Polyphonic Godfather
Vorwort zum Vintage „Prophet 5 von 1978“
Für viele Vintage-Freunde ist er der beste polyphone Synthesizer seiner Zeit. Lange Jahr war er jedoch kaum erhältlich oder unbezahlbar – und die einzige Alternative damals war der Prophet 600, der mittlerweile auch preislich durch die Decke gegangen ist. Dann kreierte Dave Smith 2007 den DSI Prophet-8 und erfüllte damit die Wünsche unzähliger Keyboarder weltweit. Der Rest ist Geschichte und endete vorerst wohl in Daves Reinkarnation des Sequential Prophet-5 und Prophet-10 aus dem Jahr 2020. Anlässlich des heutigen Specials zum Sequential Prophet REV2, wollen wir Euch nochmals den Ur-Vater aller Propheten in Erinnerung rufen, den original Sequential Prophet-5 von 1978.
Viel Spaß bei der Lektüre
Inhaltsverzeichnis
- Der Vintage Sequential Prophet-5 von 1978
- Der Vintage Prophet-5 Rev-1, Rev-2 und Rev 3
- Der Vintage Sequential Prophet-5 Synthesizer
- Dave Smith & Sequential Circuits
- Aufbau und Verarbeitung des Vintage Prophet-5
- Die VCOs des Vintage Prophet-5
- Die VCFs des Vintage Prophet-5
- VCA and more
- Polymodulation
- Die Anschlüsse des Vintage-Synthesizers
- Der einzigartige Sound des Vintage SCI Prophet-5
- Moderne Alternativen zum Vintage Prophet-5
- Der Prophet-5 als VST
- Der Vintage Prophet V von Studio Electronics
- Vintage Prophet-5 Synthesizer gebraucht kaufen
- Der Vintage Sequential Prophet 5 (1978) on YouTube
Der Vintage Sequential Prophet-5 von 1978
Erstaunlich, wie der Klassiker Prophet-5 auch heute noch die Gemüter bewegt. Soll man nun in einen nagelneuen Sequential Prophet-5 investieren oder doch in zum achtstimmigen Sequential Prophet Rev-2 greifen. Oder ist es wirklich notwendig, für deutlich mehr Geld eines des seltenen Originale des Prophet-5 von 1978 zu kaufen?
Angesicht der Reinkarnation des Prophet-5 von Sequential 2020 ist diese Entscheidung wohl eher eine Glaubensfrage geworden. Vor allem, da es den neuen Prophet-.5 nun auch als Prophet-10 mit der doppelten Stimmenzahl gibt. Diesen gab es zwar mit Doppelmanual auch als Prophet-10 bereits 1980, aber der dürfte noch deutlich schwerer zu bekommen sein als der originale Prophet-5.
Ähnlich wieder Minimoog hat der Prophet-5 als polyphoner Analogsynthesizer nicht nur Geschichte geschrieben, sondern eine ganze Ära an Popmusik beeinflusst und teils entscheidend geprägt. Aus diesem Grund gibt es heute hier für euch ein Rundum-Special zum Original-Vintage-Synthesizer Sequential Prophet-5.
Der Vintage Prophet-5 Rev-1, Rev-2 und Rev 3
Während seiner Produktionszeit von ca. 1977/78 bis zum Jahr 1984 erschien der Vintage Sequential Prophet-5 in drei verschiedenen Ausgaben, auch Revisionen genannt, bzw. heute nur noch als REV-1, REV-2 und REV-3 abgekürzt. Auch Grund unterschiedlicher Bauteile klingen die drei Versionen tatsächlich unterschiedlich – und bis heute scheiden sich die Geister, welche der drei Revisionen am besten klingt.
Sequential Vintage Prophet-5 REV-1
Zunächst hatte Dave Smith versucht, einen polyphonen Synthesizer mit mehr als nur fünf Stimmen auf den Markt zu bringen, aber erst durch die Reduzierung auf fünf Stimmen gelang es ihm und seinen Ingenieuren, die Hitzeentwicklung im Gerät in den Griff zu bekommen. Knapp 200 Stück wurden ungefähr davon gebaut. Kernstück der Klangerzeugung waren die SSM-Chips von Solid State Music.
Sequential Vintage Prophet-5 REV-2
Die zweite Version war deutlich zuverlässiger und stimmstabiler, außerdem hatte man ein Kassetten-Interface integriert und konnte seine Sounds nun auch extern speichern. Auch in der Revision-2 waren SSM-Chips verbaut. Laut Dave Smith wurden von dieser Revision etwas mehr als 1000 Stück gebaut. Eine MIDI-Nachrüstung war möglich.
