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Test: Harley Benton JA-60CC Shell Pink, E-Gitarre

Jazzmaster mit bestem Preis-Leistung-Verhältnis auf dem Markt?

6. Dezember 2022

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Einsteigerinstrumente, Mittelklassegitarren, Profiinstrumente und Sammlerstücke. So könnte man verschiedene Kategorien von Instrumenten und deren Preissegmente einteilen. Klar, teurere Gitarren haben oft eine bessere Qualität, jedoch hat man auch immer mal wieder im mittleren oder sogar unteren Preissegment Glück. Ein großer Unterschied ist die fehlende oder deutlich geringere Qualitätskontrolle und Auswahl der Hölzer. Nach dem Prinzip „Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn“ kann aber auch hier natürlich mal ein gutes Instrument dabei sein. Die Hausmarke der Firma Thomann, die Rede ist von Harley Benton, hat in den vergangenen Jahren jedoch immer wieder an Qualität zugelegt. Heute schauen wir ein mal das Modell JA – 60 CC Shell Pink von Harley Benton etwas genauer an. Mal sehen, was diese sehr günstige Gitarre so verbaut bekommen hat, so kann und ob sie sich nicht eignet, nur für Einsteiger zum „Schnuppern“ ist oder vielleicht sogar dem einen oder anderen Profi gefallen könnte. Let’s unbox the JA – 60 CC Shell Pink.

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Harley Benton JA-60CC Shell Pink
Harley Benton JA-60CC Shell Pink
Kundenbewertung:
(45)

UNBOXING – Harley Benton JA-60CC Shell Pink, E-Gitarre

Klar, bei dem günstigen Preis von 179,- Euro kann man nicht von großem Zubehör ausgehen. So ist auch der Gitarre im Karton nichts beigelegt. Kein Gigbag, kein Koffer, nichts. Lediglich ein Einstellschlüssel für den Halseinstellstab findet man mit Tesa festgeklebt im Karton (Achtung: Übersieht man gerne mal schnell).

JA 60 CC front

SPECS & FACTS – Harley Benton JA-60CC Shell Pink, E-Gitarre

Die an Jazzmaster Instrumente erinnernde JA-60 CC Shell Pink ist mit einer 648 mm (25,51″) Mensur ganz gewohnt im „Standard“-Maß der meisten (S – Style) Gitarren unterwegs, die Mensur, die die meisten Spieler kennen werden. Der Korpus aus Linde kommt in der Lackierung Shell Pink. Der geschraubte Vintage karamellisierte kanadische Ahornhals mit Griffbrett aus Lorbeer samt Blocks-Griffbretteinlagen hat ein C-Halsprofil und eine Sattelbreite von 42 mm. Auf dem Griffbrett sitzen 21 Bünde. Im Inneren des Halses sorgt ein Double-Action-Stab für die nötige Gegenspannung zum Zug der Saiten. Ab Werk findet man hier einen .010 auf .046er Satz aufgezogen. Auf der Kopfplatte wurden sechs in einer Reihe angeordnete Kluson-Style Mechaniken in Chrom-Ausführung verbaut, die für Stimmung sorgen und diese auch recht gut halten!

JA 60 CC, Rückseite

Wandert man an den Saiten entlang, findet man auf halbem Weg zum Steg mit Stop-Tail-Piece zwei P90-Pickups. Genau genommen wurden hier Roswell JM Alnico – 5 Vintage – Style mit cremefarbenem Cover verbaut. Diese produzieren einen warmen, reichen und vollmundigen Sound, sind mit einem Volume- und einem Tone-Poti in Lautstärke und Höhenanteil regelbar und lassen sich standardmäßig via 3-Wege-Toggle-Schalter einzeln oder gemeinsam anwählen. 

JA 60 CC, P90

Das Instrument ist in mehreren Ausführungen und Farben erhältlich. So hat man die Qual der Wahl zwischen „Shell Pink“ (das hier aktuelle Modell), „Seafoam Green“, „Lake Placid Blue“, „Dacota Red“, „3-Color-Sunburst“, „Olympic White“, „Inca Silver“ und „Black“. Auch bei der Pickup-Ausstattung gibt es neben den P90 auch noch die Variante mit zwei aktiven High-Gain HBZ-Humbuckern (in der „Black“-Variante).

PRAXISTEST 1: HANDLING

Die Gitarre liegt ordentlich in der Hand. Der Hals schmiegt sich doch recht gut und äußerst angenehm an die Hand und man gleitet mühelos beim Spielen an ihm auf und ab. Der Korpus hat ein gewisses Gewicht, ist aber dennoch sehr leicht, verglichen mit einer Paula, aber auch den meisten anderen Gitarren. Das Instrument ist jedoch nicht optimal ausbalanciert und kippt auf dem Oberschenkel bzw. am Gurt in Richtung Kopfplatte. Hier hätte man etwas besser arbeiten können. Der Cutaway hingegen bietet genug Platz, um auch in höchsten Lagen sehr komfortabel spielen zu können. Selbst auf den tiefen Saiten der höchsten Lagen kommt man immer noch sehr komfortabel zurecht. Die Potis sind alle in angenehmer Position montiert, um nicht zu weit entfernt zu sein, um nicht mehr damit während des Spielens arbeiten zu können, stören aber auch nicht die Anschlagshand. Die Potis für Volume und Tone haben einen angenehmen Widerstand und kratzen nicht. Der 3-Wege-Toggle-Switch ist recht schwergängig (wird aber wertig) und tut seinen Dienst auch fehlerfrei.

