Virus nun mit V3 Power
Erst 2008 führte Access den kleinen Virus TI Snow ein, und nun gibt es schon wieder ein großes Update der TI Serie, sowohl im Hard- als auch Softwarebereich. Virus TI2 heißt die aktuelle Version, die wie gehabt im Desktop-Format mit großem Keyboard oder als schicke Polar-Edition angeboten wird.
Kompatibel mit der alten als auch neuen TI-Reihe ist das aktuelle Betriebssystem OS 3, das vor allen Dingen durch eine Vielzahl an neuen Effekten glänzt.
Für grundsätzliche Informationen zu den unterschiedlichen Virus Modellen und deren bisherigen Software-Leistungen lesen Sie unbedingt auch die weiteren Access Tests im AMAZONA.de Archiv (siehe Anhang): Vor allem aber wird sie die Software Version V4 des Access-Virus interessieren – diese finden Sie HIER.
Vorsicht beim Gebrauchtkauf:
Schnäppchenjägern sei empfohlen beim Kauf eines Virus TI oder TI2 GENAU hinzusehen. Sehr oft bezeichnen Verkäufer ihre TI Modelle als TI2, da es namentlich auf der Gehäuseoberfläche keine Unterscheidung gibt. Da werden nämlich beide nur als TI bezeichnet.
Der optische Unterschied ist aber markant. Während der TI-Desktop Holz- oder Rackseitenteile besitzt (siehe Bild unten), geht die Frontplatt des TI2 an den Seiten bis ganz nach unten und lässt keine Verschraubung mit Seitenteilen zu. Dafür besitzt die TI2 Version an der Vorderseite eine optische Holzblende. (siehe Bild oben).
Da die beiden Modelle tatsächlich technisch unterschiedlich sind und sich das in mehreren 100€ am Gebrauchtmarkt niederschlägt, ist wirklich Vorsicht geboten.
Und los gehts mit dem Virus TI2 Testbericht:
Access Virus TI2 Hardware
Auf den ersten Blick fällt natürlich zunächst einmal das neue Design auf, welches, wie von Access gewohnt, sehr modern und elegant wirkt. Das robuste Metallgehäuse wurde dieses Mal dunkelgrau lackiert und die Außenseiten dezent abgerundet. Veredelt wird die Optik durch das Frontpanel aus Mahagoni-ähnlichem Holz. Die Verbindung aus industriellem Grau und Edelholzlook ist gestalterisch eine sehr gelungene Kombination.
Die Bedieneroberfläche und die Anschlussmöglichkeiten sind im Vergleich zum TI fast unverändert geblieben. Für die Beschriftung und Umrandung der Potis wurde dieses mal weis und hellgrau gewählt, während die Effektsektion um den Menüpunkt „Character“ und das Filter um eine Diode für den Allpass-Modus erweitert worden sind.
Aber die größte Neuerung schlummert letztendlich im Gehäuse des TI2, da die Leistung der Prozessoren um rund 25% gesteigert wurde. Somit lassen sich nun je nach Ressourcenverteilung bis zu 90 Stimmen aus dem neuen Virus entlocken. Aber natürlich kommt die gesteigerte CPU auch der Fülle an neuen Effekten sehr entgegen.
Bei der Desktop-Version wurden letztendlich nur das Gehäuse verändert und die CPU erhöht, während bei den Keyboard-Modellen zusätzlich leichtere Materialien verwendet wurden, um das Gewicht zu senken.
Insgesamt ist das neue Interface sehr gelungen, lediglich die graue Beschriftung der Untermenüs dürfte bei schwachem Bühnenlicht nur schwer lesbar sein, da war die rote Schrift des Vorgängers doch wesentlich markanter.
Access Virus OS 3 auf einen Blick
Seit kurzem steht auf der Access Homepage die erste offizielle OS 3 Version zum Download bereit, nach dem es wie gehabt schon mehrer Public Beta Versionen gab.
Die Neuerungen unter OS 3 setzen sich in erster Linie aus einer Vielzahl an Effekten zusammen, die für jedes einzelne Patch separat verwendbar sind.
Auch die neuen Charaktere helfen deutlich dabei, das Frequenzspektrum eines Sounds schnell und hörbar zu verändern. Bei der Einbindung des Virus TI2 in ein gängiges DAW erscheint nun das Plug-in-Fenster in einem schlichteren Gewand, das ansprechend und bedienerfreundlich ist. Dank der zusätzlichen Software „Control Center“ ist es schon seit Version 2.7 möglich, ganz bequem Backups zu erstellen und Updates zu installieren, aber vor allen Dingen die bisher unveränderbaren Factory-ROMs mit eigenen Soundbanks zu überschreiben.
