Universal Helfer für die Bühne
Mit dem DriveRack PA+ bringt dbx Professional Products den Nachfolger des umfassenden PA Multifunktionsgerätes auf den Markt, das bereits in vielen Sideracks von Beschallern und Live Bands für eine völlig neue Leistungsstufe bei der Betreibung von PA-Systemen sorgt. Das überarbeitete 19-Zoll DriveRack PA mit dem Zusatz „+“ vereinigt auf nur einer Höheneinheit zahlreiche Geräte, die eine optimale Verwaltung von Lautsprechersystemen bei PA-Anwendungen sicherstellen, so beschreibt es der Hersteller in seiner Kommunikation. Damit wird der kleine Zauberkasten zum einzigen Gerät, das zwischen Mischer und Endstufen benötigt wird. Neben kostspieligen Investitionen für Peripheriegeräte wird außerdem eine Menge Platz gespart, der so manches Siderack bis zum Anschlag füllt. Zusätzlicher Nebeneffekt. Was nicht vorhanden ist, braucht auch nicht getragen werden. Das freut nicht zuletzt die Roadies.
Features in der Übersicht
Die Aufzählung der im DriveRack PA+ eingebauten Features und Möglichkeiten liest sich wie das „who is who“ an klassischen Zusatzgeräten, die bei professioneller Beschallung nun mal zur Grundausstattung gehören.
- Stereo Feedback-Unterdrückung mit 12 Feedback Notch-Filtern
- doppelter grafischer 28-Band-EQ
- parametrischer Multiband-Stereo-EQ
- klassischer dbx Compressor
- Stereo-Ausgangslimiter
- 120A subharmonischer Synthesizer
- 2×3, 2×4, 2×5, 2×6 Crossover-Konfigurationen
- Alignment Delay
- Pink Noise-Generator
- Auto-EQ mit 28-Band RTA
Dazu kommen
- JBL Speaker- und Crown Power Amp-Tunings mit Setup Wizard
- 25 User-Programme und 25 Factory-Programme
Bevor ich zur Erläuterung der einzelnen Punkte komme, schauen wir uns zunächst die Vorder- und Rückseite des Gerätes an. Der Blick fällt in der Front direkt auf das zentrale multifunktionale „Data Wheel“. Damit kann bequem durch das Programm-Menü gescrollt werden, das im nebenstehenden beleuchteten LC Display angezeigt wird. Auch das Laden der Programme, Auswählen der Parameter und Editieren geht mit dem Drehrad leicht von der Hand. Ein Bedienfeld mit 15 Funktionstasten erlaubt direkten Zugriff auf alle Editier- und Navigierfunktionen des DriveRacks. Zwei unabhängige Eingangsanzeigen überwachen den Signalpegel hinter dem Eingangsmodul. Sechs unabhängige Output-Anzeigen, korrespondierend zu den sechs Ausgängen auf der Rückseite, überwachen die Signalstärke mit einem Messbereich von -30 bis +20 dBu.
Jeder Kanal kann per Schalter einzeln gemutet werden, eins der neuen Features im DriveRack PA+. An die symmetrische XLR-Buchse mit Phantomspeisung auf der Frontseite kann ein RTA-Mikrofon zum Ausmessen des Raumes angeschlossen werden, was leider nicht zum Lieferumfang gehört. Auf der Geräterückseite findet sich der Netzanschluss, zwei symmetrische XLR-Eingänge, sowie sechs ebenfalls symmetrische Ausgangsbuchsen. Sie sind jeweils paarweise (links und rechts) in drei Gruppen angeordnet und tragen die Bezeichnungen „High“, „Mid“ und „Low“. Die nächste Neuigkeit ist ebenfalls hinten zu finden: der USB-Anschluss. Damit können Updates oder Presets bequem aus dem Netz eingespielt werden. Erwähnenswert ist noch der +4/-10dBv- und der Ground Lift-Schalter. Weil professionelle Geräte ohnehin immer über die zentrale Stromversorgung im Rack mit Spannung versorgt und geschaltet werden, verzichtet der Hersteller bei diesem Gerät auf einen Netzschalter.
