Amazona:
Apropos Druck, hier in Hamamatsu haben Sie die besondere Situation, dass Ihre stärksten Mitbewerber Yamaha und Kawai ebenfalls angesiedelt sind. Ist das Motivation, Herausforderung, Inspiration oder hat es keinen besonderen Einfluss auf Roland?
H. Togai:
Ich kann nicht sagen, dass ich da viel drüber nachdenke.
T. Yamabata:
Ursprünglich war Roland in Osaka. Dort haben wir unseren Ruf geschaffen. Vom daher beeinflusst uns das wenig. Hamamatsu hat diese lange Tradition im Instrumentenbau, weil Yamaha seit über 100 Jahren hier ist. Kawai sowie andere Hersteller von Klavieren, Klavierteilen und Zulieferern wurden von vormaligen Yamaha Leuten gegründet. Aber wir haben mit diesen Firmen kaum etwas zu tun. Zu der Zeit, als Roland als Hersteller elektrischer Instrumente hierher kam, gab es nur Kontakte mit Gehäusebauern. Heute bekommen wir unser Piano-Gehäuse von anderen Herstellern in Asien.
Amazona:
Und wie sieht es mit der Roland-eigenen Geschichte aus? Spüren Sie, dass Sie an den berühmten Instrumenten wie Jupiter-8 oder den TR-Drummaschinen immer noch gemessen werden?
H. Togai:
Ja, was soll ich sagen? Manchmal kommt es schon vor, dass Musiker unsere neuen Produkte mit den früheren vergleichen. Als wir den Juno-D seinerzeit vorgestellt hatten, haben mir viele Kunden gesagt: „Das ist kein Juno!“. Aber meiner Meinung nach war der originale Juno einfach ein Einsteigergerät, und Juno-D ist das ebenso. Auch wenn es anfangs nicht immer so verstanden wurde, haben sich die Geräte letztendlich gut verkauft. Schließlich wurde inzwischen sogar eine kleine Serie daraus und das Design der neueren Modelle lehnt sich nun sogar ein wenig an den alten Juno an.
Amazona:
Also war die Namensgebung doch kein so großes Problem? Wenn ich mich an den „Aufschrei“ erinnere …
T. Yamabata:
In den 70ern und 80ern hatten wir viel solche „pet names“, doch dann hatten wir damit aufgehört und Bezeichnungen wie JV, JX usw. verwendet. Allerdings wurden es dann sehr viele Modelle mit solchen Abkürzungen, so dass die Leute es schwierig fanden, die Geräte auseinander zu halten. Also wollten wir wieder zu „pet names“ zurückkehren. Doch unglaublich viele Begriffe, also geeignete Begriffe, sind bereits als Trademark geschützt. Und wenn man etwas Neues eintragen lassen will, muss man das weltweit machen, wobei sich die rechtlichen Situationen mitunter doch unterscheiden. Es ist nicht gar nicht so einfach. Aber Juno und Jupiter hatten wir ja früher schon verwendetet und wenn ein neues Roland Keyboard Juno oder Jupiter heißt, dann hat das einen hohen Wiedererkennungseffekt.
Doch so wichtig auch Namen für das Marketing sind, wir als Ingenieure sehen unsere eigentliche Aufgabe darin, immer neue Ideen zu entwickeln und zu verwirklichen. Das ist es, was Roland meiner Meinung nach eigentlich ausmacht.
Soweit dieser Teil des Interviews, leider war die Zeit natürlich zu kurz, um auf alle Aspekte einzugehen. Aber einen Teil des Gespräches habe ich herausgelöst, den es als separaten Artikel später geben wird. Denn Toshio Yamabata ist einer der letzten noch aktiven Mitarbeiter bei Roland, der schon zu Zeiten der Analogsynthesizer in der Entwicklungsabteilung gearbeitet hat und davon so einiges zu erzählen weiß. Und als Bonus gibt es noch einen großen Schwung „Gear P**n“, hier schon mal ein kleiner Ausblick:
„Während des gesamten Prozesses können Änderungen nötig werden, wenn etwa ein Konkurrent plötzlich ein neues Gerät herausbringt…“
Oha! Sich an der Konkurrenz zu orientieren, und die eigene Entwicklung davon (in Grenzen natürlich) abhängig zu machen, ist der goldene Weg in die Beliebigkeit.
Sich am Markt zu orientieren bzw. die Konkurrenz zu beobachten ist doch normal, d.h. ja nicht unbedingt zu kopieren. Vielleicht will man es besser machen als die Mitbewerber.
Ist doch in jedem Job so, dass man nach links und rechts schaut, bei mir wie bei dir sicherlich auch(?).
Wie ist denn die Äußerung zu „neuen Analogsynths“ (Seite 4) zu verstehen? Plant Roland da etwa was?
Tjy, wenn ich das wüsste oder dazu mehr Auskunft bekommen hätte, hätte ich es auch reingeschrieben ;-) Bleibt abzuwarten