Dave Hills Pultec Hommage
Rund 10 Jahre lang hat Dave Hill (Crane Song) für Summit Audio Studio-Equipment entwickelt, eines dieser Geräte ist der zweikanalige Summit Audio EQP-200B Röhrenequalizer.
Wie der Name bereits verrät, handelt es sich hierbei um eine Hommage an den legendären Pultec EQP-1A aus den 50er-Jahren, die sich für Dual-Mono- und Stereoanwendungen eignet.
Rein technisch ist die Verwandtschaft mit dem ebenfalls von Dave Hill entworfenen Summit Audio TPA-200B und TLA-100A nicht zu übersehen, denn in dem EQP-200B wird ein passiver Equalizer mit einer Röhrenverstärkung und einer Transistor basierten Ausgangsstufe kombiniert.
Summit Audio EQP-200B auf den ersten Blick
Der Firmensitz von Summit Audio liegt im sonnigen Kalifornien, wo der EQP-200B seit den 80er-Jahren in technisch fast unveränderter Form von Hand gefertigt wird.
Er ist in einem 19 Zoll breiten Gehäuse mit zwei Höheneinheiten untergebracht, misst 25,4 cm in der Tiefe und bringt gut 7,7 kg auf die Waage.
Entsprechend dem Design der frühen Geräte von Summit Audio, hat auch der
EQP-200B ein massives Frontpaneel aus 5 mm dickem Aluminium, das sich anhand der charakteristischen blauen Umrandungen seiner Drehregler sofort erkennen lässt.
Die zweireihige Anordnung der identischen Bedienelemente beider Kanäle ist natürlich ein bisschen anders gestaltet als beim Original, dafür sind die Funktionen weitestgehend gleich:
Es gibt ein Kuhschwanzfilter für den Bassbereich und ein glockenförmiges Band mit variabler Güte für die oberen Mitten und Höhen, beide sind ausschließlich für Anhebungen konzipiert und werden durch ein Tief- und Hochpassfilter ergänzt.
Rechts außen auf dem Frontpaneel lässt sich der EQP-200B einschalten, eine rote Juwel-Lampe signalisiert die Betriebsbereitschaft. Außen links ist der Bypass eingelassen, der eine etwas ungewöhnliche Funktionskombination bietet, da per 3-Wege-Schalter nicht nur der Equalizer, sondern zusätzlich ein weiteres, unveränderbares Low-Shelf-Filter zur Absenkung der Tiefenfrequenzen aktiviert werden kann.
Somit ist der EQP-200B im Gegensatz zum Original mit fünf anstatt vier Bändern pro Kanal bestückt.
Auf der Rückseite sind alle Anschlüsse untergebracht: ein Ein- und Ausgang im XLR-Format pro Kanal sowie die Kaltgerätebuchse für die Stromversorgung des internen Netzteils.
Rundum macht das Gerät einen sehr soliden Eindruck, jedoch gibt es ein nicht unerhebliches Manko, denn mehrere Knöpfe sitzen lose und drehen sich auf den Potiachsen. Schon bei dem Test des Summit Audio TPA-200B und TLA-100A fielen die Kappen der Potentiometer recht wackelig aus, in diesem Fall ist das Problem allerdings etwas größer. Die Knöpfe lassen sich zwar durch eine kleine seitlich sitzende Schraube arretieren, dennoch lösen sie sich leider immer wieder – egal wie fest sie angezogen werden.
Die Technik des Summit Audio EQP-200B
Wie bereits am Anfang erwähnt, hat Dave Hill bei der Entwicklung der Geräte für Summit Audio stets auf eine Kombination aus Röhren- und Transistorschaltungen gesetzt.
Bei dem EQP-200B kommt der komplette Signalpfad sogar ohne Transformatoren aus.
Sein passiver Equalizer wird durch eine dahinterliegende Röhrensektion verstärkt, worauf eine Solid-State-Ausgangsstufe folgt, für die 990 OpAmps verwendet werden, die ursprünglich Deane Jensen entworfen hat.