Beschreibung der einzelnen Funktionen
Feedback-Unterdrückung
Das DriveRack PA+ bietet ein zum Patent angemeldetes Feedback Elimination-Modul (AFS) mit steilwandigen Filterschaltungen. Damit ist es besser als mit jedem 1/3 Oktav-EQ-Regler möglich, auftretendes Feedback zu bekämpfen. Die extrem steilwandigen Notch-Filter entfernen dabei nur einen Bruchteil des Frequenzspektrums im Vergleich zu herkömmlichen EQs, die oftmals auch viel Signalleistung wegnehmen. Im Fixed Modus werden die Filter automatisch der Frequenz, die für das Feedback verantwortlich ist, zugeordnet und bleiben dort bis zum Löschen durch den Anwender. Im Live-Modus wird das Feedback während der Performance erkannt und entfernt. Sind alle Filter aufgebraucht, werden sie zyklisch ausgetauscht. Nützlich ist dieser Modus beispielsweise, wenn das Mikrofon in Bewegung ist und dadurch ständig neue Feedback-Frequenzen auftauchen. Nach einer vorwählbaren Zeitspanne werden die Filter automatisch entfernt. So wird das Klangmaterial ständig „on the fly“ optimiert. Presets für Sprache oder Musik erleichtern die Grundeinstellung.
Grafischer Equalizer
Der grafische 28-Band Equalizer liegt vor der Frequenzweiche. Er kann entweder als Dual Mono oder gekoppelter Equalizer betrieben werden. Die Frequenzen reichen von 31.5 Hz bis 16 kHz. Jedes Band kann bis zu 15 dB angehoben oder abgesenkt werden.
Parametrischer Equalizer
Zusätzlich zum grafischen EQ verfügt das DriveRack über einen parametrischen 2- oder 3-Band EQ, der hinter der Frequenzweiche seine Arbeit verrichtet. Sein Frequenzband reicht von 20 Hz bis 20 kHz und kann jeweils bis zu 12 dB angehoben oder abgesenkt werden. Verschiedene EQ-Charakteristiken sind vorwählbar, z.B. „Bell-All“, was eine glockenförmige Kurve darstellt.
Subharmonic Synthesizer
Dieses Modul optimiert Bass-Audiomaterial für den Einsatz in Profi-Anwendungen wie Nachtclubs, Dance DJ Mixing, Theater, Filmsound, Musikaufnahmen, Live Performance oder Rundfunk. Dem Audiomaterial werden synthetisierte Frequenzen hinzugefügt. Zu bedenken ist hierbei, dass sehr tiefe Frequenzen eine enorme Endstufenleistung erfordern. Auch können manche Boxen diese tiefen Frequenzen nicht reproduzieren, weswegen dbx hierbei die Verwendung von Subwoofern empfiehlt. Die Stärke der in die Tiefe reichenden Bässe, die hinzugemischt werden können, ist im Bereich von 24-36 Hz und 36-56 Hz regelbar.
Dbx-Kompressor/Limiter
Der klassische dbx-Kompressor (Stereo) lässt stark variierende Signalquellen wie Gesang und Gitarren kompakter klingen. Auch beim Schlagzeug werden zeitgemäße Sounds mit Kompressoren erreicht. Wer ordentlich Druck in seinem Audiomaterial haben möchte, ist hier bestens bedient. Das gilt auch für den Studiobereich. Die Limiter-Module sind den beiden Ausgangskanälen zugeordnet. Hier schützen sie Lautsprecher und Verstärker. Für beide Module, nämlich Compressor und Limiter, ist die von dbx bekannte „Over-Easy“-Funktion (Soft Knee) in zehn Stufen einstellbar.
