Der OSCar-Klon in Perfektion?
Die Umwandlung von Vintage-Klassikern in VST-Klone ist in vollem Gange. Langsam kommen wir in der zweiten Generation an. So auch GForce, die den Klassiker OSCar der Oxford Synthesizer Company von 1983 nun bereits in Runde zwei neu auflegt:
Der OSCar war ein monophoner Hardware-Synthesizer, der zwar eine digitale Klangerzeugung hatte (Oszillatoren), aber eine analoge Klangbearbeitung bot. Mit dem impOSCar hat G-Force-Software eine virtuelle Version des digital/analogen Exoten auf unsere Rechner gebracht. Nun hat der „alte“ OScar einen Enkel bekommen: impOSCar 2 hat das Licht der digitalen Welt erblickt.
Auf den ersten Blick
Der impOSCar 2 läuft auf Mac und PC und zwar ab MacOS 10.5 bzw. ab Windows XP (mit SP2). In die DAW kommt das Stückchen Software auf beiden Systemen als VST2-Plug-in und auf dem Mac zusätzlich noch als RTAS und AU. Standalone ist auch eine mögliche Betriebsart.
Das virtuelle Instrument lässt sich auch als Insert-Effekt betreiben. Auf diese Weise kommt „jedes“ Signal in den Genuss, als Wellenform behandelt zu werden: Es stehen die umfangreichen Modulations- und Bearbeitungsmöglichkeiten des impOSCar 2 zur Verfügung.
Historisch
Der impOSCar 2 (sowie natürlich sein Vorgänger) ist ein virtueller Nachbau vom OSCar. Dieser „Bolide“ war meines Wissens nach zwar nicht die einzige Entwicklung der Oxford Synthesizer Company, aber die einzige Entwicklung, die es in den Markt geschafft hat. Die ersten Modelle (ca. ein Viertel) mussten noch ohne MIDI auskommen, die restlichen kamen dann mit MIDI-Schnittstelle zum Kunden. Der OSCar wurde recht schnell zur Legende. So ist er heute gebraucht teurer als „damals“ (80er) bei seiner Markteinführung.
Es handelt sich beim OSCar um einen digitalen Synthesizer, ja wirklich! Die Oszillatoren sind digital. Bei den Filtern hört die „schöne neue Digitalwelt“ auch schon wieder auf: Die sind analog, und das hört man – wie ein öffentlich rechtliches Jugendradio sagen würde. Monophon war das Vorbild noch dazu! Seinerzeit übrigens einer der erste monophonen Synthesizer, der bereits in der Serienausstattung midifiziert war.
Der Weg auf die Festplatte
Die Installation geht erfreulich leicht und einfach von der Hand. Beim Hersteller einfach die betreffende Installationsdatei herunterladen, ausführen, Sequencer starten, Seriennummer eingeben und Musik machen. Es gibt keinen Dongle, kein Challenge-Response-Verfahren, kein „Service-Center“, keine HD-Autorisation und auch kein sonstiges „Ritual“, das zelebriert werden müsste, um die fürs sauer verdiente erworbene Software für sich selbst dauerhaft nutzbar zu machen – so muss das sein!
Da dem impOSCar 2 keine große Sample-Library zu Grunde liegt, ist der beanspruchte Festplatten-Platz überschaubar.
Praxis
Im Prinzip bietet der impOSCar 2 die gleichen Features, die auch sein prominentes Vorbild bzw. „Großvater“ zu bieten hatte. Der größte Unterschied: Er ist polyphon, Flächen und Akkorde sind somit ohne Probleme spielbar.
Die mitgelieferten Presets vermitteln einen sehr guten Eindruck und laden ein, eigene Klangwerke zu schaffen. Nebenbei sind diese auch noch dank des Preset-Browsers exzellent sortiert.
Der impOSCar 2 läuft stabil und performant. Besonders hübsch ist die Option, das GUI in der Größe anzupassen. Dabei gibt es drei verfügbare Stufen: Die Grundeinstellung, eine schmalere Version und die „XXL-Extra-King-Size“-Variante. Bei der verschmälerten Ansicht werden die Bedienelemente einfach zusammengeschoben, ohne dass diese in ihrer eigentlichen Größe verändert werden. Diese Ansicht eignet sich wohl nur für sehr kleine Bildschirme oder um im Mix „den Überblick“ zu behalten. Angesichts immer größer werdender Bildschirme – und so ganz nebenbei geht der Trend ja eindeutig zum Zweitmonitor – wird diese Ansicht wohl eher selten zum Zuge kommen. Die große Version des GUI ist meine erklärte Lieblingsansicht: Es wird der gesamte Synth vergrößert und nimmt (wie früher, als die Bildschirmauflösungen mit über 800×600 Pixel noch „professionell“ hießen) somit (fast) den ganzen Bildschirm ein. So ist alles komfortabel zu erkennen.
