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Interview: Reinhold Heil, Teil 3

(ID: 70669)

Peter:
Und du hast keinen amerikanischen Agenten gehabt?

Reinhold:
Nein. Damals in 1997 hatte ich versucht, bei der Agentur Gorfaine/Schwartz einen Termin zu bekommen, kam aber nie an der Sekretärin vorbei, obwohl mir mein Freund Jochen Leuschner von Sony Music Deutschland ein Empfehlungsschreiben gegeben hatte. Aber, wie gesagt, wäre ich in LA gewesen, hätte ich besser dranbleiben können. Aber dann kam Lola rennt und es dauerte insgesamt ein Jahr, bis der Film in Amerika rauskam. In Deutschland lief er erfolgreich in ’98, dann in ’99 beim Sundance Festival und gewann dort den Audience Award. Er wurde erst im Sommer ’99 hier in den USA veröffentlicht, hatte großen Erfolg und hinterließ einen tiefen Eindruck in Hollywood, unter anderem wegen der Musik. Das führte dann im Mai/Juni 2000 dazu, dass mich Sam Schwartz von Gorfaine/Schwartz anrief und sagte: „I’m so glad I found you, I’ve been looking for you.“

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Peter:
Ach, du bist jetzt bei dem?

Reinhold:
Nein, nein. Sam Schwartz war damals Hans Zimmers Agent und mit Sicherheit einer der besten Composer-Agenten. In der Zwischenzeit war Johnny in 2000 aber nach LA gezogen und wir hatten über eine Bekannte in New York Kontakt zu CAA aufgenommen (Creative Artists Agency), der größten Agentur hier in LA, allerdings nicht für Komponisten. Da gab es eine Musikabteilung und die hatte uns gerade unter die Fittiche genommen, ungefähr zwei Monate bevor Sam Schwartz anrief.

Peter:
Hast du es bis heute bereut?

Reinhold:
Ja, das kann man natürlich so sehen. In dem Moment hat es mit Sicherheit auch Sam Schwartz bereut, weil ich ihm sagen musste, sorry, wir haben gerade woanders unterschrieben. (lacht). Das Leben ist eben nicht stromlinienförmig und meins schon gar nicht.

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Peter:
Und CAA hat dann natürlich einen Langzeitvertrag mit dir gemacht, du kommst da nicht mehr raus?

Reinhold:
Ach naja, man hätte sich da vielleicht auch rauswinden können, aber das war nicht unser Ding und vielleicht haben wir die Bedeutung auch nicht so auf dem Schirm gehabt. Es gibt einige Agenturen. Die Leute von CAA waren auch gut und die haben einige Jobs, auch ungewöhnliche, an uns vermittelt, z.B. die HBO Western-Serie Deadwood, einer meiner Lieblingsjobs. Die drei Agenturen, bei denen  wirklich was für Komponisten getan wird, sind Gorfaine/Schwartz, Kraft-Engel und First Artists Management, was meine jetzige Agentur ist. Dann gibt es natürlich noch ein paar andere, wie z.B. WMA. Hans ist unlängst dahin gewechselt, sicher auch eine ernstzunehmende Agentur. Man fragt sich halt, bin ich besser aufgehoben bei einer, die weniger Komponisten hat, die aber auch eine gute Agentur ist, oder bei einer Spezialagentur für Komponisten, die 100 der besten Komponisten in Town unter Vertrag hat und ich bin Nummer 101? Die Antwort ist: Die Komponisten-Agentur ist besser und man muss sich halt von 101 auf 20 oder noch weiter nach vorn arbeiten. Man konkurriert immer mit allen anderen da draußen. Es ist ein harter Wettbewerb, und wer die Jobs bekommt, hat eindeutig was zu bieten und muss dann trotzdem kämpfen, diese Jobs auch zu behalten.

Peter:
Tom Tykwer, Johnny Klimek und du seid euch ja bis heute treu geblieben, aber es kamen ja auch über die Agentur andere Jobs an dich ran, kannst du noch erzählen, welcher der erste Job war, der so an dich rankam?

Reinhold:
Johnny Klimek und ich arbeiteten zusammen, wir waren das Ticket, wir haben bei CAA unterschrieben. Alles, was wir nicht mit Tom machten, machten wir ab 2000 gemeinsam. Wir arbeiteten auch immer an deutschen Filmen, durch unsere deutschen Kontakte. Hier in LA ließ CAA uns allerdings wieder ganz von vorne anfangen, da es ein bisschen spät war, was den Lola-Rennt-Bonus anging. Es wäre natürlich schlauer gewesen, wenn wir schon ’99 präsent gewesen wären, denn es geht immer darum, was du in den letzten 3 Monaten gemacht hast. Stattdessen nahmen wir erst 2001 ein wenig Fahrt auf, machten einen Film für Showtime und einen kleinen Film, der bei Miramax im Regal landete. Und dann arbeiteten wir uns ganz langsam hoch.

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Forum
  1. Profilbild
    TobyB RED

    Hallo Peter,

    auch der dritte Teil, war sehr kurzweilig und spannend zu lesen. Daumen hoch. Was ich immer wieder lustig finde, das einige fx wohl überall eingesetzt werden, wie das CryBaby. Bei mir kommt es hinter den Drummaschinen zum Einsatz. Und sorgt für reichlich Wah.

    Gudde

  2. Profilbild
    Markus Schroeder RED

    Das heißt, die Chord Progressions in One Hour Photo sind eben nicht „your standards“

    deswegen, aber nicht nur deswegen, ist One Hour Photo, ein Klassiker für mich, mit dem nur ganz wenige andere Soundtracks mitkommen.

    Danke dafür,
    Markus

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