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Interview: Reinhold Heil, Teil 3

(ID: 70669)

Peter:
Und das passierte alles vor dem finalen Schnitt?

Reinhold:
Nein, der finale Schnitt war damals schon da. Wir hatten ja das Pacing mit der Temp Music gemacht. Tom Tykwer und Mathilde Bonnefoy hatten den Film dazu geschnitten. Und dann schrieben wir Running One mit dem selben Pacing wie die Temp-Musik, die ein konstantes Tempo hatte. Demzufolge passte alles von der Geschwindigkeit her perfekt zum Bild. Eins war an unserer Methode neu: Wir blieben vom Stil her bei Techno, arbeiteten aber trotzdem so wie ein Filmkomponist. Das heißt, wir nahmen das Auf und Ab der Dramatik, obwohl die BPM unbarmherzig die selben waren, aber die Hitpunkte hauten natürlich hin, weil es zum selben Tempo geschnitten worden war. So was geht nur mit einem Komponisten als Filmemacher.

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Es gab ja im Jahr zuvor schon den Film Trainspotting, der hatte auch zum größten Teil Technomusik, so wie es heute noch viel gemacht wird: Es wird eine Menge existierender Musik lizensiert und der Film wird dann darauf geschnitten. Und ich glaube, dass wir die Ersten waren, die das tatsächlich mal anders machten. Sprich, dass wir diese Stilrichtung von Musik benutzten, aber wie Filmkomponisten an die Sache rangingen. Es war viel Handarbeit im Spiel und machte irre viel Spaß. Die Klavierparts wurden auf meinem Bechstein gespielt und CS80 war am Start, alles war super getriggert. Die Besen-Snare, mit der Running One anfängt, hab ich mit der Hand gespielt und dann geloopt. Die Kombination von Handarbeit und Techno gab der Musik so viel Charakter.

Lola Rennt Poster

Peter:
Das Ding ist ja ein riesen Erfolg geworden. War er in Amerika auch ein riesen Erfolg? Weniger, oder?

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Reinhold:
Naja, es war ein deutscher Film mit englischen Untertiteln. So was wird kein Blockbuster. Wenn der dann 7,5 Millionen Dollar macht, also von ungefähr 1 Mio Amerikanern gesehen wird, ist es ein großer Erfolg. Der Film war nie in den Top10, aber  sicherlich einer der erfolgreichsten untertitelten Filme. Ich bin außerdem sicher, dass wir den Rekord für das Verhältnis zwischen verkauften Kinokarten und Soundtrack CDs  halten. Von den 1 Millionen Amis, die den Film im Kino sahen, kaufte jeder Vierte die CD. Abgesehen davon wirbelte der Film hier in der Filmindustrie viel Staub auf.

Peter:
Und was hat das für dich bedeutet, kamen Anrufe, kamen Leute die zu dir gesagt haben, ich möchte mit dir arbeiten?

Reinhold:
Nein, die fanden mich ja nicht, weil ich keine Öffentlichkeitsarbeit betrieb und weil ich im etwas abgelegenen Santa Barbara war und gerade Kinder kriegte.

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Forum
  1. Profilbild
    TobyB RED

    Hallo Peter,

    auch der dritte Teil, war sehr kurzweilig und spannend zu lesen. Daumen hoch. Was ich immer wieder lustig finde, das einige fx wohl überall eingesetzt werden, wie das CryBaby. Bei mir kommt es hinter den Drummaschinen zum Einsatz. Und sorgt für reichlich Wah.

    Gudde

  2. Profilbild
    Markus Schroeder RED

    Das heißt, die Chord Progressions in One Hour Photo sind eben nicht „your standards“

    deswegen, aber nicht nur deswegen, ist One Hour Photo, ein Klassiker für mich, mit dem nur ganz wenige andere Soundtracks mitkommen.

    Danke dafür,
    Markus

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