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Test: Fender Tone Master Twin Reverb Blonde, Gitarrenverstärker

Der blonde Digital-Twin

29. Juni 2021
Fender Tone Master Twin Reverb Blonde

Fender Tone Master Twin Reverb Blonde

Die Legende lebt – und das auch digital. Der Twin Reverb Amp zählt ohne Zweifel zu den Aushängeschildern von Fender und ist seit seiner Präsentation zu Beginn der 50er-Jahre auf unzähligen Alben zu hören. Seitdem wurde der Kult-Amp gehegt, gepflegt und weiter überarbeitet, geblieben ist stets der strahlende, typische Fender-Sound, der besonders im unverzerrten Bereich nach wie vor als Vorbild für viele andere Verstärkerhersteller gilt. Geblieben ist allerdings auch das hohe Gewicht aufgrund der zwei 12″ Speaker und den Trafos, die nun mal für einen Röhrenamp unentbehrlich sind. Doch die Zeiten ändern sich und mit zunehmender Digitalisierung hat auch nun der gute alte Twin ein Update erfahren, Fender präsentiert ihr Zugpferd nun mehr mit einer digitalen Schaltung, die das Gewicht und erfreulicherweise auch den Preis auf gut die Hälfte reduziert. Zudem wurde der Fender Tone Master Twin Reverb Blonde mit einigen zeitgemäßen Neuerungen ausgestattet, die ihm eine deutlich größere Flexibilität vor allem beim Recording ermöglichen.

Tone Master Twin Reverb Blonde – Facts & Features

Hat man früher lieber zweimal überlegt, ob man den Twin mit seinen strammen 30 kg mit zum Gig schleppt, erscheint der Tone Master Twin Reverb Blonde mit seinen knapp 16 kg geradezu als Fliegengewicht. Dabei ist die Größe des Gehäuses im Vergleich zum Urvater nur geringfügig geschrumpft, mit den Maßen von 664 x 514 x 263 mm haben wir es nach wie vor mit einem monströsen Gitarren-Amp zu tun, der seinen Betrachter beim Anblick in Ehrfurcht versetzt. Basierend auf den frühen Modellen des Twin, erhielt die digitale Version einen cremefarbenen Tolex-Überzug sowie die charakteristische Oxblood-Frontbespannung für das aus massiver Pinie hergestellte Gehäuse. Damit diese schöne Optik so lange wie möglich erhalten bleibt, befindet sich im Lieferumfang eine Schutzhülle zusammen mit einem Fußschalter, der die beiden integrierten Effekte Hall und Tremolo schaltet.

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An den Seiten des Gehäuses befinden sich zudem Tilt-back Stützen, die ein Anwinkeln des Amps ermöglichen: Ein Bierkasten oder ähnliches zum Unterstellen ist somit nicht nötig, um in den optimalen Abstrahlwinkel der beiden 12″ Speaker zu gelangen. Die stammen von Celestion und sind identische Modelle des Typs Neo Creamback, durch die nur halb geschlossene Rückwand des Combos kann man sie gut erkennen. Diese Öffnung auf der Rückseite ist nicht nur optimal für die Unterbringung des Netzkabels oder des Fußschalters geeignet, es ist dort genügend Platz, um weitere Utensilien, wie etwa Kabel, Effektgeräte, Notenpapier oder auch mal eine oder zwei Dosen Bier auf dem Weg zum Gig zu transportieren.

Fender Tone Master Twin Reverb Blonde rear

Fender Tone Master Twin Reverb Blonde Rückseite

Bevor wir uns dem Bedienpanel zuwenden, werfen wir noch kurz einen Blick auf die Rückseite des Verstärkerchassis. Zunächst wären da der Netz- sowie ein Mute-Schalter, der die Endstufe deaktiviert. Diese Mute-Funktion ergibt Sinn, wenn man den Fender Tone Master Twin Reverb Blonde etwa für das Silent-Recording über seinen Cabinet-Sim-Ausgang benutzen möchte. Dieser Ausgang im symmetrischen XLR-Format sitzt ganz rechts und bietet neben einem unbearbeiteten Klang zwei mit einer Lautsprechersimulation versehene Signale, die in der Lautstärke regelbar sind und mit einem Ground/Lift Schalter gegen unerwünschtes Brummen abgesichert werden. Direkt daneben sitzt die Anschlussbuchse für den Fußschalter, der, ich erwähnte es bereits, im Lieferumfang enthalten ist und die zwei typischen Fender-Amp-Effekte Tremolo und Hall schaltet.

