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Test: Elektron Digitone Keys FM-Synthesizer Keyboard

Mehr als nur "+KEYS"?

30. Oktober 2019

Elektron Digitone Keys – mehr als nur ein Plus an Tasten

Auf den mit Spannung erwarteten und bereits in einem empfehlenswerten Testbericht von Autor Mike Hegemann belichteten Elektron Digitone folgt nun die Keys-Variante. Ein ganz normaler Digitone, nur mit einem zusätzlichen Keybed? Nein. Außerhalb des Keyboards bringt der etwas atypisch aussehende achtstimmige FM-Synthesizer noch weitere Schmankerl auf den Tisch: So befinden sich beispielsweise Multioutputs in Stereo für alle vier Timbres auf der Rückseite des Digitone Keys. Dazu gibt es acht zusätzliche Performance-Encoder, die neben den vorgefertigten Routings auch komplett frei zuweisbar sind. Das Keyboard ist halbgewichtet, splitbar und verfügt über Aftertouch. Dieser lässt sich, genau wie das Mod-Wheel, fünf verschiedenen Modulatoren gleichzeitig zuweisen, wodurch tiefgreifendere und spannendere Modulationen während der Performance möglich werden als zuvor.

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Äußerlichkeiten am Elektron Digitone Keys

Der Elektron Digitone Keys erinnert bei Auspacken unmittelbar an die gute alte Monomachine Keys. Das Layout sieht zwar „fancy“ aus und spart eine Menge Platz, was die Tiefe des Gerätes anbelangt, ist aber ergonomisch, was die Bedienung angeht, zunächst eher fragwürdig. Links befindet sich der komplette Synthesizer, sozusagen als eine einzige „left hand control“, rechts ist das Keybed mitsamt der (diese reißen was die Benutzerfreundlichkeit anbelangt wieder einiges heraus) acht zusätzlichen Performance-Encoder.

Außerdem: Über dem Keybed auf der linken Seite befinden sich fünf neue Schnellverknüpfungen als Drucktaster realisiert, mit diesen lässt sich schnell auf die Steuerungsmenüs zugreifen. So gelangt man hier in die Portamento-Einstellungen, das Arpeggio-Menü, das Keyboard-Split-Setup, den Einstellungen für externe, dem Gerät zugeführte Signale und dem sogenannten Chord-Modus, mit dem sich im Vorhinein festgelegte Akkorde mit einem Tastendruck erzeugen lassen.

Rein optisch fehlen dem Desktop Digitone einfach nur die Keys und die Controller-Sektion

Das Gehäuse ist im Vergleich zum „Vorfahren“ Monomachine angewinkelt, wodurch sich die Bedienbarkeit, steht es auf dem Tisch, deutlich verbessert. Dennoch: Das Layout steht dem Spaß etwas im Wege, ergonomisch sinnvoller wäre es gewesen, sämtliche Bedienelemente klassisch mittig oberhalb des Keybeds anzubringen. Doch das ist nicht alles: Das Metallgehäuse im Elektron Stil mach zwar einen robusten Eindruck, im Falle meines Testgerätes scheint es allerdings nicht sauber gefertigt worden zu sein – das Gerät steht nicht sauber auf dem Tisch, sondern kippelt sehr stark auf seinen Gummifüßen – hier konnte ich mir nur noch mit dem klassischen Bierdeckeltrick helfen.

