Un-Passiv
Ja, es fehlt was und zwar der Stromanschluss – weil er nämlich gar nicht gebraucht wird.
Das ist war auch der erste Grund, warum ich als Nicht-DJ auf den Pokket aufmerksam wurde. Denn der Mixer ist als Passiv-Schaltung, also als eine „reine Widerstandskaskade“ aufgebaut. Das heißt, alle Spannungen, die er benötigt, bezieht er aus den angeschlossenen Musikquellen.
Das bedeutet gleichzeitig, das Ausgangssignal kann niemals lauter sein als das Eingangssignal. Mit Verstärkung ist also hier nichts zu machen, da es keinen Aufholverstärker gibt.
Analoge Summierung – ein kleiner Ausflug
Wenn jetzt ein Studiotechniker mitliest, wird sich vielleicht bei ihm eine Augenbraue etwas anheben. Denn der zweite Grund, warum mir der Pokketmixer auffiel war, dass er nicht nur als DJ-Mixer eine gute Figur macht, sondern auch als 4-kanalige analoge Summierungsbox.
Über das Für und Wider des Verfahrens, alle Spuren aus der digitalen DAW bzw. dem Audiointerface einzeln abzugreifen, diese dann durch eine analogen zusammen zu führen, um sie auf einem einzelnen Stereoausgang wieder zurück in die DAW zu schicken, lässt sich wahrlich trefflich streiten. Aber nicht wenige professionelle Soundingenieure, die nicht erst seit gestern im Geschäft sind, schwören darauf, um dem Mix mehr Tiefe, Stereoauflösung und Druck zu verleihen, ganz abgesehen davon, dass es das Mixen selbst einfacher machen soll, weil die Spuren besser „an ihren Platz im Mix“ fallen sollen.
Wenn man sich jedoch die Preise dieser Summierungsboxen ansieht, fühlt man sich leicht an HiFi HighEnd-Plazebos erinnert. Selbst bei den „preiswertesten“ relevanten Vertretern wie z.B. Audio Unit bezahlt man $400 (plus Versand und Zoll) für eine 16×2 (16 Eingänge, zwei Ausgänge) Konfiguration aus (XLR) Klinkenbuchsen und Widerständen. Die üblichen Preise liegen aber eher zwischen 1200 Euro (SPL) und 2900 Euro (die sagenumwobene Dangerous 2Bus). Da sind dann allerdings 60V Technik und/oder Aufholverstärker aber auch mit dabei.
Es sollte noch angemerkt werden, dass es auch Youtube Videos gibt, wo sich Interessenten sowas selber bauen können. Die Materialkosten liegen bei ca. 30 Euro.
Das Witzigste an der Diskussion sind aber meistens nicht die esoterischen Pro-Argumente, die von beiden Seiten kommen, sondern die Argumente gegen die digitale Summierung, die anscheinend oftmals im Jahr 1986 stecken geblieben sind, z.B. wie das die CPU weniger „Fehler“ macht, wenn die Ausgänge einzeln ausgegeben werden, anstatt über den digital summierten Mixbus.
Wenn dem wirklich so wäre, würde bei Film und Fernsehen, wo das wirklich große Geld fließt und wo es auf höchste Signalqualität und Dynamikbandbreite ankommt, bestimmt nicht so komplett und umfassend digital umgesattelt worden sein, nur mal am Rande angemerkt. Signalqualität und Signalmusikalität sind eben nicht zu verwechseln.
Ein Argument in der Summierungs-Diskussion klingt aber überzeugend: die „Digitalen“ sagen, dass analoges Summieren bzw. der analog klingende Mix auch in der DAW reproduziert werden kann. Die „Analogen“ antworten hingegen, warum sie Mühe und Zeit auf etwas verschwenden sollen, was ihnen mit ihrer Methode ohne zusätzlichen Aufwand gelingt. Schachmatt, würde ich sagen. Denn darum geht es ja schließlich, den eigenen perfekten Mix zu erstellen und dafür ist ja alles recht, was hilft.
Den Pokketmixer als Alternative zu diesen Lösungen anzusehen, wäre aber dann doch zu vermessen und an der Sache vorbei, die da wäre, dass man für einen kleinen Preis mit Features spielen kann und Einblick in eine andere Arbeitsweise erhalten kann, für die man sonst sehr viel mehr Geld hinblättern müsste, jedoch hier, neben dem DJ-Mixen, quasi noch oben drauf bekommt.
Es sollte allerdings auch angemerkt werden, dass sich der Summierungseffekt beim Pokket bei nur 4 (Mono-) Spuren eher marginal auswirken wird. Trotzdem, öfter mal was Neues probieren.
Coole sache … bin mir sogar am überlegen mir einen zuzulegen für kleinere „gigs“ wie z.B. Beachsession mit Kollegen …
@Dj-Somee Sollte doch möglich sein mit einem Splitkabel und einer geeigneten IOS App damit „aufzulegen“ …