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Test: Epiphone Firebird Vintage Sunburst, E-Gitarre

Feuervogel light?

12. Juli 2020

Klassische und millionenfach verbreitete E-Gitarren-Modelle wie beispielsweise eine Stratocaster, Telecaster, Les Paul, ES 335 etc. hat man bereits ausreichend gesehen. Die Firebird fällt grundsätzlich aus dem Rahmen, da sie konstruktionstechnisch und optisch sehr speziell ist. Sie wurde im Jahr 1963 erstmals von der Firma Gibson vorgestellt. Da die Firma Epiphone später von Gibson aufgekauft wurde, ist die Firebird auch unter der Flagge von Epiphone käuflich zu erwerben, jedoch in einer bedeutend günstigeren preislichen Liga. Es folgen einige Fakten über dieses Instrument:

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Die äußere Form der Firebird wurde vom US-Automobildesigner Raymond Dietrich entworfen. Dieser gab dem Gitarrenmodell die für den damaligen Zeitgeschmack außergewöhnlichen Formen von Korpus und Kopfplatte, die als „seitenverkehrt“ beschrieben werden. Außerdem war die Firebird eines der ersten E-Gitarrenmodelle mit durchgehendem Hals. Diese erste Generation des Modells wurde in vier unterschiedlich ausgestatteten Versionen angeboten. Ab 1965 wurde die Firebird mit „seitenrichtigem“ Korpus und Kopfplatte hergestellt. Wegen zu niedriger Umsatzzahlen wurde auch die Produktion dieses als non-reverse („seitenrichtig“) bezeichneten Modells bereits nach kurzer Zeit 1969 erstmals wieder aufgegeben. Seit den 1970er-Jahren hat Gibson bis zur Gegenwart mehrere Neuauflagen und Weiterentwicklungen der Firebird auf den Markt gebracht.

Epiphone Firebird Bild1

Bei der Markteinführung der Firebird im Herbst 1963 wurde das Modell interessanterweise als „Jazzgitarre“ angekündigt, da man hoffte, dass sich die als aufgeschlossen gegenüber neuen, progressiven Formen geltenden Jazzgitarristen am ehesten für ein Instrument interessieren würden, das weitgehend auf ein traditionelles Erscheinungsbild verzichtete. Leider blieben nun auch die Verkaufszahlen der Firebird hinter den Erwartungen zurück. Die Produktion der ersten Generation der Reverse-Version der Firebird wurde deshalb bereits im Mai 1965 wieder eingestellt. An deren Stelle traten kurz darauf die ersten Non-reverse-Versionen des Modells mit „seitenrichtig“ geformtem Korpus und Kopfplatte sowie mit eingeleimtem statt durchgehendem Hals. Auch die Produktion dieser Versionen wurde aufgrund ausbleibenden Markterfolges 1969 vorübergehend aufgegeben. Erst die in den darauf folgenden Jahrzehnten von Gibson neu aufgelegten Modellreihen der Firebird konnten größere Verkaufserfolge erzielen. Das Modell wird seitdem vor allem von Blues-Rock und Rockgitarristen gespielt. Man findet gelegentlich Gitarristen, die die Firebird zu ihrem Lieblingsinstrument machten, allen voran der legendäre Blueser Johnny Winter.

Epiphone Firebird seite

Die Firebird von der Seite

Da Epiphone wie erwähnt von Gibson aufgekauft wurde, dürfen auch detailgetreue Nachbildungen unter dem Namen Epiphone angeboten werden. Epiphone ist für Gibson etwa gleichzusetzen mit dem Konkurrenten Fender, der vergleichsweise kostengünstige Modelle mit originaler Korpus- bzw. Kopfplattenform und identischem Design unter dem Namen Squire anbietet. Die Epiphone Firebird kostet deutlich weniger als die Hälfte einer Gibson Firebird und dürfte für denjenigen interessant sein, der nicht unbedingt das Firmenlogo Gibson auf der Kopfplatte sehen muss. Werfen wir nun einen genaueren Blick auf unser Testobjekt.

Epiphone Firebird – Facts & Features

Das Instrument wird ohne eine Gigbag, geschweige denn Koffer ausgeliefert, was aufgrund des Preises vermutlich zu verschmerzen ist. Man sollte sich darüber im Klaren sein, dass eine Firebird aufgrund ihrer speziellen Form nicht in ein Standard-Case bzw. Gigbag passt und man evtl. nach einer passenden Variante Ausschau halten muss.

Die Epiphone Firebird stammt aus der sogenannten „inspired by Gibson collection“ bzw. „original designer collection“, d. h. sie sieht auf den ersten Blick wie eine „richtige Firebird“ aus dem Hause Gibson aus. Dieses Modell ist im Augenblick ausschließlich in der Farbgebung Vintage Sunburst zu erstehen.

