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Interview: Peter M. Mahr – The Oasys Man

(ID: 3103)

AMAZONA.de
Du gehörtest zum Kreis der ersten, die sich einen KORG OASYS zugelegt haben. Wieso? Ist ja schließlich eine Menge Geld für das man gut und gerne auch 3 verschiedene, hoch preisige Synthesizer hätte kaufen können.

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Peter:
Nenn mir bitte drei, die das bieten was Du mit dem OASYS bekommst. Ich sage das deshalb, weil es eigentlich nichts Vergleichbares zum OASYS gibt. Nicht, dass alles andere schlecht oder umgekehrt alles am OASYS gut wäre, es ist einfach das „Gesamtpaket“, das Du vor Dir stehen hast. Der OASYS bietet Physical Modelling und das nicht nur in Form von virtuell Analogen, dann Wavesequencing, einen sehr gut klingenden Sampler, HardDisc Recorder, Sequenzer, gute Effekte, KARMA nicht zu vergessen, läuft dabei stabil und klingt einfach sehr gut. Das ist schon eine ganze Menge mit der man recht problemlos arbeiten kann. Natürlich wäre es verwegen zu behaupten alles wäre perfekt, man muss nur in den einschlägigen, englischsprachigen Foren lesen. Dennoch ist er ein hervorragendes Werkzeug, dessen Mankos sich nicht negativ auf meine Arbeitsweise auswirken. Ich habe weder Zeit noch Lust und Laune mich mit Updates herumzuschlagen, die mir eine Verbesserung suggerieren und dann doch nichts anderes als Zeitfresser sind.

Mal abgesehen davon, dass bei mir jegliche Form der Kreativität auf der Strecke bleibt, wenn ich vor dem Computer irgendwelche Probleme lösen muss. Der OASYS hat allerdings seinen Preis, keine Frage. Im Gegenzug bekommt man wie eben schon erwähnt Einiges. Du schaltest das Schlachtschiff ein und nach etwa 1min 50sec stehen Dir ein sehr guter SamplePlayer, mehrere virtuelle Instrumente wie zB die CX-3, der AL-1, optional MS-20 und Polysix, sowie das von mir besonders geschätzte STR-1 Saitenmodell zur Verfügung. Und das ist der Status Quo! Wer weiß was da noch kommt, wenngleich ich derzeit eher das Gefühl habe KORG hat sich nun voll und ganz dem M3 verschrieben und lässt die OASYS User ein wenig hängen. Als Nachteil werte ich auch, dass das „offene System“ nicht wirklich für externe Anbieter geöffnet wird. Aber vielleicht würde man sich dann genau die Probleme einhandeln, die der OASYS in der Form kaum bis nicht kennt.

AMAZONA.de:
In Deinem Keyboard-Park steht auch ein Neuron. Auch nicht gerade ein Schnäppchen-Gerät? Was hat Dich überzeugt Dir dieses Gererät zuzulegen?

Peter:
Wenngleich die vollmundigen Sprüche des Herstellers bei mir eher zu Stirnrunzeln geführt haben, so hat das Instrument von Beginn an mein Interesse geweckt. Je mehr in den diversen Foren dagegen gewettert wurde, umso neugieriger wurde ich. Nachdem die Firma Hartmann offenbar feststellen musste, dass Realität und Anspruch inkompatibel sind, ist der Preis in einen Bereich gefallen zu dem ich bereit war das Risiko einzugehen. An dieser Stelle auch einen Dank an den „Erfinder“ des Fernabgabegesetzes.

Um aber Deine Frage zu beantworten, der Neuron ist für mich der interessanteste Synthesizer seit dem DX-7….. den ich mir leisten kann, das vielleicht als kleiner Nachtrag, den Yamahas VP-1 wäre da wohl ganz oben auf der Liste. Aber zurück zum Neuron, der seinen fixen Platz im Studio und was viel wichtiger ist, in den meisten meiner Stücke hat. Sein Klang ist einzigartig, mal kratzend, billig, digital und im nächsten Moment geht es in die völlig andere Richtung. Du kannst ihn mit Material füttern und das Ergebnis ist mit höchster Wahrscheinlichkeit nicht das, was Du Dir erwartet hast. Zudem hat er Charakter, etwas das offenbar immer seltener wird….

AMAZONA.de:
Leider sind die Neurons heute ja schwer gesuchte Einzelstücke, da es den Hersteller Hartmann-Music nicht mehr gibt. Also kommen auch keine Up-Dates mehr. Wie sicher war denn der Neuron in der letzten Software-Version?

