Ein Boutique-Equalizer aus Köln
Der Manultec MT-E.8012 ORCA BAY Stereo-Equalizer ist das erste Produkt der im Jahre 2015 gegründeten Firma von Manu Schlindwein und Phil Kullmann. Beide sind schon lange als Musiker, Tontechniker und Produzenten tätig und haben vor einigen Jahren begonnen, Studio-Equipment nach ihren persönlichen Idealvorstellungen zu entwickeln.
Bei dem MT-E.8012 ORCA BAY handelt es sich um einen passiven Solid-State-Equalizer in grober, konzeptioneller Anlehnung an den berühmten Pultec EQP-1A, der aber klanglich ganz eigene Wege beschreitet. Um den Sound und das Interface exakt nach ihren Wünschen zu formen, setzen die beiden Entwickler technisch und optisch auf ein puristisches Design, für das sie eine exquisite Auswahl an Bauteilen verwenden.
Auf den ersten Blick
Das überaus großzügig gestaltete Bedienfeld des MT-E.8012 ORCA BAY erinnert unmittelbar an altes Studio-Equipment der 50er-Jahre. Die wenigen, aber dafür großen Regler haben den typischen industriellen Nachkriegscharme und laden regelrecht zum Zugreifen ein. Auch das massive Gehäuse hinterlässt einen robusten Eindruck, es hat eine Breite von 19 Zoll, drei Höheneinheiten und eine Einbautiefe von 14,5 cm. Trotz des üppigen Formates wiegt der Orca Bay lediglich 4,2 kg.
Um das 50er-Jahre Flair abzurunden, wird für die Lackierung des Frontpaneels der originale Farbton alter deutscher Rundfunktechnik genutzt.
Genau wie der Pultec EQP-1A, besitzt auch der MT-E.8012 zwei Frequenzbänder:
eines in Kuhschwanz-Form für den Bassbereich mit separater Attenuation-Regelung und ein weiteres mit Glocken-Charakteristik und regelbarer Flankensteilheit für die oberen Mitten und Höhen, das jedoch ausschließlich zur Anhebung bestimmt ist.
Drei runde, beleuchtete Drucktaster dienen zum Aktivieren des Hardwire-Bypasses und zum Umschalten der Einsatzfrequenzen. Das Bassfilter greift wahlweise bei 100 oder 80 Hz (Lower), das obere Band entweder bei 3 oder 12 kHz (Higher).
Mittels der zwei besonders großen Bakelit-Sterngriffe mit 7,62 cm Durchmesser wird jeweils die Verstärkung eingestellt, während die Bandbreite des Glocken-Filters über den Focus-Regler und die Absenkung im Bassbereich per Attenuation erfolgt.
Für Letzteres kommt ein zusätzliches Band in Kuhschwanz-Form zum Einsatz. Um eine Mischform aus Anhebung und Absenkung in den tiefen Frequenzen zu realisieren, muss dessen Eckfrequenz selbstverständlich höher sitzen als die des Boost-Filters, damit es tiefer greifen kann (Low: 330 Hz, Lower: 150 Hz). Gerade die Kombination dieser beiden Filter bietet eine enorme klangliche Flexibilität.
Die maximale Verstärkung des tiefen Frequenzbandes beträgt 14 dB, wohingegen die des Glocken-Filters natürlich in Abhängigkeit zu der Bandbreite variiert. Bei niedrigster Güte liegt sie bei 11 dB, in der spitzesten Einstellung bei 21 dB.
Ein weiterer Drehschalter mit Chickenhead-Knopf kontrolliert das Volume der Ausgangsstufe, die mit einem diskreten OpAmp ausgestattet ist und vor dem Ausgangsübertrager sitzt. Zum einen können so durch den Equalizer entstandene Lautstärkeanhebungen ohne klangliche Veränderungen oder Einbußen um maximal 8 dB kompensiert werden. Zum anderen lässt sich – genau umgekehrt – die Ausgangsleistung des Übertragers aber auch um bis zu 3 dB verstärken, wodurch eine Sättigung und Färbung des Signals entsteht.
Auf der Rückseite befinden sich schließlich noch die Ein- und Ausgänge beider Kanäle im XLR-Format sowie der Kaltgeräteanschluss des internen Netzteils und ein Wippschalter zum Aktivieren des ORCA BAY.
