Die Alto Alternative
Alto TX15 USB
Wer auf der Suche nach einer 15-Zoll Fullrange-Aktivbox ist, sollte einen Blick auf die Alto TX15 USB werfen. Für 578,- Euro Ladenpreis bekommt man davon sogar schon ein Paar vor die Tür gestellt und sozusagen als Sonderausstattung noch gleich zwei USB-Player mitgeliefert. Zu viel Vorschusslorbeeren? Unser Testbericht gibt die Antwort.
Aktivboxenformate mit 15-Zoll Basslautsprecher im Kunststoffgehäuse sind nach wie vor sehr beliebt. Die Alto TX15 USB reiht sich hier ganz brav ein. Mit 15-Zoll LF Treiber und 1-Zoll HF Treiber leistet diese Bassreflexbox 600 Watt Peak. Dafür sorgt Class D Bi-Amp-Technologie, die einen Maximalpegel von 124 dB @ 1 Meter leistet. Das Frequenzspektrum reicht von 65 Hz bis 20 kHz und der Abstrahlwinkel des direkt in das Kunststoffgehäuse gegossenen Horns liegt bei 90° x 45° (H x V).
Die Aktivbox kann auf dem Boden platziert werden, auf dem Hochständer – mit Feststeller am 35 mm Boxenflansch – oder auch in Monitorschräge einen ordentlichen Wumms abgeben. So sind wir es von Multifunktionsgehäusen gewohnt. Auch stapeln lassen sich die TX15 Gehäuse, dafür gibt es passende Aufnahmen an der Oberseite, die den Füßen der oberen Alto Box dann Halt geben.
Mit drei Tragegriffen lässt sich die nur knapp 15 kg wiegende TX15 gut hantieren. Ein Griff findet sich an jeder Seitenfläche und ein weiterer Eingriff ist oben platziert. Die Griffmulden sind prima ausgeformt, sodass auch Benutzer mit größeren Händen gut zupacken können. Die Gehäuse Abmessungen werden von der Größe des 38 cm Basslausprechers bestimmt und liegen bei 625 x 386 x 366 mm (H x B x T).
Ein Abdeckgitter aus Lochblech schützt den Tieftöner. Hinterspannung mit Schaumstoff oder Gewebe ist nicht vorhanden. Das bedeutet auf jeden Fall größere Vorsicht beim Einsatz als Wedge auf der Bühne. Bei manchen Musikrichtungen könnte es schließlich zum „Flugbier“ kommen, was die Membrane des Speakers nicht unbedingt erfreuen dürfte. Die Bassreflexöffnungen sind weit geöffnet. Sie sorgen für Unterstützung im Tieftonkeller.
Auf der Boxenrückseite sitzt etwas vertieft eingelassen das Anschluss- und Bedienfeld.
Oben und unten gibt es Luftschlitze, etwas unterhalb der Mitte arbeitet der aktive Lüfter, der nach dem Einschalten der Aktivbox direkt seinen Betrieb aufnimmt. Der Netzbetrieb wird im Übrigen auf der Rückseite und auf der Vorderseite per Kontroll-Leuchte angezeigt. Vorne ist es eine in hellem Blau strahlende LED. Der Lüfter ist zwar nicht laut, jedoch ist sein Arbeitsgeräusch in ruhiger Umgebung auf jeden Fall hörbar.
Dynamische Mikrofone können über den XLR/6,3 mm Kombo-Eingang direkt angeschlossen werden. Liegt ein Mikrofonsignal an, wird der Line/Mic-Umschalter in die entsprechende Position geschoben, beim Anschluss von Line-Quellen wie CD-Player, Synthesizer oder Drum Machines sollte dieser Schalter natürlich in Position Line stehen. Der dazugehörige Regler stellt die Lautstärke für die Quelle ein, die an den Kombo-Eingang angeschlossen ist.
Die Signal/Limit-LED leuchtet grün, wenn ein eingehendes Audiosignal erkannt wird. Leuchtet sie rot, ist das Audiosignal zu hoch und wird dynamisch reduziert, um den Lautsprecher vor Schäden oder Verzerrungen zu schützen. Die XLR-Out-Buchse schleift das Eingangssignal beispielsweise zu einer weiteren Aktivbox durch.
