ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Test: Gibson Les Paul 68 Custom Reissue, E-Gitarre

68er Paula Reissue

17. Mai 2020
Gibson Les Paul 68 Custom Reissue

Gibson Les Paul 68 Custom Reissue E-Gitarre

Gibson gedenkt der späten 60er und legt eine Les Paul aus dieser Ära neu auf den Tisch. Richtig luxuriös ging es damals zu, denn es blinkt und blitzt an jeder Ecke dieser Reissue Gitarre und der Schein trügt ganz und gar nicht, denn ganz billig ist die Zeitreise nicht geraten: Fast 5000,- Euro muss man auf den Tisch legen, möchte man die Gibson Les Paul 68 Custom Reissue „Black Beauty“ mit nach Hause nehmen. Das ist fast dreimal so viel, wie für eine USA-Standard Paula aufgerufen wird, entsprechend hoch sind die Erwartungen in das Modell, das bei uns zum Test eingetroffen ist. Ob die schwarze Schönheit den Ansprüchen genüge tut, damit werden wir uns jetzt mal befassen.

Gibson Les Paul 68 Custom Reissue

ANZEIGE

Les Paul 68 Custom Reissue – Facts & Features

Unter der schwarz glänzenden Hülle geht es bodenständig zu. Bodys mit Kammern im Innern, so wie sie viele neue Paulas besitzen, gab es in den späten Sechzigern noch nicht und dementsprechend erwartet uns ein recht hohes Gewicht, man kennt es ja nur zu gut. Die Lackierung ist bestens gelungen und strahlt mit der goldenen Hardware regelrecht um die Wette, ein cremefarbenes Binding umschließt sämtliche Ränder des Korpus, der natürlich aus Mahagoni besteht und eine aufgeleimte Ahorndecke besitzt. Ein Binding besitzt auch das dreischichtige Pickguard, das ebenfalls rabenschwarz ist und die Decke vor unerwünschten Kratzern schützt und der Les Paul sowieso seit jeher ihr charakteristisches Aussehen verleiht. Viele Benutzer entfernen es gerne, auch hier ist die Sache mit dem Lösen von zwei Schrauben erledigt.

Die Rückseite des Korpus ist auch wieder flach wie Holland, eine Besonderheit gegenüber den Standard-Paulas stellt die Abdeckung für den Dreiwegeschalter dar. Anstelle eines schnöden Stücks Plastik wurde hier eine Metallplatte eingesetzt, die mit einer Gravur versehen wurde – etwas Luxus sollte ja schließlich auch beim Betrachten der Gitarre von hinten zu sehen sein. Und selbst dort wurden goldene Schrauben verwendet, das gilt im Übrigen auch für das Elektronikfach, unter dem sich eine handverdrahtete Schaltung befindet.

Mahagonihals mit Ebenholzgriffbrett

Der Hals besteht ebenfalls aus Mahagoni, das cremefarbene Binding setzt sich auch an den Kanten fort. Hier fällt zum ersten Mal ein Mangel in der Verarbeitung auf, denn die eingesetzten Dots haben sich bei unserem Testmodell von schwarz in eine rötliche Farbe gewandelt. Zwar nicht alle, aber trotzdem sollte das bei einer Gitarre dieser Preisklasse nicht vorkommen. Und wenn wir schon beim Meckern sind: Kritik muss auch der Sattel einstecken, denn der würde nicht ganz bündig in seiner Position eingesetzt, sodass auf beiden Seiten der Nut spür- und sichtbare Kanten übrig bleiben. Dafür wurde bei der Bundierung penibel gearbeitet, alle 22 Bundstäbchen wurden sauber in das Ebenholzgriffbrett mit den markanten Block-Inlays eingesetzt sowie an den Kanten sauber abgerichtet. Ebenfalls kann die Politur der Bundoberflächen überzeugen, hier schabt oder schleift mal gar nichts.

Das cremefarbene Binding von Hals und dem Korpus setzt sich auch an der Kopfplatte fort, die von Split-Diamond-Inlays und natürlich dem Gibson-Schriftzug verziert wird. Die dort angebrachten und selbstverständlich vergoldeten Kluson „Waffle Back“ Mechaniken sind aller erste Sahne, sie laufen weich und äußerst präzise auf ihren Achsen. Wenn man sie denn überhaupt mal braucht – während der Testphase hielt die Edel-Paula ihre Stimmung nämlich absolut ohne Probleme.

