ANZEIGE
ANZEIGE

Test: Electro Harmonix Ripped Speaker, Fuzz-Pedal für E-Gitarre

Ripped Speakers in a box!

23. Mai 2021

Electro Harmonix Speaker Fuzz Pedal

Es knarzt, knistert, kracht ein und übrig bleibt nur ein fieser Frequenz-Drop, Dröhnen – und ein seltsam unwiderstehlicher Sound, dem nicht wenige durchaus nachjagen. Wer mal einen Low-Watt Amp an seine Grenzen gebracht hat und dabei so richtig mit Neck-Pickup die Tiefen anfährt, weiß, wie das ist, wenn’s plötzlich knackt und knistert. Das kann durchaus Charme haben, perfekt im Stoner-, Blues- und Psychedelic-Rock-Kontext funktionieren – und wurde bislang noch nicht so wirklich in Stompbox-Format untergebracht. Bis Electro Harmonix mal wieder auf die Idee kamen, ein Stück Kontext zu nehmen und es in Pedalformat unterzubringen. Das Ripped Speaker ist also ein Fuzz-Pedal der besonderen Art, der seinen Sound aus einer Geschichte von Unfällen, Missverständnissen und exzentrischen Entscheidungen bezieht.

ANZEIGE

Electro Harmonix Ripped Speaker – Fuzz & Distortion Pedal

Hierzulande ist Ike Turner nicht allzu vielen Leuten ein Begriff. Völlig bescheuert eigentlich, wenn man bedenkt, was der Mann für den Rock’n’Roll getan hat und wie weit er seiner Zeit bereits in den 50ern voraus war. Was hat Ike Turner mit dem Ripped Speaker zu tun? Ein kleiner Unfall während einer Tournee hatte weitreichende Folgen für die Soundwelt: Ikes Verstärker knallte beim Ausladen auf den Beton, der Speaker war durchlöchert, der Sound dahin. Das wusste aber niemand, und als Ike mit dem kaputten Verstärker dann auf der Bühne stand, konnte der Pionier dem eigenartigen, angeknacksten Sound einiges abgewinnen. Das kaputte Gerät kam im Anschluss bei Aufnahmen zum Einsatz.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Das Spannende hierbei ist die typische EHX-Formel – geschlossene, nicht übermäßig komplexe und sinnig gestaltete Pedale. Der Ripped Speaker ist nicht irgendein Fuzz, sondern besetzt eine ganz besondere Lo-Fi-Nische. Gehen wir mal zu den grundlegenden Eigenschaften des Pedals. Selbstverständlich in Mono, (leider) kein Expression-Anschluss, zwei 6,3 mm Klinken und Abmessungen von 70 x 114 x 53 mm – schont also das Pedalboard. Das EHX Ripped Speaker Fuzz kann mit interner Batterie betrieben werden, nicht nur mit dem (nicht im Lieferumfang enthaltenem) Netzteil. Vier angebrachte Gummifüße sorgen für einen nötigen Grip, wenn es mal ein bisschen chaotischer zugeht und darüber hinaus besitzt das Pedal nur einen Fußschalter für Bypass oder Aktivierung. Übersichtliche Nummer also – kommen wir zu den Reglern, weil da wird’s interessant.

  • Fuzz: Bestimmt die Lautstärke, mit der das Eingangssignal in den Fuzz-Schaltkreis gelangt. Will heißen: entweder leicht angeknackster, bluesiger Sound auf niedrigen Einstellungen oder saturierter, fetter Fuzz-Sound, wenn aufgedreht.
  • RIP: Das ist der Vorspannungsregler, wenn man so will. Er simuliert den Grad der Übersteuerung an der Ober- oder Unterseite der Signalwelle. Wer es nicht komprimiert und zerrig haben will, lässt den RIP-Regler auf der Mittelstelle. Je nach Richtung, von der ihr dort reindreht, kann der Sound gedämpft und gekappt werden. In Kombination mit dem Fuzz-Regler entstehen interessante, mächtige Klangtexturen.
  • Tone: Der Tilt-Shift-EQ des Pedals, der es erlaubt, die Klangfarbe und den Charakter des Fuzz noch mal genauer einzustellen. Neutrales EQ in der Mittelposition und wie gewohnt bedeutet ein Aufdrehen Richtung Uhrzeigersinn einen helleren, kratzigeren Sound mit aufgeräumten Tiefenfrequenzen, während ihr gegen den Uhrzeigersinn die Bässe in den Vordergrund drängt.
  • Volume: Hier wird die Ausgangslautstärke des Pedals eingestellt.