Auch der altbekannte Klang bei Bedienung à la „alte Computertastatur“, der an den kleineren Geräten der Produktfamilie vielleicht eher Spaß und Nostalgie bringt, muss hier gerügt werden. Da das Gehäuse über ziemlich lange und zusammenhängende Metallteile verfügt, resonieren diese bei beherztem Tastendruck mit und schwingen über einen nicht überhörbaren Zeitraum nach. Viel mehr als ein bisschen Schaumstoff oder Moosgummi in den Gehäuseecken hätte es wahrscheinlich nicht gebraucht, um das haptische Feedback des Elektron Digitone Keys etwas ansprechender zu gestalten. Ansonsten macht der kleine FM-Synthesizer Elektron-typisch einen robusten Eindruck, bringt aber mit seinen gesunden 6 kg auch um einiges mehr auf die Waage, als man es erwarten würde. Noch einmal: Mitnehmen – und in den Rucksack stecken – könnte man es ebenfalls besser, wären die Bedienelemente oberhalb des Keyboards angebracht worden. So wie es ist, ist das Gerät gute 87 cm breit – und nur 18 cm tief.

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Speicherbarkeit und weitere Usability Features am Elektron Digitone Keys

Für mich als Langzeit-Elektron-Nutzer und -Tester beinahe nicht zu glauben: Es existiert tatsächlich eine funktionierende Overbridge-BETA für Digitone und Digitone Keys! Glaubt man das? Hiermit lässt sich, neben den obligatorischen Funktionen, sogar Audio in Einzelspuren über die USB-Buchse abgreifen.

Zur generellen Speicherbarkeit: Auf dem Gerät finden 128 verschiedene Projekte sowie 8 mal 256 verschiedene Klangeinstellungen in Bänken Platz. Ein Projekt kann ganze 128 Patterns beinhalten – und somit über die Parameter Locks beinahe unendlich viele verschiedene Klänge. Elektrons großartig aufgeteilter Browser lässt auch das Suchen nach Kategorien wie „Bass“, „Lead“ oder „Drum“ zu. In das RAM des Gerätes lassen sich zusätzlich noch einmal 128 verschiedene Einstellungen laden, von denen man fortan per Knopfdruck schnell über die sogenannten Soundlocks Gebrauch machen kann.

Zudem: Neben den vier internen Sequencer-Spuren, die hart auf die vier FM-Synthstimmen geroutet sind, bietet sich zudem noch die Möglichkeit, mit vier weiteren dafür vorgesehenen Sequencer-Spuren externes Gerät zu kontrollieren.

Die Rückseite des Elektron Digitone Keys

Wie bereits eingangs erwähnt, findet sich hier einiges, was Spaß macht: Am wichtigsten natürlich die viermal zwei Stereo-Klinken-Multiausgänge. Hier lässt sich tatsächlich jede Einzelspur mitsamt allen Effekten in Stereo in die DAW bringen – nicht nur in Mono, wie es bislang bei Analog Keys MkII und Co üblich war.

Ansonsten findet sich natürlich der ebenfalls in 2x 6,3mm Stereoklinke ausgeführte Main-Ausgang sowie auch zwei einzelne, zusätzliche Audioeingänge in gleicher Form und Machart. Eine große Stereoklinke kommt für den zusätzlich aufgebrachten Kopfhörerausgang zum Einsatz. Was die Beschickung mit Steuersignalen anbelangt, bietet Elektron hierfür sowohl digitale als auch auf Steuerspannung basierende Optionen: Hier wären einerseits die zwei CV-Inputs zu erwähnen, die zwar als Expression/Sustain-Buchsen tituliert wurden, jedoch ebenfalls auch komplett frei rout- und einstellbar sind, andererseits natürlich das volle MIDI mit In, Out und Thru, das ebenfalls Geber von zwei verschiedenen DIN-Sync Informationen über Out und Thru gleichzeitig sein kann. Auch die USB-Buchse verfügt wie gewohnt über volle MIDI-Data- und -Sync-Kapazitäten, auch die Updates gehen über diese vonstatten.