Gibson Les Paul 68 Custom Reissue E-Gitarre Kluson Tuner

Les Paul 68 Custom Reissue – Kluson Tuner

Hardware & Elektronik der Black Beauty

Auch die übrige Hardware wird den Ansprüchen an ein Premiuminstrument gerecht. Die ToM-Bridge sowie das obligatorische Tailpiece besitzen beide eine fette, vergoldete Chromschicht, die garantiert jedem Angriff von Handschweiß und sonstigen Flüssigkeiten schadlos überstehen sollte. Gleich gutes Bild geben die vier Potis für Volume und Tone ab, sie laufen butterweich und frei von jeglichem Spiel auf ihren Achsen. Auch wenn die vier aufgesteckten Knöpfe aus schwarz gefärbtem Kunststoff nicht unbedingt in das ansonsten sehr edle Erscheinungsbild der Gibson Les Paul 68 Custom Reissue passen, sind sie doch gut zu greifen. Aber gut, wem das nicht gefällt, der kann ja auf dem Zubehörmarkt nach ein paar besser passenden Ausschau halten und so seine Custom Shop Paula ein Stück weit individualisieren.

Einen sehr soliden Eindruck hinterlässt zudem der Dreiwegeschalter, denn er rastet knackig und gut spürbar in seinen Positionen ein. Selbstredend, dass auch er mit einer vergoldeten Schraube im Korpus verankert wurde.

ANZEIGE

Custom-Humbucker Pickups

Goldig geht es weiter mit den beiden Humbuckern, die verbauten Custom-Humbucker Pickups besitzen Metallkappen aus Goldchrom, sie sollen den Sound der Spätsechzigermodelle von Gibson möglichst authentisch rüberbringen. Das klingt vielleicht so, als könne man mit diesen Pickups bzw. diesem Instrument nur klassische Rocksounds dieser Dekade abfeuern. Doch weit gefehlt: Die beiden identischen Humbucker in der Steg- und Halsposition besitzen zwar einen deutlichen Vintage-Touch in ihrem Klang, sind aber dennoch auch für moderne Sounds mehr als geeignet. Auch wenn man auf eine Singlecoil-Schaltung verzichten muss. Die gab es damals eben genau so wenig wie die Kammern im Korpus.

Gibson Les Paul 68 Custom Reissue E-Gitarre Custombucker

Les Paul 68 Custom Reissue Custombucker an Hals- und Stegposition

Gibson Les Paul 68 Custom Reissue – in der Praxis!

Akustischer Grundsound/Handling

Eine Les Paul ist eine Les Paul ist eine Les Paul. Genau das kommt einem in den Sinn, schon wenn man das Instrument nur trocken anspielt. Der Grundsound ist geprägt von reichlich Resonanzen, einem kräftigen Sustain und einem knackigen Attack. Mit dem Werks-Setting hat man es bei unserem Testinstrument wohl zu gut gemeint, denn der Hals war ein gutes Stück zu fest gespannt, sodass die Saiten speziell im unteren Bereich schnarrten. Eine Viertel Umdrehung am Halsstab, der übrigens in beide Richtungen verstellbar ist, behob das Problem aber schnell und danach präsentierte sich die Gitarre als nahezu perfekt bespielbar.

Das Finish der Halsrückseite erzeugt auch bei feuchter Greifhand keinerlei Probleme, darüber hinaus kann das doch recht schlanke 68er Medium C-Shape Halsprofil gut gefallen. Schwer ist und bleibt sie aber trotzdem, die Les Paul. Doch das dürfte Fans und/oder Sammler von Customshop-Paulas wohl kaum vom Kauf abhalten. Man weiß eben, was einen erwartet.