Der Contour-Schalter aktiviert die Anhebung der niedrigen und hohen Frequenzen. Was bei produzierter Musik zu einer schmeichelhafteren Wiedergabe führen kann. Beim Einsatz der Box als PA-Beschallung oder im Monitoring empfehle ich, diese Schaltung nicht zu aktivieren. Sollte es nach dem Verkabeln des Systems im Betrieb zu störenden Brummgeräuschen kommen, könnte die Ground-Lift Funktion dienlich sein. Hier kann Brummschleifen, verursacht durch unterschiedliche Potenziale bei der Stromversorgung, entgegengewirkt werden.
Konservenmusik
Gerne nehme ich für Hörtests von produzierter Musik eine mittlerweile betagte CD. Sie stammt aus dem Fundus meiner CD-Reihe des Magazins Audio und enthält neben zahlreichen Testsignalen auch audiophile Musik-Leckerbissen. Es sind pure Digitalproduktionen mit voller Dynamik und Klangreinheit, also ohne beispielsweise Einsatz von EQs, Limitern oder Kompressoren.
„Come un Foxtrott“ des Gitarren-Duos Montes-Kircher mit seinen raschen Tempiwechseln gibt die Alto TX15 in feiner Dynamikabstufung wieder. Der homogene Hall der Kirche, in der diese Aufnahme entstand, entfaltet auch mit der Alto TX15 seine ausgezeichnete Akustik. Die Aufnahme „Ladykiller“, mit einem mächtigen Bösendorfer Imperial Flügel eingespielt, klingt an keiner Stelle stressig oder aufdringlich, so soll es sein. Und beim „Ave Maria“, vorgetragen von Sopranistin Irmgard Theenhaus und Herbert Voss an der Kirchenorgel, gibt die Alto TX15 ebenfalls alle Feinheiten der mit Kunstkopf-Technik aufgenommenen Produktion wieder.
Die zweite CD stammt von Southside Johnny und ist eine Live-Einspielung aus dem Chesterfield Café in Paris 1995. Hier sind Akustik-Passagen zu hören mit Bobby Bandiera (Gitarre) Rusty Cloud (Klavier) und David Hayes (Bass). Und natürlich die markante Stimme von Southside Johnny und seinem faszinierenden Mundharmonika-Spiel. Wenn man am Abend das Licht im Zimmer abdunkelt, könnte man fast meinen, die Band würde im eigenen Wohnzimmer spielen, sagte einmal ein Kritiker – und so ist es auch. Die CD ist prima produziert und die Alto TX15 gibt alle Feinheiten der überwiegend ruhigen Songs schnörkellos wieder. Beim Spiel der Akustikgitarre hört es sich verdächtig nach Piezo-Tonabnehmer an. Dieser Klang ist ja immer wieder Geschmackssache. Mir klingt die Gitarre schon fast etwas zu aufdringlich. Auffallend ist bei diesem Live-Mitschnitt auch die Gesangsstimme von Southside Johnny. Sie klingt eher warm und niemals schrill oder spitz, wie man es heute leider nur zu häufig bei „mutmaßlich modernen“ Produktionen zu hören bekommt. Bei allen Zuspielungen ist die Contour-Schaltung übrigens nicht aktiviert. Habe ich diese Klangformung eingeschaltet, wird mir der Bass doch etwas zu kräftig. Er klingt zwar konturiert und klar, aber für meinen Geschmack dann doch zu stark.
Singer Songwriter
Diese CD gehört zu meinen Standards beim Probehören. Hier sind es neben akustischen Instrumenten vor allem die Gesangsstimmen, mit denen die Wiedergabequalität der getesteten Lautsprecherboxen auf den Prüfstand gestellt werden können. Auch diese CD klingt sehr ausgewogen, mit natürlichen Stimmen. An keiner Stelle klingt es zu spitz oder gar schrill, das habe ich auch schon anders gehört.
