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Test: Gibson Les Paul Tribute STB, E-Gitarre

Die Paula Tribute anno 2019

10. September 2019
Test: Gibson Les Paul Tribute STB, E-Gitarre

Test: Gibson Les Paul Tribute STB, E-Gitarre

Ach ja, Gibson … was gab es von der Traditionsfirma nicht alles zu hören und zu lesen in den letzten Monaten, wenn nicht gar Jahren! Der Wechsel in der Führungsspitze des Konzerns, von Dampfwalzen zermalmte Firebirds, Streitigkeiten um Patentrechte, Ausflüge in die Welt der Neonfarben samt Robot-Tuner und dazu noch eine Qualität der Instrumente, die für viele von uns dem Namen Gibson nicht unbedingt immer gerecht wurde. Zwischen all dem ganzen Hickhack dreht sie aber immer noch unbeirrt ihre Kreise und steht bei der musizierenden Zunft nach wie vor hoch im Kurs: die gute alte Les Paul, der ewige Dauerbrenner und das wohl prominenteste Pferd im Stall der US-Firma. Wie es um die aktuelle Qualität der Gitarren von Gibson anno 2019 steht, soll die Gibson Les Paul Tribute STB im folgenden Review nun zeigen.

Gibson Les Paul Tribute STB

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Gibson Les Paul Tribute STB – Facts & Features

Für Überraschungen ist Gibson immer wieder gut, das wissen wir alle. Die Erste gibt es gleich, noch bevor man das Instrument überhaupt in der Hand – hält in Form eines dick gepolsterten Kunstleder-Gigbags, in der die Gibson Les Paul Tribute STB ausgeliefert wird. Sicherlich wäre die Überraschung nicht so groß, wenn wir es hier mit einer Premium-Paula zu tun hätten, in diesen Größenordnungen gehört ein entsprechendes bzw. würdiges Behältnis ja in aller Regel auch dazu. Bei einem Ladenpreis von nur knapp über 1000,- Euro aber ist solch eine luxuriöse Tasche jedoch mehr als eine Fußnote wert!

Gibson Les Paul Tribute STB Case

In dieser robusten, gepolsterten Tasche erreicht die Gibson Les Paul Tribute STB ihren neuen Besitzer

Was sich nach dem Herausnehmen aus der Tasche präsentiert, ist eine Les Paul in einem matten „Tobacco Satin“ Finish und einem „Ultra Modern Weight Relief“ Korpus aus Mahagoni, was sich auch prompt beim Gewicht bemerkbar macht. Der Korpus besitzt Hohlkammern, die unserer Paula einiges von ihrer bleiernen Schwere abgenommen haben und zudem auch Auswirkungen auf die Tonentfaltung bzw. die Resonanzen und das Sustain besitzen sollen. Klingt irgendwie plausibel.

Weiter Besonderheiten gegenüber den klassischen Paulas gibt es bei der Konstruktion nicht zu vermelden, alles ist so, wie man es immer schon von Gibsons Kampfschwert kennt. So sind sowohl die Decke als auch der Hals aus Ahorn gefertigt, aufgeleimt ist ein Stück Palisander als Griffbrett, in das die 22 Mediumbünde eingesetzt wurden. Sowohl beim Griffbrett als auch bei der Bundierung sind bei unserem Testinstrument leider Verarbeitungsmängel zu erkennen, so sind die Seiten der Bünde nur unzureichend entgratet und das Griffbrett an seiner oberen Seite weist eine spürbare Kante auf. Das mit der Kante ist vielleicht für das Auge ärgerlich, in der Praxis stellt das aber beim Bespielen des Halses kein Problem dar.

Viel unangenehmer ist dagegen die Sache mit den Bünden, denn die Ecken sind sehr scharfkantig und könnten bei einem beherzten Slide über eine Oktave schon für den einen oder anderen Piekser in den Fingern der linken Hand sorgen. Dafür aber wurden zumindest die Oberflächen der Bünde unserer Gibson Les Paul Tribute STB E-Gitarre ausreichend poliert, sodass Bendings und Fingervibratos von Anfang an im wahrsten Sinne des Wortes „leicht von der Hand“ gehen.

Gibson Les Paul Tribute STB Fretboard

Gibson Les Paul Tribute STB – Verarbeitungsmängel an Griffbrett und Bundierung

Das „Rounded“-Halsprofil liegt hingegen sehr gut in der Hand und ist meilenweit von dem entfernt, was man einen „Baseball-Schläger“ nennt. Zudem wurde die Halsrückseite wie das komplette Instrument mit einer nur sehr dünnen Lackschicht überzogen: Auf dem Korpus bringt das die Poren des Holzes zum Vorschein und für die Greifhand bietet sich als nützlicher Nebeneffekt ein angenehm natürliches Spielgefühl, das auch bei Feuchtigkeit kaum nachzulassen scheint.

Les Paul Tribute STB – Hardware & Elektronik

Ganz klassisch bzw. unspektakulär präsentieren sich die Hardware und die Elektronik, hier geht Gibson auf Nummer sicher und setzt der Les Paul Tribute STB bewährte Komponenten ein – wenn auch nicht immer mit der besten Sorgfalt. Nach dem Mangel mit den nur unzureichend abgerichteten Bundstäbchen fällt an dieser Stelle ein weiterer, wenn auch nicht ganz so bedeutender Fehler in der Verarbeitung auf, der nicht unerwähnt bleiben sollte: Die Hülsen für die Aufnahme des Stegs (Nashville Tune-o-Matic) wurden nicht ganz sauber eingesetzt, offensichtlich wurden hier die Löcher in der Decke nicht tief genug gebohrt, sodass die Hülsen nicht ganz sauber mit der Decke fluchten. Der obere Bolzen (im Bereich der Basssaiten) ist hiervon sogar noch ein Stück weit mehr betroffen.