Master-Volume in fünf Stufen

Abschließend finden wir noch einen Schalter, der die Leistung der Endstufe von den möglichen 85 Watt über 40, 22, 12 und 5 Watt bis hinunter zu wohnzimmerfreundlichen 1 Watt regelt. Eine Art Master-Volume also, mit dem der Original-Twin ja nicht dienen kann und was die Möglichkeit bietet, ohne Ohrensausen oder Ärger mit den Nachbarn die Vorstufe des Amps auf Vollanschlag zu drehen, um so dem Amp zumindest einen sachten Overdrive zu entlocken. Ein High-Gain-Amp war der Twin Reverb noch nie und das hat sich auch bei unserem Fender Tone Master Twin Reverb Blonde nicht geändert. Wer mit kräftiger Zerre spielen möchte, der kommt nicht um den Einsatz eines entsprechenden Pedals herum – oder sollte sich besser nach einem anderen Verstärker umschauen.

USB-Port für Firmware und mehr?

Dem Auge verborgen befindet sich auf der Unterseite des Chassis ein USB-Port, der aktuell nur zur Aktualisierung der Firmware verwendet wird. Fender lässt sich aber da ein Hintertürchen offen: Gut möglich, dass bei einem zukünftigen Update dieser Anschluss auch für Aufnahmen in den Computer verwendet werden kann.

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Vertrautes Twin Reverb Bedienpanel

Das Bedienpanel zeigt den bekannten Aufbau und unterscheidet sich vom röhrenbetriebenen Bruder in keiner Weise. So gibt es einen Normal-Channel mit zwei Eingängen, bestückt mit einem Bright-Schalter, Volume sowie einer 3-Band-Klangregelung. Deutlich luxuriöser ist da der Vibrato-Channel ausgestattet, er verfügt neben den zwei Eingängen ebenso über einen Volume-Regler, einen Bright-Schalter, einen 3-Band-EQ und darüber hinaus noch die Möglichkeit, dem Signal einen Spring-Reverb- sowie einen Tremolo-Effekt (mit Reglern für Speed und Intensity) hinzuzufügen. Kritik gibt es hier nur an zwei Stellen, an der Qualität der zwei Bright-Schalter nämlich, die recht wackelig in ihren Fassungen sitzen und daher besser etwas gefühlvoll betätigt werden sollten. Die Regler selbst laufen wie Butter und frei von Spiel auf ihren Achsen und sind dank der großen Skalierung auch aus größerer Entfernung gut zu erkennen. Abschließend wäre noch die Netzanzeige zu erwähnen, die während des Startens des Amps abwechselnd rot und gelb leuchtet, im Betriebszustand auf Rot verharrt und im Mute-Modus dauerhaft gelb erstrahlt.

Fender Tone Master Twin Reverb Blonde Panel

Fender Tone Master Twin Reverb Blonde Panel

Der große Blonde in der Praxis

Wer jemals über einen echten Fender Twin Reverb gespielt hat, dem dürfte der Klang des Fender Tone Master Twin Reverb Blonde vom ersten Ton an bekannt und vertraut vorkommen. Es ist in der Tat verblüffend, wie nahe der Sound dieser „digitalen Kopie“ dem Ur-Twin doch nahe kommt, da kann man wirklich nur den Hut ziehen! Der Klang ist wie immer sehr voluminös, warm und rund und verfügt über eine ausgesprochen lebendige Dynamik bei gleichzeitig hohem Schalldruck schon bei geringen Lautstärken. Dass er laut kann, kann man sich aufgrund der zwei 12″ Speaker und dem voluminösen Gehäuse sicher denken, vor allem aber wirkt der hohe Headroom beeindruckend, der selbst auf den größten Bühnen den Klang sauber artikuliert abliefern sollte.