Mit dynamischen Mikrofonen geht es nun ohne Mischpult direkt in die Alto TX15, Eingangsempfindlichkeit in diesem Fall auf Mic gestellt. Zwei Mikrofone kommen zum Einsatz. Mein Klassiker, das Shure SM58, und ein Mikrofon, das ich auch noch in einem weiteren Testbericht vorstellen werde: Heil Sound The Fin Black/Red. Hier gibt es nichts zu meckern, der Klang ist gut und auch die Lautstärke ist vollkommen ausreichend für beispielsweise Durchsagen bei Veranstaltungen oder Abnahmen von Akustikinstrumenten.
Als PA eingesetzt machen die Boxen (mir stehen für den Test zwei Exemplare zur Verfügung) eine gute Figur. Die Lautstärke dürfte bis zu mittelgroßen Veranstaltungen ausreichen. Legt man keinen Wert auf abgrundtiefes Gewitter in den Bässen, kommt man ohne zusätzlichen Subwoofer prima aus. Der Klang ist auch in diesem Testumfeld prima. Die Sprach- und Gesangverständlichkeit ist ebenfalls gut. Allerdings liegt es ja schließlich auch immer an den Einstellungen. Hier ist der EQ am Mixer linear eingestellt, lediglich Low Cut ist in den Mikrokanälen aktiviert.
USB Media Player
Eine ganz coole Sache ist der USB Media Player. Hier können Files mit den Formaten MP3, WAV und WMA von Sticks oder Laufwerken abgespielt werden. Das beleuchtete LC-Display gibt Informationen zum laufenden File. Die Bedienelemente sind logisch aufgebaut und lassen intuitiv und schnell mit dem Player umgehen. Ein eigener Lautstärkeregler ist für den Media Player vorgesehen. So können also auch die Signale am Input mit denen des Players gemischt werden.
Messungen
Messungen mit dem Phonic PAA und Rosa Rauschen zeigen die Frequenzverteilung in der Wiedergabe der Lautsprecherbox. Hier habe ich mich für das Bewertungsfilter dBC entschieden. „Das Dezibel-C-Filter ist praktisch über mehrere Oktaven als linear anzusehen und sollte für Messungen bei höheren Schalldrücken verwendet (lt. Sengpiel Audio)“.
Diese Kurve zeigt die Messung ohne aktivierte Contour-Schaltung. Hier ist schon recht gut zu erkennen, dass der 15-Zoller ordentlich Druck in den Bässen liefert, mit ausgeprägtem Peak bei 80 Hz.
Vergleichsmessung zwei zeigt die Darstellung mit aktivierter Contour-Schaltung. Hier ist zu erkennen, dass bei identischem Abstand des Messmikrofons der SPL auf 82,9 angestiegen ist. Das liegt nicht zuletzt an der kräftigeren Basswiedergabe. Erkennbar ist bei aktivierter Contour auch die leichte Zunahme bei 80 Hz und die noch kräftigere Zunahme bei 100 und 125 Hz. Auch die 500 Hz sind betonter sowie der Bereich der oberen Mitten und Höhen von 6,3 kHz und darüber.
Die Überlagerung beider Messkurven zeigt die aktivierte Contour-Schaltung mit dunklerer Darstellung im Hintergrund. Hier ist die besonders kräftige Betonung bei 40 und 50 Hz gut sichtbar.
was ich mich bei solchen boxen immer frage: kann man sich die auch ins wohnzimmer stellen? oder anders formuliert: können die auch schön? oder doch eher laut?
@dilux Nun ja. Natürlich kann man die grundsätzlich ins Wohnzimmer stellen. Es ist alles eine Frage der Optik. Aber Spaß beiseite. Es ist und bleibt eine eine PA-Box mit Kunststoffgehäuse und 15-Zoll Basslautsprecher. Der Klang ist auch leise richtig gut. Verglichen mit anderen PA-Lautsprechern. Aber mit einer HiFi-Box hat auch dieser Lautsprecher nicht viel gemeinsam.