Solider Equalizer für Budget-Bewusste
Golden Age 73 MkII ist ein Outboard-Equalizer mit 1 HE Rack-Höhe im 9,5“ Half-Rack Format. Er ist bereits die zweite Inkarnation dieses EQs der schwedischen Firma aus Alingsås und wartet mit einigen Verbesserungen auf, die vor allem das Netzteil betreffen. Die Website des Herstellers verspricht, dass es sich um einen musikalischen Equalizer im Stile des Neve 1073-EQ-Moduls handelt, das in der altehrwürdigen Neve Konsole A88 anzutreffen ist.
Hardware des Golden Age EQ-73 MkII
Der Golden Age EQ-73 MkII ist ein Dreiband-EQ mit gerasterter Frequenzselektion, +/- 15 dB bzw. +/- 18 dB Gain-Regelung für die Bass-, Mitten- und Höhen-Bänder. Das Gerät ist solide verarbeitet und das mattlackierte kirschrote Gehäuse aus 1 mm Stahlblech wirkt stabil. Mit 25 cm ist der EQ-73 MkII jedoch recht tief, das sollte man bei einem Rack-Einbau bedenken. Der Hersteller bietet auch zwei Rack-Adapter namens „Unite Big“ und „Unite MkII“ an.
Die Schalter und Potis sind fest mit der Frontplatte verschraubt und die weiße Schrift etwas klein, dafür durch den Kontrast mit dem kirschroten Hintergrund gut lesbar. Die Schalter rasten satt ein, und auch die Potis haben genau den richtigen Drehwiderstand für meinen Geschmack. Damit man die 0 dB Marke sicher findet, rasten die Potis auf der 12-Uhr-Position ein. Eine ganz feine Einstellung um den Nullpunkt herum ist deswegen problematisch. Außerdem beeinflusst der Golden Age EQ-73 MkII auch in der Nullstellung das Material, wie die Frequenzkurve zeigt.
Zu diesem Zweck gibt es für jedes Band einen eigenen Bypass-Taster. Doch auch wenn alle Bypass-Taster aktiviert sind, wird das Signal leicht gefärbt. Was ich deswegen vermisse, ist ein globaler Bypass-Schalter.
Was mir auch noch aufgefallen ist: im Insert-Modus betrieben, senkt das Gerät eingehende Signale um ca. 3 dB ab, wenn ich es mit einem direkten Loop (Audiointerface-Ausgang direkt über einem Kabel mit dem Audiointerface-Eingang verbunden) vergleiche.
Technik des Golden Age EQ-73 MkII
Diese zeichnet sich vor allem durch ihre Schlichtheit aus. Es gibt drei Bänder. LF, MF und HF. Zunächst die festgelegten Frequenz-Bänder der einzelnen Sektionen in der Übersicht.
- LF (Shelf, +/- 15 dB): 20 Hz; 33 Hz; 55 Hz; 100 Hz; 175 Hz; 300 Hz
- MF (Bell, +/- 15 dB): 160 Hz; 240 Hz; 350 Hz; 500 Hz; 700 Hz; 1 kHz; 1,6 kHz; 2,4 kHz; 3,2 kHz; 4,8 kHz; 7 kHz; 10 kHz
- HF (Shelf, +/- 18 dB): 8 kHz; 10 kHz; 12 kHz; 16 kHz; 20 kHz; 24 kHz
Während es sich bei den LF- und HF-Filtern um einfache RC-Filter handelt, ist der MF-Filter ein LC-Typ und arbeitet mit Induktoren, also Spulen. Tatsächlich gibt es zwei Induktoren für den MF-Filter, da extra für die beiden tiefsten Frequenzen eine separate Spule genutzt wird, um die Q-Werte (also eigentlich die breite der EQ-Kurve) für den Bassbereich „musikalisch richtig“ einzustellen.
Wie man sieht, überlappen sich die Bänder teils erheblich, so dass man auch komplexe EQ-Verläufe einstellen kann. Sehr gut ist, dass es beim Umschalten der Bänder keinerlei Nebengeräusche gibt, obwohl davor im englischen Handbuch, das aus einem beidseitig bedruckten Karton im A4-Format besteht, gewarnt wird.
Wie ist der Golden Age EQ-73 MkII aufgebaut?
Verstellt man die Bänder, hört und sieht man, wie die einzelnen Bänder miteinander interagieren, und genau das ist auch so gewollt. Der EQ-Schaltkreis enthält neben den passiven Bauteilen (Widerstände, Kondensator und Spulen) nur 3 Transistoren als aktive Bauteile. Dass hier keine schnurgeraden Frequenzgänge und THD-Werte von unter 0,1% erwartet werden können sollte klar sein.