Das sollte Standard werden: Gesetzlich verankert. Leider funktionierte die Umstellung der GUI-Größe nicht hundertprozentig reibungslos. Nach dem Umstellen ist es von Nöten, das Plug-in-Fenster zu schließen und wieder frisch zu öffnen. Leider klappt das in Nuendo/Cubase nicht ganz richtig mit der Fenstergröße, und das Plug-in muss mehrmals geöffnet werden oder frisch geladen werden. Ob das nun an Cubase liegt oder an G-Force ist schwer zu sagen. Fakt ist, dass das zum Beispiel in Studio One völlig problemlos funktioniert.
ge-FILTER-t
Das Filter ist der Hammer! Ich habe bis dato kein Filter in einem virtuellen Instrument gehört, das mich derart überzeugt hat. Einige waren dicht dran – sogar sehr dicht – aber der impOSCar 2 belegt derzeit bei mir den ersten Platz in dieser Kategorie.
Klang
Das Wichtigste bei einem Synthesizer ist und bleibt der Klang: Hier kann der impOSCar 2 auf ganzer Linie punkten! Das gute Stück klingt einfach nur toll. Wenn man den Vergleich mit dem OSCar bemüht: Er scheint recht dicht an den Großvater heran zu kommen. Die Bässe sind sehr knackig, wie man das selten hört. Speziell digitale Kopien von (analogen) Klassikern erscheinen mir in den Bässen oft etwas „schwammig“ und neigen zum Dröhnen oder Mumpfen. Das ist mir beim impOSCar 2 nicht unter gekommen. Die Lead-Sounds können sich richtig gut durchsetzen und haben Biss, was nicht zuletzt dem sehr guten Filter zu verdanken ist. Insgesamt klingt der Software-Synth sehr lebendig, was besonders den Flächen zu Gute kommt.
Hardware-Controller
Für den impOSCar wurde auch ein passender Hardwarecontroller angeboten, der aber zwischenzeitlich leider vergriffen und daher recht selten ist. leider stand uns davon kein Exemplar zum Test zur verfügung. Hier aber zumindest eine Abbildung:
„Der (wahrscheinlich) einzige serienmäßig MIDI-fizierte Synthesizer, der monophon war/ist“
ähm…hääää? ich hab mal kurz ganz grob überschlagen und war schnell bei über 20…
ansonsten wäre eine aussage was sich im vergleich zur ersten version der software getan hat und ob ein update lohnt eine sehr wichtige information gewesen…
@arnte Ja, das stimmt so nicht ganz. Wir haben es geändert. 20 ist. aber deutlich übertrieben. Der Autor hat fast recht. Seinerzeit war der Oscar so ziemlich der erste, serienmässig midifizierte Synthesizer unter den Monophonen. Bin aber gespannt auf Deine Liste. ;-)
@Tyrell „seinerzeit“ war hier das entscheidenen wort, welches jetzt da ist und vorher fehlte. ich denke du gibst mir recht, dass es heute relativ leicht ist auf 20 monophone synths mit serienmäßigem midi zu kommen…
der untere abschnitt meines ersten kommentares war aber eigentlich der wichtigere (das klugscheißen darf ansonsten auch gern mal ignoriert werden ;) ).
@arnte Alles klar :-) Sicher reagiert Florian gleich auf den zweiten Absatz, Grüße, Peter
@arnte Servus Arnte,
jaa DANKE für den Hinweis ;-)
Neue Features (habe nicht den impOSCar zur Hand):
-als Insert-Effekt nutzbar
-GUI größenverstellbar
-Ring-Modulator
-Überarbeiteter Arpeggiator
-Neuer Ploy-Unisone-Modus
-Es wird die „Release-Velocity“ ausgewertet
-Neuer „Panorama-Spread“-Modus
-Akkord hold&retrigger (naja)
-Beide Oszillatoren mit PWM (!!!)
-Am LFO wurde geschraubt
-Aux Mod Section mit umfangreichem Routing
Hoffe, ich habe kein wichtiges neues Feature vergessen!
Ob das Update Lohnt ist (wie ich finde) stark von Deinen Ansprüchen abhängig. Mich persönlich reizt die Insert-Option und der Ring-Modulator weniger; dafür finde ich die Routing-Optionen und (vor allem) die Möglichkeit an beiden Oszillatoren die Pulsweite zu verändern (PWM) ein klares Update-Argument!
