Voll unter Strom
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Exploding Shed ist ein Onlineshop für Eurorack und Synth DIY-Kits. Die Betreiber entwickeln und produzieren auch Klangerzeuger und Eurorack Module als Leaf Audio – siehe unsere Tests zur Leaf Audio Microphonic Soundbox Mk2 und zum Leaf Audio DIY-Dronesynth .
Unter dem Namen Leaf Audio wurden seit 2009 DIY-Workshops gegeben und während dieser Zeit kam immer wieder die Frage auf, ob man die Bausätze irgendwo kaufen kann. So kam es dann schließlich zur Gründung des Shops Exploding Shed. Hier gibt es zum einen Bausätze diverser Hersteller von Eurorack Modulen und Standalone-Klangerzeugern, aber auch fertig aufgebaute Module und Geräte sowie ein paar Produkte, die das Exploding Shad Label tragen. So tragen denn die hier getestete Touch Source und die Touch Points das Exploding Shed Label.
Touch Source und Touch Points – was können sie?
Mit der Touch Source bringen Exploding Shed einen Hauch Circuit Bending ins Eurorack. Genauer gesagt die in der Circuit-Bending-Szene beliebte Praxis, Schaltungsteile über die Finger miteinander zu verbinden und so den eigenen Körper als Widerstand für den Strom zu verwenden.
Dabei stellt das „Touch Source“ Modul selbst Spannungen von minus 10 Volt bis plus 10 Volt direkt zum Anfassen bereit. Die Buchse des Modulationsziels wird dann mit einem „Touch Point“ genannten Stecker samt Metallfläche versehen.
Nun hält der Körper als Verbindungsglied zwischen der Spannungsquelle und dem Modulationsziel her. Das funktioniert auch gut, insofern man sich darauf einlässt und ein solches Szenario nicht als beängstigend empfindet.
Lieferumfang und Verarbeitung der Exploding Shed Touch Source
Touch Source wird umweltfreundlich in braunen Papiertütchen geliefert, die sonst zum Verpacken von Pausenbroten (der Berliner nennt sie auch Stullen) herhalten müssen. Zum Lieferumfang von Touch Source selbst gehören:
- das übliche Kabel, um die Stromverbindung zum Eurorack herzustellen
- zwei Touch Points.
Mit den zwei Touch Points kann man schon einmal loslegen, bekommt aber doch schnell Appetit auf mehr Verbindungen. Sets je fünf weiterer Touch Points können dann optional dazu erworben werden. Es gibt sie dann wahlweise in Rot oder in Schwarz.
Der Preis von 25 Euro für ein Set von 5 Touch-Points scheint im ersten Moment etwas happig. Die Touch Points Gehäuse werden aber nicht in großen Stückzahlen gefertigt, sondern in Kleinauflage im 3-D Drucker hergestellt. Die hochwertigen Klinkenstecker werden anschließend von Hand in das Gewinde eingedreht und mit den Kupferflächen verlötet – so erklärt sich der Preis.
Wer zu geizig ist, kann natürlich auch einfach nur einseitig gesteckte Klinkenstecker an der Spitze berühren und so die Verbindung zur Touch Source herstellen. Das geht zwar auch, allerdings lässt sich über die Touch Points ein Patch richtig spielen, die Kabelspitze bietet weniger Fläche und hängt immer an der falschen Stelle herum.
Das sehr flache Modul ist schnell eingebaut. Die Spannung steht in 1 Volt Schritten auf den einzelnen Kontaktflächen zur Verfügung. In der Mitte des Moduls befindet sich eine Fläche für 0 Volt, darüber der positive Spannungsbereich, darunter der negative. Für technisch Interessierte: Die Spannungen selbst werden über ein Widerstandsnetzwerk erzeugt.
Die Modulmitte leuchtet bei Betrieb sehr hell, aber nicht unangenehm. Tatsächlich ist die mittig auf dem Modul platzierte Grafik auch im illuminierten Zustand gut erkennbar, auch wenn auf dem unten stehenden Foto ein anderer Eindruck entstehen mag.