Sequential Vintage Prophet-5 REV-3
Mit der dritten Revision des Vintage-Prophet-5 verabschiedete sich Sequential von der Verwendung der SSM-Chips und setzte fortan auf Curtis-Bausteine, die übrigens auch später im Prophet-5 und Prophet REV2 von Dave verwendet worden. Mit mehr als 6.000 Exemplaren war es vor allem diese Version, die Sequential weltweit zum Durchbruch verhalf und auch die Version erlaubt eine MIDI-Nachrüstung.
Blue Box-Report von Theo Bloderer von 2005:
Der Vintage Sequential Prophet-5 Synthesizer
Ein bekannter Autor nannte den Prophet-5 einmal „the world’s first sexy synthesizer“. Wie auch immer man das nun definieren mag, für Aufsehen sorgte der Prophet-5 aus dem Hause Sequential 1978 auf jeden Fall. Ebenso in den folgenden Jahren. Und im Grunde bis heute. Der Prophet-5 ist und bleibt einer der leistungsfähigsten Analogsynthesizer aller Zeiten. Gemessen an vergleichbaren Instrumenten wie dem Jupiter-8, Synthex, Memorymoog oder OB-Xa/OB-8 wage ich sogar die Behauptung, dass er – eventuell mit Ausnahme des Memorymoog – der leistungsfähigste und vielseitigste aller „Klassiker“ ist. 1980 folgte der Sequential Prophet-10 mit zwei Manualen und doppeltem Stimmenumfang.
(Was Klangstärke/Power betrifft, ist natürlich Yamahas CS80 unangefochten der Größte.)
Dave Smith & Sequential Circuits
… heißt der geistige Vater dieses Ausnahmesynthesizers. Er schaffte es, nach bescheidener Entwicklungszeit von einem halben Jahr (!), den Prophet-5 im Herbst 1978 auf den Markt zu bringen. Fairerweise muss man sagen, dass Smith auf eine ganze Reihe von „Hilfen“ zurückgreifen und so die Fertigstellung des Instruments vorantreiben konnte. Als Vorbild für den Prophet-5 galt in erster Linie der Minimoog (quasi „DER ideale“ Monophone). Das lässt sich optisch leicht erkennen: Der Prophet-5 hat eine sehr ähnliche (schöne) Holz/Metall-Konstruktion und die Spielhilfen des Minimoogs – Pitchbend- und Modulationswheel – wurden identisch übernommen.
Weiter „lieh“ sich Smith das Patent zur Tastatur von EMU und zu guter Letzt halfen nicht wenige Künstler mit nützlichen Ratschlägen, um dem Prophet-5 sein extrem musikerfreundliches Gesamtkonzept zu verleihen.
Ursprünglich hätte dieser Synthesizer „Model 1000“ heißen sollen. Doch niemand Geringerer als Rick Wakeman (seinerzeit begeisterter User von Sequentials Sequencern) meinte dazu: „you have to give it a name“. So rief Sequential ein Preisausschreiben ins Leben, um von allen Einsendungen den „beliebtesten Synthesizer-Namen“ herauszufinden. Fast wäre es der „SEER“ geworden, doch letztlich entschied man sich doch für „PROPHET“. Für die unübliche Konzeption eines fünfstimmigen Instruments war der Hintergrund folgender: Dem Team um Dave Smith war es nicht gelungen, das auftretende Temperaturproblem mit 6 Stimmen zu bewältigen. Erst durch die Reduzierung einer Stimme konnten sie zur geplanten Präsentation auf der NAMM-Show einen einwandfrei arbeitenden Prophet-5 produzieren. Schließlich blieb es dann bei den 5 Stimmen.
Nach sehr erfolgreichem Start im Jahre 1978 entwickelte sich der Prophet-5 zum bestverkauften (professionellen) Instrument der Firma Sequential. Von 1978 bis 1984 wurden immerhin 8000 Stück produziert, womit der Prophet-5 die bereits genannten „Kollegen“ eindeutig überrundete, die (allerdings bei deutlich weniger Produktionsjahren) meist die 3000 Stück-Grenze nicht übersteigen konnten (Synthex: 2.400 Stk., Memorymoog: 3.000 Stk.).
Dass der Prophet-5 heute dennoch nicht sehr häufig am Gebrauchtmarkt zu finden ist (liegt daran, dass schon alle kaputt sind, Scherz), zeigt deutlich, dass diese Legende ihren festen Platz in zahllosen Studios wohl schon für immer gefunden hat.
Aufbau und Verarbeitung des Vintage Prophet-5
Jede Stimme des Prophet-5 verfügt über:
- 2 VCOs
- VCF
- VCA
- 2 ADSR
- Polymodulation
Der LFO ist nicht pro Stimme vorhanden, sondern wirkt auf alle Stimmen gemeinsam, nicht zu vergessen der Noise Genarator, der den VCOs bei jeder Stimme in gleichem Maße zugemischt werden kann.