Von Werk aus ist der EQP-200B mit drei selektierten ARS 12AX7A (ECC83) Röhren bestückt, die sich natürlich austauschen lassen. Für die ersten Versionen hat Dave Hill stets N.O.S. Röhren von Mullard verwendet, die auch heute noch die meisten Anwender empfehlen. Wegen der lebensgefährlichen Spannung von Röhrengeräten sollte der Austausch selbstverständlich nur vom Fachpersonal durchgeführt werden.
Die ursprüngliche Version EQP-100 sowie der Nachfolger EQP-200 entwickelte Dave Hill in seiner rund zehnjährigen Tätigkeit für Summit Audio. Nachdem er die Firma Mitte der 90er-Jahre verlassen hatte, wurden die Grenzfrequenzen seiner Schaltung erweitert und das zusätzlich Low-Shelf-Filter für den Tiefbassbereich eingebaut. Bis heute bietet Summit Audio diese Version unverändert als EQP-200B an.
Die Einsatzfrequenzen des Glockenfilters für die Mitten- und Höhenanhebungen liegen seitdem bei 1,5, 3, 4, 5, 8, 10, 12 und 16 kHz, die des Low-Shelf-Filters bei 20, 30, 60, 100 und sogar 180 Hz. Während der Low-Cut die gleichen Grenzfrequenzen des Low-Shelf-Filters verwendet, sind die des High-Cuts wahlweise bei 5, 10 oder 20 kHz setzbar.
Die maximale Verstärkung des Tiefenbandes beträgt 16 dB, die des Glockenfilters, in Abhängigkeit zur gewählten Bandbreite, 10 bis 20 dB. Der Low-Cut erlaubt wiederum eine Absenkung von bis zu 20 dB, bei dem Highcut sind es 17 dB, beide haben einen Neigungswinkel von 6 dB pro Oktave.
Das fünfte Band dient zum finalen Abrunden des Low-Ends, daher ist seine Position unveränderbar. Es setzt bei 50 Hz ein und löst mit seiner Kuhschwanzform abermals eine Absenkung von 6 dB pro Oktave aus.
Summit Audio EQP-200B – Bedienung
Wie schon bei dem TPA-200B und TLA-100A rät Summit Audio nach dem Einschalten des Gerätes zu einer Aufwärmzeit der Röhren von 15 Minuten.
Anschließend gestaltet sich die Bedienung bei einer Dual-Mono-Nutzung der Kanäle recht einfach, die freilaufenden Regler sind leichtgängig und die großen, massiven Dreh- und Kippschalter machen einen sehr soliden Eindruck.
Deutlich unkomfortabler sind hingegen Stereo-Anwendungen, da die Potentiometer immer parallel eingestellt werden müssen, das Gleiche gilt für die 3-Wege-Bypass-Schaltungen.
Als weitere Hürde kommen die ungerasterten Regelwege hinzu, die einen exakten Abgleich der zwei Kanäle erschweren. All das ist zwar nicht sehr praktisch, letztendlich sieht die Bedienung von zwei originalen Mono-Pultecs aber nicht anders aus.
Wenn sich beim Einstellen des Röhrenequalizers jedoch die Potikappen lösen und sich ihre Positionsangaben verdrehen, ist die Bedienung erstmal nicht fortsetzbar. Die entsprechenden Kappen müssen gelöst, die Potentiometer auf ihre 0-Poition gesetzt, die Markierungen darauf angepasst und mit dem anderen Kanal abgeglichen werden. Sobald alles wieder fest verschraubt ist, hält die Kappe mit etwas Glück ein paar Minuten, anschließend geht diese Prozedur von vorne los.
Auch wenn das Problem sehr banal erscheint, so schränkt es doch den Arbeitsfluss enorm ein. Angesichts der überschaubaren Kosten für einen anständigen Satz Potiknöpfe, darf so etwas bei einem Gerät, das knapp 3.500,- Euro kostet, einfach nicht vorkommen.
Wie klingt der Röhrenequalizer? Losgelöst von den haptischen Problemen, hat der EQP-200B einen wirklich filigranen, unaufdringlichen und edlen Klang. Grundsätzlich erinnert er an den Sound der anderen Geräte von Summit Audio, die Dave Hill entwickelt hat. Dabei handelt es sich um ein sehr sauberes und klar definiertes Klangbild, das nicht durch eine starke Färbung besticht.
