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Test: Eve Audio SC4070, Midfield-Studiomonitore

Fullrange-Speaker aus Berlin

31. Mai 2021

eve audio sc4070 test

Die Eve Audio SC4070 Studiomonitore sind die neusten Mittenfeld-Modelle des Berliner Boxenentwicklers Roland Stenz. Genau wie Klaus Heinz (HEDD Audio), gehörte er zu den Gründern von Adam Audio, verlies aber das Unternehmen nach einem der zahlreichen Eigentümerwechsel und eröffnete seine eigene Manufaktur.

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Somit gibt es in Berlin sage und schreibe drei Boxenhersteller gleichen Ursprungs, die artverwandte Lautsprecher bauen und deren Sortimente zum Teil erstaunliche Ähnlichkeiten aufweisen. Dennoch scheinen alle losgelöst voneinander international recht erfolgreich zu sein, 2021 feiert Eve Audio bereits sein 10-jähriges Jubiläum.

Basierend auf dem Vorgängermodell SC407, bietet Eve Audio nun mit dem SC4070 einen horizontal und vertikal aufstellbaren, aktiven 3-Wege-Monitor mit digitalem Signalprozessor zur Klangoptimierung an.

Eve Audio SC4070

Eve Audio SC4070 im Studio

Eve Audio SC4070 auf den ersten Blick

Die beiden Eve Audio SC4070 Studiomonitore haben angesichts ihrer stattlichen Maße (60 cm Breite, 26 cm Höhe und 32 cm Tiefe) ein überraschend niedriges Gewicht von 18 kg pro Stück, die vergleichbaren Modelle von Adam und HEDD liegen bei rund 27 und 23 kg.

An den Außenseiten des Frontpanels sitzen zwei 6,5 Zoll große Speaker für die Basswiedergabe, in der Mitte ein 4 Zoll Mitteltöner und darüber der gelbe Air-Motion-Transformer für den Höhenbereich. Die beiden zuletzt Genannten sind auf einer separaten Aluminiumplatte installiert.

Damit die SC4070 sich nicht nur horizontal, sondern auch vertikal aufstellen lassen, kann die mit vier Schrauben gesicherte Platte gelöst und um 90 Grad gedreht werden, so dass beide Lautsprecher stets übereinander liegen, um eine optimale Klangwiedergabe zu gewährleisten.

Eve Audio SC4070

Eve Audio SC4070 vertikal aufgestellt

Auf der Aluminiumplatte ist zusätzlich der sogenannte Smart-Knob zur Steuerung des DSP-Boards untergebracht. Dabei handelt es sich um einen Encoder mit Druckfunktion, der von einem LED-Kranz gesäumt wird. Er dient zur Lautstärkeregelung und Einstellung der vier Bänder des internen Equalizers.

Auf der Rückseite befinden sich die recht schmalen Öffnungen des Bassreflexkanals, der Netzschalter und die Kaltgerätebuchse zur Stromversorgung. Im Gegensatz zu den Pendants von HEDD und Adam bietet Eve keine digitalen Eingänge, sondern nur zwei analoge Anschlüsse im XLR- und Cinch-Format, die bei Bedarf auch gemeinsam nutzbar sind.

Per DIP-Schalter lassen sich auf der Rückwand auch die Einstellungen des DSP-Boards sichern, so dass niemand ein festes Setup versehentlich mit dem Smart-Knob auf der Front verstellen kann.

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Eve Audio SC4070

Analoge Anschlüsse und DIP-Schalter auf der Rückseite

Verstärker und Lautsprecher

Für die Wiedergabe der oberen Frequenzen verwendet Eve Audio die neuste Generation der eigens entwickelten Air-Motion-Transformer AMT RS3.1.

Typisch für diese spezielle Art von Hochtönern ist eine von Hand gefaltete, einer Ziehharmonika ähnliche Membran, die ursprünglich in den sechziger Jahren von Oskar Heil entworfen wurde. Ab den neunziger Jahren hat Adam Audio diese Bauweise stetig weiterentwickelt und auch die Ableger Eve und HEDD setzen weiterhin auf ihren luftigen, dreidimensionalen Klang.

Zu dem Lieferumfang gehört ein magnetisches Metallschutzgitter, das laut Hersteller ohne Klangverluste vor den Hochtönern angebracht werden kann.

Eve Audio SC4070

Selbstentwickelter Air-Motion-Transformer AMT RS3.1

Sowohl für den Mitteltöner als auch die zwei Tieftöner benutzt Eve Audio sogenannte SilverCone-Speaker. Ihre gewichtsarme, glasfaserbeschichtete Sandwich-Membran hat eine sehr harte Struktur, wodurch ein schnelles Ansprechverhalten und eine saubere Klangwiedergabe erreicht werden soll.

Jeder der vier Lautsprecher wird über einen eigenen 250 Watt starken Class-D-Verstärker betrieben, die maximale Ausgangsleistung beträgt 126 dB (SPL). Ein integrierter Limiter greift bei Überlastungen automatisch ein, so dass Schäden gar nicht erst entstehen können.

