Sound Legende für das Projektstudio!
Ein Trademark wie Donnerhall, zumindest wenn es um Produzenten meiner Dekade geht. Während der ambitionierte Nachwuchs die Firma Focusrite meist aus dem Interface Homerecording-Bereich her kennt, zucken Nutzer meines Alters allein schon bei der Erwähnung der Red- oder Blue-Serie vor Ehrfurcht zusammen. Mit dem Focusrite ISA 428 MKII versucht nun das Traditionsunternehmen, den Flair großer Produktionen vergangener Tage in die Gegenwart zu retten.
Große Namen, große Budgets!
Warum dieser Aufriss um den Namen Focusrite? Nun, gegründet wurde die Firma 1985 von dem wahrscheinlich größten Namen der Konsolenhistorie, Rupert Neve, der diese Firma jedoch bereits einige Jahre später wieder verkaufte. Dennoch reichte die vergleichsweise kurze Zeit aus, um die ersten Legenden zu kreieren, unter anderem auch den ISA 110 Kanalzug, der seiner Zeit speziell für George Martin entwickelt wurde. Nicht umsonst zeigen viele optische Details einige Parallelen zu dem zum Test vorliegenden Focusrite ISA 428 MKII, basiert die Preamp-Schaltung doch auf dem Klassiker der AIR Studios.
Der Aufbau des Focusrite ISA 428 MKII
Einem echten Preamp entsprechend verzichtet Focusrite auf Bauelemente der nächsten Stufe wie z. B. stark eingreifende Filter oder Kompressoren. Stattdessen kommen 4 baugleiche Kanalzüge zum Einsatz, deren einzige Aufgabe das Aufholen der angelieferten Spannung ist. Dabei ist der Focusrite ISA 428 MKII sehr flexibel in Sachen Eingangspegel, so kann er sowohl einen Mikrofonpegel über XLR, Line über TRS oder hochohmiges Material über Klinke mit den entsprechenden Eingängen verarbeiten. Dabei verfügt jeder Kanal über einen eigenen symmetrischen Einschleifweg, um externe Prozessoren mit ins Boot holen zu können. Der Einschleifweg kann über einen Druckknopf auf der Frontseite aktiviert werden, was den Bedienungskomfort um einiges steigert. Wer einmal mit der Taschenlampe hinter seinem Outgear-Rack auf dem Boden liegend herum gekrochen ist, um seine Prozessoren zu verkabeln, weiß was ich meine.
Eigentlich ist es ein Fehler, von einem 4-kanaligen Preamp zu sprechen, da der Focusrite ISA 428 MKII 4 weitere digitale Inputs sein Eigen nennt, die über XLR-Buchsen gespeist werden. Auf der Vorderseite kann man die passende Bitrate von 44,1 bis hinauf zu 192 kHz einstellen, wobei das Gerät auch Word-Clock ausgeben kann. Dennoch ist der Focusrite ISA 428 MKII primär für die Arbeit im Projektstudio ausgelegt, wo man selten mehr als 4 Kanäle gleichzeitig aufnimmt.
Dreh- und Angelpunkt des Focusrite ISA 428 MKII ist der jeweilige Gain-Regler des Kanals, der durch einen dreifach Wahlschalter (0 – 30 dB) und einem Umschalter (40 – 60 dB) eine Verstärkung von bis zu 60 dB bietet. Die Feinjustierung übernimmt dann ein stufenloser Trim-Regler, der im Bedarfsfall noch mal 20 dB an Vorverstärkung bietet, so dass eine maximale Signalverstärkung von bis zu 80 dB möglich ist. Dies ermöglicht auch die Arbeit mit sehr leistungsschwachen Bändchenmikrofonen. Für Line- und Hz-Signale machen solche Werte natürlich keinen Sinn, so dass bei Line-Signalen der Verstärkungsbereich von -20 dB bis +10 dB, bei Hz Signale von +10 dB bis +40 dB angelegt wurde.
Als Hochpass verfügt jeder Kanal über ein stufenloses Trittschallfilter, das von 16 Hz bis 420 Hz durchstimmbar ist und mit 18 dB/Okt sehr steilflankig zur Sache geht. Für das Ausmerzen von Rumpelgeräuschen erscheint ein solch harter Cut sehr hilfreich, für das Bearbeiten eines Nahbesprechungseffektes könnte das Filter u. U. zu stark ins Geschehen eingreifen. Schaltbare 48V Phantomspeisung und Phasenumkehr runden den Gesamteindruck ab. Rechts außen gibt es insgesamt acht 6-stellige LED Ketten, die den Ausgangspegel abbilden.
Die Impedanzwahl des Focusrite ISA 428 MKII
Es sollte eigentlich schon länger kein Geheimnis mehr sein, dass sich der Klang bestimmter Mikrofontypen anhand der Impedanz des Preamps ändert. Dennoch bin ich immer wieder überrascht, wie viele Ingenieure und Produzenten noch nichts über diese klanglichen Möglichkeiten gehört haben. Dies könnte sich mit dem Focusrite ISA 428 MKII jedoch schnell ändern, da diesem Schaltungskniff besondere Aufmerksamkeit gewidmet wurde.
Gleich vier verschieden Impedanzen lassen sich am Mikrofoneingang des Focusrite ISA 428 MKII über die Druckknopfwahl an der Frontseite des Panels einstellen. Zur Auswahl stehen die Einstellungen Low (600 Ohm), Medium (2.400 Ohm), High (6.800 Ohm) und in Anlehnung an den Übervater des Produktes, die ISA 110 Eingangsimpedanz von 1.400 Ohm. Inwieweit sich die Ohmwahl auf den Klang auswirkt, wird der Praxistest zeigen.
Ich kann den Klangeigenschaften nicht viel hinzufügen, ausser das ich den gleichen Eindruck habe. Allerdings habe ich ein paar praktische Erfahrungen.
Die Pegelanzeigen auf der rechten Seite hätten die auch weglassen können, weil sie 0% hold anzeigt. Bei perkussiven Aufnahmen einen Inputpegel abzulesen, ist unmöglich.
Bei den HiZ Buchsen gibt es keinen wirklichen Klick, wenn man ein Kabel hineinsteckt und es ist relativ einfach das Kabel wieder zufällig rauszuziehen.
Die optionale digitale ADAT Karte ist genauso schlampig gebaut, wie die Teile im Inneren zusammengefügt wurden. Wenn man 80er Qualität erwartet, bekommt man made in China. Nichts passt wirklich zusammen, aber funktioniert irgendwie doch.
Heute würde ich mir für weniger Geld lieber der Warm Audio WA 412 kaufen wollen, da er ähnlich klanglich flexibel ist, aber noch mehr Färbung zeigen könnte, wenn man will.