Test: Electro Harmonix Ripped Speaker, Fuzz-Pedal für E-Gitarre

Damit sind die grundlegenden Spezifikationen des Pedals abgedeckt. Worauf es jetzt ankommt, ist der Sound. Wie charakteristisch ist der Ripped Speaker in der Praxis?

EHX Ripped Speaker – Fuzz & Lo-Fi Verzerrerpedal

Der Revv G20 und die Two Notes Torpedo Cab Sims helfen uns aus, ein klares Bild von der Klangpraxis zu bekommen. Der Lunchbox-Amp ist sehr gut darin, Pedale anzunehmen und schafft es daher, ein repräsentatives Klangbild zu schaffen.

ANZEIGE

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Ich mach’s kurz – für den Preis handelt es sich um einen der vielseitigsten Fuzz, die ich kenne. Ich hatte meine Zweifel, ob vor allem der saturierte Sound des Ripped Speaker vollends aufgeht und gut funktioniert und die Kiste nicht eventuell ein One-Trick-Pony sein könnte. Mitnichten. Der EHX Ripped Speaker bedient eine breite Palette von Fuzz-Sounds, nahezu jeder ist brauchbar. Das Tone-Poti, das die Klangfarbe einstellt und einen richtig schönen Muff rausholen kann, ist eine Sache, aber das Zusammenspiel zwischen dem Rip- und Fuzz-Regler bringt das Gerät so richtig schön zum Brutzeln. Es macht ungemein Spaß, die Wellenformen zu übersteuern, zu dämpfen und zu kappen, während man gleichzeitig das Fuzz-Signal volle Granate aufreißt – saftiges Ding!

Zunächst lassen wir den Fuzz nur auf neun Uhr und arbeiten vorwiegend mit dem Rip-Regler, simulieren eine absolut brachliegende Kiste, die für Lo-Fi-Blues wie gemacht ist.

Und jetzt das Fuzz-Signal mit neutraler RIP-Position – rauskommt ein schöner, saturierter Germanium-Sound, warm, nicht zu sehr nach synthetischem Sägezahn klingend, sondern doch eher warm im Klangbild – ganz klares Fuzz-Face-Feeling vom Charakter, den wir gerade jetzt im Test hatten.

Dark Tone – das will heißen: Wir kappen die höheren Frequenzen komplett und simulieren eine strikt dunkle Klangwolke, die nicht zu sehr zerfasert, als dass man mit ihr nichts mehr rhythmisch akzentuieren könnte.

Und nun zum Zusammenspiel von RIP und Fuzz – wir knacksen an, „beschädigen“ den Lautsprecher, fahren aber ein über weite Teile saturiertes Fuzz-Signal dagegen. Ich komme nicht drum herum, hier „Melvins-in-a-box“ zu denken. Sludge, Doom, Stoner und Grunge-Gitarristen bekommen hier für einen 100er die gesamte Fuzz-Palette präsentiert, die man braucht, um sich durch eine krachende, polternde Setlist zu kämpfen.

ANZEIGE
Fazit

Eine der coolsten neuesten Erscheinungen von EHX der letzten Zeit: Für einen fast glatten Preis bekommt man hier einen Gated-, Saturated- und Lo-Fi-Fuzz geliefert, was einfach nicht aufhört, Spaß zu machen. Wer den Dark Blues sucht, Doom, Grunge oder Sludge spielt und es mit der Spielgenauigkeit nicht allzu ernst nimmt, einen richtig kaputten Fuzz-Sound sucht, der auch gerade stehen kann aber keine 400 Ocken für das letzte Boutique-Fuzz raushauen will – der EHX Ripped Speaker hilft euch aus.

Plus

  • sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
  • Gated-Fuzz erstklassig
  • saturierter Sound stark
  • Lo-Fi-Sounds brauchbar

Preis

  • 108,- Euro
ANZEIGE
Klangbeispiele
Forum

Es sind momentan noch keine Kommentare für diesen Artikel vorhanden.

Kommentar erstellen

Die AMAZONA.de-Kommentarfunktion ist Ihr Forum, um sich persönlich zu den Inhalten der Artikel auszutauschen. Sich daraus ergebende Diskussionen sollten höflich und sachlich geführt werden. Politische Inhalte und Statements werden durch die Redaktion gelöscht.

Haben Sie eigene Erfahrungen mit einem Produkt gemacht, stellen Sie diese bitte über die Funktion Leser-Story erstellen ein. Für persönliche Nachrichten verwenden Sie bitte die Nachrichtenfunktion im Profil.

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
X
ANZEIGE X