Twang from Japan
Inhaltsverzeichnis
Die Fender-Instrumente aus japanischer Produktion genießen einen ganz hervorragenden Ruf. Und das zu Recht, denn zum Teil war die Qualität dieser Gitarren und Bässe in der Vergangenheit denen aus der US-Fertigung mindestens ebenbürtig, wenn nicht sogar noch ein Stück weit überlegen. Dabei liegt der Preis der in Japan gefertigten Instrumente bis heute auch immer etwas unter den amerikanischen Modellen, was natürlich einen zusätzlichen Kaufanreiz der interessierten Kundschaft weckt. In der erst vor Kurzem vorgestellten Japan Vintage Modified Serie knöpft sich Fender nun die beiden Zugpferde Stratocaster und Telecaster aus den frühen 80er-Jahren vor und stattet sie mit zeitgemäßen Änderungen aus. Aus der Serie mit den zwei Strat- und den zwei Tele-Modellen hat unsere Redaktion die Fender JV Modified 50s Tele WB erreicht, die wir uns im folgenden Review mal genauer betrachten werden.
Fender JV Modified 50s Tele WB – Specs and Features
Unser Testmodell wurde in einem White-Blonde-Farbton lackiert, was das Kürzel „WB“ im Produktnamen erklärt. Als Basis für den Korpus dient Linde, genauer gesagt drei Teile dieses Holzes, durch die durchscheinende Lackierung lässt sich das gut erkennen. Die Lackschicht wurde rund herum sehr sorgfältig und gleichmäßig aufgetragen, das war auch eigentlich nicht anders zu erwarten. Ergänzt wird die gelungene Vintage-Optik durch das Gold eloxierte Pickguard, das traditionell gut die Hälfte der Decke bedeckt und dabei den vorderen Singlecoil mit aufnimmt. Nicht fehlen darf die klassische String-through-Body-Bridge, deren drei Saitenreiter aus Messing die sechs Drähte durch den Korpus führen. Das sollte auch hier wieder erfahrungsgemäß für eine verbesserte Tonentfaltung und ein kräftigeres Sustain sorgen. Andere JV-Modelle, die das auch leisten sollen, sind folgende:
Erweiterte Schaltung der Pickups
Ergänzend zum Kollegen am Hals sitzt in der Brücke natürlich auch der zweite Singlecoil, beide Typen werden von Fender schlicht als „Vintage Style Singlecoil Tele“ bezeichnet. Sie stammen aus eigener Fertigung und werden über einen Vierwegeschalter und ein Volume- sowie Tone-Poti ausgewählt. Moment mal, ein Vierwegeschalter? Ja, denn hier begegnet uns eine der Verbesserungen, die Fender gegenüber den damaligen Modellen vorgenommen hat. Folgende Kombinationen bieten sich hier an:
- Schalterposition 1: Bridge-Pickup
- Schalterposition 2: Neck- und Bridge-Pickup parallel
- Schalterposition 3: Neck-Pickup
- Schalterposition 4: Neck- und Bridge-Pickup seriell
Zudem lassen sich durch Anheben des Tone-Potis in den Schalterstellungen 2 und 4 die Tonabnehmer auch Out-of-Phase schalten. Das gelingt recht zuverlässig, denn die aufgesteckten Metallknöpfe beider Regler bieten auch feuchten Fingern jederzeit ein sicheres Zugreifen. Ein ähnlich gutes Bild gibt der Schalter ab, er rastet sauber in seinen vier Positionen ein und sitzt ohne nennenswertes Spiel fest in seinem Sockel. Er befindet sich ganz traditionell zusammen mit den beiden Reglern auf einer Chromblende, wie sie auf die Decke einer „echten Tele“ einfach dazu gehört.
Ahornhals mit Thick Soft V Profil
Bombenfest und ohne Platz für die berühmte Briefmarke dazwischen wurde der Hals mittels vier Schrauben im Korpus verankert. Er besteht aus einem Stück Ahorn und wird auf seiner Rückseite nur von einer dünnen Satin-Lackschicht überzogen, was zusammen mit dem Thick-Soft V-Profil der Greifhand ein wunderbar natürliches Spielgefühl durch sämtliche Lagen hindurch vermittelt. Das Griffbrett besitzt einen Radius von 9,5″ und dazu 21 Medium-Jumbo-Bünde, die sorgfältig eingesetzt, an den Kanten unspürbar abgerichtet und auf ihren Oberflächen ausreichend poliert wurden. Im Gegensatz zur matten Lackierung der Halsrückseite hat die Kopfplatte auf ihrer Vorderseite eine Schicht Hochglanzlack abbekommen – besser so als umgekehrt. Schlichte schwarze Punkte weisen den Weg durch die Lagen bis hinauf zum letzten Bund, der dank des traditionell weit ausgesägten Cutaways der Telecaster natürlich auch hier wieder gewohnt bequem zu erreichen ist.
