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WaveSim – Der virtuelle PPG im PC

15. Mai 2020

Auf die Welt gekommen ist Waveterm C irgendwann in 2001 auf Grund von Vorarbeiten eines gewissen Dave Forward. Dieser hat schon einige Jahre davor noch mit MS-DOS wichtige Entwicklungsarbeit geleistet, indem er die Grundzüge des PPG-BUS Protokolls entschlüsselt und dokumentiert hat so daß Programm- und Wellenformdaten zum Wave übertragen werden konnten.

http://www.basement-studio.co.uk/ppg.htm

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Hermann Seibs ursprüngliche Intention für WaveSim war es hauptsächlich, eine Testplattform für seine V8.3 des Wave 2.2/2.3 zu schaffen. Nach jeder kleinen Änderung des 6809-Assemblercodes neue EPROMs zu brennen und in den Wave zu stopfen war mühsam. Wie „angenehm“ ein Wave reagieren kann wenn man an seinen Boards herumzupft ist ja bekannt. Etwas wie Debuggen ist auf die Art praktisch unmöglich.

Also hat er ein Programm geschrieben, das die Hardware so genau wie möglich simuliert. Zuerst noch ohne Klangausgabe, was die V8.3-Programmierung schon deutlich erleichtert hat (WaveSim kann einfach neue EPROM-Inhalte laden und ein rudimentärer 6809-Debugger ist auch an Bord). Später kam dann auch die Klangerzeugung dazu. Mittlerweile ist die Genauigkeit so gut, daß man auf Wave 2.2 und WaveSim einen Arpeggiator mit denselben Noten zeitgleich starten kann und wenn man zwanzig Minuten später hinhört laufen die immer noch synchron.

Dieses virtuelle oder auch simulierte PPG-System besteht aus zwei Komponenten. WaveSim ist das Plugin bzw. Standalone-Programm, das den Wave 2.2/2.3 emuliert. Waveterm C ist die Emulation des PPG WavetermA/B.

Als Fan von PPG- und anderen Hardwareklangerzeugern hat Hermann eine gut bestückte Internetseite mit vielen Synthesizern und umfangreicher Beschreibung und Bebilderung.

https://www.hermannseib.com/synths/ppg/wavesim.htm

Wer die Klänge eines PPG kennt, natürlich auch mag, der wird schnell merken was hier geschaffen wurde. Also ich für meinen Teil ziehe hier den Hut vor Hermann. Das Lebenswerk von Wolfgang Palm wird auch hier auf Amazona umfangreich und ausführlich gewürdigt.

Das Waveterm C wird eigentlich in zwei verschiedenen Versionen geliefert. Einmal die „Local Interface connects“ für die Kommunikation mit Wavesim und was das kleine Programm so interessant macht, das „Midi Interface connects“, für die Kommunikation mit den Hardware PPG’s. Das bedeutet daß das Programm per Midi mit den Waves funktioniert. Wichtig dabei ist aber dass OS 8.3 implementiert sein muss.

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Da bei WaveSim das volle Augenmerk auf Kompatiblität zum Original gelegt wurde, ist die Bedienung nicht ganz so flüssig und geschmeidig wie bei einem VST-Plugin mit skalierbarer GUI und 4k usw. WaveSim besticht allein durch seinen Klang und es wurden natürlich auch Tests gemacht zwischen Hardware und Software. Hier darf sich jeder gern selbst ein Bild machen denn bei Youtube gibt’s da ein Filmchen das dies sehr schön zeigt.

Das es auch ein PPG Plugin von Waldorf gibt muss ich wohl nicht erwähnen. Klar ist die Bedienung dort bequemer aber klanglich schafft es das Plugin nicht ganz. Zweitens und das ist viel merkwürdiger, gibt’s hier kein Waveterm und auch keinen Wavetableimport. Mir schleierhaft und absolut nicht nachvollziehbar.