Die Technik und Bauteile
Alle Exemplare des MT-E.8012 ORCA BAY Stereo-Equalizers werden von Manultec in Handarbeit in ihrer Werkstatt in Köln gefertigt. Dazu zählen auch einige der Bauteile, unter anderem die selbstgewickelten Spulen für das Höhenband.
Grundsätzlich basiert der ORCA auf einem passiven Schaltungsdesign mit Ein- und Ausgangsübertragern, wobei der Signalpfad bewusst recht schlicht, aber dafür sehr hochwertig gestaltet wurde.
Ein gutes Beispiel ist die komplette interne Signalübertragung, für die nur Klangleiter von VOVOX verwendet werden. Wenn ein Tonstudio – oder wie in diesem Fall ein Gerätehersteller – ausschließlich VOVOX-Kabel benutzt, adelt die Schweizer Edel-Kupferdrahtschmiede dies mit dem firmeigenen „purum Zertifikat“.
Um dem ORCA BAY einen möglichst großen Headroom zu verleihen, besitzt er ein sehr leistungsstarkes, überdimensioniertes Netzteil, wodurch der Ausgangspegel bei +29,5 dBu liegt und so das Entstehen von Verzerrungen fast ausgeschlossen ist.
Für Boost und Gain werden drei Drehschalter mit gestuften Regelwegen genutzt, die sehr solide ausfallen und beim Betätigen ein angenehmes Klacken erzeugen. Die Ausgangssteuerung hat sogar eine Rasterung in 0,5 dB Schritten, was gerade für Mastering-Anwendungen sehr vorteilhaft ist, Attenuation und Focus sind hingegen mit freilaufenden Potentiometern bestückt.
Sogar bei dem Blick auf die Potikappen kommt die Detailliebe des Herstellers zum Vorschein:
Während es sich bei den zwei großen Sterngriffen der Boost-Regler und dem Chickenhead-Knopf des Gain um nicht gerade günstige Neuware von Daka-Ware handelt, sind die breiten Kappen der Attenuation- und Focus-Potentiometer echte New-Old-Stock Bakelit-Knöpfe aus dem Jahr 1960, die Phil Kullmann von einem amerikanischen Militärveteranen gekauft hat.
Eine weitere charmante Facette ist eine kleine, runde Glühbirne, die Manultec als „Dubby’s Lämple“ bezeichnet. Inspiriert durch alte Moog Modular-Systeme leuchtet sie bei tieffrequenten Signalen auf und dient somit als einfache Subbass-Anzeige.
In der Praxis
Allein die Haptik des ORCA BAYS macht die Bedienung zu einem Vergnügen. Es ist kein filigranes Fingerspitzengefühl von Nöten, sondern man kann mit der ganzen Hand zulangen, ohne dabei Gefahr zu laufen, benachbarte Regler versehentlich zu verstellen.
Die Skalierung der Boost- und der Attenuation-Funktionen entspricht nicht den eigentlichen Dezibel-Werten, was nach einer kurzen Eingewöhnungsphase aber auch vollkommen egal ist. Bei dem komplexen Zusammenspiel aus Verstärkung und Absenkung des Tiefbandfilters wäre die Skalierung eh hinfällig, losgelöst davon verleitet einen der überaus musikalische Klang des ORCA BAY den kontrollierenden Blick auf Maßeinheiten völlig zu vergessen.
Ausschlaggebend ist dafür vor allem das dynamische und unglaublich nachsichtige Reglerverhalten der Frequenzbänder. Ohne Probleme kann im Bassbereich oder den Höhen die Verstärkung sehr weit aufgedreht werden, der Sound bleibt fast immer unverzerrt und homogen. Bei einer Basisfrequenz von 3 kHz erreicht man natürlich schneller die Grenze zur Überbetonung, aber selbst dann klingt das Ergebnis nicht schrill und beißend, sondern eher nach einem edlen Bandpassfilter.