Üblicherweise erwartet der Golden Age EQ-73 MkII einen Arbeitspegel um die -18 dBu an seinem Insert-Eingang. Geht man über die symmetrischen Eingänge, hat man es mit dem üblichen Studio-Pegel von +4 dBu zu tun. Natürlich kann man ihn auch heißer anfahren. Ein kleiner Test ergab jedoch, dass die dabei entstehenden Verzerrungen eher unangenehm kratzig klingen. Heißt umgekehrt auf der positiven Seite: bekommt das Gerät zu viel Pegel ab, wird man das schnell hören können.
Ein Hoch auf den GND
Wie auch bei anderen Geräten von Golden Age Project, befindet sich die Möglichkeit des GND-Lifts im Inneren des Gerätes und ist als Jumper ausgeführt. Das ist doch arg umständlich, wie ich finde. Was genau macht eigentlich der GND-Lift? Im Handbuch steht dazu: „Wenn der Golden Age EQ-73 MkII sich in einem UNITE-Rack (Rack-Wanne) zusammen mit anderen Geräten in einem 19-Zoll-Rack befindet, kann es zu Ground-Loops kommen. Der GND-Lift kann hier Abhilfe schaffen, denn er trennt die Masse des Schaltkreises vom Gehäuse“. Da stellt sich mir aber die Frage: warum um Himmels willen ist die Masse des Schaltkreises überhaupt mit dem Gehäuse verbunden? Das ist doch eine Einladung für alle möglichen Interferenzen, die über das Gehäuse in die Masse einkoppeln können. Der Faradaysche Käfig wird in dem Falle zu einer veritablen Antenne.
Was auf jeden Fall an ein Gehäuse gehören würde ist die *Erd*-Masse, also das grün/gelbe-Kabel aus einer 240 V Netzleitung. Aber der Golden Age EQ-73 MkII hat kein internes Netzteil, sondern geht hier einen anderen Weg in der Stromversorgung. Ein externer Trafo setzt die 240 V AC in 24 V AC um; erst im Gerät wird die Gleichrichtung, die Siebung und die lineare Regelung vorgenommen. Laut Bo Medin, dem Entwickler des Gerätes, ist viel Arbeit sowohl für die MKI als auch die MkII-Version in Auslegung und Realisierung des Netzteils geflossen.
Wie klingt der Golden Age EQ-73 MkII?
Ich habe vier kleine Beispiele gemacht, um den Klang des Golden Age EQ-73 MkII zu demonstrieren. Dabei hatten diese manchmal zu viel Bass (Drums/E-Piano), oder klangen einfach zu matt (Vocals), um gut im Mix sitzen zu können. Hier also alle Beispiele mit Einstellungen am Gerät und Frequenzkurve.
Drums
Die Aufnahme hat zuviel Bass abbekommen und etwas zu viel High-End. Ich nehme deshalb ordentlich bei 55 Hz weg und senke auch die Höhen ab 16 kHz ca. 4 dB ab. Damit die Snare nach vorne kommt, steuere ich dann auch noch 3 dB bei 3,2 kHz dazu. Ich muss dazu sagen, dass ich die Einstellungen „per Lauscher“ vorgenommen habe und nicht von vornherein schon diese Einstellungen auf dem Papier hatte.
Gitarre mit dem Equalizer bearbeiten
Der Gitarre wollte ich ein wenig den „Mitten-Zahn“ ziehen, damit sie bauchiger klingt und auch im Mix mehr Platz lässt. Also gebe ich ab 50 Hz mehr Bässe, senke dafür die Mitten bei 1 kHz um ca. 8 dB ab. Bei den Höhen ab 18 kHz tobe ich mich aus und gebe hier 9 dB drauf. Da im Ausgangsmaterial die Frequenzbereiche der Bässe und Höhen schon recht dezent ausfielen, hört sich die Beschreibung radikaler an als es eigentlich ist.
Die passenden Equalizer Einstellungen für Vocals
Die Vocals klangen ein wenig matt und brauchten mehr Präsenz um im Mix vorne zu sitzen. Ein wenig Bässe weg, eine Absenkung von 3 dB bei 500 Hz und ein sattes Plus ab 10 kHz haben den gewünschten Effekt. Auch hier wieder der Bass, obwohl er sonst weniger im Signal vorkommt – warum? Es ist, wie ich sagte: alle Frequenzbereiche beeinflussen sich gegenseitig, und so kann auch eine Einstellung im Bassbereich die Mittenbänder beeinflussen.