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Peter:
Was ich mich in Zusammenhang mit dem Untergang der Firma Hartmann wieder einmal gefragt habe ist – warum gibt es in Deutschland doch recht viele Firmen, die sehr gute Produkte auf den Markt bringen und trotzdem nicht überlebensfähig sind? Man denke in diesen Zusammenhang an PPG, Waldorf, Hartmann und in jüngster Zeit z.B. auch Creamware die ja gleich … da kann doch irgendetwas nicht stimmen. Zu dem Thema fiele mir ein Vergleich zur Bio-Tech Szene ein, aber das war ja jetzt nicht die Frage… Wenn Du die Sicherheit des Betriebssystems ansprichst… also ich bewundere die Leute die ihn live einsetzen. Mein Neuron zeichnet sich dadurch aus, dass er ab und zu mitten im Spiel keinen Ton von sich gibt um dann wieder aus der Tiefe aufzutauchen. Als das dass erste Mal auftrat hatte ich einen kleinen Adrenalinschub, mittlerweile sehe ich das ganz entspannt. Ich hoffe nur, dass er nicht eines Tages einen ernsthaften Defekt aufweist. Das wäre bitter, sehr bitter.

AMAZONA.de:
Und als Vollblutanalogen steht da ja auch noch ein MOOG Voyager. Vielleicht auch dazu ein paar Worte.

Peter:
Den Teil kann ich kurz abhandeln. Der Voyager zeichnet sich durch einen schönen, fast weichen Klangcharakter aus. Allerdings finde ich nicht, dass er genauso kling wie sein berühmter Vorfahre. Eigentlich war ich mir sicher mich vom Voyager niemals trennen zu wollen… in letzter Zeit ertappe ich mich jedoch vermehrt bei dem Gedanken ihn vielleicht doch zu verkaufen. Aus meiner unmittelbaren Arbeitsumgebung ist er schon verschwunden und ruht derzeit auf dem Synthesizerparkplatz neben dem Roland JX-10. Für Basssounds ziehe ich mittlerweile fast ausschließlich den OASYS heran. Womit ich aber nicht gesagt haben will, dass die virtuell Analogen im OASYS wie ein Minimoog oder ein Voyager klingen. Aber der OASYS macht schon ordentlich Druck und bietet bedingt durch die Möglichkeiten ein breiteres Spektrum. Zudem hänge ich auch nicht mehr so an dem „analogen Soundideal“. Aber mal sehen, man wird sehen was die Zukunft bringt…

AMAZONA.de:
Was nutzt Du als Zentrale für all Deine Klangerzeuger?

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Peter:
Hm… wenn Du damit eine „Aufnahmezentrale“ meinst, dann ist es wohl eine Mischung aus AKAI DPS24 und MOTUs dp5.1. Letzteres nutze ich für 5.1 Mischungen, mit denen ich vor kurzem begonnen habe. Mein wichtigstes Werkzeug ist aber der OASYS. Gerade, wenn ich mit etwas Neuem beginne, dann fahre ich nur diesen hoch. Die gewichtete Tastatur des Roland XV-88 erachte ich allerdings als hochwertiger. Es wird Dich wahrscheinlich wundern, warum ich den überhaupt noch habe. Das liegt zum einen am völlig anderen Soundcharakter, den teilweise sehr guten Sounds die eine angenehme Ergänzung darstellen und zum anderen eben auch an der Tastatur. Als Sequenzer verwende ich primär AKAIs MPC4000, das in Sachen Timing eigentlich unerreicht ist und mir vor allem durch seine Bedienoberfläche entgegenkommt. Auch wenn die beiden TFT Schirme etwas anderes vermuten lassen – eigentlich bin ich ein Fan spartanischer visueller Darstellung. Als ich mich vor Jahren einmal dabei ertappte die Farbpaletten in dp gemäß meinem ästhetischen Empfinden zu modifizieren, habe ich begonnen meine Arbeitsweise generell zu hinterfragen. Die schönen Bildchen und Farben lenken mich viel zu sehr ab und die Tatsache mir hier eine visuelle Wohlfühlzone einzurichten ließen die Alarmglocken ringen. Warum habe ich dann die beiden TFTs? Das hat mit den Surround Mischungen zu tun, die ich in der Form nur mit dp hinbekomme. Beim Abhören aktiviere ich aber oft einen Bildschirmschoner, um meine Aufmerksamkeit auf das Gehörte zu richten.

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Klangbeispiele
Forum
  1. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Super Interview – vielen Dank!!

    Der Oasys ist echt eine vielseitige Kiste. Ich wünsche Dir noch viel Spaß beim Musizieren.

    Viele Grüße aus Bangkok,

    Florian

  2. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Hallo Peter,

    habe sehr aufmerksam dein interview gelesen…Toll und ziemlich spannend ;-)
    Mach weiter so und überrasche uns noch mit vielen Geschichten rund um den O.

    Viele Grüsse aus Mannheim,

    Kurt

  3. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Bezüglich des Timings der MPC4000 sind im Text widersprüchliche Aussagen zu finden:
    Zuerst wird die MPC4000 als besonders Timing-fest beschrieben, um dann später auszusagen, dass der Oasys-Sequencer ein besseres Timing habe und deshalb bei gleicher Bedienung bevorzugt werden würde.

    Also was nun?

  4. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Hallo Joachim,

    Danke für den Hinweis.