Das liegt natürlich vor allem an der ähnlichen Bauweise und den zum Teil identischen Komponenten, wie den 990 Ausgangsübertragern.
Wer schon mal mit einem Röhrenequalizer im Stile des Pultec EQP-1A gearbeitet hat, kennt die Wechselwirkung zwischen „Boost“ und „Cut“, für die es am Anfang erst einmal etwas Zeit braucht, um sie zu verstehen:
Da das Low-Cut- und Low-Shelf-Filter stets die gleiche Grenzfrequenz hat, werden bei einer gleichmäßigen Einstellung beider Regler vornehmlich die Frequenzen oberhalb des Kuhschwanzfilters reduziert, sprich der Bereich von den oberen Bässen bis hin zu den oberen Mitten. Ebenso lässt sich auf diesem Wege aber auch der Tiefbass bei einer Anhebung sehr schön abrunden – nicht nur mit der Cut-Funktion, sondern bei Bedarf auch zusätzlich mit dem zweiten, unveränderbaren Low-Shelf-Filter.
Sehr ähnlich funktioniert umgekehrt die Wechselwirkung zwischen dem Glocken-Filter und dem High-Cut, mit denen sich die Höhen wunderbar formen lassen.
Genau wie bei dem berühmten Vorbild, sorgen kräftige Anhebungen – auch ohne den Einsatz der Cut-Funktionen – stets für sehr milde und dezente Resultate, die nie zu harsch, beißend oder überbetont wirken. Es ist also kein Equalizer für dramatische Eingriffe oder zum Entzerren von Signalen.
Gerade in den oberen Mitten lässt sich eine angenehme und unauffällige Präsenz erzeugen, während die Höhen an Brillanz gewinnen und trotzdem einen sehr weichen Charakter haben.
In den oberen Bässen verleiht der EQP-200B einem Klang mehr Kraft und Wärme, in den tiefen Bässen kann, dank der Kombination aus drei Filtern, die Kontur sauber geformt, geschärft und bei Bedarf betont werden.
Vor allem schafft es dieser Röhrenequalizer, die Transienten eines Signals auf sehr schöne Weise abzurunden, so dass das Ergebnis stets sehr weich ist. Das geht übrigens auch ohne die EQ-Sektion, denn sobald der Bypass aktiviert wird, läuft das Eingangssignal immer noch durch die Röhren-Sektion und die Ausgangsstufe.
Klangbeispiele
Alle folgenden Audiofiles lassen sich wahlweise im WAVE-Format (44,1 kHz, 24 Bit) oder als MP3 (320 kBit/s) aufrufen.
Gesang
Los geht es mit einer Gesangsaufnahme, die bei dem Test des Summit Audio TPA-200B Röhrenvorverstärkers mit einem Neumann U87 aufgezeichnet wurde.
Sie erhält eine stärkere Präsenz, durch eine deutliche Anhebung bei 8 kHz und etwas mehr Wärme, durch eine leichte Verstärkung der oberen Bässe. Beeindruckend ist, dass das Signal anschließend nicht nur vollmundiger und offener, sondern auch weicher klingt.
Einstellungen:
Band 1: 100 Hz, Boost 3,5, LF Shelf aktiv
Band 2: 8 kHz, Boost 6, Width: 8,5
Gesang:
Mani Mathia
Westerngitarre
Als nächstes wird eine Westerngitarre durch den EQP-200B geschickt, deren Aufnahme mit dem Preamp der Chandler Limited TG Microphone Cassette in Verbindung mit einem Neumann U87 entstand.
Durch eine Mischung aus Anhebung und Absenkung der tiefen Frequenzen mit allen drei Bändern, lässt sich das leichte Dröhnen in den oberen Bässen reduzieren, ohne dass die Gitarre danach zu ausgedünnt klingt.