Das Frequenzspektrum der SC4070 reicht von 32 Hz bis 25 kHz, die Übergänge der Frequenzweichen liegen bei 280 und 3000 Hz – somit handelt es sich unmissverständlich um ein 3-Wege-System.

Etwas irritierend ist daher die Tatsache, dass Eve Audio die SC4070 als 4-Wege-Monitore anpreist. Zwar hat jede Box vier Lautsprecher, aber nur weil sich davon zwei Chassis gleichermaßen die Wiedergabe der unteren Frequenzen teilen, spricht man noch nicht von vier Wegen.

Eve Audio SC4070

Einer der zwei 6,5 Zoll großen Tieftöner

Smart-Knob und DSP-Board

Wie alle seine Boxen hat Eve Audio auch die SC4070 mit einem digitalen Signalprozessor zur Klangoptimierung bestückt. Dafür kommt ein Wandler der Firma BurrBrown zum Einsatz, der mit einer Auflösung von 24 Bit und 192 kHz arbeitet.

Der Smart-Knob macht seinem Namen tatsächlich alle Ehre, da sich mit ihm sämtliche Funktionen überaus einfach bedienen lassen.

Das fängt schon beim Einschalten an, da das DSP-Board nicht nur die letzte Lautstärkeeinstellung speichert, sondern diese mit einer entspannten Einblendung aufruft, so dass gegebenenfalls bereits anliegende Signale nicht sofort voll verstärkt werden. Dennoch erzeugen die SC4070 sowohl beim Ein- als auch Ausschalten ein deutlich hörbares Knacken.

Eve Audio SC4070

Einfache Bedienung dank Smart-Knob

An Hand der Skalierung des Smart-Knobs lässt sich bequem eines der vier Equalizer-Bänder anwählen. Da es sich stets um Presets mit festgelegter Einsatzfrequenz und Filtergüte handelt, können Anhebungen oder Absenkungen ganz einfach mit einem Knopf vorgenommen werden.

Zur Auswahl stehen zunächst einmal ein High- und Low-Shelf-Filter mit einer Spanne von
+3/-5 dB, die in den oberen Mitten und Höhen ab 3 kHz oder in den tiefen Frequenzen ab 300 Hz eingreifen. Das Mittenband liegt bei 1 kHz, hat eine recht breite Güte und lässt sich im Rahmen von +/-3 dB einstellen. Deutlich schmaler fällt hingegen das sogenannte Desk-Filter aus, mit dem entweder eine Anhebung bei 80 Hz von bis zu 3 dB oder ein Absenkung bei 160 Hz von maximal 5 dB realisiert werden kann.

Grundsätzlich sind die Presets gut gewählt, um gängige Raumprobleme ein Stück weit zu kompensieren, gerade die Reflexionen bei 160 Hz sind sowohl bei großen Mischpulten als modernen Studiotischen keine Seltenheit. Um individuelle Problemfrequenzen im eigenen Raum entgegenzuwirken – so wie es zum Beispiel mit der S-Serie von Adam möglich ist – eignet sich die Auswahl der vier Presets allerdings nicht.

Zu guter Letzt lässt sich mit dem Smart-Knob noch die Helligkeit des LED-Kranzes mit verschiedenen Voreinstellungen dem eigenen Geschmack anpassen.

Die Eve Audio SC4070 Studiomonitore in der Praxis

Bei dem Aufbau der SC4070 empfiehlt der Hersteller einen Mindestabstand von 0,5 m zur Rückwand und eine Distanz von 2 bis 3 m zwischen den Lautsprechern und der Abhörposition. Für den Test wird ein SPL 2381 Monitor-Controller verwendet und auf jegliche Anpassungen mit dem Equalizer verzichtet.

Als erstes fällt der überaus kräftig ausgeprägt Bassbereich auf, der sehr differenziert und straff geformt erscheint. Subbässe und auch die obere Bässe treten sehr muskulös in Erscheinung, was beim Hören wirklich viel Spaß macht. Damit ist der Einsatz eines Subwoofers – außer vielleicht für Surround-Tonmischungen – nicht von Nöten.

In den unteren Mitten sind sie SC4070 wiederum etwas schlanker, aber dennoch sehr sauber und ausgewogen gegliedert. Ebenso analytisch wirken die oberen Mitten, die schon etwas forscher erklingen, was sich gerade bei Vocals, Lead-Instrumenten und vor allem bei verzerrten Gitarren bemerkbar macht. Je nach Lautstärke und Produktionsart kann dieser Frequenzbereich etwas beißend wirken.

Eve Audio SC4070

4 Zoll großer SilverCone-Speaker

Die oberen Höhen werden von den Eve eigenen AMT RS3.1 Air-Motion-Transformern wiederum sehr weich und behutsam wiedergegeben. Dadurch haben sie einen angenehmen, seidigen Charakter, der gerade HiHats und Becken recht edel erklingen lässt.

