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DOC ANALOG: E-Mu Emulator II+ Refurbished

Emulator II+ auf der Streckbank

9. Juli 2016

DOC ANALOG

Es gibt Synthesizer-Legenden, da ist eine Reparatur zwar möglich, die Ersatzteilsituation aber so aussichtslos, dass es eine Ewigkeit dauern kann, bis das geliebte Exponat wieder einsatzfähig ist. Das kennt sicher jeder Vintage-Freund aus eigener Erfahrung.

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Mit dem E-Mu Emulator II+ (hier gehts zum BLUE BOX Report des Emulator II) kommt man hingegen nur selten in diese Verlegenheit. Zum einen war er seinerzeit ein Bestseller und daher findet man für gewöhnlich nicht nur den Emulator II und Ersatzteile regelmäßig auf Gebrauchtmärkten, sondern dank des einst ebenfalls erfolgreichen Oberheim Sample-Players DPX-1, gibt es auch ein preisgünstiges Ersatzteil-Spender (vom Laufwerk bis zum Filter).

Vintage-Liebhabern darf daher der Emulator II wärmstens empfohlen werden. Nicht nur wegen der guten Ersatzteil-Situation, sondern auch, weil er als Sampler einen einzigartigen, charakterstarken Sound besitzt und als Synthesizer die volle Breite analoger Wärme wiedergibt, die man von einem Analogsynthesizer seiner Zeit auch erwartet.

Unser DOC ANALOG wird deshalb in dieser Ausgabe dem Emulator II auf die Pelle rücken, ihn nicht nur aufwendig restaurieren, sondern ihn auch mit einem Floppy-Emulator ausstatten und damit die quasi Anbindung an die PC-Welt ermöglichen.

Also DOC, leg los:

Emulator II (Foto von Marko Ettlich)

Emulator II (Foto von Marko Ettlich)

MISSION: E-Mu Emulator II+

  • Target: Umbau Floppy Drive auf SD-Drive, kpl. Check
  • Age: 32 Jahre
  • Damage Analysis: kpl. Check, Klinkenbuchse abgebrochen
  • Time for Mission: 3,5 Stunden
  • Material: Lotharek Floppy 2 SD Emulator, eine Tüte Kondensatoren, Klinkenbuchsen, Kleinmaterial
  • Budget: 400 Euro

EII14

Wieder einmal hat uns AMAZONA.de ein legendäres Gerät geschickt, das es wert ist, von Grund auf überholt zu werden. Vor allem die alten Songs von Peter Gabriel, die unweigerlich vom Sound des Emulator II geprägt wurden, sind mir in bester Erinnerung. Verfügte die ursprüngliche Version noch über einen RAM-Speicher von 512 kb, handelt es sich beim vorliegenden Objekt um die Plus-Version mit der „gewaltigen“ Speichermenge von 1 MB!!!

Der Synth befindet sich in einem relativ guten Zustand. Nach kurzem Funktionscheck und Öffnen des Emulator II+ konnte ich folgende Punkte auf meine ToDo Liste setzen :

  • Entfernen bzw. Recapping der alten Tantal Elkos auf beiden Platinen,
  • Erneuern einer abgebrochenen Klinkenbuchse (Main Out )
  • Austausch eines der beiden 5 1/4 Zoll Laufwerke durch einen Floppy Emulator

Also ran ans Werk!

Auf den beiden folgenden Bildern seht ihr die alten Tantal Kondensatoren, welche sehr oft in den alten Geräten verbaut sind. Das Tückische an den Tantals ist, dass sie viele Jahre problemlos arbeiten, dann irgendwann „schleichend“ niederohmig werden und mitunter böse Fehler verursachen können.

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EMU,1

EMU,2

Angefangen von nicht erklärbaren Störgeräuschen im Signalweg bis hin zur Belastung und Zerstörung der umliegenden ICs in deren Schaltkreis eben durch ihren niederohmigen Innenwiderstand. Deshalb sehe ich in alten Geräten generell Tantals, eingesetzt als Siebkondensatoren in der Spannungsversorgung, als kritische Bauteile und ersetze sie durch Elektrolytkondensatoren mit der gleichen Kapazität, oftmals aber mit höherer Spannungsfestigkeit.

Hier die neuen Kondensatoren unverbaut:

E-Mu Emulator II

Und hier bereits auf die Platinen gesetzt:

E-Mu Emulator II

E-Mu Emulator II

Nachdem die beiden Platinen recappt und durchgecheckt sind, widme ich mich der gebrochenen Klinkenbuchse und muss leider schnell einsehen, dass ALLE Klinkenbuchsen des EMUs durch ihre offene Bauweise sehr stark oxidiert sind. Das führt zu erheblichen Kontaktproblemen. Ich entscheide mich dazu, alle Buchsen auszulöten und durch neue Klinkenbuchsen zu ersetzen.