JA 60 CC, hinten

Das Instrument kam jedoch in keinem optimalenSetup bei mir an. Der Hals war zwar sehr sauber eingestellt, jedoch war die Saitenlage viel zu hoch. Nun Saiten gewechselt und Steg tiefergesetzt, alle Probleme beseitigt. Nun ist sie erst mal so am Start, dass man damit arbeiten kann. Man kommt tatsächlich recht flach runter mit den Saiten, ohne dass es schnarrt und das Sustain erhalten bleibt. Ich bin für ein Instrument dieser Preisklasse doch recht angetan.

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Was einem das Leben erleichtern würde und mittlerweile sehr häufig verbaut wird, wären Locking-Mechaniken auf der Kopfplatte. Saitenwechsel ginge dann wie im Flug. Bei diesem echt günstigen Instrument wurde hier aber gespart. Nicht schlimm … wir wechseln hier einfach traditionell.

Schauen wir mal wie sie klingt.

PRAXISTEST 2: SOUNDS & PRAXIS

Die Gitarre kommt tatsächlich trotz des niedrigen Preises stimmstabil daher. Klar, ohne Tremolosystem ist das deutlich einfacher zu realisieren, aber dennoch äußerst angenehm, dass es so ist (da erlebt man im gleichen Preissegmet bei anderen Herstellern manchmal andere, nicht so schöne Überraschungen in vielerlei Hinsicht).

Aber jetzt los, Kabel raus und an den Amp/Interface angeschlossen. Los geht’s …

In den nachfolgenden Klangbeispielen werden die Lick- und Riff-Ideen immer dreimal gespielt. Man  hört immer zuerst den Hals-Pickup, dann den Middle-Pius und zum Schluss den Neck-Pickup.

CLEAN-SOUNDS

Die cleanen Sounds des Instrumentes sind sehr klar und direkt, dabei aber immer etwas spitz (zumindest bei aufgedrehtem Tone-Poti). Mit diesem lassen sich hier aber schöne Abstufungen generieren. Die drei Basissounds, die sich aus den beiden Pickups erzeugen lassen, bieten eine gewisse Auswahl und Bandbreite. Auch wenn die Gitarre für diesen Preis brauchbar ist, hört man doch deutliche Unterschiede zu „besseren“ Instrumenten, v. a. im cleanen Bdereich.

 

MIDGAIN-SOUNDS

Schaltet mit etwas Verzerrung im Signalweg an, so entfesselt das Instrument eine andere Facette. Auch hier bleibt die Klarheit erhalten, ohne „modern“ klinisch zu werden. Die P90 machen halt einen eigenen Sound. Schön, was sich da entpuppt. Das leicht „Pappige“, das einen vielleicht im Cleanen etwas gestört hat, wird hier zu einem angenehmen „Schmutz“. Schön, wie klar die Gitarre doch noch bleibt.

 

HIGHGAIN-SOUNDS

Nun, selbst hier machen die P90s bzw. die ganze Harley Benton JA-60 CC Shell Pink immer noch ein ordentliches Bild. Klar, das Soldano SLO-100 Plug-in by NeuralDSP kaschiert schon viel und lässt sie gut aussehen, aber brauchbar ist das schon noch irgendwo, v. a. für den Preis.

 

Alle Klangbeispiele wurden in folgender Signalkette angefertigt:

Harley Benton JA-60 CC Shell Pink -> Universal Audio Apollo Twin X Interface -> NeuralDSP Plugins (Soldano SLO-100 & Tone King Imperial MKII) -> Steinberg Cubase 12 PRO

Es kamen keine EQs, Kompressoren und andere Plug-ins zum Einsatz.

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Fazit

Unterm Strich bekommt man mit der JA-60 CC Shell Pink von Harley Benton eine ordentliche Gitarre zum äußerst günstigen Preis. Klar, man merkt die kostensparende Verarbeitung durchaus, vor allem verglichen mit teureren Instrumenten, aber für den Preis ist die Qualität in Ordnung. Die P90-Pickups bringen einen schönen Sound und lassen das Instrument in einem eher selteneren Gewand erklingen. Für Einsteiger durchaus eine Überlegung wert, zum mal ausprobieren. Für Fortgeschrittene oder gar Profis aber eher weniger.