Weiter findet man …
- Mixersektion
- Kassetteninterface
- A-440 Testton (sehr nützlich!)
- Unisono-Schalter (10 VCOs!)
- 40 bis 120 Speicherplätze (je nach Version)
- Portamento
- gute fünfoktavige Tastatur
Die zuletzt genannte Tastatur ist ein wichtiger Punkt. Sie ist wirklich angenehm zu spielen und von hoher Qualität (besser als die eines Jupiter-8 oder OB-Xa/OB-8). Ebenso ist die gesamte Verarbeitung des Instruments vorbildlich. Die Holzpartien sind von höchster Qualität und machen den Prophet-5 zu einem optischen Genuss. Die Potis und Tipptaster sind sehr professionell und angenehm zu bedienen. Nur das Innenleben des Prophet ist mit Elektronik beinahe überfrachtet. So gilt der Prophet-5 auch als etwas „anfällig“, weshalb ein fester Platz in einem Studio wohl auch sein bester Platz ist.
Die VCOs des Vintage Prophet-5
Die VCOs verfügen über Sägezahn, Sinus (VCO2) und modulierbare Rechteckschwingung. Über „SYNC“ werden sie (welch Wunder) synchronisiert, was bei Leadsounds (und das gerade beim vielseitigen Klang des Prophet-5!) unerlässlich wichtig ist. Da schon ein einzelner VCO ordentlich Druck machen kann, lässt sich VCO2 mit „LO FREQ“ zum LFO umfunktionieren. Im Zusammenspiel mit der Polymodulation ist dies der Quell manch echt abgedrehter „spaciger“ Sounds.
Als Besonderheit des Prophet-5 ist die Anwahl der Schwingungsformen zu sehen: Die Tipptaster können einfach alle aktiviert werden, d. h. nicht EINE Schwingungsform steht pro VCO zur Verfügung, sondern – je nach Wunsch – sogar ALLE gleichzeitig.
Die VCFs des Vintage Prophet-5
Das Filter des Prophet-5 ist (rein von den Fakten her) absolut klassisch aufgebaut. Schade, dass die „KEYBOARD“-Funktion (Filter öffnet sich zunehmend mit höheren Tasten, sehr gut für Solo- und Leadsounds) nur entweder ein- oder auszuschalten ist. Allerdings ist der voreingestellte Wert beim Prophet-5 sehr „musikalisch“ gewählt, was die Einschränkung dann weniger schmerzlich erscheinen lässt.
Was dieses Filter – meiner Meinung nach – auszeichnet, ist seine außerordentliche klangliche Qualität. Zwar bietet sich „nur“ ein Low-Pass-Modus an (hier kann der Synthex mit ganzen vier (!) Betriebsarten wiederum glänzen), doch ist dieses Lowpass-Filter schlichtweg eins der besten der gesamten Synthesizer-Geschichte.
Gerade bei hoher Resonanz ergibt sich hier ein Pfeifen (Schmatzen, wie immer Sie es nennen wollen), das zwar jeder kleine Analoge in irgendeiner Weise zu beherrschen scheint, doch das beim Prophet-5 für außerordentlichen Hörgenuss sorgt und dessen Klang allenfalls mit „HiFi“ bezeichnet werden kann. Der Frequenzgang, der aus diesem Synthesizer kommt, ist unglaublich – er scheint oben fast im „Ultraschall-Bereich“ zu beginnen. Das ist natürlich nicht der Fall, aber es „klingt“ danach.
VCA and more
Im Bereich der VCA-Sektion findet man einige sehr nützliche „Zugaben“. Neben der obligaten VCA-Hüllkurve sind hier ein Poti für die Gesamtlautstärke, ein Master-Tune-Regler, die Autotune-Funktion (stimmen ist doch ab und zu sehr notwendig) und der A-440-Schalter zu finden. Wie schon beim Minimoog, bekommt man hier auf Knopfdruck einen „Testton“ in der exakten Höhe von 440 Hz (a1) geliefert. Sehr nützlich für alle, die kein absolutes Gehör besitzen. Das Cassetten-Interface schließlich ist ohnehin sehr wichtig, da mit den 40 Speicherplätzen (bei den meisten Prophet-Modellen) langfristig kein Auskommen ist.
Der RELEASE-Schalter sei noch erwähnt. Wird er aktiviert, so wird die Release-Zeit auf 0 gesetzt, was gerade bei Solo-Sounds sehr effektiv ist, zumal das Ein- und Ausschalten auch während des Spielens schnell vonstatten geht.