Elektrischer Sound

Die beiden Custom-Humbucker ergänzen den fast schon wuchtigen und sehr ausgeglichenen Grundsound mit einem weichen Vintage-Touch und ihrem enormen Headroom, der einen differenzierten und zugleich nuancenreichen Klang ermöglicht. Sie sind zwar nicht ganz frei von Brummen, aber dafür besitzen sie eine Menge Charme sowohl bei Cleansounds als auch bei den verzerrten Klängen. Positiv ist zudem, dass auch bei dieser Paula das Frequenzbild und die Dynamik kaum Verluste zeigen, wenn man die Volume-Regler etwas zurücknimmt. Eine perfekte Voraussetzung dafür, um mit einem guten Röhren-Amp am anderen Ende der Strippe eine Menge facettenreicher Sounds zu erzeugen, denen nie die Puste ausgeht. Das Repertoire reicht von druckvollen und mittengeprägten Sounds des Pickups am Steg, über warme Sounds beider Pickups bis hin zu den singenden Klängen des Humbuckers am Hals, der durch das kräftige Sustain der Grundkonstruktion Töne fast endlos am Klingen hält. Eben genau so, wie man sich den Sound einer richtig guten Paula vorstellt!

Gibson Les Paul 68 Custom Reissue E-Gitarre back

Gibson Les Paul 68 Custom – die Klangbeispiele

Ran an den Speck bzw. die Ohren! Für die folgenden Klangbeispiele habe ich die Gibson Les Paul 68 Custom Reissue in den Eingang eines Mesa/Boogie Studio 22+ Combos eingeklinkt. Vor dem Amp stand ein AKG C3000 Mikrofon, aufgenommen wurden die Tracks mit Logic Audio. Effekte wurden keine benutzt, lediglich ein sanft eingesetzter Limiter befand sich auf der Stereosumme, um die entstehenden Pegelspitzen in den Griff zu bekommen.

ANZEIGE
Fazit

Die Gibson Les Paul 68 Custom Reissue ist genau solch eine Paula, wie man sie sich vorstellt. Wunderschön im Design, kräftig im Sound und dazu gut bespielbar. Ob man dafür allerdings knapp 5000,- Euro ausgeben möchte, sollte jeder für sich selbst entscheiden. Sammler werden vermutlich nicht zögern, für alle anderen gilt: Auch halb so teure Les Paul Modelle sind nicht deswegen gleich halb so gut gelungen.

Plus

  • Klang
  • Sustain
  • edle Optik
  • Sammlerstatus
  • Edelkoffer und Zertifikat im Lieferumfang

Minus

  • leichte Verarbeitungsmängel
  • Preis-Leistungs-Verhältnis

Preis

  • 4990,- Euro
ANZEIGE
Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Hübsch, aber das: „leichte Verarbeitungsmängel“ und das: „4990,- Euro“ passt, wie Stephan im Test bemerkt, überhaupt nicht zusammen.

    Im Gegensatz dazu passt das: „leichte Verarbeitungsmängel“, das: „[beliebigen überhöhten Preis einsetzen]“ und „Gibson“ in letzter Zeit leider viel zu gut zusammen. Dass man mit überhöhten Preisen kein insolventes Unternehmen rettet, sollte sich eigentlich auch bis zum letzten Manager herumgesprochen haben. Wie heißt noch gleich Axels Band? ;)

    • Profilbild
      TheTick123

      Mal ne Frage hierzu: Hat sich die Qualität bei Gibson verschlechtert, oder war das schon immer so?

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @TheTick123 Meiner Meinung nach hat Gibson den Ruf hochklassige Gitarren herzustellen vollkommen zurecht. Für eine original Gibson waren nicht wenige Musiker bereit, ihre letzten Ersparnisse zu opfern. Das lag an Verarbeitung, Stimmstabilität, Klang, Besplielbarkeit, dem guten Ruf der Marke usw. Epiphone als Gibsons Billig-Marke hat zwar auch sehr gute Instrumente, man muss aber Glück haben, um ein solches zu erwischen (ich hatte das Glück bei meiner Paula).

        Seitdem Gibson insolvent ist, macht sich das Unternehmen in der Branche und bei potenziellen Kunden zunehmend unbeliebt. Zum Einen wären da die Klagen gegen andere Hersteller, weil diese seit Jahrzehnten Gitarren bauen, die ähnlich den Gibson-Instrumenten aussehen und Gibson das erst jetzt bemerkt … klar. Zum Anderen lässt die Qualität nach, weil sich Gibson scheinbar keine ordentliche Qualitätskontrolle mehr leisten kann/will und trotzdem weiterhin Preise verlangt, die man nur für wirklich perfekte Instrumente ausgibt. Gibson zieht den eigenen Namen durch inakzeptables Auftreten in den Dreck und glaubt, irgendjemand würde weiterhin nur für eben jenen Namen noch Luxuspreise zahlen.

