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Test: Dean Guitars Exile Select, E-Gitarre

Kompromisslose Shred-Maschine!

19. Mai 2020
Dean Guitars Exile Select

Dean Guitars Exile Select

Viel Fantasie braucht man nicht, um die Stammeszugehörigkeit der Dean Guitars Exile Select schon gleich auf den ersten Blick zu bestimmen. Zackiges Design, zwei aktive Humbucker, ein Floyd Rose Vibrato – hier geht es um puren Metal, nicht mehr und nicht weniger. Oder geht da vielleicht doch noch mehr? Mal schauen, was diese brandneue Super-Strat aus dem Hause Dean im Detail zu bieten hat.

Dean Guitars Exile Select

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Dean Guitars Exile Select – Facts & Features

Auch wenn das Wort „Super-Strat“ mittlerweile ganz schön abgenutzt erscheinen mag, die Dean Guitars Exile Select ist einfach ein typischer Vertreter dieses Typs E-Gitarre. Der schlanke Korpus mit den beiden weit ausgesägten Cutaways, obwohl schlank in diesem Fall nicht automatisch ein relativ hohes Gewicht ausschließt, besteht aus zwei Teilen Erle. Die aufgeleimte Decke aus Pappel ist kräftig gemasert und erzeugt eine Optik, die zum einen in der Metal-Szene nach wie vor schwer angesagt ist und zum anderen auch von vielen weiteren Herstellern des Genres sehr gerne verwendet wird. Umrandet wird die Vorderseite von einem weißen Binding, die Rückseite hingegen gibt den Blick auf das pure Holz frei.

Dort hinten darf natürlich die berühmte „Bierbauchfräsung“ nicht fehlen, die das Instrument angenehm an den Körper anschmiegt, versenkte Deckel für das Vibratofach sowie für das der Elektronik sorgen zusätzlich für einen möglichst reibungslosen Kontakt. Lediglich das Batteriefach für die Versorgung der beiden EMG-Pickups steht etwas hervor, doch diese Öffnung befindet sich ganz unten am Korpus, sodass sie in der Praxis nicht weiter stört. Für einen geschmeidigen Übergang zwischen Korpus und dem Hals wurde diese wichtige Nahtstelle sehr ergonomisch ausgeführt, was zusammen mit dem unteren Cutaway für eine erstklassige Erreichbarkeit der oberen Lagen des Halses sorgt.

Dean Guitars Exile Select back

Die Dean Guitars Exile Select von hinten betrachtet

Maple Neck mit Ebenholzgriffbrett und Block-Inlays

Im Korpus verankert bzw. verschraubt wurde ein dreiteiliger Maple-Neck, der mit einem Ebenholzgriffbrett verleimt wurde, das fette Inlays aus Perlmutt trägt. Die 24 Jumbo-Bünde wurden sauber eingesetzt, sorgfältig an den Kanten abgerichtet und auf ihren Oberflächen ebenso gut poliert. Überraschend kräftig zeigt sich das „Slim-D“ Halsprofil, hier hätte ich mir ehrlich gesagt ein schlankeres vorgestellt, so wie man es von dieser Art „Sportgerät“ ja in aller Regel kennt. Es gibt also genügend „Fleisch“ zum Greifen und je mehr Material zur Verfügung steht, umso fetter klingt ja auch in aller Regel eine Gitarre. Und genau so ist es in diesem Fall, aber dazu kommen wir später im Praxisteil noch. Sehr modern ist jedoch der Radius des Griffbretts mit seinen 16″ (406 mm) ausgefallen. Da die Bohrung des Klemmsattels das Holz an der besonders empfindlichen Stelle zwischen dem Halsende und der Kopfplatte schwächt, hat man kurzerhand etwas mehr Material übrig gelassen. Sicher ist sicher, drauf trampeln sollte man aber trotzdem besser nicht.