Wie bereits im Vorfeld erwähnt, besitzt die Firebird eine sogenannte „neck through body“ Bauweise. Hierzulande wird dies mit „durchgehender Hals“ übersetzt. Dabei wird der Hals nicht mit dem Korpus verleimt bzw. verschraubt, sondern Hals und „Korpusmitte“ sind ein Teil oder bilden das „Zentrum der Gitarre“, an die zwei Seitenteile aus Mahagoni angeleimt wurden. Diese Bauweise findet man vergleichsweise selten, obwohl sie ein überdurchschnittliches Sustain verspricht.

 

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Epiphone Firebird back

Hier kann man die angeleimten Seiten aus Mahagoni gut sehen

Epiphone Firebird Vintage Sunburst – Facts & Features

Die „Mitte“ des Korpus, an dem die beiden Seitenteile aus Mahagoni angeleimt wurden, ist etwas „dicker“ als die angeleimten Seitenteile, wodurch diese an „Decke und Boden“ ca. 3 mm „übersteht“. Auch eine sogenannte „Bierbauchfräsung“, die man vor allem von einer Stratocaster kennt, wurde angebracht. Normalerweise erkennt man eine Gitarre aus dem Hause Epiphone sofort an der vergleichsweise etwas längeren Kopfplatte, die sofort „offenbart“, dass sie nun mal keine Gibson ist. Ein positiver Aspekt dieser Firebird ist die Tatsache, dass die Kopfplattenform hier jedoch 1:1 von Gibson übernommen wurde und sie so nur anhand des Firmenlogos von einer Gibson Firebird zu unterscheiden ist.

Hals

Der durchgehende Hals wurde aus Mahagoni gefertigt, indem vier dünne Streifen aus Walnuss „zwischengeleimt“ wurde. Das sieht schön aus und sorgt für Stabilität. Für das Griffbrett wurde Indian Laurel gewählt, das in ganz Indien sowie in Burma und Cevlon verbreitet ist. Die 22 Bünde sind ausgesprochen hoch und fett und gestatten ein leicht zu praktizierendes Saitenziehen, worüber sich der Rocker und Blueser sicherlich freuen wird.

Das Halsprofil wird vom Hersteller mit „Slim Taper C“ umschrieben, was jedoch nicht zutrifft, da der Hals doch recht massig und breit erscheint. Die normalerweise bei Gibson anzutreffende Mensur in Höhe von 629 mm ist hinreichend bekannt und auch die Sattelbreite von 43 mm ist typisch für Instrumente aus dem Hause Gibson bzw. Epiphone. Das Griffbrett wurde an den üblichen Positionen mit trapezförmigen Einlagen aus Acryl bestückt. An der Griffbrettkante wurde ein cremefarbenes Binding angebracht, was schlichtweg hochwertiger aussieht, als wenn man darauf verzichtet hätte. Die Verarbeitung des Instruments ist einwandfrei.

Wie man lesen konnte, gab es bei der Firebird verschiedene Varianten der Kopfplatte. Unsere Testkandidatin besitzt den sogenannten „reversed headstock“, bei dem die Mechaniken quasi „an der falschen Saite“ sitzen. Die daraus resultierende Tatsache, dass die tiefe E-Saite einen bedeutend längeren Weg nimmt, bevor sie ihre Mechanik erreicht, trägt sicherlich zu einem etwas anderen Sound und Schwingungsverhalten des Instruments bei.

Elektrik & Hardware

Auf der Website Epiphones ist erwähnt, dass die Firebird mit zwei ProBucker FB720-Humbuckern ausgestattet wurde, sie zeigt jedoch das Bild eines anderen Tonabnehmers. Unschwer zu erkennen, dass ein Humbucker mit üblichen Maßen nicht in die Fräsung einer Firebird passt. In Wirklichkeit sehen die verbauten Mini-Humbucker so aus:

Epiphone Firebird Pickup

Mini-Humbucker aus dem Hause Epiphone

Wie bei diesem Modell zu erwarten, hat jeder Pickup seinen eigenen Lautstärke- und Klangregler. Die Pickups werden mit dem 3-Way-Toggleswitch umgeschaltet, der sich am rechten Cutaway befindet. Die vom Hersteller als „CTS-Elektronik“ bezeichnete Elektrik soll nahelegen, dass vier Potis der Marke CTS verbaut wurden. Ansonsten sind bei Instrumenten dieser Bauart bekanntermaßen meist nicht mehr als die zwei Kondensatoren für die Klangregelung nötig.

Die verbaute Hardware, wie der LockTone Tune-o-matic Steg, das Stopbar Tailpiece, die Pickup-Rahmen und die Grover-Mini-Mechaniken mit den kleinen Flügeln wurden verchromt.

Handling

Beim Werkssetting wurde (wie so oft) einmal mehr geschludert, die Saiten könnten locker um die Hälfte tiefer liegen, um die Firebird gut bespielbar zu machen. Es nahm sich jedoch niemand die Zeit, das Instrument vor einem Kauf so vorzubereiten, dass man ohne Nachbesserung Spaß beim Spielen hätte. Nach dem Herunterdrehen der Rändelmuttern des Steges sieht die Geschichte dann bereits deutlich besser aus.

