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Steuerung von U-he Plugins mit OB-6 via Reaper MIDI Plugin

10. April 2020

Das Problem: Die fehlenden anfassbaren Knöpfe

Einer der wesentlichen Gründe, warum ein Hardware-Synthesizer mehr Spaß macht als ein Software-Synthesizer, sind aus meiner Sicht die Knöpfe. Es fühlt sich einfach viel besser an, Klangparameter mit den gewohnten, fest zugeordneten Drehreglern oder Tasten zu ändern, als mit der Maus virtuelle Knöpfe auf dem Bildschirm anzuzielen und sie dann mit Drehung des Jogwheels oder anderen Mechanismen zu ändern. Auch die Bedienung mit „generischen“ Hardware-Drehreglern wie z.B. den 8 Endlosdrehreglern bei NKS finde ich weniger befriedigend.

Plugins wie z.B. u-he Repro hören sich zwar toll an, aber die Unmittelbarkeit beim Knöpfe-Drehen fehlt.

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Die schnelle Lösung

Aber die Lösung ist ja eigentlich schon da, wenn man mindestens einen mmodernen Hardware-Synthesizer hat: die meisten Plugins bieten eine „MIDI Learn“ Funktion, und die meisten halbwegs modernen Hardware-Synthesizer können ihre Reglerbewegungen als MIDI CC senden.

In meinem Fall stand ein DSI OB-6 schon da, und so fing ich erst mal an, die typischen Knöpfe (Cutoff, Hüllkurven, …) mit der „MIDI Learn“ Funktion in das u-he Repro Plugin zu integrieren.

Die Mängel

Nur schade: Nur die Hälfte der Bedienelemente (Knöpfe und vor allem Taster) lassen sich mappen, weil die anderen keine MIDI CCs senden. Und auch bei den gesendeten MIDI CCs gibt es oft Probleme, weil die Skalierung der möglichen Werte anders ist. Im Extremfall wird für einen Schalter von der Hardware  0 oder 1 gesendet. Die Software erwartet aber 0 und 128 (oder größer).

Die umfassendere Lösung

Man kann aber beim DSI OB-6 einstellen, dass statt der üblichen MIDI CCs die flexibleren, aber selten von Plugins erkannten MIDI NRPNs gesendet werden. Dann senden (nahezu) alle Reglerbewegungen Daten an den Computer.

Weitere Hürde

Nur schade: Die meisten Plugins, auch die von u-he erkennen keine NRPNs. Also aussichtlos …

Und wie ich sie überwand

Seit einiger Zeit hatte ich die DAW Reaper installiert. Mir gefiel die Philosophie, die Flexibilität  und das für Hobby-Musiker vorteilhafte Preismodell: Es gibt nur eine Volllversion (alle Features), und für die meisten von uns kostet sie nur 60 Dollar. Zur Philosophie und Flexibilität  gehört auch, dass der Benutzer eigene MIDI Plugins programmieren kann (neben einer Vielzahl an mitgelieferten und im „Reaper Stash“ frei verfügbaren Plugins und Skripte).

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Also setzte ich mich an den Computer und nutzte meine Programmierkenntnisse, um ein MIDI Plugin in der relative primitiven Programmiersprache EEL2 zu schreiben.  MIDI oder Audio Plugins können mit Reaper als „JSFX“ mit EEL2 programmiert werden. (Zur Automatisierung der Reaper-Bedienung bietet Reaper neben EEL2 auch Lua und – mit Einschränkungen – Python an; das läuft unter dem Oberbegriff „ReaScript“.)

Das Ergebnis: Mapping aller OB-6 Bedienelemente

Nach etlichen Abenden war ich am Ziel:

DSI OB-6 sendet NRPNs

Reaper MIDI Plugin wandelt die NRPNs in CCs um (und wendet einige Zaubertricks an, die mit Programmierung möglich sind – siehe nächster Abschnitt)

In u-he Repro (oder Diva) nimmt eine von mir erstellte, sehr umfangreiche „MIDI Assignment Table“ die Steuerungsinformationen entgegen

und gibt sie an die Sound Engine und die Oberfläche weiter

Die Zusatzfunktionen

Da ich mich nun schon in die Programmiersprache und die ziemlich flexible u-he MIDI Assignment Table eingearbeitet hatte, habe ich gleich noch einige Zusatzfunktionen eingebaut:

Man kann am OB-6 mit dem (zweckentfremdeten) „Arp Octaves“ Taster zwischen drei Modi für die Regler umschalten: Normal (Parameter springt bei der ersten Ansteuerung), Relativ (Parameter reagiert sofort ohne Springen, aber es steht auf einer Seite zunächst nicht der volle Regelbereich zur Verfügung) und Fein (feinere Auflösung).