Grundsätzlich hat der ORCA BAY einen vollkommen eigenständigen Klang. In den tiefen Frequenzen zeichnet sich dieser besonders durch Druck, Klangfülle und eine unglaublich straffe Kontur aus. Wenn man anfängt, mit der Wechselwirkung von Boost und Attenuation zu spielen, wird schnell deutlich, wie vielseitig die Möglichkeiten dieser beiden Parameter sind, da sich nicht nur eine Betonung im Frequenzbereich verschieben, sondern auch der Charakter des Rolloffs recht frei modulieren lässt. Es macht einfach Spaß, auf diese Weise einem Basssignal Form zu verleihen.
Nicht weniger beeindruckend ist das Klangverhalten des Glocken-Bands. Bei einer niedrigen Güte hat es eine sehr breite Form, die sich stets behutsam auswirkt. Es ruft immer etwas mehr Klarheit und Transparenz hervor, egal ob nun bei 3 oder 12 kHz. Dabei ist es faszinierend, wie das Filter für eine kräftige Frequenzverstärkung sorgen kann und gleichzeitig seinen überaus zurückhaltenden, unaufdringlichen Klang bewahrt.
Die 3 kHz Einstellung ist nicht nur dafür prädestiniert, einer Aufnahme stärkere Präsenz, sondern auch mehr Tiefe zu verleihen, wovon insbesondere Raumsignale profitieren.
Für akzentuierte Betonungen eignen sich besonders Einstellungen mit hoher Flankensteilheit, so lassen sich zum Beispiel bei 12 kHz wunderbar Becken und HiHats herausarbeiten.
Ein unscheinbares, aber sehr wirkungsvolles Feature ist schließlich noch die Gain-Regelung. Gerade bei einer Anhebung in dem Bereich von 2 – 3 dB krönt der Manultec MT-E.8012 ORCA BAY das Ausgangssignal mit einer wunderbaren subtilen Sättigung. Durch sie wird der Mittenbereich leicht angehoben, die Textur geschärft und die Bildung von Obertönen angeregt. Die Verwendung der Gain-Regelung ist in den meisten Fällen ein Gewinn, da das Ergebnis anschließend abgerundet und kompakter wirkt.
Wie bereits erwähnt, lässt sich das Signal aber auch umgekehrt um maximal 8 dB absenken, so dass zum Beispiel ein Mastering-Engineer, der einen zu lauten Mix geliefert bekommt, mit einem Handgriff den Pegel anpassen kann.
Der Einsatzbereich des ORCA BAY ist weit gefächert, er eignet sich für Sub-Gruppen-, Mix-Bus- und Mastering-Anwendungen, kann aber auch genauso für die Bearbeitung von einzelnen Instrumenten genutzt werden, was die folgenden Klangbeispiel zeigen sollen. Diese sind wahlweise im WAVE-Format (44,1 kHz, 24 Bit) oder als MP3 (320 kBit/s) aufrufbar. Um die teils feinen Nuancen gut hören zu können, empfiehlt sich eine erhöhte Abhörlautstärke.
Die Klangbeispiele
Vocal
Los geht es mal wieder mit einer Gesangsaufnahme von Mani Mathia, die mit einem Sennheiser MD 421 N Mikrofon und dem SPL Cresendo Duo Vorverstärker erstellt wurde. Das alte MD 421 N hat einen stark gefärbten und sehr mittenbetonten Klang, der durch den ORCA BAY etwas mehr Höhen und Bass erhalten soll.
In dem ersten Beispiel werden die oberen Bässe kräftig betont (Low: 17) und gleichzeitig der Tiefbassanteil reduziert (Attenuation: 5). Zusätzlich ist das Topend bei 12 kHz (Higher: 10) mit einer Flankensteilheit mittlerer Güte (Focus: 6,5) verstärkt.
Der ORCA BAY hebt die zuvor leicht nasale Aufnahme auf ein vollwertiges Niveau und verleiht ihr einen schönen warmen und straffen Bass. Auch die überaus angenehmen, weichen Höhen haben nicht nur einen edlen Charakter, sondern lassen die Aufnahme offener und luftiger klingen.
Bei dem zweiten Beispiel wird die gleiche Einstellung wie zuvor verwendet, allerdings mit einem höher ausgesteuerten Ausgangtransübertrager (Gain: + 3 dB).
Das Resultat ist erstaunlich: Der Mittenanteil wird leicht akzentuiert und seine Kontur wirkt präziser, während sich in den Höhen wunderbare Obertöne bilden.
