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DOC ANALOG: E-Mu SP-12 Turbo Refurbished

Zack, Bum, Peng - DOC Action

13. Januar 2018

Es ist schon erstaunlich, wie ein Drum-Sampler von 1985 auch heute noch extrem begehrt ist. Der E-Mu SP-12 kostete damals neu nur unwesentlich mehr (Infaltionsrate kehre ich mal unter den Teppich) als heute gebraucht. Dabei hat er gerade mal 4,76 Sekunden Samplingzeit in der sogenannten Turbo-Version. Der Nachfolger E-Mu SP 1200 von 1987 hatte dann schon einiges an Samplingzeit mehr zu bieten – und zusätzlich ein integriertes 3 1/2″-Diskettenlaufwerk, während die SP-12 noch mit 5 1/4″-Disketten und einem wuchtigen Commodore C64-Laufwerk auskommen musste.

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Und trotzdem ist mir die Ur-SP persönlich lieber. Zum einen ist die am besten mögliche Samplingfrequenz höher als beim Nachfolger, zum anderen besitzt die E-Mu SP-12 einen Grundstock an Sounds, der fest ins ROM „eingebrannt“ wurde. Zusätzlich vergisst die E-Mu SP-12 auch die in das RAM geladenen Samples nicht nach dem Ausschalten.

Eine E-Mu SP-12 Turbo dürfte heute laut unserer Syntacheles-Liste bei über 2.000,- Euro liegen. Grund genug also, diesen Klassiker zu hegen und zu pflegen. In unserem Fall hatte die SP-12,  die uns zur Verfügung stand, aber dringend die Hilfe des Docs nötig.

Na dann los – hiermit übergebe ich zu einer neuen DOC ANALOG Mission:

MISSION: E-Mu SP-12 Turbo

  • Target: E-Mu SP-12 Turbo
  • Age: 33 Jahre
  • Damage Analysis:
    diverse Taster reagieren nicht oder nur schwer, Displaybeleuchtung defekt, EPROM Upgrade auf letzte Version, Speicherbatterie defekt.
  • Time for Mission: 4 Stunden
  • Material: ca. 50,- Euro
  • Budget gesamt: ca. 300,- Euro

Wir wollen in dieser Story veranschaulichen, was die typischen Service- und Wartungsarbeiten an einer SP12 sind und wie man für kleines Geld und ein bisschen Fleiß die wesentlichen Fehler selbst gut beheben kann. Die nachfolgenden Arbeitsschritte sind relativ easy und bequem auf dem Esstisch zu Hause durchführbar. :-)

Ich habe hier eine relativ gut erhaltene SP12 Turbo Maschine auf dem Tisch. Ein paar Kratzer und Staub sind vorhanden, sollten uns aber nicht stören. Im Inneren sieht es ebenfalls sehr gut aus. Die Platinen sind sauber, keine Feuchtigkeitsrückstände sind zu erkennen. Lediglich die Ecken im Gehäuseinneren galten im Laufe der Jahre anscheinend als kleines „Spinnenasyl“. Das alles ist schnell gereinigt.

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Da ich in meinen Arbeitsschritten einiges an Fotos geschossen habe, zeige ich sie nachfolgend als kleine Bilderserie und  beschreibe meine durchgeführten Arbeiten.

Die SP12 wird geöffnet. Der Zustand ist nach kleiner Reinigung mit Staubsauber und Pinsel recht ordentlich. Das letzte Bild zeigt zwei verbaute EPROMs mit der Version 2.4.

Auch hier finden wir unsere beliebten Tantal-Kondensatoren in der Spannungsversorgung, die im Laufe der Jahre sehr anfällig und niederohmig werden können. Diese ersetzten wir vorsichtshalber durch zeitgemäße Aluminium-Kondensatoren. Eine kurze Messung an der eingelöteten Speicherbatterie zeigt: tote Hose. Also raus damit.

