Musikalische Kritzeleien oder fertige Kompositionen?
Das zentrale Nervensystem einer jeden Studioumgebung ist der Sequencer. Er muss den Musiker in die Lage versetzten, möglichst ohne Umschweife musikalische Einfälle, Ideen und Konzepte zu entwickeln, diese festzuhalten und weiter zu spinnen.
Ob und wie gut der Sequencer das kann, hängt im Wesentlichen von den Funktionen und der Bedienbarkeit der Oberfläche ab. Natürlich um so mehr, bedenkt man die Größe des iPod.
Da kann man aber bezüglich der Bedienung via Touchscreen Entwarnung geben. Selbst auf meinem iPod konnte ich den Sequencer im Gridedit-Mode hervorragend bedienen und war mit meinen relativ großen Fingern recht treffsicher, was das Setzen und Löschen von Noten anging.
Einfach ins Grid tippen und die Notenlänge durch Ziehen bestimmen. Fertig! Im Drumeditor geht das ebenfalls sehr zügig und sicher von der Hand. Eine Chain-Funktion steht für das sequenzielle Abspielen hintereinanderliegender Patterns zur Verfügung, kann aber nicht in der Länge begrenzt werden. Das heißt, die Verkettung durchläuft bis auf den ersten frei wählbaren Einsprungspunkt immer alle Patterns. Ein kleines Highlight ist das X/Y-Modulationsfeld und der virtuelle Joystick. Den Cursor im X/Y-Feld, je nach Stärke und Richtung angetippt, sorgt für fortlaufende Modulationen verschiedener wählbarer Klangparameter. Der Joystick ist einstellbar in der Geschwindigkeit, mit der er wieder in die Mittelstellung zurückschwingt. Im Performance Mode ist nochmal eine Miniaturabbildung des X/Y-Feldes vorhanden, und man kann auch von dort in die Modulation eingreifen.
Nun kommt aber etwas, was meiner anfänglich großen Freude über diese an sich gelungene Applikation aber einen gehörigen Dämpfer versetzt hat:
Der Sequencer ist doch sehr spartanisch ausgestattet. Als kleinster Teiler des Rasters steht gerade mal eine 1/16-Auflösung zur Verfügung, keine triolische Teilung, Swing gibt’s nur global im Performance Mode und nur den 4/4 Takt als Metrum. Das war’s – leider!
Zum Beispiel sind ausgefeilte Snarerolls/Flames und musikalische Verzierungen oder ungewöhnliche Grooves damit also schonmal aus dem Programm. Und das schmerzt!
Des Weiteren hat man keine Möglichkeit, Dynamik zu programmieren, obwohl die Synths allesamt anschlagdynamisch übers Keyboard spielbar sind. Alles hat einen Lautstärke Festwert, ebenso die Drums. Richtig zum Grooven bekommt man die Kiste so also nicht. Auch die Möglichkeit Noten zu kopieren, um Variationen zu produzieren, fehlt völlig, obwohl eine Sequenz bis zu acht Takten lang sein kann. Das muss man dann alles händisch eintippen, was auf die Dauer doch Nerven kostet. Abhilfe schafft da nur, eine Sequenz auf benachbarte zu kopieren und ein achttaktiges Motiv dann über diese zu verteilen. Denn Patterns wiederum kann man im Gegensatz dazu kopieren und einfügen und diese im Gridedit Mode bearbeiten und mithilfe des Transportfensters wenigstens bequem durch die Kopien blättern, ohne den Gridedit Mode verlassen zu müssen.
Was außerdem gänzlich fehlt ist die Möglichkeit, Controllerdaten aufzunehmen oder gar Scenes in Form von Pattern zu speichern.
Mit diesen Rahmenbedingungen muss man auskommen und bei seinen musikalischen Ansprüchen dann eben kleinere Brötchen backen. Richtig musikalisch und ergiebig ist das natürlich nicht.
Noch schmerzlicher vermisse ich die Möglichkeit, Melodielinien (unquantisiert oder quantisiert) live einzuspielen bzw. aufzunehmen und in die Patterns abzulegen. Immerhin kann man während der Master-Audioaufnahme live zum Song spielen. Die Recording-Funktion steht nur für die Stereosumme und für eine globale MIDI-Aufnahme zur Verfügung. Patterns können nicht live bespielt werden.