Wie klingt das E-Piano mit dem Golden Age EQ-73 MKII?
Das Piano dröhnt viel zu heftig, ich nehme ihm die Bässe, fahre dafür die Mitten nach vorne. Auch die Höhen bekommen Zuwachs, um ein wenig das Glockige vom Rhodes hervorzuheben.
Was mir bei den Bildern selbst aufgefallen ist: von vorne sind die Werte schwer abzulesen, man muss immer ein wenig schräg von oben/unten draufgucken. Ein kleiner weißer Punkt am Poti-Kappenrand hätte da Wunder gewirkt.
Mir ist klar dass es sie gibt, die Hardware Fetischisten, das geht mit mit Synthesizern ähnlich, auch wenn es VSTi gibt, habe ich bis heute immer noch haufenweise Hardware, vor allem aus den 80zigern und 90ties. Aber einen EQ? Ohje für den Kurs gibt’s arturias FX Bündel das meiner Meinung nach für jede Musikproduktion richtig gut hinlangt. Überhaupt finde ich die Plugins für die DAW inzwischen sehr ausgereift und sogar so speziell, dass so manche Hardware sich ganz schön viel Mühe geben muss um noch gekauft zu werden. Witzig finde ich auch bei YT Videos oder Werbung, wenn man dann die Studio Profis sieht wie sie in ihrem Studio Labor sitzen und ALLE Geräte im Hintergrund leuchten wie New York bei Nacht! Bei mir zuhause wird nur das angeschaltet was ich brauche, komisch vielleicht mache ich das auch falsch?
kein glückliches Statement von mir mitten in der Energiewende aber New York bei Nacht inspiriert schon sehr.
Ich finde, es gibt schon lange keine Unterschiede mehr zwischen Hardware und Software. Egal ob jetzt Dynamikbearbeitung oder Synth‘s. Trotzdem würde ich meine wenigen 19“ Geräte nicht mehr her geben wollen. Aber auch bei mir ist nur das an, was ich brauche. Ich finde es auch verrückt, wenn in den YT Videos schränke an Gerätschaften angeschaltete sind, die überhaupt nicht genutzt werden. Schlimmer noch, wenn der Protagonist über seine „tolle Software“ spricht und im Hintergrund blinkt es wie an Weihnachten.
@torsten rausch Vielleicht sollte ich das auch mal ausprobieren um zu sehen ob meine Bekannten und Verwandten dann mehr erstaunt sind über die tollen Gerätschaften? Mein Stromanbieter hätte sicher auch nichts dagegen. Mehr Respekt mehr Rum, goldene Zeiten…… 😇Hachja
Mehr Rum ist ok.
Aber im Ernst, wenn ich alle meine Gerätschaften zusammenrechne komme ich nicht annährend auf die Energie, die der verrückte Maler im Nachbarhaus für sein Flutlichtpark verbraucht. Von dem Slowaken mit der Estrichfräse fange ich garnicht an. Da geht an der Tankstelle nebenan das Licht aus.
Estrichfräse! Klingt wie doppelt geschärfter dreifach Sawtooth plus Deathmetal dark evil Distortion. Das Ding läuft bestimmt nur mit Drehstrom, und selbst da zittert das 16A Sicherungstrio im 50hz Takt. Sollte man mal sampeln und dann harmonisch stimmen. Ich stell mir sowas vor wie, broken Randstein in Rammstein mit 8 saitigen Gitarren Riffs auf B gestimmt und der Sänger klingt wie ein Gullideckel bei Unwetter mit Dammbruch verursacht durch Klimawandel, die Apokalypse naht, Corona, der Friedhof quillt über…..
Du bist nah an der Wahrheit. Respekt👍🏼
Guter Nachbar, da ist wenigstens was los🤙🤣🤟keep rocking 😂
maler brauchen sehr viel licht, am liebsten Tageslicht von oben ;)
das war Studioalltag alles an einen hauptsicherung zu hängen,
du kommst rein, drückst auf den knopf – alles an, du gehst raus, drückst auf den Schalter – alles aus, bis aufs Licht …
naja, ich glaub die meisten fahren heute auch nur noch ihren Rechner hoch ;)
selbst Leute wie bob katz sitzen heute vorm iMac,
da läuft sonst auch nur noch die abhöre in nem akustisch behandeltem raum. ;)