      • Profilbild
        Toni

        @TheTick123 Gibson hat etwa 20 Jahre lang von 1993 bis 2014 hervorragende Gitarren gebaut. Ab 2015 begann sich dann die Qualität rapide zu verschlechtern. Wichtige und führende Mitarbeiter verließen den Konzern in Scharen. Als alle guten Leute gegangen waren kam schließlich der Konkurs. Seitdem trudelt der Konzern relativ orientierungslos vor sich hin. Die Qualität hat sich noch weiter verschlechtert. Selbst bei sehr teuren Custom Shop Modellen wird mittlerweile nur noch billigstes Plantagenholz verwendet. Seht euch das Mahagoni bei den Les Pauls an, das ist wirklich kein hochwertiges Holz mehr. Und genauso klingen die Gitarren auch. Bei der Modellauswahl fällt ihnen außer Anniversary Gitarren derzeit auch nicht viel ein. Vielleicht wird es in Zukunft wieder besser. Dem großen Namen werden sie zurzeit jedenfalls nicht gerecht.

  2. Profilbild
    harrymudd AHU

    Stephan mach doch generell mal Fotos von Verarbeitungsmängeln.
    So ist es leichter das nach zu vollziehen.

    • Profilbild
      TheTick123

      @harrymudd Das finde ich eine gute Idee. Beim Kluson Tuner Bild kann man die fehlerhafte Platzierung des Sattels aber sogar von hinten sehen, wenn ich mich nicht täusche.

  3. Profilbild
    [aˈtoːm] [aːl] [ˈa(ː)tonaːl] AHU

    Die ehemaligen guten Gitarrenbauer der Marke sind abgewandert und haben ihre eigene Marke gegründet. Diese exzellent verarbeiteten Gitarren kosten im Schnitt sehr viel weniger als der „handmade“ Gibson-Krempel. Für 5k Dollars bekommt man eine ARCHTOP oder Hollowbody vom Feinsten bei Heritage, für 4k eine Customshop Solidbody komplett handmade. Das ist handwerklich eine ganz andere Liga als eine Soldibody mit Rohlingen auf CAD-basierter Herstellung in einer Firma von der Grösse Gibsons oder Fenders. Heritage is ne relativ kleine Firma im Vergleich.

    Die Gibson 68er reissued ist zweifellos immer noch schön anzusehen. Wenn sie gut gebaut, und gutes Material verbaut ist 2-3k Dollar, hab ich keine Probleme damit, aber 5k ist einfach lächerlich, sry., dazu noch mit Verarbeitungsmängeln…cmon irgendwo hört es echt auf. Anscheinend lernen die Finanzhonks dieser Firma absolut NICHTS dazu…

  4. Profilbild
    uelef

    Oh, Stephan, kein Orange Micro Dark mehr als Referenzsystem bei dir? Wie kommt das?

    • Profilbild
      Stephan Güte RED

      @uelef Doch, doch … hab nur gerade hier so´n netten Boogie rumstehen ;) Der MD ist nach wie vor am Start – ich liebe ihn immer noch!

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      @uelef Lass den Boogie bloß noch ein bischen länger bei dir stehen. Und stell ihm einen Twin Reverb an die Seite, der braucht einen Kumpel.

Kommentar erstellen

Die AMAZONA.de-Kommentarfunktion ist Ihr Forum, um sich persönlich zu den Inhalten der Artikel auszutauschen. Sich daraus ergebende Diskussionen sollten höflich und sachlich geführt werden. Politische Inhalte und Statements werden durch die Redaktion gelöscht.

Haben Sie eigene Erfahrungen mit einem Produkt gemacht, stellen Sie diese bitte über die Funktion Leser-Story erstellen ein. Für persönliche Nachrichten verwenden Sie bitte die Nachrichtenfunktion im Profil.

X
ANZEIGE X