Hier die alten Klinkenbuchsen, die nicht mehr besonders gesund aussehen:

E-Mu Emulator II

E-Mu Emulator II

Das folgende Bild zeigt den „leeren“ Emulator II+, der seines Innenlebens kurzzeitig beraubt wurde:

EMU,8

Die neuen Buchsen passen leider nicht auf das alte „Format“.

EMU,9

Daher werden sie am Gehäuse verschraubt und mit kleinen Käbelchen als Verlängerung auf die Platine gelötet.

EMU,10

Und siehe da, die „neue Lösung“ sieht doch letztlich sehr chic aus.

EMU,11

EMU,12

Nun zur eigentlichen Mission:

EMU,13

Wir wollen ein altes Floppylaufwerk durch ein Floppy2 SD-Laufwerk ersetzen. Deshalb baue ich das obere Laufwerk aus. Das ist schnell gemacht, da nur die Stromversorgung mit 12V, 5V und Masse sowie ein IDE-Kabel abgezogen werden.

Hier nun das neue Floppy2SD Laufwerk vom Lotharek.

EMU,14

Einen passenden Adapter-Rahmen konnte ich günstig im Internet bestellen.

EMU,15

Das im EMU2 verbaute IDE-Kabel und das 4-polige Anschlusskabel für die Stromversorgung des SD-Drives muss entsprechend angepasst werden. Hier gibt es wohl auch Adapterkabel zu finden. Ich habe aber auf eine langwierige Suche verzichtet und selbst Hand angelegt. Die Kabel wurden von mir umgelötet, sodass sie auf das Lotharek Drive passen.

An dieser Stelle möchte ich mich beim Kollegen Marko Ettlich für seine Tipps zwecks Firmwareupdate und Bedienung des Lotharek bedanken. Marko hat ebenfalls einen Umbau an seinem EMU2 vorgenommen und das sehr gut in einem Video festgehalten. www.retrosound.de

EMU,16

An dieser Stelle gleich noch einige Infos zum-Floppy-Emulator:

Leider ist es nicht möglich, die Sounds von dem unteren Floppy Laufwerk direkt bzw. über den Synthi in die SD-Card zu kopieren. Im Web gibt es diverse Quellen, um sich die EMU Sounds als Image-Datei zu besorgen. Wichtig ist, dass die Dateien auf .hfe Format konvertiert werden. Andere Formate erkennt der EMU nicht. Auf der Lotharek Website findet ihr im Download-Bereich nebst aktueller Emulator Firmware und Anleitung auch die passende HxC Floppy Emulator Software für die Konvertierung.

EMU,17

So sieht der umgebaute EMU mit SD-Karten Laufwerk aus.

Zu guter Letzt wird das Baby in einem eigens angefertigten Case von LT Cases sicher verstaut. Im Anschluss auch gleich noch eine kleine Fotostory über die Herstellung des Cases.

EMU,19

Danach wanderte das Paket zu einem Photoshooting wieder nach München in die Redaktion.

Eines möchte ich noch ergänzen:

Es wirklich extrem erstaunlich, wie wuchtig der E-Mu II trotz 8 Bit klingt. Vor allem in Verbindung mit der analogen Nachbearbeitung ist der Emulator II auch heute noch ein unglaubliches Musikinstrument mit hohem Spaßfaktor.

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Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Wirklich Klasse die Serie!

    Der Emu II war ein unbezahlbarer Traum und ähnlich wie Doc Analog, assoziiere auch ich die Musik des damals von mir bewunderten Peter Gabriel dazu.

    Freue mich auf den nächsten Teil. Danke auch für die Case Fotostory.

    ps: Schönes Emu Foto Marko!

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      Hamm, waren nicht die Gabriel Sounds der I-IV vor allem aus dem Fairlight?

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        Hey,
        es gibt eine Doku über Gabriel, während er an 3 arbeitet. Die Sounds wurden im Fairlight generiert. Tony Banks (Genesis) war fleissiger Nutzer des EMUs (Invisible Touch).

  2. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Ich bin auch ein großer Fan der Doc Analog Serie. Der Emulator II ist klanglich eine Wucht und die Serie zeigt, dass man mit relativ wenigen Handgriffen den alten Riesenrochen auch für die Zukunft rüsten kann. Der EII ist es auf jeden Fall Wert.

  3. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Achja, noch ein kleiner Hinweis. Man kann die Sounds von Floppy auf SD-card kopieren. Man läd sie vom Floppy-Laufwerk erst in den Arbeitsspeicher des EII und speichert sie dann auf einer vorher auf SD-card kopierten „empty.hfe“ Datei ab. Diese wird dann überschrieben.