In den Höhen sorgt eine Wechselwirkung zwischen „Boost“ und „Cut“ dafür, dass das Signal sich mehr öffnet, dadurch bekommt die Aufnahme einen schönen, brillanten, silbrigen Schimmer.
Einstellungen:
Band 1: 30 Hz, Boost 4, Cut 4, LF Shelf aktiv
Band 2: 12 kHz, Boost 7, Cut 6 bei 10 kHz
Gitarre:
Suzuki Three’s GW-15
Drum-Bus
Bei dem dritten Beispiel handelt es sich um eine Schlagzeugaufnahme. Die Bearbeitung fällt recht einfach aus: Das Lowend ist nur leicht betont, während die Höhen mit breiter Güte großzügig angehoben werden, gleichzeitig sorgt das High-Cut-Filter für einen schönen Roll-off.
Hier sind es vor allem die Becken, die sehr von dem EQP-200B profitieren, sie klingen wesentlich offener, weicher und haben mehr Tiefe.
Einstellungen:
Band 1: 30 Hz, Boost 3
Band 2: 10 kHz, Boost 7, Width 10, Cut 3 bei 20 kHz
Drums:
Schlagzeuger: Christoph Eggener
Schlagzeug: Pearl Masters Custom Maple Shell
Cymbals: Custom Crash 16“, K Ride 20“, K Dark Crash Thin 14“, Oriental China Trash 16“, Sabian HHX 10“ Splash, Paiste 14“ Signature Dark Energy MK1 Hihat
Mikrofone:
Bass-Drum: Electro-Voice RE 320 (Kick Drum Mode)
Snare: Shure SM 57
Overheads: 2x Sennheiser MKH 40
Close Ambiance: 1x Sennheiser MKH 40
Room: 2x Sennheiser MKH 40
Vorverstärker: UnderToneAudio MPDI-4, MPEQ-1, Studer 962 (Room)
E-Bass
Weiter geht es mit einer E-Bass-Spur, aufgenommen mit dem Ruppert Neve Designs Shelford Channel. Die oberen Bässe und Mitten werden halbwegs gleichmäßig verstärkt und das Lowend mit dem LF-Shelf-Filter abgerundet. Das Resultat ist wärmer und weicher, allerdings verliert der Tiefbass auch an Kontur.
An dieser Stelle treffen zwei sehr gute, aber völlig unterschiedlich geartete Geräte aufeinander. Je nach Geschmack könnt man auch sagen: Die Präzision und das schnelle Ansprechverhalten des Shelford Channels wird durch den EQP-200B etwas verwaschen.
Einstellungen:
Band 1: 100 Hz, Boost 6, LF Shelf aktiv
Band 2: 1,5 kHz, Boost 6, Width 2
E-Bass:
Bogart 5-String
Mix-Bus
Bei dem letzten Beispiel soll der EQP-200B seine Qualitäten bei der Bearbeitung des Summensignals der L.E.P. Leploop V2 Groovebox zeigen. Dafür wird der Bassbereich ab 100 Hz erhöht, das Lowend mit dem LF-Shelf-Filter abgesenkt und die oberen Mitten bei 3 kHz mit breiter Güte verstärkt.
Anschließend ist der Klang vor allem erstmal wieder deutlich weicher, was besonders an Hand der Attack der Bassdrum auffällt. Die oberen Mitten haben nun eine sehr unaufdringliche Präsenz, während der Bass wesentlich wärmer klingt.
Einstellungen:
Band 1: 100 Hz, Boost 5, LF Shelf aktiv
Band 2: 3 kHz, Boost 6, Width 10
Audiointerface: RME Fireface 800
DAW: Logic Pro
Die Klangbeispiele sind unbearbeitet, nur die Lautstärken wurden angepasst.
Toller Bericht über ein tolles Gerät. Bei dem Poti-Problem musste ich herzlich lachen. Es darf wirklich nicht wahr sein🤭
Und das bei einem Gerät von 3250€. Man muss sich das mal klarmachen! Jetzt sind wir angekommen bei dem Thema: Rackhardware wird endgültig von Software abgelöst.
Schön wär’s…anders gesagt .träum weiter…es sei denn du meinst es sarkastisch usw ..etc