Die schärfsten Pickups mit dem schlanksten Sound
Manchmal fragt man sich wirklich, was in den Köpfen von Gitarrendesignern so vor sich geht. Insbesondere die gerade durch ihre Bankrottandrohung in den Schlagzeilen sehr präsente Firma Gibson, legendär als eine der „Big 2“, welche die E-Gitarre zum Leben erweckte, wurde durch Missmanagement und kruder Modellpolitik mehrfach in ihrer Firmenhistorie bis auf die Knochen durchgeschüttelt.
Ein wenig Historie über die Flying V zu Anfang
Angefangen bei dem Rausschmiss von Les Paul Anfang der Fünfziger aus dem Büro des Chefs aufgrund seiner „unsinnigen Idee einer Massivholzgitarre“, über den Verkauf Mitte der Siebziger an den Norlin Konzern, dessen rein kommerziell ausgerichtete Firmenpolitik zum Teil einen unfassbaren Dreck als Instrumente auf den Markt brachte (teilweise mit verbauten Astlöchern!) bis hin zur aktuellen Insolvenz, bei der dreistellige Millionenkredite nicht bedient werden können.
Oft wirkten die Designer wie Getriebene, die immer nur Leo Fender hinterher hechelten, in der Hoffnung, nicht den Anschluss zu verlieren. Durch die händeringende Rückkehr von Les Paul zu Gibson konnte man zumindest ansatzweise den Rückstand auf die 1954 eingeführte und kommerziell unerreichte Stratocaster etwas verringern, allerdings war auch dieser Bonus gegen 1958 aufgebraucht. In ihrer Verzweiflung initiierte Gibson in diesem Jahr 2 neue Linien, welche zunächst beide wirtschaftlich ein Fiasko waren, sich aber die eine Linie (LP Bursts von 1958 – 60) zur den gesuchtesten E-Gitarren der Musikgeschichte entwickelte, die zweite Linie hingegen sich als klassische Totgeburt entpuppte.
Die Rede ist von zwei Instrumenten, die in ihrer Formgebung an Radikalität seiner Zeit nicht zu überbieten waren, die Explorer und die Flying V. Beide Instrumente wendeten sich an gut betuchte Musiker, welche schon damals vorwiegend aus der Gilde der Tanz- und Showbands bestanden. Es bedarf keiner großen Fantasie, sich den Blick eines Orchesterleiters vorzustellen, wenn seiner Zeit ein Gitarrist sich mit einem der o. g. Instrumente auf die Bühne getraut hätte.
Was knapp zwei Dekaden später in den Siebzigern im Classic/Southern Rock oder noch ein Jahrzehnt später in den Achtzigern mit der „New Wave Of British Heavy Metal“ als perfekter Nährboden für diese Formgebung entpuppte, lag Ende der Fünfziger wie Blei in den Regalen. Immerhin, „Gastperformances“ von Strat-Ikone Jimi Hendrix und Blues-Protagonist Albert King, welcher sich wohl als einziger 12-Bar-Player der Flying V Form stellte, sicherten dem Modell das Überleben.
Nachdem der Norlin Konzern wie bereits erwähnt den Ruf des Traditionsunternehmens Ende der Siebziger bis zum es geht nicht mehr geschändet hatte, reagierte dann auch der Käufer, indem er die Marke Gibson zunehmend von seiner Favoritenliste strich. Außerdem hatte sich parallel dazu in Japan eine ernstzunehmende Konkurrenz in Form von Ibanez und Konsortien entwickelt, welche aufgrund guter bis sehr guter Qualität zusätzliche Gelder beim Kunden abgriff. Sich dessen bewusst wollte Gibson seinen beiden ungeliebten Sprösslingen ein umfangreiches Update spendieren. Heraus kamen die Explorer E2 und die Flying V V2.
„Bankrottandrohung“
laut eines youtubekanalbetreibers hat gibson jetzt wohl offiziell die insolvenz eingereicht
„filed bankruptcy“
//update: mehrerer
Jo, der Name und die Marke Gibson wird auch mit Sicherheit in Zukunft Bestand haben. Der Markenname ist ein Selbstläufer, auch wenn Gibson da in den letzten Jahren viel an Reputation eingebüßt hat und dran rumgesäbelt hat.
Ja das war schon ein seltsames Gefühl, da ich gestern noch im TV das Cuba-Konzert der Stones kurz sah und just in diesem Moment die Kamera auf Ron Wood und seine Acousticguitar ging und man den Namen Gibson drauf sah.
Die Kombination war schon seltsam.
Man weiß, daß Gibson die gesamte Geschichte der Rockmusik geprägt hat, überhaupt der Musik nach 1950, dann noch in Form der Rolling Stones, DEN Ikonen des Rock mit einer Gibson in der Hand und man liest gleichzeitig, daß diese Firma im Prinzip aufgibt.
Gibson wird verkauft und weiterleben. Der Rattenschwanz von Gibson wird in den Abfluss begraben mit samt Management.
Danke für den Artikel über eine wirklich seltene Gitarre!
Die V2 ist mir damals außer durch einen Test beim Fachblatt, auf der Musikmesse in Frankfurt und Einzelexemplaren – ich glaube – beim alten Musik Store in Köln nicht untergekommen. Die Sandwichbauweise war ja mal Ende der 70er/Anfang der 80er populär (ich habe eine bleischwere 79er Ibanez MC 500 ;-)), vielleicht durch Alembic.
Die ebenfalls angesprochene Explorer E2 konnte man damals ab und zu auf der Bühne sehen. Sie hatte „Dirty Fingers“-Pickups und entsprach daher auch soundmäßig eher der Optik.
ja, die E2 ist vom Holz abgesehen eine „echte“ Explorer und tönt auch recht stark in diese Richtung. Ich besitze ebenfalls ein Exemplar davon.