Bedienung und Workflow am Elektron Digitone Keys

Als wichtigste Merkmale der Elektron Produktfamilie sind wohl Sequencer und Parameter Locks zu nennen. Beim Digitone gibt es nun aber auch sogenannte Soundlocks, mit diesen lassen sich auch im Vorhinein in das Projekt-RAM geladene Presets-pro-step aktivieren, praktisch unter anderem zum schnellen Erstellen von einer Schlagzeugspur. Für diese wie für andere Anwendungszwecke ebenfalls genial: Als Neuerung findet man im Digitone jetzt Step-Probability, hier als „Conditions“ betitelt. Hier lässt sich pro Step die Wahrscheinlichkeit in Prozent oder Notenwerten einstellen, wie häufig dieser getriggert wird. Ein guter erster Schritt in Richtung generative Patterns, ich bin gespannt, was hier noch folgen wird! Genial wäre es, könnte man auch für sämtliche anderen lockbaren Parameter Wahrscheinlichkeitsfenster definieren.

Der Rest bleibt beim alten und bietet das gewohnte großartige Elektron-Bedienerlebnis. Hat man schon einmal zuvor mit einem Gerät der Marke gearbeitet, egal ob aus dieser oder irgendeiner anderen Generation, findet man sich auf Anhieb zurecht. Per Druck auf die hier in Blau gehaltene Second-Taste lassen sich die üblichen Second Funktionen aufrufen – im Vergleich zu meinem letzten Berührungspunkt, dem Analog Four Mkii, lassen sich hier nun gänzlich verschiedene Taktmaße und Step-Längen pro Spur auswählen, die nicht mehr, wie beim A4, nach durchlaufen des jeweilig längsten Step-Patterns neugestartet werden, sondern frei durchlaufen. Die Performance-Encoder lassen sich im Handumdrehen per Druck auf die „User Config“ Taste mit eigenen Funktionen belegen – die acht Encoder am Digitone an sich bieten wie gewohnt die Funktionen, die gerade auf dem Display aufgerufen sind. Mit diesen lässt sich der FM-Synth im absoluten Handumdrehen programmieren und patchen – FM und easy? Kannte ich bisher noch nicht, die Kombination – jedenfalls nicht „out of the box“. Großartig. Auch die für Elektron-typischen Symbole für die unterschiedlichen Klangregelungen tragen zu einer intuitiveren Performance bei, diese brennen sich regelrecht ins Gehirn ein – sodass fortan ein scheeler Blick aufs Display genügt, um zu wissen, was genau man gerade macht. Ebenfalls natürlich am Digitone wie an allen anderen Geräten der Marke Gold wert: Reload Pattern.

Befindet man sich gerade in der Performance und möchte beispielsweise einen Break jammen, unter Zuhilfenahme von Effektierungen und Veränderungen im Pattern, genügt es, das Pattern während des aktiven Transports neu zu laden, um wieder zurück zur Ausgangssituation zu gelangen und somit einen knackigen „Drop“ herbeizuführen. Alles geht unfassbar schnell. Hat man beispielsweise drei belegte Spuren und eine freie zur Improvisation auf dem Keyboard, möchte diese aber ebenfalls mit einer Sequenz „fixen“, genügt ein Klick auf „Record“ und man kann entweder aufnehmen, das Arpeggio zur Hilfe nehmen oder eine Sequenz festlegen. Möchte man mit dem Sequencer arbeiten, kann man die jeweilige Note auf dem Keyboard drücken und gleichzeitig den jeweiligen Step am Synth, auf dem diese erklingen soll – so kann man sich sogar vor der Festlegung der einzelnen Notenwerte drücken. Das geht zack-zack.