  4. Profilbild
    knetonator

    Nicht 1 MB Gesamtspeicher… Das ‚+‘ steht nur für 2 RAM Bänke mit je 512 kB. Man kann die beiden Bänke nicht zusammenfassen, sondern nur zwischen ihnen hin und her schalten… ;)

    Aber an sich ein wirklich tolles Gerät, mit ungewöhnlichem Design. ^^

  5. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Das mit dem Floppy-Emulator Emulator ist wirklich eine super Sache.
    Einziger Nachteil sind die Ladezeiten, die natürlich mit dem Floppy-Emulator genauso quälend lang sind wie mit einem echten Diskettenlaufwerk.
    Ich hoffe wirklich, es entwickelt mal jemand einen Festplatten-Emulator für den EII. Beim EII+HD lassen sich ja die wichtigsten Sounds blitzschnell von Festplatte laden. Nur leider geben die uralten und lauten 20MB Festplatten langsam ihren Geist auf. Da muss doch was gehen???!!!

    • Profilbild
      swissdoc RED

      Wie ich dem Dokument EMULATOR II HD CONVERSION MANUAL entnehmen konnte, hat der EII+HD eine MiniScribe 20MB 8425S SCSI Hard Disk, die Platz für 23 Bänke bietet. Somit sollte der Einbau eines SCSI Emulators möglich sein, z.B. ein SCSI2SD wie auch im Doc Analog zum Casio FZ20M beschrieben.

      Eine andere Variante ist die Nutzung von EMXP und EMUSER, auf Youtube kann man sich das in Aktion ansehen.

      Weiter kann man einen alten Mac mit Digidesign Sound Designer besorgen und Samples mit RS422 übertragen, bzw. eine Software namens EMU Emulator II Sound Editor on Mac OSX dafür mit einem neueren Mac benutzen.

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @swissdoc Gute Vorschläge.
        Leider ist es nicht ganz so einfach. Die Festplatte im Emulator ist eine Miniscribe 8425 MFM. Der EII+HD hat zwar eine obskure von Emu entwickelte SCSI Karte aber die wird über eine Adaptec ACB-4000 in das MFM Format übersetzt.
        Es wäre aber sicher spannend auszuprobieren, ob man mit einem SCSI2SD drive direkt an der Emu Karte weiterkommt.

        Die RS422 Lösungen sind leider ein ganzes Stück langsamer als die interne HD und ich persönlich habe keine Lust um Sounds zu laden auf dem PC oder Mac rumzufuhrwerken. Das beamt mich komplett aus dem kreativ-Modus ;-) Da ziehe ich die FloppyEmulator Wartezeit dann doch vor.

        • Profilbild
          swissdoc RED

          Ich habe mir das Dokument (gibt es bei der Emulator II Yahoo Group) nocheinmal angesehen, das mit der SCSI Platte ist dann natürlich Unsinn. Man hat dann zwei Optionen:

          SCSI2SD direkt an den Emu SCSI Controller anschliessen, man kann ja vorher mit dem SCSI2SD Entwickler Kontakt aufnehmen, ob sich das Board wie ein ACB-4000A verhalten kann. Als ich es damals als erster mit dem Casio FZ20M probiert habe, war er sehr zuvorkommend und hilfreich. Am Ende hatte ich nur den fehlenden Termpower übersehen. Wenn es nicht klappt, dann vertickt man den SCSI2SD eben wieder. Kosten so 60-70 EUR.

          Einen ST-506 Emulator besorgen und anstelle der Miniscribe 8425 MFM einbauen. Es gibt da so einiges im Netz zu finden, z.B. den DATASTORAGE DTX300. Allerdings ist das Gerät extrem teuer.

          Der Emuser ist recht flink, für den EMAX bei mir muss das reichen, aber mit dem HxC im Casio FZ20M und dem HxC im Oberheim DPX-1 macht es mehr Spass, auch wenn es etwas länger geht.

          Hilfreiche Links:
          http://www.vcfed.org/forum/archive/index.php/t-7151.html
          http://download.adaptec.com/pdfs/user_guides/acb4000_um.pdf

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @swissdoc Ergänzung…
        …habe das hier noch in meinen Unterlagen gefunden (stammt ursprünglich irgendwo aus dem Netz):
        „The EII SCSI commands are in the OS and are specific to the hard drive. You cannot use other SCSI drives like a ZIP100 with the EII (we have tried!)“

  6. Profilbild
    atomicbull

    erstmal ein cooler bericht und für mich ein guter ideengeber gewesen wegen den tantal , mir zwar immer gedacht aber nichts in der art gelesen,

    aaaaaber der frevel liegt an den jacks…….wie konnte man das so machen die klinckenbuchsen die nicht passen , passend ztu machen. da man ohne probs die richtigen erhalten kann……………da hätte man sich die zeit nehmen sollen………von daher ist das eignetlich als stümperhaft anzusehen, wenn auch gut gemacht, aber im grunde ein „no go“

    ich habe bei meinem E II noch im audio path die elko getauscht gegen elna silmic oder nichicon muse ………..allein um mein gewissen zu beruhigen……man hört es auch das er besser klingt…. ;)

    amazona: macht weiter so auch wenn ich mir manchmal etwas mehr tiefgang wünsche

    mit musikalischem gruß

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