einem Onlinemagazin erwarten.
So werden aus Gerüchten Fehlinformationen und dann Internetwahrheiten. Ich empfehle dringend das im Artikel zu korrigieren!
Die Emu II und Emax Library besteht aus sehr viel gesampelten Synthesizern wie DX7, Synclavier, Fairlight, Roland D50 (EMAX I)……….
@Edobot-V Genau so ist es!
Weltmusik vermag ich nicht zu beurteilen, aber in der Popmusik ist dieses Sample eine echte Verschlimmverbesserung.
In den Kommentaren ist ja alles dabei, bis hin zur völligen Fehlinformation innerhalb des Artikels. Ich reihe mich bei den Leuten ein, die die Überschrift ebenso wie ich mißverstanden haben: „STORY … DES E-MU II SHAKUHACHI FLUTE-SAMPLES“. Ich habe wie andere auch nichts zur Story gesehen, kein Foto DER Flöte, kein Spieler, keine Erwähnung des Recording-Studios, so rein gar nichts zur Story.
Darüber hinaus wollte ich noch mitteilen, dass ich Spätzünder den Klang erstmals bei Enigma – Sadness Part 1 gehört habe. Also 1990. Ein millionenschwerer Welterfolg, der hier nicht mal Erwähnung findet. Seit dem identifiziere ich diesen Klang mit Enigma als „Ursprung“. :)
@ARIMUSIK Die Verwendung des Klanges bei Enigma wird in der Titelliste des Mixtapes erwähnt.
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Übrigens ein schauderhaftes Werk — dass sich das in solchen Stückzahlen verkaufen ließ (und wieder verkaufen ließe), gießt meinem Kulturpessimismus im Übermaß Wasser auf die Mühlen.
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Habe mich extra eingeloggt um diesem Beitrag ein „Daumen hoch“ zu geben.
@tomeso Domo arigato, shakuhachi-san.
Beim Mixtape, Seite 2, Track 9: Das müsste „Klaus Schulze“ und nicht „Schul_t_ze“ heißen. Das ist ein Running Gag, dass er immer wieder mit einem T geschrieben wird. Insbesondere von englisch sprechenden.