Polymodulation
Diese Sektion wurde von John Bowen entwickelt und ist dafür verantwortlich, dass der Prophet-5 im Vergleich zu anderen Synthesizern eindeutig „die Nase vorn hat“. Mit ihrer Hilfe lassen sich abgedrehteste, schrägste Modulationen erzeugen. Da die Logik der Polymodulation bei komplexeren Einstellungen aber nicht mehr unbedingt intuitiv ist, entstehen so manche Sounds eher durch Zufall. Dennoch: Die Ergebnisse sprechen für sich.
Die Anschlüsse des Vintage-Synthesizers
Machen wir’s kurz: ein (Mono-)Ausgang (nicht abgebildet), CV/GATE-In und -Out für EINE Stimme des Prophet (dann quasi ein Luxusmodell des Pro-One), Filter/Amplifier-In, Release-Footswitch und Cassetten-In/Out. Ab Rev3.3 zudem MIDI.
Der einzigartige Sound des Vintage SCI Prophet-5
Mir ist es früher (als Nicht-Prophet-Besitzer) folgendermaßen ergangen: „Ach ja, noch so ein Synthi mit den tollen weichen Streichern.“ Das war’s. Heute – um einen Klassiker bereichert und um viele Euro erleichtert – sieht die Sache anders aus. Der Prophet-5 kann – zugegeben – Streicher- und Bläsersounds höchster Qualität liefern (aber das können manch andere auch und die breiten, tiefen Klangteppiche eines Synthex beispielsweise sind ohnehin nicht zu übertreffen).
Darüber hinaus aber bietet das Instrument sehr gute Bass-Sounds, coole Filter-Sweeps, E-Gitarren-ähnliche Hammerklänge (Unisono-Modus), Leadsounds aller Art, Fx-Klänge der Polymodulation (für die es ohnehin keinen Vergleich gibt) oder kurz gesagt: das gesamte analoge Klangspektrum in bester Qualität.
Was Sie natürlich NICHT erwarten dürfen, ist der sehr eigenständige (und ebenso unverzichtbare) Klangcharakter eines polyphonen Yamaha CS oder eines Korg PS Gerätes. Das alles kann kein Synthesizer auf einmal bieten. Wenn Sie aber Ausschau nach einem Universal-Analogen für ihr Studio halten, dann sollten ihre klanglichen Wünsche mit dem Prophet-5 bestens abgedeckt sein.
Moderne Alternativen zum Vintage Prophet-5
Die Wiedergeburt des Prophet-5/10 von Sequential 2020
Dave Smith selbst hat im Jahr 2020 seine Legende wieder auferstehen lassen. Als 5- bzw. 10-stimmige Version wird der Klassiker nun wieder originalgetreu nachgebaut – zumindest soweit das heute möglich ist.
Bei dem „neuen“ Prophet-10 handelt es sich aber NICHT um den Nachbau der zweimanualigen Version von 1980, sondern ledeglich um den Nachbau des Prophet-5 mit doppelter Stimmenzahl.
Einen sehr ausführlichen AMAZONA.de-Testbericht zu den beiden Repliken findet IHR HIER.
Der Prophet ’08 und seine vielen Ableger
Der erste hauseigene Nachfahre des Prophet-5 war aber tatsächlich der Prophet ’08 von Dave Smith Instruments, der 2007 auf dem Markt kam und ein großer Erfolg war. Die Klangähnlichkeit zum Original war bereits gegeben und der warme Analogsound der Curtis-Chips traf genau den Geschmack eines breiten Anwenderkreises. Schon nach eineinhalb Jahren hatte Dave Smith mehr Prophet ’08 verkaufen können, als Sequential je Prophet-5 verkauft hatte.
Kein Wunder, dass Dave Smith einen ganzen Schwarm an großen und kleinen Ablegern dieses Verkaufserfolges produzierte:
Da sich all diese Synthesizer zur Erweiterung der Polyphonie untereinander koppeln lassen, gibt es aktuell wohl kaum einen günstigeren Hardware-Einstieg in die Welt des Prophet-5-Sounds als einen dieser Analogsynthesizer. Für ca. 300,- Euro kann man bereits den monophonen Desktop-Mopho erwerben, für ca. 700,- Euro kann man durchaus schon die vierstimmige Modulvariante Tetra am Gebrauchtmarkt finden.
Der Sequential Prophet-6
Richtig spannend wurde es 2015 mit dem diskret aufgebauten Prophet-6. Hier empfehle ich euch am besten den ausführlichen Prophet-6 Test von Klaus Peter Rausch. Der Prophet-6 ist auch heute noch am Markt – und das nach über 7 Jahren Produktionszeit.