Shift-Funktion (mit „Arp on/off“), um z.B. den dritten Oszillator oder zweiten LFO in Diva, oder die rechte Sektion in Hive bedienen zu können

Spezielle Mappings, um z.B. die LFO Wellenformen im Plugin mit größtenteils gleicher Logik wie beim OB-6 steuern zu können

Spezielle Mappings für Zusatzfunktionen, z.B. stellt der „Pan Spread“ am OB-6 direkt die 8 entsprechenden „Voice Panning Tweaks“ bzw. Trimmers im Repro-5 bzw. Diva ein. Und mit dem „Filter Velo Sensitivity“ Schalter beim OB-6 kann man in zunächst 16 Abstufungen die entsprechende Sensitivität im Plugin einstellen.

Hier kann man die Sachen kostenlos runterladen

Ich hab das dann alles vor etwa einem Jahr veröffentlicht:

hier bei KVR für Repro und Diva,

und später hier im Forum sequenzer.de für u-he Hive und TAL Plugins.

 

Und was ist mit anderen Hardware-Synthesizern?

Wenn jemand einen DSI Prophet-6 hat, und etwas programmieren kann, könnte er die Skripte relativ einfach dafür anpassen. Ich vermute, die allermeisten NRPN-Controller sind gleich. Für die speziellen Mappings und besonderen Zusatzfunktionen muss man sich vermutlich dort mehr Gedanken und Arbeit machen, wo die Bedienelemente OB-6 und Prophet-6 inhaltlich voneinander abweichen.

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Fazit
Mit etwas Mühe und Programmierkenntnissen kann man die Spaß-Lücke zwischen Hard- und Software-Synthesizern stark verkleinern.

Plus

  • Preiswert (wenn man einen OB-6 hat)
  • Maximaler Spaßfaktor beim Knopfdrehen mit u-he Plugins

Minus

  • Die Steuerung der Effekte finde ich nicht befriedigend. Hier stehen auf dem OB-6 einfach zu wenige, zu generische Steuerelemente zur Verfügung. Möglicherweise wäre ein generischer Controller mit Beschriftungsmöglichkeit wie der Faderfox EC4 hier komfortabler.
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Forum
  1. Profilbild
    Tai AHU

    Solche Ansätze finde ich cool. Zum Minuspunkt: eventuell eine Faderbox zusätzlich für die problematischen Parameter.

  2. Profilbild
    NDA

    Hallo Innervisions,
    die Gedanken in Deiner Einleitung „Das Problem: Die fehlenden anfassbaren Knöpfe“ kann ich sofort nachvollziehen.
    Letztlich ist es genau der Grund, warum ich mir trotz verlockender Upgrade-Angebote seit langem keinen SW-Synth mehr kaufe, und auch bei HW-Synths auf eine ansprechende Bedienoberfläche achte.
    Schon allein wenn man schon von Beruf wegen den ganzen Tag vor einem Monitor sitzt und alle Eingaben per Tastatur und Maus macht, ist abends oder am Wochenende eine gewisse Abwechslung einfach wohltuend oder sogar notwendig.
    Die Bedienung eines komplexen Instruments wie einem Synthesizer mittels sinnvoll angeordneter Regler, Fader, Schalter und Taster macht mir schlicht mehr Spaß und ist im wahrsten Sinne des Wortes (be)greifbarer.

    Zu Deiner Lösung mit OB-6, Reaper und U-HE und für Interssierte:
    Soweit mir bekannt, unterstützen die meisten aktuellen Synth’s von Dave Smith auch NPRN’s; das ist nicht auf den OB-6 beschränkt. Zur Vollständigkeit sei hier auch der Solaris von John Bowen erwähnt; zumindest die ersten OS-Versionen bieten das noch. Schon bemerkenswert, daß es gerade zwei der Pioniere sind, die an solche Details denken.