Alignment Delay
Um Signalverzögerungen innerhalb der Lautsprecherboxen zu kompensieren, bietet das DriveRack PA+ ein Anpassungsdelay (Alignment Delay). Damit lassen sich auch Geschwindigkeitsunterschiede zwischen hohen und tiefen Frequenzen sehr gut kompensieren.
Crossover
Die regelbare Frequenzweiche unterteilt das Eingangssignal in mehrere Frequenzbänder (High/Mid/Low). Diese können nun, um die Verstärkerleistung effizienter zu nutzen, an unterschiedliche Endstufen geschickt werden. Außerdem ist es möglich, die angeschlossenen Lautsprecher in ihren optimalen Frequenzbereichen zu betreiben. Verschiedene Kombinationsmöglichkeiten erlauben den Betrieb vom einfachen Stereo-System mit separatem Subwoofer bis hin zu komplexen 3-Wege-Systemen.
Beachtenswert hierbei, dass viele unterschiedliche Filtertypen mit zahlreichen Flankensteilheiten ausgewählt werden können.
Wizards helfen bei der Einstellung
Der sichere Umgang mit dem DriveRack PA+ ist für Laien ohne Vorkenntnisse nicht auf Anhieb realisierbar. Deshalb bietet dbx verschiedene Wizards an, mit denen recht unkompliziert und schnell die PA-Anlage klanglich eingerichtet werden kann. Mit dem DriveRack PA Wizard wird der Benutzer in logischer Reihenfolge durch die einzelnen Konfigurationsschritte geführt. Unter der Bezeichnung „Erste Schritte“ sind übrigens in der deutschen Bedienungsanleitung mit vielen unterstützenden Grafiken sämtliche Einstellungen nachvollziehbar dargestellt.
Nachdem das System mit der passenden Auswahl von EQ, Lautsprechern, Subwoofern und Endstufen vorbereitet wurde und auch die Parameter für Limiter, Speaker Compensating EQ, Delay und Crossover-Typ eingestellt sind, geht’s an die Justierung des Equalizers. Auch hier bietet der Auto EQ Wizard gute Hilfestellung. Der Frequenzgang des Systems wird damit automatisch optimiert. Hierbei wird Rosa Rauschen über die Anlage geschickt und so lange der grafische EQ geregelt, bis die RTA (Real Time Analysis) mit einem gewählten Frequenzgang übereinstimmt. Für diesen Vorgang ist ein spezielles Messmikrofon erforderlich, welches leider nicht zum Lieferumfang gehört. Selbst das exklusive AFS (Advanced Feedback Suppression) Modul zum Unterdrücken störender Feedbacks kann mittels AFS Wizard einfach und schnell eingestellt werden. Presets helfen dabei, die passende Auswahl für den gewünschten Einsatzzweck der Anlage zu treffen.
Voreinstellungen
Am schnellsten lässt sich mit dem DriveRack arbeiten, wenn die im Gerät vorhandenen Werksprogramme genutzt werden. 25 Factory-Presets beinhalten sorgfältig entwickelte Routing-Konfigurationen, die zahlreiche Beschallungs- und Festinstallationsanwendungen abdecken. Die Werksprogramme sind außerdem ein guter Ausgangspunkt zum Erarbeiten individueller Einstellungen. Nach dem Editieren können sie leicht auf einem der 25 User Speicherplätze abgelegt werden. Für viele Lautsprecher oder Subwoofer aus dem Hause JBL, EAW, Yamaha, Mackie oder Cerwin-Vega sind bereits voreingestellte Parameter abrufbar. Besitzer von Crown Endstufen können sich ebenfalls freuen. Auch hierfür sind die optimalen Einstellungen bereits abgespeichert.
Neben der englischen und deutschen Bedienungsanleitung wird ein anschaulich illustrierter englischer Quick Start Guide zum Einrichten eines Zweiwegsystems mitgeliefert. Geht man die dargestellten 40 Schritte der Reihe nach durch, kann überhaupt nichts schief gehen, und man wird schnell vertraut mit den zahlreichen Einstellungen des DriveRacks.