Vor allem gab es den Prophet-6 erstmals auch in einer Modulversion – und auch die haben wir ausführlich getestet – und zwar HIER. Und zu guter Letzt darf ein weiterer Klassiker nicht fehlen, der ebenfalls noch im Handel erhältlich ist, der Prophet REv2.
Sequential Prophet REV2
Mit dem Prophet REV2 erschien eine moderne Version des Prophet ’08. Quasi der Bestseller aller Prophet-5 Reinkarnationen gab es nun in einer neuen Ausgabe, die auch als Prophet-16 mit doppelter Stimmenzahl erhältlich ist. Klanglichen Unterschiede zum Prophet ’08 sind vorhanden aber dazu am besten mehr im Testbericht von unserem Autor Falconi – HIER.
Der Prophet-5 als VST
Mittlerweile tummeln sich einige virtuelle Prophet-5 Software-Ableger auf dem Markt. Zwei davon seien hier erwähnt:
Den Spitzenreiter in Sachen Prophet-5-VST hat sicher die Softwareschmiede U-He im Dezember 2017 mit dem U-He-Repro 5 auf den Markt gebracht. Wer plant, sich ein Prophet-5-VST zuzulegen, der sollte auf jeden Fall UNSEREN TEST dazu lesen:
Und auch Arturia hat einen Prophet-.5 in seinem Angebot, den PROPHET-5 V, der einige Veränderungen und Updates hinter sich gebracht hat und seit Jahren zu den beliebtesten Prophet-VSTs zählt.
Der Vintage Prophet V von Studio Electronics
Und zum Abschluss noch eine Kuriosität und extrem selten anzutreffen ist die Rackversion des Prophet-5, die durch STUDIO ELECTRONICS umgebaut und vertrieben wurde. Die genaue Bezeichnung P-Five.
Sowohl das P-Five Rack als auch der Minimoog im Rack waren die ersten Produkte, die STUDIO ELECTRONICS in USA herausbrachte. Heute steht die Firma für eine ganze Palette an analogen Vollblut-Synthesizern. Darunter auch der mehrstimmige Omega 8 oder der monophone SE-1X.
Vintage Prophet-5 Synthesizer gebraucht kaufen
Hinweis der Redaktion: Das Interview wurde Anfang 2016 geführt.
Wer regelmäßig die Online-Kleinanzeigen im Visier hat, wird auch auf die Angebote eines „analogia.pl“ stolpern. Hinter dem eBay-Pseudonym verbirgt sich Maciej Polak aus Polen, der zunächst aus Leidenschaft, inzwischen aber professionell mit analogen Vintage-Synthesizern handelt, die er selbst restauriert. Und das nun mehr seit 19 Jahren!!!
In dieser Zeit sind zahlreiche Prophet-5 durch seine Hände gegangen und die Preise haben sich dabei gut verdreifacht. Für uns Grund genug, Maciel zum Interview zu bitten und ihn nach Stärken und Schwächen des Prophet-5 zu befragen. Denn kaum einer hat so viele und unterschiedliche Einheiten dieses Klassikers ausprobiert, repariert und gespielt wie er.
Peter:
Hallo Maciel, seit nunmehr 19 Jahren handelst du mit Vintage-Analog-Synthesizern. Dabei scheinen die Preise unaufhaltsam zu wachsen. Was könnte der Grund dafür sein?
Maciel:
Dafür gibt es viele Gründe, aber im Großen und Ganzen kannst du es damit erklären, dass „Analog“ wieder im Trend liegt. Meine persönliche Meinung ist, dass es für diese Entwicklung keinen speziellen, einzigen Grund gibt, es ist einfach das ökonomische Prinzip der wachsenden Nachfrage und des immer kleiner werdenden Angebots. Viele der heutigen Käufer legen sich ein solches Instrument für „immer“ zu und nicht zum Wiederverkauf. Das hat die verfügbaren Units natürlich dramatisch reduziert. Wenn man z. B. den Minimoog, Model D nimmt, wirst du zwar schnell feststellen, dass 12.000 Stück produziert wurden, aber vom weltweiten Standpunkt aus betrachtet das gar nicht so viel ist. Die müssen einfach teurer und teurer werden.
Peter:
Einst der König unter den polyphonen Analogsynthesizern, gilt der Prophet-5 nach wie vor als hervorragendes Instrument. Aber viele sind in einem erbärmlichen Zustand. Ist es nicht ein Risiko, sich heute noch einen Prophet-5 zu kaufen?