Plus

  • sehr günstig
  • Verarbeitung ok
  • für Einsteiger brauchbar

Minus

  • für Mittelklasse oder Profis eher weniger

Preis

  • 179,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Eibensang

    Ei, so schlecht klingt die doch gar nicht – den Tonbeispielen nach zu schätzen. Bin ernsthaft am Erwägen, ob ich mir die – genau in diesem Sanitärrosa, hihi – vielleicht noch zulege als bequeme Übungsgitarre. Nicht, dass ich nicht schon welche hätte, haha – aber hier reizt mich sogar das, was ich live oder bei Bandprobe gar nicht schätzte: die Kabelbuchse direkt mittenmang auf der Vorderseite. Für Mini-Kopfhörer-Amps wie Fender Mustang Micro und Ähnliches sollte die perfekt sein, weil das Steckverstärkerchen dann auf dem Korpus aufliegt, in Sichtweite bleibt – und nicht am Bein stört, wo in (klassischer) Übehaltung beim Sitzen, bei Zargenbuchsen leicht mal das ultradünne Kopfhörerkäbelchen abknickt.

    Der Preis ist eh unschlagbar. Schöner Artikel!

    • Profilbild
      Sven Blau AHU

      @Eibensang Dafür gibts doch Kabel mit angewinkeltem Stecker ;)

      Haben auch den Vorteil, dass man sie eng am Korpus entlang zum Gurtpin und da durch den Gurt fädeln kann.

      Aber klappt natürlich nur bei Offsets. Mit Start und sonstigen langweiligen Gitarren biste mit Winkelstecker am Arsch. :D

        • Profilbild
          Eibensang

          @Sven Blau Ich meinte keine Git-Kabel mit Klinkenstecker. In Kopfhörer-Taschenamps à la Mustang Micro passen nur Stereo-Miniklinken (wie ins olle Handy) vom Kleinkopfhörer. Eh eine Wackelverbindung. Und wenn das Ministeckerchen am Bein reibt, kann es abknicken oder flutscht raus.
          Klar, wenn ich in sone Frontbuchse aufm Schlagbrett ein richtiges Kabel reinpfriemel, würde ich auch eine Winkelklinke nehmen. Bei strat-artigen Buchsen (wie bei meiner Ibanez S) sitzt der Mini-Steck-Amp – der eh nur zum Üben taugt – gut. Der aber wird bei Zargenbuchsen zum Gefummel – ist außer Sicht und das Miniklinkensteckerchen mit Dünnkabel ist ständig am Stören oder in Gefahr. 😜

    • Profilbild
      jmax

      @Eibensang Im Dezember 2021 sah & hörte ich in Petershagen FRANCK GOLDWASSER und fragte mich welches Jazzmaster-förmiges Instrument er wohl spielt. Einen Tag später hatte ich es raus: Es war JA-60 in SB. Unfassbar: Manchmal greifen selbst die Profis zu HB-169€-gitarren. Videos davon gibt’s auf Youtube.

      • Profilbild
        Codeman1965 AHU

        @jmax Die SB habe ich auch hier, damals noch für 129 €, mit Wilkinson-PUs.
        Da gibt es nicht viel zu meckern, und gut bespielbar ist sie auch noch…

      • Profilbild
        Fadermaster

        @jmax Auf dem bekanntesten James Bond Foto hat unser Top-Agent eine Luftpistole aus dem Besitz des Fotografen in der Hand, weil die eigentlich für den Fototermin vorgesehene echte Waffe vergessen wurde.

        Whatever gets the job done!

    • Profilbild
      camarillo

      @Eibensang Ich habe eine 2019er JA-60, die mir seither viel Freude gemacht hat. Die ist so wunderbar leicht, der Hals fantastisch und klanglich sicherlich deutlich mehr als nur brauchbar – ich kann mich zumindest daran erinnern, dass mir damals beim ersten Anspielen ein erfreutes „Ooh!“ entfleucht ist 😀

      Allein die Kopflastigkeit habe ich als sehr unangenehm empfunden. Ich habe das Problem gelöst, indem ich ein Duesenberg Les Trem Ii montiert habe.

      Zum „für Einsteiger brauchbar“ aus dem Fazit: Klar, aber für Profis ist sie wohl auch gut genug: Ich habe sie in den vergangenen Jahren regelmäßig bei durchaus sehr erfolgreichen Profis auf der Bühne gesichtet – meine erste „Profisichtung“ war damals sogar Auslöser, die JA-60 zu bestellen.

  2. Profilbild
    Fadermaster

    Immer wieder erstaunlich, was seit einigen Jahren an Preis/Leistung aus Fernost kommt. Allerdings scheint der Autor die Jazzmaster – also das Vorbild – nicht wirklich zu kennen. Es sind keine P90 Tonabnehmer, auch nicht P90 Klone oder an einen P90 angelehnte Tonabnehmer. Soundmässig haben Jazzmaster-PUs auch wenig mit einem P90 gemeinsam. Die Jazzmaster-PUs sind viel flacher, aber weiter gewickelt also ein P90 oder Humbucker.

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