Gruß
Florian
@Florian Scholz Der Glide-Mode ist auch neu…
@Florian Scholz hi florian,
vielen dank für die schnelle ergänzung!
bei den features sind tatsächlich schon einige sachen dabei die mich auch reizen würden. aber dafür 100,- updatepreis berappen…hm…ich weiß nich.
mich würde natürlich noch sehr interessieren inwieweit sich klanglich (abgesehen von den neuen features) etwas getan hat – und wenn ja, was. aber das kannst du ohne den vorgänger zu haben natürlich schlecht testen ;)
vielleicht kann ja einer der anderen leser dazu was sagen?
ich fand den 1er impOSCar für sein alter immer recht gut klingend. die typischen software probleme (tiefe und lebendigkeit des sounds) hat er aber auch. andere softsynths sind da inzwsichen weiter. vielleicht hat sich beim 2er dahingehend ja auch was getan?
@arnte Hey Arnte,
gerne!!!
Klanglich ist solches immer schwer zu sagen! Speziell die analogen Nachbauten lösen meist Glaubenskriege aus, deren Argumentation selten auf guten Argumenten Fußt, oder gar objektiv ist: Was ich gehört habe würde ich sagen, der impOSCar 2 ist ein Schritt nach vorne!
Gruß
Florian
@Florian Scholz Hallo,
ich habe mir die Demoversion runtergeladen und bin eigendlich begeistert. Hat jemand von euch
die Appegiatorauflösung gefunden?
Gruß TWR
kein 64-Bit? Schade, denn sonst hätten die heute schon Geld an mir verdient. Verstehe nicht warum bei einem neuem Instrument keine 64-Bit Version dabei ist. Schade um das tolle Instrument.
@rz70 ALLERDINGS
@rz70 wo würde denn der große vorteil liegen?
bei kontakt/vsl riesensamplelibraries verstehe ich die „pficht“ wegen mehr ram adressieren.. hier ist das doch egal…kläre mich auf :)
Wenn Du mit einem 32-Bit-Host arbeitest ist es in der Tat relativ egal. Es KÖNNTE dann in Zukunft (wenn es mal keine 32Bit Hosts gibt und keine Bridges mehr) eng werden!
Wenn ich aber schon komplett auf 64 Bit bin, und mein Sequencer keine Bridge hat, kann ich dieses Plugin nicht nutzen. Ich muss also immer vorher überlegeb: will ich heute evtl den impOSCar nutzen, oder nicht?
Und wenn ich jetzt große Libs nutzen will und diese mit dem impOSCar würzen?
Es geht hier nicht um ein großes Problem, aber zeitgemäß ist es einfach nicht!
Gruß
Florian
blöde soundbeispiele
eher antiwerbung
zu dünn zu digital und zu normal
und nicht zum vorteil des mächtigen synths
der vst-imposcar klingt zig mal besser
mehr druck mehr bass mehr charakter
und mehr ausergewöhnliche sounds
fett brachial mächtig
testet ihn selber das teil
der imposcar2 verbreitet durch seinen wirklich sehr eigenen klang eine „gewisse“ athmosphäre wie ich finde.
als sehr brachial aber auch ultra-warm und insgesamt sehr kräftig beschreibe ich mal das klangbild.
ich habe noch nie einen hardware-synth besessen geschweige denn gehört oder gespielt. also kann ich nur software synths beurteilen. und ich hab etwas ähnliches zuvor noch nicht in der software-welt gehört. es gibt meines erachtens keinen vergleichbaren synth der dem klang des imposcar2 ähnelt. der korg mono/poly hat mich schon sehr beeindruckt, der imposcar noch mehr.
mfg, alexander
ich muß mal die Soundbeispiele kritisieren, besonders bezogen auf den Artikel:
wenn impOSCar2 doch so tolle Bässe bietet, wieso dann solche Sounds gewählt die ja fast alle noch nicht mal nach Bass klingen?
ebenso werden im Test die Lead-Sounds als durchsetzungsfähig dargestellt, aber keine Soundbeispiele, dafür Pad-Sounds – aber auch die haben nur teilweise was mit Pads zu tun…
schade, denn ich finde Eure Test fast immer hilfreich und detailliert, aber bei vielen Soundbeispielen denk ich nur „danach sollte man das VSTi besser nicht kaufen“
wie kommt denn sowas?
obwohl sehr alt
nach wie vor oberste liga-
eigener sound ,sehr analog
absolut experimentiell und vielseitig
und mit charakter.
steckt viele moderne locker in die tone.