    Fortsetzung im Teil 2

  3. Profilbild
    NDA

    Teil 2 – Controller-Keyboards

    Bei diesen ist die Belegung des „Standard-Preset 0“ mit typisch Filter cut-off und resonance, LFO rate & amount sowie die beiden ADSR Hüllkurven ja soweit OK. Grundeinstellungen für die VCOs gehen meist auch noch, aber dann geht’s meinem Eindruck nach oft sehr schnell in die Richtung „Hauptsache noch einige weitere Parameter irgendwie untergebracht“. Das gilt speziell für SW-Pakete mit mehreren Synths. Gerade dort wünsche ich mir aber eine gewisse Einheitlichkeit in der Bedienung.

    Ich habe daher selbst unzählige Stunden damit verbracht, mir eigene mappings für Controller-Keyboards (Hinweis: teilweise bieten diese ebenfalls NPRN’s) zu erstellen.
    Mein Hauptziel ist eine eingängige Struktur, die das Soundprogramming und Einprägen der Funktionen unterstützt.
    Die typische Anordnung der meist 8 Encoder und 8 Fader ist dabei aber bereits schon wieder eine gewisse Einschränkung (Alternative sind hier z.B. die Produkte von Soundforce).
    Am Ende bleibt jedoch immer der Eindruck einer unvollständigen Umsetzung und daß ich oft die Arbeit erledige, die ich von den Firmen erwarten kann. Ja, ich weiß, das ist ein Sch…-Aufwand. Aber die Entwickler dort haben alle Daten bereits in einer vernünftigen Programmierumgebung verfügbar.

  4. Profilbild
    daniel

    Dafür perfekt geeignet ist übrigens der Modal 002.
    Er sendet zwar keine NRPNs und man hat auch das beschriebene Problem, dass die Regler teilweise nicht den vollen Bereich von 0-127 ausreizen oder gar kein Midi ausgeben, die Einschränkungen halten sich aber in Grenzen und dafür ist er 12fach multitimbral.
    Das bedeutet, dass man z.B. 2 Parts mit je 6 Voices nutzen kann und noch 10 Parts übrig hat, um (bei Bedarf über separate Midi-Kanäle) andere Synths zu steuern. Durch die Endlos-Encoder gibt es dann auch keine Parameter-Sprünge mehr, weil man nur für den jeweils selektierten Part die Werte verändert.
    Für ganz präzise Feinjustierungen kann man sogar die +/- Buttons verwenden oder direkt Werte über den Ziffernblock eingeben.
    Der 002 war zwar sicherlich nie für den Einsatz als Controller-Keyboard vorgesehen, meines Wissens gibt es allerdings keinen anderen Synth mit dem sich ein vergleichbar guter Workflow realisieren ließe…

  5. Profilbild
    Kris

    Kann dem gesagten hier nur zustimmen – als Programmierer sitze ich auch zuviel vor Software, da genieße ich die Arbeit mit Hardware Synths, speziell wenn sie so Knob-per-function sind wie bspw. der OB-6.

    Aber einige attraktive Hardware hat eben auch keine gute Benutzeroberfläche – Extrembeispiel Matrix 1000, gar keine – und da braucht es ähnlich wie für Software-Plugins dann Controller-hardware. Aus Kosten- und Platzgründen bin ich bei generischen Controllern gelandet (auch wenn bspw. Stereoping natürlich irgendwie Sexy ist), und hier habe ich den Behringer BCR 2000 mit seinen Alleinstellungsmerkmalen der vollen Programmierbarkeit (in BCL, einer eigenen Sprache für das Gerät) und den LED Ringen um jeden der 32 Encoder entdeckt.

    Mit etwas Aufwand in der Vorbereitung macht der richtig Spaß – und ich bin überrascht, dass es bis heute kein vergleichbares Angebot gibt, die meisten generischen Controller sind kleiner (weniger Knöpfe), haben keine LED-Ringe (zur Anzeige des aktuellen Patches) und sind weniger programmierbar (wenn überhaupt).

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