Amazona:
Meinem Eindruck nach wird der Markt für Workstations kleiner. Die Komplexität dieser Maschinen ist nicht mehr so gefragt. Sehen Sie das ähnlich?
H. Togai:
Das ist in der Tat so, aber Workstations sind immer noch populär. Vielleicht kennen Sie schon unsere neuen FA-06/08 Keyboards? Hier haben wir zum Beispiel den Sequencer stark vereinfacht. Viele Musiker produzieren ihre Tracks mit einfachen Loops. Diese Loops werden dann in eine DAW exportiert und dort als Song arrangiert. Daher haben wir bei den FA-06/08 Keyboards für einen reibungslosen Datenaustausch von und zum Computer gesorgt. Man kann auch Loops wieder einfach an den Phrasesampler im Keyboard zurückschicken und sie dort nutzen. Wir versprechen uns viel von diesem Konzept.
Amazona:
Wenn Sie eine Idee für ein neues Keyboard haben, wie gehen Sie vor? Wie viele Schritte gibt es von der Idee bis zum endgültigen Produkt?
H. Togai:
Als aller erstes betreiben wir Marktforschung, das ist sehr wichtig. Dafür sehen wir uns in Amerika und Europa um und sammeln Informationen vor Ort. Wir sprechen mit Profi- und Hobbymusikern und besuchen lokale Händler.
Amazona:
Treten Sie dort als Roland Mitarbeiter auf oder „undercover“?
H. Togai:
Die Leute wissen natürlich, dass wir von Roland sind, schon aus Gründen der Höflichkeit stellen wir uns vor.
Amazona:
Ich dachte nur, ob Sie vielleicht dann nicht immer ehrliche Meinungen hören, wenn die Leute wissen, wer Sie sind.
H. Togai:
Ach so, jetzt verstehe ich. Diese Befürchtung habe ich nicht. Wir melden uns bei den Händlern an und diese laden ihre wichtigsten Kunden ein, die sie gut kennen. Das sind meist Musiker mit langjähriger Bühnen- und Studioerfahrung. Zusammen machen wir dann eine Art offenes Brainstorming in einer ziemlich lockeren Atmosphäre, nicht formell. Meinem Eindruck nach sagen die Leute dabei sehr ehrlich ihre Meinung.
T. Yamabata:
Bei Produkten wie zum Beispiel Workstations gibt es natürlich schon viele vergleichbare Geräte. Dementsprechend fällt die Marktforschung auch zielgerichtet aus. Aber wenn wir etwas völlig Neues entwickeln, ist es natürlich schwer, vorab Umfragen dazu zu machen, weil die Leute keine Vergleichsmöglichkeiten haben. Hier ist dann nicht nur die Kreativität, sondern auch das richtige Gespür unserer Entwickler gefragt. Wir holen dann erst später verschiedene Musiker dazu. Und die verwenden die Instrumente oft auf sehr unterschiedliche, manchmal für uns überraschende Weise. Das gibt uns dann wiederum neue Impulse.
„Während des gesamten Prozesses können Änderungen nötig werden, wenn etwa ein Konkurrent plötzlich ein neues Gerät herausbringt…“
Oha! Sich an der Konkurrenz zu orientieren, und die eigene Entwicklung davon (in Grenzen natürlich) abhängig zu machen, ist der goldene Weg in die Beliebigkeit.
Sich am Markt zu orientieren bzw. die Konkurrenz zu beobachten ist doch normal, d.h. ja nicht unbedingt zu kopieren. Vielleicht will man es besser machen als die Mitbewerber.
Ist doch in jedem Job so, dass man nach links und rechts schaut, bei mir wie bei dir sicherlich auch(?).
Wie ist denn die Äußerung zu „neuen Analogsynths“ (Seite 4) zu verstehen? Plant Roland da etwa was?
Tjy, wenn ich das wüsste oder dazu mehr Auskunft bekommen hätte, hätte ich es auch reingeschrieben ;-) Bleibt abzuwarten