Um die Platine auszubauen, muss unter anderem ein Stabi IC von der Gehäuserückseite abgeschraubt werden. Wichtig dabei ist, dass sowohl die Unterlegscheibe als auch der kleine Isolationsring vorsichtig entfernt und später genau so vorsichtig wieder befestigt werden. Die Bauteilrückseite des ICs in spannungsführend, deshalb dient die Glimmerscheibe als Isolierung. Sollte das Scheibchen oder der Kunststoffring beschädigt sein (Risse, Quetschungen etc.), bitte lieber durch neue Bauteile ersetzen. Es wäre schade, wenn man sich hier einen eigenen Fehler einbaut.

Eine neue Speicherbatterie wird eingelötet. Für die Lötarbeiten an der SP12 gilt: Die Platine ist doppelseitig beschichtet. Mit einer Löt-Absaugpumpe kann man relativ gut das alte Lötzinn absaugen. Sollten die Beinchen weiterhin durch altes Lötzinn festsitzen, kann man ein wenig neues Lötzinn dazugeben. Dadurch frischt man das Flussmittel auf und kann im zweiten Absaugvorgang mehr Zinn abpumpen. Nach Entfernen der Bauteile (gerade bei den Kondensatoren) bitte immer die Leiterbahnen auf beiden Seiten kontrollieren. Die reißen schon mal gerne ab.

Die beiden neuen EPROM Upgrades auf die letzte aktuellste Version 2.6 werden eingesetzt und die bereits erwähnten Tantals sind ebenfalls erneuert.

Das alte Display soll durch ein frisches LC-Display mit blauer LED-Hintergrundbeleuchtung ersetzt werden. Dadurch entfällt das lästige Austauschen der EL-Backlight-Folie und das teilweise störende hochfrequente Störgeräusch der Kaskadenschaltung.

Es gibt Anbieter im Netz, die komplette Umbausätze des Displays verkaufen. Der Preis liegt da bei ca. 50 Euro. Ich entscheide mich für ein reines LED-Backlight 16×2 Matrix für ca. 5 Euro aus China. Der Einbau ist dann zwar aufwändiger, aber es soll ja auch Spaß machen.

Die Anschlüsse 1-14 des Displays sind nummeriert und werden über Kreuz mit dem SP12 Board verkabelt/angelötet. Die Spannungsversorgung für die Backlight nehme ich von der 5 Volt Leitung auf dem SP12 Board. An Pin 3 des Displays steht die Spannung für die Kontrastreglung an. Den Anschluss kann ich (nach Test) 1:1 übernehmen. Dadurch spare ich mir ein Kontrast-Trimmpoti, das sonst noch irgendwie im Inneren des Gerätes verstaut werden müsste.

Kommen wir nun zu den fehlerhaften Tastern. Die Taster der SP12 ( die Gleichen wie beim Emulator 2) können sehr gut instandgesetzt werden. Vorsichtig entferne ich die Kappe und das darunter liegende Metallplättchen. Jetzt sieht man deutlich die beiden Kontaktstifte, die ordentlich korrodiert sind. Kein Wunder, dass einige Taster nur sehr schwer reagieren oder sogar gar nicht mehr. Mit einem Glasfaserstift lassen sich die Kontakte gut reinigen. Der Taster ist anschließend wie neu. Diese Reinigungsarbeit lässt sich übrigens sehr gut auch mit zugeschraubtem Gerät durchführen. Man kommt von oben direkt an die Tasterkappe ran.

Da wir aber das Board sowieso ausgebaut haben, lohnt es sich, die Geräteoberfläche mit einem Mikrofasertuch zu reinigen. Wann, wenn nicht jetzt, kommt man sonst so gut an die gesamte Bedienoberfläche… Ich habe mal einen neuen Reiniger ausprobiert, den ich euch empfehlen möchte. Kunststoffreiniger Tiefenpfleger seidenmatt von AmorAll für Auto, Boot und Haushalt. :-) Das Zeug ist sehr ergiebig und macht schön sauber.

Das war es. Alles schön zusammengeschraubt und die SP12 erstrahlt in neuem Glanz mit schönem Display.