Waveterm C bringt fast den gesamten Funktionsumfang des realen Waveterms in den Rechner. Für mich ist es immer wieder mehr als beeindruckend im Waveterm C die Wellenformen anhand einer Werteeingabe zu erzeugen oder Wellenformen zu malen um daraus eine Wavetable errechnen zu lassen, die wie beim echten Waveterm erst alle 64 Slots von oben nach unten abfährt und dann in den Wave 2.2/2.3 geschickt wird um dort 8 stimmig spielbar zu sein. Auch die Bedienung mit den teilweise doch kryptischen Bezeichnungen ist vorhanden. Kurz. Ein PPG Wave für sehr wenig Geld mit all den kleinen Macken, wenn ich das mal so nennen darf im Vergleich mit heutigen HiTech-Plugins, was aber in der Summe mit viel Charme einen sehr großen Spielspaß bei mir hervorruft.

Zu erwähnen wäre noch daß es eine frei verfügbare Demoversion auf Hermanns Seite gibt mit der man schon mal probieren kann. Ungleich mehr Spass bringt natürlich das gesamte System mit dem Waveterm C das bei Hermann erworben werden kann. Was den Preis angeht würde ich es so beschreiben 90% der Plugins am Markt sind deutlich teuerer.

Wer sich mal die Arbeit macht und bei Youtube nach Videos von Bands Ausschau hält, die das PPG System benutzen wird mehr als erstaunt sein wer alles dazugehört. Tangerine Dream, Ultravox, Jean Michel Jarre, The Twins und noch so viele mehr sind diesem Sound erliegen. Dieser Synthesizer hat ein ganzes Zeitalter geprägt und was die Wavetablesynthese angeht muss man nicht mehr viel darüber verlieren. Herr Palm hätte sich eigentlich diese Technik patentieren lassen sollen, der Gedanke liegt ja praktisch auf der Hand, aber da er die Wavetablesynthese bereits 1978 entwickelt hat und die ersten VST-Instrumente so um 2000 auf den Markt kamen wäre das Patent bereits ausgelaufen und keine Talerchen hätten den Besitzer gewechselt.

Vor einiger Zeit hat Hermann ein Update in Waveterm C integriert, das es ermöglicht wts-Dateien zu importieren und zum Wave zu schicken. Diese wts-Dateien werden von den PPG Plugins Wavegenerator und Wavemapper2 erzeugt. Somit können nun z.B. simple Audiodateien in den Wavemapper2 importiert als wts gespeichert und im Wave gespielt werden.

Auf der Seite von Hermann Seib gibt es viele weitere Informationen und auch Downloads von Sounds und Transienten die man mit WaveSim nutzen kann.

Wer überhaupt keine Erfahrung mit Klangerzeugern der Marke PPG hat wird am Anfang ein bisschen probieren müssen, aber dafür habe ich eine Facebookpage eingerichtet. Wer hier nach WaveSim sucht wird’s auch finden. Wir sind eine noch sehr kleine Gruppe aber haben neben Hermann himself, der leider nicht sehr oft anwesend und damit nicht der „resident guru“ sein kann, auch noch einige mit dabei die ein PPG System in Hardware haben und mehr als ausreichende Erfahrung besitzen. Wer hier fragt oder auch mitmachen möchte ist natürlich herzlich willkommen. Was die Sprache angeht wird zur Zeit beides verwendet. Deutsch und Englisch. Auch wurde an die Anleitungen gedacht. Es gibt einige Dokumente teils in Deutsch oder Englisch die die Funktionsweise und Bedienung von Waveterm A und B sowie die beiden Modelle des Wave 2.2/2.3. beschreiben. Diese liegen im pdf-Format vor und können heruntergeladen werden.

 

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Fazit
Wer mal Lust hat an einem beinahe echten PPG System zu schrauben ist hier genau richtig.

Plus

  • Autentischer PPG Klang, Waveterm kann eigene Wavetables erstellen und zum virtuellen Wave 2.2/2.3 senden. Die "echte "Hardware wird auch unterstützt.

Minus

  • Bedienung und GUI ist nicht so flüssig bedienbar wie aktuelle Plugin.
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Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Ich schliesse mich an: Schade dass es das (noch ?) nicht für den Mac gibt.
    Abgesehen davon ein grossartiges Plugin!