    Du beziehst Dich vermutlich auf folgende Passage:

    Zitat ".. da ich gerne mit dem MPC arbeite. Sollte er eines Tages diesem ähnlich sein, dann würde ich ihn allerdings mit Sicherheit nutzen, schon alleine des Timings wegen."

    Gemeint ist, dass das Timing des OASYS Sequenzers vermutlich besser ist, als das externer Computer basierender Lösungen, so wie zB MOTUs dp. Wenn dem so ist, dann würde ich auch den internen des OASYS' verwenden.

    Ich hoffe mich nun unmißverständlicher ausgedrückt zu haben.

    mfg
    peter

    ps: Danke für das viele positive Echo !!!

  5. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Schönes Interview mit aussagekräftigen Exkursen zur Technik. Ich würde mich über eine Fortsetzung freuen, die den Schwerpunkt auf das kompositoriche Schaffen und die Abmischung legt, denn die Songs von Peter und nicht zuletzt sein Sound wären es allemal wert.

  6. Avatar
    AMAZONA Archiv

    The Interview is no real objective.

    I'd like to think that I as a programmer who worked extensively on a Fairlight, Synclav, large subtractive modulars, and true FM, would be able to tackle the Oasys with reasonable aplomb, but alas, I can't. I find there is no fun working on the Oasys.

    -The "back check" is obnoxiously slow. You cant play fast repeated notes at all- it simply won't respond.

    -It crashed on me the 1st time in over a year- note hangs switching from patch to patch- in local MIDI mode.

    It demands that I get into ITS head instead of creating out of my own. There are days when I dread turning it on, because I know I will waste time doing the simplest of task that have been embedded in sub pages with dozens of abbreviations(despite having the largest touch screen ever on a synth) and indegenous terminology.It has sadly been reduced to just another MIDI module at this point.

  7. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Hallo Peter

    Wie sind die Soundsunterschiede zwischen Roland JD-990 und dem XV-88.Ich habe gelesen,dass der XV-88 auch JD-990 Sounds besitzt.Würdest Du den JD-990 trotzdem bevorziehen?
    Viele Grüsse von
    Rolf

  8. Avatar
    AMAZONA Archiv

    hallo rolf,

    habe eben erst, eigentlich durch zufall, deine frage gesehen. sorry daher für die späte antwort.

    kann leider keinen a/b vergleich bieten, daher rein subjektiv .. auch wenn mir der xv-88 gut gefällt, so finde ich doch den jd-990 auf eine bestimmte weise besser. für mich ist er einer der besten digitalen roland synthesizer, da kann der v-synth noch so viel bieten. für mich klingt er einfach viel zu kalt und teilweise hart. allerdings kenne ich nicht die neue generation.

    gruss
    peter

  9. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Hallo Peter!

    Zu allererst ein ganz grosses Dankeschoen fuer das gutherzige interview! Immer wieder schoen; du kommst von der Arbeit, gruebelst im AMAZONA archiv, und wirst fuendig, Synthesefreunde haben wieder ihr Herz fuer dich)) – Zum OASYS selber – mit verlaub – kann ich nicht so viel beitragen, da weder selbst angespiehlt, noch mit soundsamples umfassend ausseinandergesetzt.

    JD990 – absolut einverstanden, der kasten ist elitaer was Digitalsynthies angeht, im Vergleich zu JVs sind hier so weit ich weiss die Wandler auschlaggebend!

    Klanglich uninteressant sind fuer mich ebenfalls V-synth und Fantom, usw.

  10. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Was ich jedoch (alles friendly;)) ueberhaupt nicht nachvollziehen kann ist der JX auf der Reservebank! – Um es knapp zu halten, der JX ist fuer meinen teil der MONSTER-synthie schlechthin! Klar, in Sachen Handhabung ist er alles andere als Vorbildhaft, und doch kann ihn in seinen Koenigsdisziplinen kaum mir Bekannte das Wasser reichen; Analogwarme „Hans-Zimmer“ Pads, Auslese-Streicher als auch brachiale (sync)-leads in 12stimmiger Stattlichkeit. Ich muss sagen, neben meinen anderen Analog-Perlen (Matrix 6r, Prophet600) und samtlichen Plug-In Derrivaten, scheint kein Instrument auf mich solch eine faszination auszuueben, wie der JX-10. Und seit dem Sys-Ex HACK kommt immer mehr Patch-freude auf))))).

    Der JX – einfach nur gut!

  11. Avatar
    AMAZONA Archiv

    hai fenchelteefee,

    zunächst mal Danke für Deinen sehr netten Kommentar. ;-)

    Vielleicht sollte ich das gute Stück wieder einmal verwenden! Denn alleine die JX-Pads zeichnen sich durch eine Wärme und Fülle aus – sicher auch bedingt durch den internen und sehr guten Chorus – an die der OASYS so nicht ran kommt. Da hast Du sicher Recht. Störend finde und nicht gerade motivierend finde ich die teils umständliche Bedienung (bezogen auf andere Substraktive, versteht sich!). Aber das soll jetzt nicht als Ausrede dienen…

    Hm… Danke für den Denkanstoss!

    Beste Grüße
    Peter

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