STAR SHOOTING SP-12

Wie üblich, hier nun ein paar „Schnappschüsse“ vom finalisierten E-Mu SP-12:

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Forum
  1. Profilbild
    dilux AHU

    ja, mit einer sp hab ich auch schon gearbeitet, allerdings mit einer 1200er. die hat soviel punch, da kann man sich den kompressor oft sparen…kennt jemand die geschichte zu diesem „louis maccrawfish memorial board“? auf die schnelle hab ich via google nichts finden können…

  2. Profilbild
    fritz808

    täuscht es, oder hängt das display auf den fotos leicht schräg in den angeln? na jedenfalls tolles gerät. der einzige sampler den ich je besessen habe und ist immer noch im einsatz. hat aber macken. jetzt werde ich wohl auch mal den doc konsultieren.

  3. Profilbild
    doc analog

    Hallo fritz808,
    Das täuscht. Das Display sitzt ca 1-1,5 mm tiefer unter der Scheibe als das Original. Gruß, Thomas

  4. Profilbild
    SimonChiChi AHU

    Schon wieder so ein schönes Teil das ich mir nicht leisten kann. Ihr frustriert mich echt jedes Wiochenende mit euren Vintage-Storys. Na wenigstens ist der M1 den ihr gestern präsentiert habt, einigermaßen erschwinglich!!!

    • Profilbild
      Coin AHU

      @SimonChiChi Hey Simon, mein Tipp wäre, kauf Dir die SP Samples bei SamplesFromMars und leg Dir einen Elektron Digitakt zu.
      Damit hast Du die Sounds und bist in den Möglichkeiten viel flexibler ;)

  5. Profilbild
    iggy_pop AHU

    Danke für den Tipp mit dem Reiniger — trotzdem immer erst an unauffälliger Stelle prüfen, ob Beschriftungen das Zeug abkönnen. Bekommt man mit diesem Zeug auch matt und grau gewordenes Tolex wieder auf Vordermann?
    .
    Ich sehe, der Emu hat ebenfalls diese weißen Flachbahnkabel, die so aussehen wie das Bündel Verschlüsse, das Gefrierbeuteln immer beiliegt. Die sollten vorsichtshalber auch ausgetauscht werden. Bei meinem Prophet VS waren sie komplett zerbröselt und sorgten für Stau auf der Datenautobahn in Richtung RAM-Cartridge.

    • Profilbild
      doc analog

      @iggy_pop Hallo iggy_pop, das muss ich mal ausprobieren. Hier steht noch ein Marshall Amp und ein Fender Rhodes. Beide sehr mitgenommen…

      Ja, die Flachbahnkabel lösen sich gerne auf. Gleiches auch im E-mu II Display.
      Gruß, Doc

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      kiro7

      @iggy_pop Da kann ich dir Magic Wonder von Caramba empfehlen. Auch zum zerbröseln neigender Kunststoff aus jahrzehntealten Synths“trinkt“ das Zeug förmlich, und bröselt dann nicht mehr. Z.B. Seitenteile Juno 106, insbesondere die Röhrchen auf der Innenseite, wo die Schrauben reinkommen.

        • Profilbild
          kiro7

          @doc analog Gerne! :-) Bröselverstärker ist übrigens Ballistol. Wird Gern mal für Vintage Kücjhengeräte benutzt, da lebensmittelecht. Macht aber aus hartem Kunststoff Bröselgummi. Zum Reinigen nehme ich sonst noch Sidolin Multiflächen Spray (nicht das normale!), da bei diesem Displayscheiben aus Plexiglas NICHT blind werden, im Gegensatz zu anderen Mitteln.

  6. Profilbild
    Son of MooG AHU

    Immer, wenn ich solche Artikel lese, bereue ich es ein wenig, nicht mit dem Lötkolben umgehen zu können. Zu „Louis McCrawfish“ konnte ich auch nichts finden, laut Wikipedia: „… doesn’t exist“. Weiß jemand mehr?

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