Vermutlich um das Design auf dem Frontpanel nicht durch ein zusätzliches Mastervolume-Poti zu zerklüften, wurde die Power-Soak-Schaltung mit der fünffachen Abstufung zum Senken der Lautstärke an der Rückseite angebracht. Dieses Feature zeigt sich als ein sehr sinnvolles Werkzeug, um dem Amp mit etwas Gain auf die Sprünge zu helfen und somit den Klang deutlich anzufetten. Klar, ein Verstärker für Fans von verzerrten Sounds war der Twin Reverb noch nie, jedoch entsteht bei voll aufgeregeltem Volume auf dem Bedienpanel ein organischer und verblüffend röhrenähnlicher Ton, der dank des effektiv zupackenden Equalizers enorme Facetten bereitstellt. Ein Lob verdient auch der Hall, der auch hier zwar wieder nicht nach dem angepriesenen Spring-Reverb klingt, aber trotzdem eine Menge Vintage-Flair versprüht und zusammen mit dem Tremolo-Effekt vielseitig einsetzbar ist. Schade nur, dass Fender ihrem „großen Blonden“ keinen FX-Loop spendiert hat, aber auch so schon kann man mit diesen zwei gebotenen Effekten eine Menge Atmosphäre schaffen.

Fender Tone Master Twin Reverb Blonde Tilt back

Fender Tone Master Twin Reverb Blonde – Sounds

Für die folgenden Klangbeispiele wurde vor dem Amp ein AKG C3000 Mikrofon platziert, als Gitarre wurde eine Harley Benton TE-20 Telecaster verwendet. Effekte, außer die im Fender Tone Master Twin Reverb Blonde verbauten, wurden keine benutzt.

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Fazit

So ein Reissue einer echten Legende kann ja auch immer nach hinten losgehen. Vor allem dann, wenn es sich wie hier um eine völlige Neukonstruktion auf digitaler Basis handelt. Fender hat jedoch mit dem Tone Master Twin Reverb Blonde ein glückliches Händchen bewiesen und das Klangverhalten des Ur-Twin wohl bis in das kleinste Detail sorgfältig analysiert. Herausgekommen ist ein echter Twin Reverb, der mit sinnvollen Features ausgestattet wurde und mit seinem halben Gewicht und dem halben Preis im Gegensatz zum Original in die Herzen vieler Fender-Fans spielen dürfte.

Plus

  • authentischer Twin-Sound
  • hoher Schalldruck/Lautstärke
  • gute Verarbeitung
  • sinnvolle Features
  • schöne Optik

Minus

  • Bright-Schalter etwas fragil
  • kein Effektweg

Preis

  • 1149,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Eibensang

    Nur noch mal für Blondinen: Hab ich das richtig verstanden – das schmucke Gerät ist (wie) der Twin Reverb, nur jetzt in digital – also ganz ohne Röhren? (Und mit mehrstufiger Powersoak-Option wie beschrieben …)
    Tatsächlich hör ich ihm das an den Tonbeispielen nicht an – was für ihn spricht.

    Ich leiste mir das Teil – trotz der echt schicken Optik – sicherlich nicht, da ich schon (seit Langem) seufzend stolzer Besitzer eines 65 Twin Reverb bin. Der wegen seines Gewichts und seiner Unhandlichkeit seit Jahren nur noch im Studio steht (wo ich ihn allerding nicht missen möchte. Für kristallklares Clean immer noch die erste Wahl – vor allen Modeling-Orgien). Auch bei Gigs konnte ich das edle Stück nie „ausfahren“ – es fühlte sich meist an, wie mit einem Ferrari durch die verkehrsberuhigte Zone zum Kippenholen zu schleichen. Außer mal beim fröhlich-rockigen Beschallen eines Bikertreffens: Da kannte ich nix – und hab den Volumeregler (der Amp wurde nicht mikrofoniert, er blies direkt ins Publikum) bis auf 3 1/2 gedreht, ey. War echt laut, haha!

    Gut, ich spiele nicht Metal, meine Band rockt höchstens so mittellaut und halbakustisch. Und da reicht in der Regel – auch open air – eine 1×12 Box mit kleinem Amp. Die Feinheiten, die den Twin auszeichnen, hört man höchstens bei Aufnahmen. Aber bräuchte ich live mehr Schalldruck mit diesem Sound – der neue Blonde wäre mein Kandidat. Halb so teuer und halb so schwer sind gute Argumente.

    • Profilbild
      Stephan Güte RED

      @Eibensang yes, you´re right! Komplett digital, nicht ein einziger Glaskolben drin! Ich finde das Ergebnis auch beachtlich!

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