Die Exploding Shed Touch Source in der Praxis
- Touch Source im Verbund
- Es wird eng für die Touch Points
Die Möglichkeit, den eigenen Körper als Teil des Patches in Eurorack Patches einzubinden, hat was. Der Prozess, ein Patch auf diese Art zu steuern, hat auch einen performativen Charakter und könnte auch beim Livespiel interessant sein.
Allerdings lässt sich nicht jedes Modulationsziel gewinnbringend ansteuern. Je nach Schaltungsdesign des angesteuerten Eingangs ist der Effekt mal mehr und mal weniger stark – hier hilft einfach ausprobieren. Da der Körper einen eher hohen Widerstand hat, hängt es auch von den Eingangswiderständen der angesteuerten Module ab, ob die Modulation hier spür-, äh, wahrnehmbar ist, hier hilft experimentieren. Apropos spürbar: Ich habe den Stromfluss durch meinen Körper beim Spielen nicht bemerkt.
Da die Touch Points eine gewisse Breite haben, um gut spielbar zu sein, passen bei eng bestückten Modulen nicht mehrere Touch Points nebeneinander. In dem Fall kann man dann bei Bedarf doch einfach ein loses Kabel verwenden und so den einen Parameter via Touch Point ansteuern, den anderen via offenem Kabelende.
Die Touch Points lassen sich auch ohne die Touch Source gut einsetzen. Spannungsquellen gibt es im Eurorack ja zur Genüge und so kann durch Handauflegen schnell eine Verbindung zwischen z. B. LFO und Pitch-Eingang sowie Cutoff-Eingang hergestellt werden.
Die Touch Source hingegen stellt konkrete Spannungsschritte bereit und das ermöglicht z. B. ein Spiel von Filterfahrten.
Da reine Klangbeispiele bei einem Interface, und als solches kann die Kombination von Touch Source und Touch Points ja betrachtet werden, wenig sinnvoll sind, hier zwei Videobeispiele. Ein wirres:
Und ein eher ruhiges:
Interessantes Modul & letztlich Steuerungstool – und nicht sehr teuer!
Nicht wegen des Preises der Touch Pads, sondern eher wegen der durch Verwendung dieser fast schon quälenden Enge auf der Oberfläche von Modulen könnte man sich ggf. vorstellen, stattdessen ein Patchkabel einzustecken und sich das ‚offene‘ Ende auf die Haut kleben (ähnlich ESD Erdungs-Armband oder EKG-Elektroden, ggf. anfeuchten, um den Übergangswiderstand zu reduzieren) oder eben in den Mund (Spucke leitet sehr gut) nehmen – und mit der Hand dann die Oberfläche des Touch Source ‚bedienen‘.
Spannungen & Ströme im Modular Rack (Betriebsspannungen der Module meistens +/- 12 V) sind im ungefährlichen Bereich.
Wäre sicher einen Versuch wert …
Somit hätte man immer noch eine Hand frei – sei’s für das Keyboard oder für einen weiteren Regler.
Interessante Idee!
Würde sich gut neben den Folktek- Sachen machen
So wie ich das Konzept verstehe, kann man zwei der angesprochenen Punkte (Touch Points sind teuer, Touch Points sind groß) umgehen, in dem man einen einfachen Miniklinkenstecker nimmt, den Masseanschluß entfernt, an den Leiteranschluß ne Berührungsfläche dranlötet. Kostenpunkt ca. 1€ pro Stück – würde das klappen?
Glaub schon… Aber Du vergisst den Arbeitsaufwand, Lötzinn und Kolben und Scheiße aussehen tut’s vielleicht auch!?!
P.s. Landscape bietet Ähnliches an… Schimpft sich „AllFlesh“ und kostet 30$ für’s DIY oder 60$ fertig für 10Stk. plus Versand, Zoll & MwSt
Hab´ ein wenig Geduld – der Uli kommt bestimmt bald mit einem 1-Cent-Nachbau …