Hinzugekommen ist auch noch eine Side Chain Funktion, mit der nun auch Audiomaterial direkt aus dem Sequenzer via USB beispielsweise mit dem Atomizer bearbeitet werden kann. Zuvor was dies nur über die Audioeingänge des Virus möglich.
Effekte
Schmutzig, schmutzig geht es in der erweiterten Effektsektion zur Sache, denn hier wurden jede Menge neue Distortion-Effekte implementiert. Vom smoothen obertonreichen Overdrive über Circuit Bending-ähnliche Bit-Distortion bis hin zum brachialen Sägezahn-Verzerrer ist weitesgehend alles vertreten, was Spaß an der Zerstörung bereitet!
Aber auch die aus älteren Betriebssystemen bekannten Verzerreffekte haben eine Frischzellenkur in Form von Treble-Booster und High-Cut-Regler erhalten, sind aber natürlich trotzdem kompatibel zu älteren Virus-Modellen. Dank der neuen Regelwerte sind auch die alten Effekte wesentlich flexibler und bieten eine deutlich größere Klangvielfalt.
Manche Effekte wie zum Beispiel der Bit- und Rate-Reducer wurden sogar so weitreichend verändert, dass sie in alter und neuer Version zur Verfügung stehen. Die zahlreichen Verzerrer helfen auf jeden Fall, dem Sound des TI mehr LoFi, Wärme oder sattere Obertöne zu verleihen.
Neben dem klassischen Virus-Delay hat nun auch die Emulation eines Tape-Echos ihren Platz in der Effektsektion gefunden. Zur Auswahl stehen drei Algorithmen, die synchronisierte, frei schwingende oder gedoppelte Echos erzeugen. Besonders viel Freude verschafft der Tape Doppler, da mit ihm wild verstimmte Klangorgien erzeugt werden können – ähnlich wie mit einem alten Bandechogerät.
Während schon bei den ersten Versionen des Virus ein Ringmodulator am Input anlag, ist nun ein weiterer am Ende der Klangerzeugung einsetzbar. Via Sinuskurve lassen sich wunderbar abgedrehte Klangmodulationen erzeugen, ebenso wie mit dem neuen Frequency Shifter, der allerdings deutlich subtiler klingt.
Generell macht die Bedienung der Effekte jede Menge Spaß, da sie, genau wie kleine Gitarrentretminen, zu live geschraubten Modulationen einladen und völlig losgelöst von der Klangerzeugung des Virus schon sehr viel Bewegung in den Sound bringen. Zwar sollen bei der Entwicklung der Algorithmen viele Vintage-Effekte als Vorbild gedient haben, deren Charaktere auch wieder erkennbar sind, aber so „analog“ wie manche modernen Emulations-Plug-ins klingen sie dann doch noch nicht. Trotzdem sind es hochwertige Effekte, die ihren Zweck mehr als gut erfüllen und dem Virus TI2 ganz nebenbei auch den Status eines Multieffektgerätes verleihen. Gerade in Kombination mit dem Atomizer wird der Synth zu einem wirklich starken Remix-Tool!
Filter Modelle
Der sogenannte Analog Boost, mit dem sich Sounds virtuell-analog sättigen lassen, ist ja bereits seit den frühen Virus Modellen bekannt. Nun hat er Gesellschaft von sieben neuen Algorithmen bekommen, die über recht unterschiedliche Charaktere verfügen. Diese unterscheiden sich nicht unbedingt durch starke Färbungsunterschiede, sondern eher durch Anhebungen und Absenkungen bestimmter Frequenzbereiche.
So sind beispielsweise bei dem Preset „Vintage 2“ die oberen Mitten abgesenkt und die unteren Mitten angehoben, während beim „Lead Enhancer“ die oberen Mitten und Höhen betont werden. Auffällig ist unter den Charakteren der Stereo Widener, da mit seiner Hilfe ein Klang deutlich mehr Tiefe und Breite erlangt.
In der Praxis sind die acht Charaktere vor allen Dingen ein sehr gutes Mittel, um Sounds schnell und einfach von einander abzuheben und somit bestmöglich in einen Mix einzubetten.
In dem dazugehörigen Klangbeispiel sind alle acht Charaktere nacheinander an Hand einer Sequenz zu hören.
Der Access Virus TI2 im Einsatz
Während des Tests funktionierte der Virus TI2 im klassischen Standalone-Modus via MIDI einwandfrei.
In der Vergangenheit konnte man ja häufig von Usern lesen, die allerlei Probleme mit der Integration des Virus als Plug-in in ihre DAW hatten.
Nach diesem Test kann mit Gewissheit gesagt werde, dass solche Probleme in erster Linie abhängig von dem vorhandenen System sind, d.h. vom Rechner, Betriebssystem und dem jeweilige Audioprogramm. Als Testumgebung diente in diesem Fall Logic 8 auf einem Macintosh, während auf dem TI2 Version 3.0.1.15 des aktuellen Betriebssystems lief.