In der Tiefendarstellung sorgen die SC4070 für eine äußerst feine Auflösung. Der in hohem Grad transparente Klang erlaubt eine dreidimensionale Gestaltung von Räumen, Hall und Echos, wobei jede Unsauberkeit schonungslos aufgedeckt wird.
Auch die Phantom-Mitte lässt sich präzise orten, ebenso wie Stereo-Positionen, so dass das Verteilen von Signalen im Panorama sehr plastisch erscheint.

Eve Audio SC4070

Eve Audio SC4070 als Paar

Eve Audio SC4070 vs. Adam S3V

Die SC4070 treten in direkte Konkurrenz zu den Adam S3H und HEDD Type 30 MK2. Leider war eine Gegenüberstellung mit diesen Boxen während des Tests nicht möglich, dafür aber ein Vergleich mit den Adam S3V. Dabei zeigte sich, dass Adam und Eve Audio zwar artverwandte Boxen bauen, klanglich aber doch sehr eigene Wege beschreiten:

Insgesamt haben die SC4070 einen kompakteren Klang, mit einem deutlich stärker betonten Bassbereich und sehr kräftigen Transienten. Dadurch wirken sie gerade in der oberen Mitten zwischen 3 und 6 kHz etwas schärfer, während die Höhen wiederum weicher und mehr im Kontext eingebettet sind als bei den S3V. Im Vergleich erinnern die AMT RS3.1 ein Stück weit an die Air-Motion-Transformer von HEDD.
Die unteren Mitten bei 300 – 350 Hz fallen hingegen schlanker aus, wodurch der Sound zwar druckvoller und in Kombination mit dem starken Bass wärmer, aber auch ein bisschen geschönter klingt.

Eve Audio SC4070

Seitenansicht des SC4070 Studiomonitors

Die S3V bestechen hingegen durch ein wesentlich nüchterneres Klangbild. Der Bass ist bei Weitem nicht so auf Spaß getrimmt wie bei den SC4070, sondern tritt im Frequenzspektrum gleichberechtigter in Erscheinung. Trotzdem kann in diesem Bereich alles, einschließlich des Lowends, sauber und differenziert gehört werden.
Grundsätzlich wirkt der Klang im Vergleich zu den SC4070 deutlich entspannter, was vor allem an den offeneren und vollmundigeren Mitten liegt. Das macht sich gerade bei längerem Hören bemerkbar, da die S3V im Gegensatz zu den SC4070 Transienten gemäßigter wiedergeben. Die Höhen sind wiederum kräftiger ausgeprägt, wodurch sie aber nicht harscher, sondern eher offener wirken, so dass sich zum Beispiel Beckenschläge dreidimensionaler entfalten.

Beide Boxen haben eine überaus analytische Wiedergabe, die auch die Tiefenstaffelung jeweils sehr plastisch darstellt. Am Ende ist es eine Frage des Geschmacks, welche Klangrichtung man favorisiert, denn mit beiden Kandidaten kann absolut professionell gearbeitet werden.

Eve Audio SC4070

Eve Audio SC4070

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Fazit

Die Eve Audio SC4070 Studiomonitore machen rundum einen guten Eindruck.
Ihre Verarbeitung ist absolut passabel und die Bedienung dank des Smart-Knobs auf der Front überaus einfach. Mit dem Preset-Equalizer des DSP-Boards kann gängigen Raumprobleme zügig und ohne viel Aufwand entgegen gewirkt werden.

Insgesamt liefern die SC4070 einen modernen Sound mit stark ausgeprägten Transienten, einem kräftigen Bassbereich, differenzierten Mitten und schönen, weichen Höhen. Das Klangbild hat einen sehr analytischen Charakter, der kleinste Nuancen detailreich wiedergibt.

Auch wenn die Produkte von Eve Audio auf den ersten Blick viele Gemeinsamkeiten mit dem Sortiment von Adam und HEDD aufweisen, so unterscheiden sich ihre Lautsprecher klanglich doch deutlich von der Konkurrenz. Wer Interesse an Monitoren mit Air-Motion-Transformern hat, sollte daher die drei Marken unbedingt selbst einmal vergleichen.

Plus

  • sehr guter Klang auf Referenzniveau
  • Verarbeitung
  • sehr einfache Bedienung dank Smart-Knob

Minus

  • keine digitalen Eingänge

Preis

  • ca. 2.400,- Euro pro Stück
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Forum
  1. Profilbild
    SID6581

    Danke für den Test. Super wäre, wenn die drei Berliner mit ihren jeweils besonderen Qualitäten zu einem Vergleich antreten könnten. Jeder der Hersteller hat sicher so seine eigene Herangehensweise, obwohl alle AMT benutzen. Dabei spielt jeder der Hersteller sicher auch hohem Niveau, hat aber einen besonderen Einschlag aufs Thema. Das wäre total interessant.

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