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      nativeVS AHU

      Eher unwarscheinlich dass das jemals fuer Mac kommt da Hermann und Paula das projekt eigentlich schon vor langer zeit aufgegeben haben.

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        paulilein

        @nativeVS Auf unserer WaveSim Seite hat Hermann ein unmissverständliches Statement darüber abgegeben.

  2. Profilbild
    nativeVS AHU

    Meiner meinung nach ist die digitale seite hier interessanter als bei dem Waldorf PPG, aber die Waldorf filter emulation ist viel besser fuer meinen geschmack.

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      AMAZONA Archiv

      @nativeVS …aber wer braucht schon ein Filter wenn er Wavetables hat ;)

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        nativeVS AHU

        Ich finde man hoert doch den unterschied zwischen 2, 2.2 und den plugins bei etwas knackigeren sounds (nicht das die PPGs jemals die schnellsten ware, aber…); ich denk da so an einige sequencer sachen auf Wavelength, Hyperborea, Kamikaze und Pinnacles.

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          AMAZONA Archiv

          @nativeVS Da hast Du recht, den Unterschied hört man sogar ziemlich deutlich. Ich wollte andeuten, dass die Wavetable Synthese mal entwickelt wurde um auf analoge Filter komplett verzichten zu können. Insofern ist die digitale Seite der Emulation die entscheidende.

          • Profilbild
            nativeVS AHU

            Es geht hier aber um die simulation eines Waves und nicht eines Wavecomputers.
            Apropro, eine 340/380 emulation waere eigentlich auch was schoenes fuer alle ganz verrueckten (so wie in der art des QasarBeach).

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              AMAZONA Archiv

              @nativeVS Deswegen der Augenzwinkerer…
              Genaugenommen müsste man auch beim Wave Computer die analoge Seite simulieren. Aber das ist ein anderes Thema. Das Ui des 340/380 ist nix für Verrückte sondern was für Masochisten. Wer’s braucht, nur echt mit arthritischem Bandlaufwerk. Viel Vergnügen.

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                nativeVS AHU

                Es gab doch relativ viele die modifiziert wurden dass man das Waveterm anstelle der Bandlaufwerke nehmen konnte; fuer einen aufpreis sollte man dann auch sein plug-in modifiziert bekommen damit man etwas schnellere ladezeiten hinbekommt.
                Um wieder zum Thema zurueckzukommen, find ich dass wenn Uli an meinem geld interessiert ist sollte der BPG (oder BPC?) Curtis und SSM zur auswahl haben und auch echte schnelle analoge envelopes zur auswahl.

  3. Profilbild
    Moogli

    Ah ja, ich selbst hatte das Plugin damals bei der Besprechung des Waldorf Wave 3.v Plugins in den Kommentaren erwaehnt (Mensch ist schon eine ganze Ecke her). Herrmann Seib selbst hatte sich dann in die Kommentare eingeklingt und noch tiefergehende Informationen zu seinem Produkt geliefert. Wer sich dafuer interessiert, sollte noch mal nach der alten Waldorf 3.v Review graben und in die Kommentare schauen.

  4. Profilbild
    paulilein

    Hermann hat heute die Analysefunktion in WTC32 implementiert.

    Hermann Seib I’ve uploaded a new WTC version – 2.03, the „Because I can“ edition ?
    This one adds the ANALYSE feature in Waveterm B mode to the AUTOMATIC and MANUAL IOFs on PAGE 3.00.

    „Automatic Analyse“ works like in Waveterm A mode; you position the „thread“ on the start of a wave, press EXECUTE and WTC does a Fourier analysis on a set of 128 samples starting there. So, same result as in Waveterm A mode.
    „Manual Analyse“ allows to specify the start and end of a wave; this addresses Wolfgang’s dismissal of the WTA mode as useless, allowing a wave cycle to be anything from 4 to 4096 samples in length. WTC expands the given set of samples to the next power of 2 by doing a simple linear interpolation (this DOES introduce artefacts, but so does the following reduction to 32 partials anyway), then proceeds as before.
    The help pages for the ANALYSE functions are lovingly crafted following the original Waveterm A model’s spirit …
    so yeah, not perfect ?
    Have fun!

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