Das cremefarbene Binding der Decke setzt sich an den Rändern des Halses bis hinauf zur Kopfplatte fort. Die Kopfplatte ist in ihrem Design identisch mit dem des Korpus, der Fachmann spricht hier von einem „Matched Headstock“. Dort finden wir neben dem Dean-Logo noch die Abdeckplatte für den Zugang zum Halsstab sowie die Mechaniken, die aus dem Hause Grover stammen. Es sind Typen ohne Klemmmechanismus – wäre bei einem Floyd Rose Vibrato auch etwas über das Ziel hinaus geschossen. Sie sind ein Teil der Hardware, die wir uns jetzt genauer betrachten.

Dean Guitars Exile Select – Hardware

An den Mechaniken hat man also nicht gespart, wohl aber am Vibratosystem. Verbaut wurde ein koreanisches Floyd Rose 1000 System, das mit seiner gebürsteten Oberfläche zwar zweifellos schick aussieht und zum Design der Dean Guitars Exile Select wunderbar passt , sich in der Praxis aber, wie mehr oder weniger zu erwarten war, nicht ganz stimmstabil zeigt. Wer es trotzdem drauf ankommen lassen möchte, der kann den Hebel in alle Richtungen ziehen, denn eine tiefe Fräsung in der Decke unterhalb des Vibratoblocks ermöglich auch Up-Bendings der härtesten Sorte. Bis zu einem Ganzton sind hier möglich, sicher würde noch mehr gehen, dazu müsste aber das System besser eingestellt sein. Bei unserem Testinstrument neigte sich der Block leider etwas zu weit nach hinten (Vibratofedern etwas zu straff angezogen), sodass hier wohl noch ein paar Reserven übrig bleiben sollten.

Über das Problem mit dem geschraubten Vibratohebel habe ich mich ja schon oft genug ausgelassen, auch hier treffen wir wieder drauf: Entweder ist der Hebel bei angezogener Hutmutter so fest, dass er nach dem Benutzen nicht von selbst wieder verschwindet oder aber ein Klappern bzw. Wackeln tritt auf, wenn die Mutter nur leicht angezogen wird. Etwas dazwischen gibt es auch hier mal wieder nicht.

Dean Guitars Exile Select E-Gitarre Floyd Rose

Floyd Rose 1000 Vibratosystem mit den bekannten Schwächen

Die Elektrik – EMG-Pickups mit gewohnt hoher Power

Direkt in die Decke eingesetzt wurden zwei EMG-Humbucker mit gebürsteten Metallkappen. Am Hals sitzt ein EMG 66 TW, während am Vibratoblock das Modell 57 TW für den nötigen Dampf sorgt. Es sind aktive Pickups, die ihre Stromversorgung über das auf der Rückseite sitzende Batteriefach beziehen, ich erwähnte es bereits. Der dort untergebrachte 9-Volt-Block sitzt in einem Schlitten und kann innerhalb von Sekunden gewechselt werden, etwas fummelig ist das Öffnen des Fachs allerdings schon geraten. Doch zurück zu den Pickups, die nicht nur die erwartet hohe Ausgangsleistung mitbringen, sondern auch über eine Coil-Splitting-Funktion verfügen. Aktiviert wird diese für den Front-Pickup durch Anheben des Volume-Potis, das Tone-Poti wiederum ermöglicht es, den 57 TW am Steg in den Singlecoil-Modus zu versetzen.

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Die beiden Regler bieten eine solide Qualität, der Dreiwegeschalter allerdings wirkt etwas fragil und wackelt schon jetzt im Neuzustand deutlich in seinem Sitz. Doch nicht nur das: Er wurde zudem so nah an den Reglern eingesetzt, dass es speziell bei aktiviertem Front-Pickup zwischen ihm und dem Volume-Regler schon recht beengt zugeht und man somit auch immer etwas den Schalter berührt, obwohl man vielleicht nur eben mal die Lautstärke etwas absenken wollte.

Dean Guitars Exile Select EMG Pickups

Dean Guitars Exile Select – EMG Pickups 57/66 TW Set an Bord

Dean Guitars Exile Select – in der Praxis!