Zunächst wurde der TI2 mit einem Apple G5 Dual Rechner getestet. Auf der einen Seite ist Logic nicht unbedingt der Traumpartner des TI2, da nur eine Soundkarte angewählt werden kann. Auf der anderen Seite ist Logic auch in der aktuellen Version alles andere als frei von Fehlern. So kam es auf dem G5 zu massiven Problemen wie Notenaussetzern, Sample-Verschiebungen und kompletten Abstürzen, wobei interessanterweise immer nur Logic den Geist aufgegeben hat, während der Virus kein einziges Mal neu gestartet werden musste. Die Ursachen hierfür waren leider nicht erkennbar, zumal alle Vorgaben des Herstellers berücksichtigt wurden.
Nun ist aber auch bekannt, dass Apples hauseigenes Audioprogramm generell mehr Probleme auf G5 Rechnern hervorruft, als auf aktuellen Intel-Macs.
Nach einem längeren Testlauf auf einem neueren MacBook (natürlich mit der gleichen Logic Version und dem selben Arrange) sah die Welt schon wieder ganz anders aus, denn es gab keinen einzigen Absturz. Zwar musste die Latenz auf spürbare 512 Samples gesetzt werden, weil Logic ganz gerne die Wiedergabe wegen vermeintlichen Systemüberlastungen abbricht – aber ansonsten gab es keine Probleme. Da die USB-Schnittstelle zum Vorgängermodell unverändert geblieben ist, dauert das Öffnen der Plug-ins nach wie vor ein bisschen länger, was aber nicht wirklich störend ist.
Virus TI2 vs. Virus Snow
Da häufig in Internetforen die Frage „Kleiner oder großer Virus – welchen von beiden soll ich mir kaufen?“ aufkommt, werden hier nun noch einmal alle unterschiedlichen Features zusammengefasst:
- Die Größe des Virus Snow beträgt nur 18 x 15 x 6 cm, der TI2 Desktop wird nach wie vor im 19“-Format konstruiert.
- Insgesamt 33 Regler und 43 Taster zieren den TI2, beim Snow sind es lediglich 6 Regler und 21 Taster.
- Abgespeckt sind beim Snow natürlich auch die Anschlussmöglichkeiten (Stereo In / Out, MIDI-Duo und USB). Der TI2 hat zusätzlich zwei Stereoausgänge, S/PDIF In / Out und MIDI-Thru.
- Das Herz des Snows besteht aus einem Prozessor der TI1 Serie, hingegen hat der TI2 zwei CPUs, die 25% mehr Leistung gegenüber dem Vorgängermodell erbringen.
- Der Virus TI2 verfügt über maximal 90 Stimmen, während der Snow seine Grenze bei 50 Stimmen erreicht, wobei der Unterschied nicht proportional betrachtet werden darf. Beide Maximalwerte sind abhängig von dem Umfang der Patches, da auch manche Oszillatoren oder Filter sehr CPU-hungrig sein können und die benötigte Power für sich beanspruchen.
- Beide Geräte haben 512 User-Speicherplätze, allerdings besitzt der TI2 ganze 3328 Factory-Presets und 128 Multi-Patches, beim Snow sind es 512 ROMs und 64 Multi-Patches.
- Trotz des Handtaschenformates bringt der kleine Snow gute zwei Kilo auf die Waage, beim TI2 Desktop sind es 3,6 Kilo.
- Der Preisunterschied zwischen beiden Geräten liegt bei 600 Euro
Im Vorfeld war zu hören, dass der Virus TI2 dank der neuen Effekte wie ein alter analoger Klassiker klingen kann. Wie wär´s, wenn ihr ein paar Soundbeispiele einstellt, die dies bestätigen?
@Dreitagebart +1
Das macht irgendwie keiner… WIESO?!?
Ich hab seit kurzem die Keyboardvariante und bin sehr zufrieden. Allerdings: Weiss jemand, wozu im Plugin unten links dieser „Live“-Schalter dient? Hab nirgends was gefunden… *wundernimmt*
@Olaf Strassen Das ist wie der Name schon sagt der Ableton „Live Schalter“.Hihihi
Spaß bei Seite bei Ableton und ich glaub auch bei Reason braucht man den Schalter zum synchronisieren ist er nicht aktiv läuft es nicht rund.
@diskojan Danke für die Antwort! Allerdings arbeite ich (zumindest) mit Ableton Live und hatte bisher ausser einigen wenigen Errors beim Umschalten der Sounds keine Probleme, auch ohne den Live-Schalter. Muss ihn mal gedrückt lassen und sehen, ob sogar die kleinen Fehlermeldungen gänzlich verschwinden.
Aber schon komisch, dass ich in keinem Manual, noch der Acces-Website irgendwas darüber gefunden habe. Steh ich mit der Frage denn alleine da?