Maciel:
Ich denke, wenn du ohne Zeitdruck suchst, wirst du noch einige gut erhaltenen Prophet-5 finden können. Aber klar, es ist immer ein Risiko, einen Vintage-Synthesizer zu kaufen. Gerade der Prophet-5 gehörte nicht zu den zuverlässigsten Geräten. Man muss beim Prophet-5 tatsächlich auf ein paar Dinge ganz besonders achtgeben:
Beim Einschalten gleich darauf achten, ob die Tuning-Routine einwandfrei läuft. Nach kurzer Zeit dann „Tune“ drücken, um sicherzustellen, dass die Routine nicht von selbst abgebrochen wurde. Es gibt 10 VCOs. Unbedingt prüfen, ob sie wirklich alle arbeiten. Vor dem ersten Test eines Prophet-5, sollte man sich mit dem Poly-Mod vertraut machen. Nur dann kann man auch feststellen, ob hier dabei alles einwandfrei funktioniert.
Bitte dran denken, Oszillator B lässt sich vom Keyboard entkoppeln, um im „Low-Frequence-Mode“ zu arbeiten. Das kann beim Testen zu falschen Interpretationen führen.
Und ebenso wichtig: Bitte nicht verunsichert sein, wenn das Display flackert, das ist ganz normal und war eine der Eigenheiten des ersten CPU. Die Kühlrippen (das warme Metall auf der Rückseite) können ziemlich heiß werden. Das kann unangenehm werden, diese anzufassen. Aber keine Bange, auch das ist normal. Wenn die Tastatur „klackert“ und doppelt triggert, ist das kein Weltuntergang. Weiche Gummi-Polster zum Austausch sind für die Prophet-5 Tastatur nach wie vor erhältlich und die Kontakte lassen sich reinigen.
Peter:
Was ist deine Meinung, gibt es einen aktuellen polyphonen Analog-Synthesizer, der es mit dem Prophet-5 aufnehmen kann?
Maciel:
Ich muss ganz ehrlich sein, ich verfolge die Neuerscheinungen nicht aufmerksam, aber der Prophet-6 scheint ein erstaunliches Instrument zu sein. Ich liebe das Video dazu von Dave Smith.
Peter:
Was sind denn die großen Unterschiede zwischen den verschiedenen Versionen, die es vom Prophet-5 gab?
Maciel:
Revision 1 hat jede Menge Bugs und es ist wirklich fast unmöglich, einen gut funktionierenden Prophet-5 aus dieser Serie zu finden. Revision 2 klang etwas weicher und hatte SSM Chips, aber auch hier muss ich sagen, dass es sehr schwierig sein wird, einen fehlerfreies Instrument zu finden – aber es ist nicht unmöglich. Die Revision 3 hingegen waren sehr gute und zuverlässige Synthesizer.
Peter:
Welche Version magst du persönlich am liebsten?
Maciel:
Da habe ich tatsächlich keine Vorliebe, denn ich bin generell ein großer Fan des Prophet-5. Er ist einer der schönsten polyphonen Synthesizer, die jemals produziert wurden. Er ist ein Klassiker, er ist sexy und er inspiriert einen. Und, ich liebe den Sound und das Interface.
Peter:
Was ist denn aktuell ein realistischer Preis?
Maciel:
Alles unter 3.000 Euro für einen funktionierenden Prophet-5 wäre ein Schnäppchen. Man muss sich aber darauf einstellen, dass die Preise mittlerweile bei 4.000 Euro für ein gutes, überholtes Modell mit MIDI angekommen sind.
Peter:
Vielen Dank Maciel für die ausführlichen Antworten und viel Erfolg weiterhin.
Der Vintage Sequential Prophet 5 (1978) on YouTube
Hier noch ein paar weiterem schöne Soundbeispiele aus einem YT-Video:
Ich hätte gerne einen Multitrack oder Max, mag dieses 80’s Konsolen/Computer-Design. Leider selten zu kaufen und der Multitrack ist längst über die 1000€. Im Prinzip aber egal, ich schmeiss mal wieder den C64 an für Vintage Feeling.
Wurde die tollen Hüllkurven des P5 erwähnt? Haben m.M.n. einen nicht unwesentlichen Anteil am druckvollen, präsenten und natürlich klingenden Hifi Sound des P5, v.a. bei Bläser, Keys, perkussivem, gezupftem, glockigem…
Und wg. Minuspunkt „Keine Layersounds möglich“: Welcher Poly aus der Zeit konnte das? Würde das bei 5 Stimmen Sinn machen?
Meine zwei Minuspunkte wären:
– Glide nur im Unisono Mode möglich
– LFO Intensität nicht speicherbar
@zona Den Minuspunkt mit den „Layersounds“ halte ich bei einem 5-stimmig Polyphonen auch für sehr fragwürdig. Die von Dir genannten hingegen sind wirklich nervig.
@a.jungkunst 😂Vollkommen richtig. Habe ich soeben gelöscht.