Solide Hardware
Die Aschenbecher-Brücke als Teil der Hardware habe ich weiter vorne schon angesprochen, ein weiterer wichtiger Teil befindet sich in Form der sechs Mechaniken an der Kopfplatte. Die hier angebrachten Tuner ergänzen mit ihren Mini-Buttons nicht nur optisch das hübsche Gesamtbild des Instruments, sie verrichten darüber hinaus auch ganz hervorragend ihre Arbeit, was ja noch viel wichtiger ist. Praktisch kein Spiel ist in den Achsen wahrzunehmen, zudem laufen sie angenehm weich und gestalten damit das Stimmen schnell und unkompliziert. Zu diesem erfreulich reibungslose Ablauf und der hohen Stimmstabilität der Gitarre trägt sicher auch der 42 mm breite Knochensattel bei, der sauber in seiner Position Platz genommen hat und dessen präzise gefeilten Kerben den Saiten offensichtlich keinen nennenswerten Widerstand entgegensetzen. Daran ändert auch der String-Tree nichts, der die H- und die E-Saite absenkt: Auch an dieser Stelle läuft alles wie geschmiert!
Fender JV Modified 50s Tele WB – Praxis-Check
Akustischer Grundsound/Handling
Schon der unverstärkte Klang kann gefallen! Die Fender JV Modified 50s Tele WB bietet einen knackigen und resonanten Grundsound mit jeder Menge Mitten und Höhen, hier macht sich direkt wieder die Saitenführung durch den Korpus positiv bemerkbar. Das geringe Gewicht der Gitarre sowie die angenehme Bespielbarkeit des „Thick Soft V“-Halsprofils mit seiner nur satinierten Oberfläche schaffen beste Voraussetzungen für eine gelungene Performance. Gelungen zeigte sich auch die Werkseinstellung unseres Testinstruments: Neben einer angenehmen Saitenlage überzeugte auch die korrekt eingestellte Oktavreinheit und daraus resultierend die saubere Intonation auf der gesamten Länge des Griffbretts. Aber was erzähle ich da, nicht umsonst galt und gilt die Telecaster bis heute als eine der am besten zu bespielenden Gitarren überhaupt – und das ist bei diesem japanischen Modell kein Stück anders.
Elektrischer Sound
Um die Beantwortung der Gretchenfrage „Kann sie denn Twang?“ gleich vorwegzunehmen: Ja, sie kann! Die beiden Singlecoils haben keine Mühe, den spritzigen und knackigen Grundklang der Gitarre an den Amp zu liefern. Die elektrische Schaltung bietet durch den parallelen oder seriellen Betrieb der Tonabnehmer einige interessante Optionen, die weit über bloße Nuancen hinaus gehen. Einen Nachteil gibt es aber, nämlich die Lautstärkeunterschiede, die beim Wechseln zwischen den einzelnen Konfigurationen auftreten. Genauer gesagt beim Umschalten zwischen dem Solo-Betrieb der Pickups und dem seriellen oder parallelen, also gleichzeitigem Einsatz. Speziell beim Live-Gig hilft an dieser Stelle wohl nur ein schnelles Nachregeln der Lautstärke mit einem Volume-Pedal oder das Wechseln eines Kanals am angeschlossenen Verstärker oder Multi-FX. Gut zu hören ist dieses Problem in Klangbeispiel 6, in dem ich alle vier Schalterpositionen mit einem unverzerrten Sound spiele.
Neben den klassischen und typischen Clean-Sounds einer Telecaster geben die beiden Singlecoils auch bei kräftigem Overdrive mit ihren wenigen Nebengeräuschen und einer sauberen Auflösung ein überzeugendes Bild ab. Tja, und was kann man über die Out-of-Phase-Schaltung sagen? Ich persönlich konnte mit diesem dünnen und eher „quäkigen“ Klang noch nie etwas anfangen, dennoch bietet diese Funktion sicher dem einen oder anderen weitere Mittel auf der Suche nach dem persönlichen Wunschklang.
Fender JV Modified 50s Tele WB – Klangbeispiele
Für die nun folgenden Klangbeispiele habe ich die Fender JV Modified 50s Tele WB zusammen mit einem Orange Rocker 15 Terror eingesetzt. Der Verstärker war verbunden mit einer 1×12″ Celestion Vintage 30 Box, vor der ein AKG C3000 Mikrofon platziert wurde. Die Tracks wurden mit etwas Delay aus einem Catalinbread Echorec in Logic Audio aufgenommen, eine weitere Bearbeitung fand nicht statt.
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