@Olaf Strassen Der „Live“ Modus ist zum Einspielen von Sequenzen gedacht. In dem Modus hat der Ti weniger Latenz als im „Nicht Live“ Modus.
Meine Begeisterung für den Ti2 hat sich anfänglich in Grenzen gehalten, da es dem Grundsound insgesamt etwas an Druck fehlt. Zwar löst der Hochtonbereich sehr fein auf, und den Bässen kann man mittels 3. Osci, Unisono und EQ ordentlich nachhelfen, aber so richtig Druck macht das Teil ohne Nachhilfe kaum. Trotzdem macht der Ti2 mit seiner wirklich gelungenen Software-Integration, schnellen Hüllenkurven, super Verarbeitung und guten Effekten viel Spaß. Die Sound-Library ist gigantisch, auch wenn die meisten Sounds entweder pseudo-fett vor sich hineiern, oder unsäglich verzerrt sind, um die einschlägigen Dance-Genres zu bedienen. Die Retro-Abteilung kommt dabei zu kurz. Die Korrektur des Detunes, bzw. der Pitch Modulation bewirkt aber oft schon Wunder! Und das ist dann das Begeisternde an der Kiste: Auf Basis der Soundlibrary kann man den Sound sehr intuitiv in die Richtung drehen, die einem liegt. Mit oft erstaunlichen Ergebnissen, jenseits von eierenden Trance Sounds, sattsam gehörten Vintage- Klängen, oder nervigen minimal- Geschnatter. Des weiteren hat man das gute Gefühl, dass die Kiste „lebt“, da ständig neue features und Sounds dazu kommen. Man kann also gespannt sein, wie es weiter geht…
Meine Wünsche: Weitere Filtermodelle und komplexere Hüllenkurven.
Mein Urteil: Überzeugend. Weiter so!
An alle Unentschlossenen: Kaufen!!!!!
Bei dem Synth gibt es nur ein Problem: Wenn man sich an ihn gewöhnt hat, hat man zu wenige davon – man möchte sofort jeden einzelnen Ton der Produktion aus dem TI haben… da reicht einer (ohne bouncen) leider nicht *g*
Top Tool der Neuzeit. Alles ist möglich.
@Tobias Kasper Und genau das ist wieder das Problem mit dem TI.
Die ganze Produktion klingt dann „nur“ nach Virus-Sound!
Da helfen auch keine „Emulationen“ diverser Analog-Filter im TI.
Und zum TI gibt es mittlerweile eine sehr geniale Alternative/Konkurrenz ;)
@Tricky Welche Konkurrenz meinst Du denn?
@Tricky Ach das ist doch garnicht schlimm, es gibt genug Produktionen, die nach Minimoog, Prophet, Jupiter 8, Fairlight , D50 oder PPG klingen, und die sind doch auch genial :D
P.s: Welchen Software „Konkurrenten“ kennt Ihr zu dem TI2?
…zum Thema mehrere Instanzen öffnen… ;-)
@Tobias Kasper Also unter uns. Ich hatte den Snow und hab mir den Omnisphere und Trilian von Spectrasonics zugelegt und es nicht bereut.
*hust*
so habe ich es auch gemacht, TI adieu, Omni&Trilian welcome ;)
Vermisse den TI in keinster Weise, ganz im Gegenteil!
Super PlugIns von Spectrasonics & sehr flexibel im Sound.
Von schönen Athmos, breiten feinen Pads, weichen Bässen, brettharten Bässen …
… alles dabei !!
Das soll made in Germany sein? Die Knoepfe machen einen schlechten Eindruck. Das Ding ist nicht ganz gerade, um nicht zu wackeln.
die Demos haette man auch irgendwie reichhaltiger gestalten koennen. Klingt nach 5 Euro Softsynth
Hallo,
gerstern habe ich den Virus Ti2 Polar angespielt und war begeistert. Auf dem Gebrauchtmarkt sind allerdings die Ti2 weniger häufig anzutreffen als die Ti. Im Test liest man bezüglich des Ti2 „Manche Effekte wie zum Beispiel der Bit- und Rate-Reducer wurden sogar so weitreichend verändert, dass sie in alter und neuer Version zur Verfügung stehen. Die zahlreichen Verzerrer helfen auf jeden Fall, dem Sound des TI mehr LoFi, Wärme oder sattere Obertöne zu verleihen.“
Liegt das nun am Ti2 selbst, oder am neuen OS? Wenns am neue Betriebssystem liegt, und ich update einen Ti, dann müßte er doch auch über die o.g. klanglichen Qualitäten verfügen, oder? Oder klingt der Ti2 durch die beschriebenen Neuheiten in diesen Bereichen einfach anders/ besser als der Ti?
Vielen Dank für die Antwort!