@zona Zumindest was Poly-Glide angeht gab es letztes Jahr ein Eprom-Upgrade von TaunTek, außerdem variables Unison Detune, Hold-Funktion, verschiedene Unision-Modes, plus neue nützliche Midi Funktionen, allerdings nur für die 3.3 Version (Werksmidi/120 Programme), Amazona hatte auch berichtet wenn ich mich recht erinnere.
Was die Zuverlässigkeit angeht kann ich mich nicht beschweren, ich hatte in den letzten 20 Jahren 3 Stück, alle funktionierten anstandslos, ich denke das bezieht sich vor allem auf die Rev.2 Modelle.
@Vintage-Ultra Danke für den Tauntek Hinweis, vollständiges Poly-Glide habe ich in der Feature-Übersicht leider nicht finden können – oder habe ich was übersehen?
Dass der Prophet 5 (90% auf dem Markt sind Rev 3) besonders reparaturanfällig wäre (wie Peter Grandl schreibt), ist mir auch neu. Was sind dann OB-X/ OB-Xa, Memorymoog, etc.?
Und: 5 Stimmen als Minuspunkt? Wird bei der Oberheim Fourvoice Review auf Amazona auch seine 4-Stimmigkeit als Minuspunkt angeführt? 🤔 Wir reden doch hier von einem Synthesizer von 1978…
@Sodawasser Du hast recht, ich hatte noch ein Video in Erinnerung in dem unter anderem einige der Tauntek-Mods präsentiert werden (der Mod ist ursprünglich auch schon wenigsten 5 Jahre alt), ein Patch mit Attack und Poly-Mod hatte mich zu dieser falschen Annahme verleitet, ab ca 3:16: https://www.youtube.com/watch?v=85erJNh35D0&t=1s – Was bleibt ist dennoch ein tolles Update das übrigens auch bei Interesse in Deutschland bei Untergeek bestellt werden kann, hier der Amazona Artikel: https://www.amazona.de/community/neue-updates-fuer-vintage-synthesizer-kein-problem/
Yo.
In weiten Teilen eine angenehm jetztzeitige Sicht auf das Teil. Anders gesagt: „Liebe Milennials, Ihr solltet Euch jetzt vielleicht nicht unbedingt einen P5 oder P10 zum Musikmachen kaufen.“
Das Fazit ist aber hoffentlich ein 23er-Update von Peter The Grand und nicht von Theo, oder?;)
Frohe Ostern!
@falconi Korrekt, das Fazit war von mir. Habe soeben mein Kürzel dahinter geschrieben. 🙏
Ich hatte auch mal einen Prophet 5 so um 1998 für 750.- DM gekauft.
Hatte eine Reparatur, wo mir der Rudi Linhard geholfen hatte.
Nachträglich hatte ich es dann bereut, ihn verkauft zu haben (Um 2003?).
Wenn du dann beschreibst, lieber Tyrell, wie anfällig er sein kann, dann bin ich doch nachträglich etwas froh, ihn nicht mehr zu haben.
Aber irgendwann werde ich mir vielleicht einen P10 holen. Dann hat mein Seelenschmerz, den ich seit dem Verkauf habe, wieder seine Ruhe! 😩😁
@JohnDrum Ging mir ganz genauso. Hatte meinen P5 2007 auf dem Synthesizertreffen in Kufstein gekauft:
https://www.amazona.de/report-vintage-synthesizer-treffen-kufstein-2007/
So richtig dicke Freunde sind wir aber nie geworden, weil er immer dann Probleme machte wenn ich mitten in einer spannenden Produktion war :)
Heute denke ich mir aber, hättest du mal mehr Geduld gehabt, schließlich sind die Dinger nun ein Vermögen wert :)
@JohnDrum Der Prophet 10 ist doch kein Ersatz für einen Vintage Prophet 5. Der originale Prophet war vollgestopft mit hochwertigen analogen Komponenten aus US-Fertigung. Der Prophet 10 ist dagegen ein leerer Kasten mit einer kleinen Platine bestückt mit Micro-Analogbauteilen „Made in Fernost“. Kaufen sie besser einen Minimoog D 2022. Der ist wertig gebaut und hat obendrein noch einige sinnvolle Neuerungen an Bord. Sobald die Produktion ausläuft, gehen diese Geräte im Preis nach oben. Der letzte „neue“ Synthesizer der so hochwertig gebaut wurde, war der Sunsyn von Jomox, und der liegt gebraucht schon im fünfstelligen Bereich.
Danke für den schönen Artikel aus einer Welt mit echten Entwicklern und lesenswerten Geschichten. Ihr habt mir das Osterfest versüßt!