Das bremst zumindest meinen Arbeitsfluss doch ganz erheblich, denn spontan und intuitiv ist das händische Programmieren achttaktiger Motive sicher nicht, man spielt ja gerne schonmal den ein oder anderen Synthpart live ein. Das ist wirklich sehr schade und degradiert die wie gesagt an sich tolle App zum Notizblock für musikalische Ideen, wenn sie nicht ganz so ausgefeilt sind. Sehr schade! Bleibt zu hoffen, dass AKAI hier dem Namenszusatz „Pro“ gerecht wird und eine verbesserte Version nachlegt. Ich persönlich würde natürlich dann auch einen angemessenen Preis für die App bezahlen. Denn das Potential zu einem richtigen Mini Studio ist ja durchaus gegeben, und der Spaßfaktor der Synthstation ist schon recht groß.
Tip: das App ist zur Zeit gerade für €1,59 im AppStore zu haben.
:)
bei den Händlern steht, daß die app doch inclusive ist.
ABER ich empfehle jedem sich NANOSTUDIO von blipinteractive anzuschauen.
Die unterstützung der synthstation ist für das nächste update angekündigt.
NANOSTUDIO kann alles was die akai app nicht kann und noch mehr!
jan
Schade, dass ich kein Iphone habe. Hätte ich mir sofort geholt. Perfekt um im Urlaub zwischendurch ein wenig zu musizieren.
Hi Leute!
Ich verwende die Synthstation seit etwa drei Monaten und bin total begeistert.
Da ich das Gerät sowohl zum Produzieren als auch für Live-Einsätze verwende möchte ich vorweg gleich das (meiner Meinung nach einzige) negative zu dem Gerät sagen: es fehlt ein Netzteil (alternativ wäre auch eine Lösung mit dem iPhone-Ladegerät genial!)
Die Synthstation-App ist gewöhnungsbedürftig, ist aber ganz OK als „Standard-App“ für die Synthstation.
Das wahre Potential des Minikeyboards entfaltet sich aber mit Fremdapplikationen!
Im App-Store gibt es außer den vielen iPhone Apps (die zwar nicht kompatibel, aber für sich schon genial sind) und der Synthstation App derzeit vier weitere Produkte, die sehr hochwertig und umwerfend einfach zu bedienen sind.
-Nanostudio
-Musicstudio
-50in 1 Piano
-iVoxel
Ich habe alle Apps ausgiebig getestet und kann jedem Musiker der ein iPhone besitzt nur zur Anschaffung einer Synthstation raten.
Wirklich sehr geiles Produkt!
hallo raimund,
funzt die synthstation auch ohne ipod/phone? sie wäre dann nämlich eines der wenigen minikeyboards mit vollwertigen bend/mod-wheels und prima für unterwegs am laptop.
@h.gerdes Hallo
Ich bin zwar nicht Raimund?“, kann dir aber vielleicht trotzdem weiterhelfen.
Du kannst die Synthstation ohne Iphone als MIDI-Keyboard verwenden. Für unterwegs mit Laptop ist es gerade so an der Grenze bezüglich der Grösse, aber ich nehme es auch machmal mit. Allerdings kannst du das Teil nicht wirklich auf die Tasten des Laptops legen.
@Joghurt danke für die auskunft! prima, denn sonst gibt es nur das korg microkey mit wheels, aber das passt nicht in die tasche wg 3 oktaven.
dann werde ich werde mir die station mal zulegen, die leere schale kann ich ja als aschenbecher benutzen ;-)
@h.gerdes Tasten und Wheels sind etwas straff gefedert, aber es funzt wunderbar ohne ipod/phone und zieht ohne Batterien nur 200 mA aus dem USB-Port. Momentan wohl das einzig brauchbare Microkeyboard mit Wheels für die Laptoptasche. Die Velocitykurve ist etwas naja, differiert aber nur minimal zwischen schwarzen und weißen Tasten.