Acht Preamps für die DAW
Der Audient ASP 880 bietet auf kompakten 1 HE acht analoge Class-A Preamps im 19-Zoll-Format. Er ist zunächst einmal ein grundsolides Gerät, was sowohl Optik als auch Haptik betrifft. Alle acht Preamp-Kanäle sind identisch aufgebaut. Jeder Kanal verfügt über Phantomspannung, PAD-Schaltung (-10 dB), Phasenumkehr, variablen Highpass von 25 Hz bis 250 Hz mit einer Steilheit von 12 dB/Oktave. Dazu kommt noch der Schalter für das Einschleifen eines analogen Prozessors hinter den Preamps und vor den AD-Wandlern. So kann man auch schon bei der Aufnahme dem Signal z.B. etwas analoge Kompression angedeihen lassen.
Kompakte Features des ASP880 Preamps
Eine kleine Besonderheit stellt der Impedanzwahlschalter dar. Dieser wechselt zwischen einer Eingangsimpedanz von 220, 1200 oder 2800 Ohm. Das Ergebnis ist je nach verwendetem Mikrofon subtil bis dramatisch und wirkt sich hauptsächlich auf die Lautstärke und Frequenzgang aus, mitunter aber auch auf das Impulsverhalten.
Die Drehregler aus gedrechseltem Aluminium sind für Gain und HPF verantwortlich. Sie vermitteln ein angenehmes Gefühl und bieten einen guten Laufwiderstand, denn sie sind nicht gerastert. Das exakte Wiederaufrufen von vorigen Einstellungen wird aber somit erschwert.
Auf diesem kleinen Raum konnte man keine vollständige LED-Kette mehr unterbringen, deswegen müssen zwei LEDs genügen. Eine grüne Signal-LED zeigt an, dass das Signal oberhalb von -28 dBu ist. Die rote Peak-LED schlägt bei einem Pegel von +16 dBu an. Dabei wird das Signal hinter dem Einschleifpunkt gemessen, damit man kontrollieren kann, ob das analoge Outboard-Equipment sich auch artig verhält.
Zu guter Letzt sind die beiden ersten Eingänge auch mit einer DI-Funktion versehen, so dass man passive Instrumente direkt an der Frontseite anschließen kann. Zum Einsatz kommt ein ganz normaler TL072, der durch seine Verschaltung auch ein wenig angenehme J-FET-Verzerrung ermöglicht.
Die Kanäle des Audient ASP880
Alle Kanäle des Audient ASP 880 bieten eine Verstärkung bis 60 dB an. Für extrem leise Mikrofone muss man den Gain also schon recht weit aufdrehen. Zum Glück ist der Signal-Rausch-Abstand der Preamps mit ca. 128 dB ordentlich dimensioniert. So konnte ich selbst bei Vollausschlag des Gain-Reglers einen Rauschteppich von gerade mal -108 dBFS messen.
Und obwohl die Kurven optisch sehr ähnlich sind, ist dieses Rauschen im Vergleich zu meinem Focusrite Saffire Pro40 lediglich halb so laut. Vor allen Dingen, da es im Bereich über 16 kHz langsam abfällt.
Digitales zum ASP880 Mikrofonvorverstärker
Im Inneren werkeln Burr-Brown-ADs, die mit einem Signal-Rausch-Abstand von 115 dB angegeben sind. Die digitalisierten Audiodaten werden dann wahlweise über ADAT und AES/EBU bzw. S/PDIF ausgegeben. Man kann also auch gleichzeitig über ADAT und AES/EBU aufnehmen. Die dafür nötige Kabelpeitsche ist leider nicht im Lieferumfang enthalten. Generell sind Sample-Raten bis zu 96 kHz möglich, bei einer Standardauflösung von 24 Bit. Da das Gerät SMUX-fähig ist, können, vorausgesetzt man schließt zwei Lichtleiter an, auch 8 Kanäle bei 96 kHz über ADAT übertragen werden.
Da der Audient ASP 880 über keinen ADAT- oder AES-Eingang zur Synchronisation verfügt, kann es über diese Schnittstellen auch nur als Master betrieben werden. In professionellen Umgebungen gibt es aber nicht selten eine alles bestimmende Master-Clock. Und so lässt sich der Audient ASP 880 über die Wordclock-BNC-Schnittstelle auch als Slave betreiben. Maximale Samplerate bleibt dabei 96 kHz. Ist der Audient ASP 880 das letzte Gerät in einer BNC-Kette, kann man den Anschluss per Druckschalter auf der Rückseite auch mit 75 Ohm terminieren.
Wie man sieht, also alles in allem ein recht komplettes Paket, das praxistauglich ausgerichtet ist. Wie schlägt es sich denn nun so im Recording-Alltag? Das Erste, was mir aufgefallen ist, sind leider unerfreuliche Knackser beim Betätigen der verschiednen Wahlschalter eines Kanals. Besonders laut war das fiese Boxenkillergeräusch beim De-/Aktivieren der Phantomspeisung. Diese Einstellungen sollte man also nicht bei voll aufgedrehtem Monitor vornehmen. Das missfällt Mensch und Maschine gleichermaßen.
Klang des Audient ASP880
Nun stellt sich die alles entscheidende Frage nach dem Klang. Ich habe hier zum direkten Vergleich ein Focusrite Saffire Pro40, das bereits 10 Jahre auf dem Buckel hat. Nun, auch der Audient ASP 880 wird schon seit fünf Jahren hergestellt, so dass sich beide Produktlinien überschnitten haben und ein Vergleich nicht so weit hergeholt ist. Wie oben erwähnt, ist schon mal der Rauschabstand ca. 6 bis 10 dB besser, je nach Frequenz, versteht sich.
Die Unterschiede in den Aufnahmen, hier eine Western-Gitarre an einem Sennheiser ME-64, sind zwar mehr als subtil, aber nicht überdeutlich. Das Klangbild klingt strukturierter und vor allem die Mittenfrequenzen kommen detaillierter durch. In den Höhen geht es zackiger zu und bildet so aber die Realität vor dem Mikrofon einfach besser ab. Das Gleiche gilt für den Bassbereich. Der Audient ASP 880 entwickelt hier nicht so viel Wumms wie das Pro40, das Ergebnis ist aber einfach ehrlicher und näher an der Realität dran.
Ich habe die variable Impedanz bei verschiedenen Mikrofonen ausprobiert. Kondensator, Dynamisch und Bändchen. Am meisten Wirkung zeigte sie naturgemäß bei Mikrofonen mit einer niedrigen Ausgangsimpedanz, also besonders dem Bändchen. Am deutlichsten war natürlich der Pegelunterschied der Aufnahmen, der zwischen LO und MED schon mal gute 10 dBFS betragen konnte. In Position HI wurden dann noch mal 3 dBFS draufgepackt. Aber auch in der Frequenzstruktur ändert sich etwas, denn hier verschiebt sich das Verhältnis der Mitten zu den Höhen beinahe unmerklich, aber doch gerade noch wahrnehmbar.