Bei allen „großen“ polyphonen Synthesizern in meinem Laden wie Oberheim OB-X Serie, Rhodes Chroma, Memorymoog, PPG Wave 2 Serie, Roland Jupiter-8 und Yamaha CS Serie war mir der Prophet-5 mit großem Abstand am liebsten.
@Dirk Matten Gerade bei so einem Experten drängt sich mir die Frage nach dem „Warum“ auf.
@m-ex Die Struktur jeder Stimme, die sich daraus ergebenen Klangmöglichkeiten und dann der Klang, der sich hervorragend in die Musik integrieren ließ. Will sagen, der musikalischste polyphone Synthesizer seiner Zeit. Ich lasse natürlich durchaus andere Meinungen und Bewertungen gelten, da subjektives Empfinden nicht diskutabel ist. Alle o. g. Synthesizer standen angeschlossen und anspielbereit ü+ber 4 JBL 4343 Studiomonitore in meinem Laden, ich hörte dann, wie meine Kunden darauf spielen und der Prophet-5 war der einizige Synthesizer, der mich über die Zeit nicht genervt hat.
@Dirk Matten Da ich keines der Geräte schon einmal unter meinen Fingern hatte, halte ich mich mit „Meinungen“ und „Bewertungen“ vornehm zurück.
Vielmehr danke ich recht herzlich für die Antwort.
@m-ex Der P5 war neben dem Minimoog und DX7 einer der Synths die den Sounds der Achtziger Jahre ausmachten. Von Filmmusik über New Wave bis Pop hat der Spuren hinterlassen. Hauptgrund neben dem Sound, dürfte die Speicherbarkeit sein. Aus technischer Sicht war es die Kombination von analoger und digitaler Technik: Rein analoge Klangerzeugung bei digitalem Keyboard-Scanning und ebensolcher Datenspeicherung. Gesteuert vom Z80. Eine Revolution. Ich persönlich sehe den unter den Top 3 aller jemals hergestellten Synths.
@Dirk Matten Der P5 hat einen extrem großen Sweetspot, klingt immer voll, rund und druckvoll, nie „schlecht“. Ähnlich dem Jupiter 8. Gibt ja einige Stimmen, die die beiden genannten für etwas langweilig oder zu perfekt halten. Andere Big Polys wie OBxa, Memorymoog, Synthex oder der auch der kleine Bruder Prophet 600 haben vielleicht mehr eigenen Charakter, an dem sich andere aber wiederum auf Dauer überhören. 🤷♂️
@Sodawasser Aber welcher der modernen Propheten kommt nun dem P5 am nächsten?
@Synchead Definitiv der Prophet Rev4. Habe zwar nur den Vergleich mit einem orig. Pro One, aber abgesehen von den generellen Unterschieden zwischen P5 und P1, ist der P5 schon extrem nah dran, was Lebendigkeit und Sound angeht. Klang technisch ein absoluter Traum.
Der Pro One hat noch einen Tick mehr Offenheit im Klang, das Filter ist bei Resonanz aggressiver und die Env Amount auf das Filter öffnet stärker.
Der Rev4 ist halt doch eher der “Schön”-Klinger, schlägt den Pro One aber beim Druck und bei der “Fettheit”, muss ich ehrlich zugeben.
Man muss nur etwas mit dem Gainstaging aufpassen bzw. den OSC Levels aufpassen. Der Rev4 ist da sensibler als der Pro One.
Rev2, Prophet 6 und Prophet 12 sind klang technisch absolut kein Vergleich zum Rev4.
Toller Artikel und erstaunlicher Überblick über ein Lebenswerk mit bemerkenswerten Impact auf die Musik der letzten 4,5 Jahrzehnte.
Bin sehr zufrieden mit dem Prophet 10 rev.4, der mich neben breitem Sweetspot, Vintage-Mojo, modernen Funktionen und Anschlüssen nach dem 2.0-Update mit Split und vor allem Stack wirklich glücklich gemacht hat.
Der großartige Repro 5 ist aber auch nach wie vor im Einsatz.
Ich finde ja, dass bei den “Alternativen” auf keinen Fall der (mittlerweile auch schon “vintage”) Creamware Pro 12 ASB fehlen darf. ;)
Ich brauchte ja noch einen polysynth der mir der mir geile funky grooves liefert und überlegte zuerst mir das System 8 von Roland zu kaufen, hab dann aber mehr Geld gespart und mir den traum von einem P5 erfüllt und ich liebe ihn er ist einfach nur ein analoger Traum und als ich dann auch noch im laden einen dieser plugout syntheziser ausprobierte( die klanglich nichts anderes sind als vst’s sind) war ich so froh mich für den P5 entschieden zu haben. Ich liebe ihn jeden Tag immer mehr.