Klang und Nutzbarkeit des Elektron Digitone Keys

Ich hatte es bereits angeschnitten – FM und einfache Bedienbarkeit verstanden sich bisher in Hardware-Geräten überhaupt nicht. Hier setzt der Elektron Digitone Keys einen klaren Schlussstrich. Abletons Operator oder Bitwigs FM-4 sind weder schwieriger, noch einfacher zu programmieren als der Digitone. Mit einem DX7 hätte man hier mehr als nur das Nachsehen. Dazu kommt, dass der Elektron Keys für mich, meine Ohren und mein Verständnis mit großem Abstand das sonisch charaktervollste Produkt ist, das Elektron jemals hervorgebracht hat. Klangen Analog Four und Monomachine doch immer eher wie „die weiße Weste“ oder der „universale Werkzeugkasten“, so klingt der Digitone extrem vollmundig und eigenständig – gerade wenn man sich seine Bedienbarkeit zunutze macht. Mit Hilfe des Sequencers, seinen Parameter-Locks und Ratcheting – sowie Probability Optionen kann man absolut einzigartige Soundlandschaften oder einfach brauchbare Patterns erzeugen. Es ist etwas schade, dass die Bedienelemente des Synthesizers alle links aufgebracht sind – auch wenn es das Gerät wahrscheinlich kleiner und handlicher machen soll. Für mich ergibt sich über diesen Umstand ein großer Abstrich, was den Workflow anbelangt. Dazu kommt die Kippelei des schiefen Gehäuses und das etwas zu hohe Gewicht für das Gerät dieser Größe – passt schon, aber eben nicht ganz. Dennoch, der Elektron Digitone Keys ist in jedem Falle Garant für Spaß, Anregung der Kreativität und dabei bleibt er gleichzeitig die „Feinwerkzeugkiste“, für die ich die Elektron Geräte seit jeher sehr schätze – der Elektron Digitone Keys ist ein großartiger Gegen- bzw. Mitspieler für einen jeden analogen Synthesizer.

Der Elektron Digitone Keys on YouTube

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Fazit

Wer Elektron Geräte kennt, wird sich hier sofort zurecht finden und Zugriff haben auf den wohl am einfachsten programmierbaren FM-Synthesizer, den es „out of the box“ zu kaufen gibt. Bedienung und Benutzerfreundlichkeit sind Elektron-typisch großartig und vertraut – nur klanglich ist hier für mich und meine Ohren wirklich zum ersten Mal etwas anders: Der Elektron Digitone Keys klingt charaktervoll und einzigartig – und wenn man ihn richtig nutzt, kann er unfassbar lebendig klingen! Abstriche gibt es für die Positionierung der Bedienelemente auf der linken Seite, hier stand wohl der hauseigene Baukasten im Wege?

Plus

  • Klang
  • Robustheit
  • Bedienbarkeit

Minus

  • Testgerät nicht sauber gefertigt
  • Etwas teuer?

Preis

  • 1233,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Das Auge isst immer mit, gesehenes würde mich nicht zur Einkehr animieren.

    • Profilbild
      Herr Mikrobi AHU

      Mal von der mMn ebenfalls nicht mundenden Optik abgesehen: die Anordnung der Bedienelemente fand ich schon bei der Monomachine unpraktikabel. Damit könnte ich mich nicht anfreunden. Da hätte man z.B. Pitch- und Modwheel gleich auf der Unterseite des Gerätes anbringen können…

  2. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Fairer Test! Zu dem Preis hätte man sich ein paar mehr Stimmen gewünscht. Bleibt zu hoffen, dass die tastaturlosen Kisten zukünftig auch Einzelausgänge haben, also Digitakt MK ll und Digitone MK ll. Und dass das Projekt Overbridge irgendwann einmal erfolgreich abgeschlossen wird … Ansonsten empfinde ich Elektron in vielerlei Hinsicht als echte Bereicherung der Branche und habe ja hier schon mein Digitone-Loblied gesungen: https://www.amazona.de/community/der-elektron-digitone-als-jam-session-partner/

  3. Profilbild
    HOLODECK Sven

    Woran erkennt mann, dass ein Hersteller am schöpferischen Ende angelangt ist?
    Er wirft nur noch Derivate auf den Markt.

  4. Profilbild
    Slowshowin

    Es beruhigt mich echt, dass der Tester auch eine Überteuerung feststellt. Ein 8-stimmiger Digitalsynthesizer mit kurzer Tastatur muss nicht über 1.000 € kosten.

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