Das Tailpiece hingegen sitzt fest und satt in seiner Position und führt die Saiten hinauf zu den sechs Mechaniken, deren Qualität man als ausreichend bezeichnen kann. Nur, damit wir es nicht aus dem Fokus verlieren: Die Gibson Les Paul Tribute STB E-Gitarre kostet als echte US-Paula im Laden nur rund 1000,- Euro und irgendwo muss dann ja wohl oder übel gespart werden. Von daher ist auch bei den vier Potis und dem Dreiwegeschalter keine Premiumqualität zu erwarten, die Regler besitzen leichtes Spiel auf ihren Achsen, dafür aber sind sie nicht allzu schwer zu bewegen. Besser ginge es sicher noch mit einem Satz griffiger Potiknöpfe, denn diese hier sind ziemlich rutschig, gehören aber mit ihrer Goldfärbung zur stimmigen Optik einer Paula wohl mit dazu.

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Der Dreiwegeschalter fügt sich in das Bild ein, auch hier muss man mit Kompromissen leben bzw. den Markt der Replacement-Parts anvisieren, sollte er, wohl eher früher als später, das Zeitliche segnen. Er steuert die beiden 490R bzw. 490T Humbucker an, die in ihrer Schaltung keine Überraschungen bieten. Es existiert kein Coil-Splitting, sondern nur die Option Steg-Humbucker, beide Humbucker parallel oder aber Hals-Pickup sind machbar.

Die Les Paul Tribute STB in der Praxis!

Bei aller (berechtigten) Kritik muss man der Gibson Les Paul Tribute STB eines lassen: Sie ist eine echte Les Paul, ohne Wenn und Aber! Bereits trocken angespielt überzeugen die guten Resonanzwerte und das gewohnt kräftige Sustain. Dank der Hohlräume im Innern des Korpus fühlt sich die Paula sowohl auf dem Schoß als auch am Gurt ungewohnt leicht an, zumindest dann, wenn man sackschwere Standard Les Paul zum Vergleich heranzieht.

Ob und wie sich die Resonanzkammern nun auf den Sound der Gitarre auswirken – darüber kann man an den Musikerstammtischen bestimmt spekulieren und diskutieren. Fakt ist jedoch, dass der Grundsound schon recht imposant rüberkommt und die beiden 490er Humbucker zudem keine Mühe haben, das Ergebnis an den angeschlossenen Amp zu portieren. Das Programm ist bekannt und bewährt: Von druckvollen und kristallklaren Riffsounds des Steg-Humbuckers über warme und mittenreiche Sounds beider Tonabnehmer bis hin zu fetten Leadlines des 490 am Hals reicht das Repertoire, das sowohl den Blueser als auch den Metaller ehr als zufriedenstellen dürfte. Schade nur, dass beim Zurücknehmen des Volume-Reglers deutliche Verluste in der Dynamik und im Frequenzverhalten auftauchen. Von daher also immer volle Pulle und alles auf 10, dann drückt die Gibson Les Paul Tribute STB so richtig herrlich ab!

Für die Klangbeispiele habe ich wie immer meinen kleinen Referenz-Amp Orange Micro Dark mit angeschlossener 1×12″ Celestion Vintage 30 Box benutzt. Vor der Box war ein AKG C3000 Mikrofon platziert, ehe das Signal in Logic Audio aufgenommen wurde. Effekte kamen nicht zum Einsatz.

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Fazit

Trotz der beschriebenen Mängel, wie etwa die scharfkantigen Bundstäbchen oder die nur ausreichende Qualität der Hardware, ist und bleibt die Les Paul auch im Jahr 2019 eine verdammt gute Rockgitarre, das macht die Gibson Les Paul Tribute STB im Test deutlich. Ihr druckvoller Sound und die angenehme Bespielbarkeit trösten über manches hinweg und wer weiß: Vielleicht hatten wir ja eines der berühmten „Montagsmodelle“ zum Test in unserer Redaktion? Also am besten selber testen und ein Bild machen, meines wird auf jeden Fall in guter Erinnerung bleiben!

Plus

  • typisch fetter Les Paul Sound
  • gute Bespielbarkeit
  • angenehmes Gewicht
  • Luxus-Gigbag im Lieferumfang

Minus

  • Verarbeitungsmängel
  • Qualität Regler/Schalter

Preis

  • 1019,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Jörg Hoffmann RED

    Hallo Stephan, hattest Du die Tribute oder die Studio Tribute im Test? Auf einem Foto sieht man die Fretboard Dots der Studio Tribute, während die anderen Bilder die Trapezoide der neueren Tribute zeigen.
    Meines Wissens nach sind die beiden Modelle technisch Identisch, nur gibt es die Studio Tribute bei Thomann derzeit für 769€ im Angebot.

    • Profilbild
      Stephan Güte RED

      @Jörg Hoffmann Hi Jörg,

      verdammt, da scheint etwas mit den Bildern durcheinander geraten zu sein! Es geht um die die Tribute, ohne „Studio“. Danke für den Hinweis :)

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