Akustischer Grundsound/Handling

Bereits im unverstärkten Zustand bietet die Exile Select einen überraschend resonanten und geradezu bissigen Grundsound mit reichlich Obertönen, einer guten Dynamik und einem drückenden Mitten/Höhenspektrum. Nicht ganz so prall zeigt sich dagegen das Sustain, aber bei dem angepeilten Einsatzbereich, zusammen mit einem High-Gain-Amp, kann man mit diesem Kompromiss durchaus leben. Die Bespielbarkeit ist trotz des kräftigen Halsprofils sehr angenehm, der flache Radius des Griffbretts bietet zusammen mit der nur satinierten Halsrückseite ideale Voraussetzungen für moderne Spieltechniken: Kein Bending stirbt ab, Sweepings, Legatos und Arpeggien laufen quasi wie am Schnürchen ab. Hinzu kommt das gute Setting ab Werk, die Saitenlage unseres Testinstruments ist angenehm flach und dennoch frei von Schnarren oder Scheppern, obwohl, wie bereits erwähnt, der Vibratoblock nicht ganz sauber eingestellt wurde. Vibrato ist ein gutes Stichwort, denn in diesem Punkt fährt die Dean Guitars Exile Select einen deutlichen Minuspunkt ein. Die Verstimmungen sind zwar nicht besonders groß und dürften beim Powerchord-Geschrammel vermutlich nicht besonders auffallen, beim Spielen von mehrstimmigen Akkorden und Voicings jedoch schon.

Elektrischer Sound

Der bissige und frische Grundsound der Konstruktion wird von den beiden EMGs mühelos an den angeschlossenen Verstärker geliefert und mit einer überragenden Brillanz und einem sauber definierten Ton selbst bei höchster Verzerrung abgeliefert. Durch die Singlecoil-Schaltung erhält man zudem weitere Optionen an die Hand und aufgrund der Tatsache, dass das Signal auch bei zurückgenommener Lautstärke des Volume-Potis keinerlei Einbußen in puncto Dynamik und Frequenzverlauf hinnehmen muss, ergeben sich eine Flut von Sounds, die weit über den Bereich des Metals hinausgehen. Durch die hohe Ausgangsleistung der aktiven Schaltung ist es sehr einfach, den Amp in die Zerrung zu treiben. Ganz so einfach ist es jedoch nicht, den EMGs saubere Cleansounds zu entlocken, aber wer kauft sich schon eine solche Gitarre, um damit unverzerrt zu spielen? Hier gibt es voll auf die Zwölf – und das in vielen Facetten!

Dean Guitars Exile Select E-Gitarre

Dean Guitars Exile Select – Klangbeispiele

Für die Klangbeispiele habe ich die Exile Select in meinen Orange Micro Dark mit angeschlossener 1×12″ Celestion Vintage 30 Box eingeklinkt. Als Mikrofon diente ein AKG C3000, aufgenommen wurden die Tracks in Logic Audio ohne weitere Effekte.

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Fazit

Wenn das Wörtchen wenn nicht wäre … Ja, wenn das Vibratosystem nun noch zuverlässig die Stimmung halten würde, dann würde ich nicht zögern, der Dean Guitars Exile Select ein sehr gutes Ergebnis nach dem ausgiebigen Test zu bescheinigen. So aber bleiben ein fader Beigeschmack und nur eine gute Bewertung übrig. Schade eigentlich, denn in Sachen Verarbeitung, Klang und mit ihrer guten Bespielbarkeit wäre die Exile Select eigentlich die perfekte Metal-Gitarre. Aber auf die charakteristischen Dive-Bombs kann der Metaller nun mal schwer verzichten!

Plus

  • gute Verarbeitung
  • gute Bespielbarkeit
  • druckvoller und resonanter Klang
  • EMG-Pickups
  • flexible Schaltung
  • stilgerechte Optik

Minus

  • Vibrato nicht stimmstabil
  • Position Dreiwegeschalter

Preis

  • 1129,- Euro
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Klangbeispiele
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