Obwohl das Halsprofil mit „Slim Taper C“ bezeichnet wird, ist der Hals keinesfalls „slim“, sondern recht kräftig, was auch zu einem höheren Gewicht des Halses und leider auch zu einem absoluten „No go“ einer Kopflastigkeit führte. Das darf selbstverständlich nicht sein und demzufolge gab es Abzüge in der Bewertung.

Die fetten und sehr hohe Bünde tragen zu einer sehr guten Bespielbarkeit bei und ermöglichen ein angenehm leichtes Stringbending.

Das Stimmen  gestaltet sich durch den „reversed Headstock“ zunächst etwas gewöhnungsbedürftig aber man hat sich schnell daran gewöhnt. Die Grover-Mechaniken (Grover Mini, 18:1 Übersetzung) mit den kleinen, runden Flügeln sitzen straff, gestatten ein exaktes Stimmen und ermöglichen eine gute Stimmstabilität.

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Mehr Informationen

Dreht man den Volume-Regler zurück, ist ein deutlicher Verlust der hohen Frequenzen festzustellen. Die Installation eines sogenannten Treble-Bleeds (meist nur ein Kondensator und ein Widerstand) könnte hier eine einfache und kostengünstige Hilfe bzw. Modifikation sein, um dem Höhenverlust entgegenzuwirken.

Sound

Kommen wir zu den Klangbeispielen und beginnen mit verzerrten Sounds. Da sich Blueser gelegentlich einer Firebird bedienen, kommt hier ein Slide (Bottleneck) zum Einsatz, auch um an den genialen Johnny Winter (der uns Mitte Juli 2014 verließ) zu erinnern. Er spielte nicht nur toll (Slide-) Gitarre, sondern war auch ein göttlicher Sänger, nicht zuletzt, da seine Stimme mit einem ordentlichen Schuss „Dreck“ ausgestattet war, was im Blues nie schaden kann:

Die Mini-Humbucker klingen individuell und sehr lebendig. Es folgen einige bluesige Linien mit dem Hals-Pickup, gleichfalls durch den moderat verzerrten zweiten Kanal meines Peavey Classic 20:

Nun die klaren Sounds, zuerst der Hals-Pickup mit einigen bluesigen Linien und etwas hinzugefügtem Slapback-Delay:

Es folgen einige Phrasen mit beiden Tonabnehmern in Parallelbetrieb:

Dieser Sound eignete sich sicherlich auch gut für funky Rhythmusgitarren und Rockabilly. Er hat gleichfalls eine gewisse Ähnlichkeit mit einer Telecaster mit parallel geschalteten Tonabnehmern.

Und schließlich der Steg-Pickup mit cleanem Sound und dezentem Slapback-Delay:

Die ProBucker FB720 an Hals und Steg machen einen guten Eindruck, erzeugen ordentlichen Druck und einen lebendigen Klang. Klanglich ist die Epiphone Firebird damit sicherlich gut ausgestattet.

Die Klangbeispiele wurden mit folgendem Equipment aufgenommen:

Epiphone Firebird Vintage Sunburst – Peavey Classic 20 MH – MESA/Boogie 1 x 12″ Thiele Box mit Creamback Celestion Lautsprecher – Shure SM57 – Apogee Duett – Mac mit Logic (etwas Hall bzw. Delay hinzugefügt).

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Fazit

Die Epiphone Firebird ist auf den ersten Blick quasi identisch mit einem Modell aus dem Hause Gibson. Die Kopflastigkeit des Instruments führte zum Punkteabzug in der Bewertung. Verarbeitung, Sound und Preis-Leistungs-Verhältnis stimmen.

Plus

  • Sound
  • Verarbeitung
  • Design

Minus

  • kopflastig
  • Werkseinstellung

Preis

  • 583,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Sind Firebirds bauartbedingt nicht tendenziell kopflastig?

    • Profilbild
      Johannes Krayer RED

      Nach meiner Erfahrung nicht. Ich hatte in der Vergangenheit bereits einige (allerdings von Gibson) in den Fingern. Kopflastigkeit nervt sowohl beim Spielen im Stehen als auch im Sitzen und sollte bei der Entwicklung und Herstellung eines Instruments generell vermieden werden.

      • Profilbild
        Zwo5eins

        @Johannes Krayer alle Reverse Firebirds die ich in der Hand hatte waren mehr oder weniger kopflastig

  2. Profilbild
    alfons

    Vielleicht liegt es daran dass das Material etwas schwerer , der Hals etwas dicker ist. Wenn es ein non-reverse Modell geben würde, würde ich wohl schwach werden.Bei dem Preis.

  3. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Der Treble-Bleed ist wirklich lausiger Gitarrenbau. Wieviel Cent kosten wohl Bauteile und (automatisierter) Arbeitsaufwand, um das zu verhindern?
    Ansonsten schließe ich mich an, ohne reversed Headstock (und Treble-Bleed) wäre ich interessiert.

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @harrymudd Wie der Artikel schon sagt, ein Widerstand und ein Kondensator hätten schon gereicht. Die Elektronik gehört auch zum Gitarrenbau.
        Bitte.

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