Westerngitarre
Als nächstes soll eine Westerngitarre bearbeitet werden, die Aufnahme entstand ursprünglich mit einem Neumann U 87 der ersten Generation und dem Preamp der Chandler Limited TG Microphone Cassette.
Da die tiefen Akkorde der Spur etwas unsauber sind und leicht dröhnen, werden die störenden Frequenzen zunächst abgesenkt (Attenuation: 8) und parallel dazu die oberen Bässe wieder angehoben (Low: 9), damit die Aufnahme nicht zu schlank klingt und an Wärme verliert. Die Höhen erhalten wiederum eine leichte Verstärkung (Higher: 6) mit gemäßigter Bandbreite (Focus: 4).
Das Ergebnis zeigt, dass der überbetonte Bassanteil schnell und einfach zu bändigen ist und sich nun ausgewogener zu den anderen Frequenzbereichen verhält.
Durch die Betonung der Höhen tritt nicht nur der Anschlag mehr hervor, sondern die Aufnahme klingt auch brillanter und der ORCA BAY verleiht der Gitarre einen schönen, silbrigen Schimmer.
In dem darauffolgenden Durchgang, mit der gleichen Einstellung des Equalizers, erzeugt der Ausgangstransübertrager eine zusätzliche Verstärkung von 2 dB, was wieder zu einer deutlichen Schärfung der Kontur führt und den Anschlag nochmals betont. Insgesamt wirkt die Aufnahme ein bisschen kompakter und die Gitarre tritt ein kleines Stück weiter nach vorne.
Gitarre:
Suzuki Threes GW-15
Toms
Das dritte Beispiel ist eine Stereo-Tom-Spur, erstellt mit drei sE Electronics V Beat Schlagzeugmikrofonen, die im 45 Grad Winkel zu den Schlagfellen ausgerichtet waren. Für das Raumsignal kamen zwei Sennheiser MKH 40 zum Einsatz.
Der Tiefbassanteil wird erst etwas beschnitten (Attenuation: 4,2) und anschließend großzügig verstärkt (Lower: 14). Mit erhöhter Güte (Focus: 7,5) hebt der High Boost (Higher: 13) wiederum die oberen Frequenzen an.
Davon profitieren die Attacks, so dass die Sticks auf den Schlagfellen regelrecht hörbar sind und der Nachklang trumpft mit einem imposanten Bassanteil und klarer Kontur auf. Insbesondere die Stand-Tom wirkt viel kräftiger und voluminöser.
Bei der zweiten Ausspielung werden wie zuvor die Toms noch einmal mit 2 dB Gain gesättigt.
Die Transienten erscheinen dadurch noch etwas frischer und stechen mehr hervor. Vor allem verbindet sich aber das Direktsignal sehr schön mit dem Raumanteil. Während vorher beide etwas separierter wirkten, verschmelzen sie nun und ergeben durch die Verdichtung eine Einheit.
Toms:
Schlagzeuger: Christoph Eggener
Schlagzeug: Pearl Masters Custom Maple Shell
Mikrofone: 3x sE Electronics V Beat, 2x Sennheiser MKH 40 (Room)
Vorverstärker: Studer 962
Drums
Nun folgt die Multitrack-Aufnahme eines Drum-Kits, bestehend aus sieben Spuren: Bass-Drum, Snare-Drum, Stereo-Overheads, closed Ambient und Stereo-Room.
Bis auf das Ambient-Mikrofon werden alle Tracks Schritt für Schritt durch den Equalizer geschickt.
Als erstes wird die Bass-Drum bearbeitet. Das Kuhschwanz-Filter sorgt für eine drastische Verstärkung (Lower: 20) und eine gemäßigte Absenkung (Attenuation: 4). Mehr Präsenz erzeugt das Glocken-Band dank einer mittelbreiten (Focus: 6), aber starken Anhebung (High: 14) bei 3 kHz. Zusätzlich erzeugt der Ausgangsübertrager 3 dB Gain.
Das Ergebnis hat ein fulminantes Lowend mit differenzierten oberen und unteren Bässen, auch die Attack in den oberen Mitten kommt deutlich klarer zur Geltung. Insgesamt bindet die Bass-Drum sich nun wesentlich besser im gesamten Kit ein.
Nach der Bass-Drum geht es weiter mit der Snare. Ihr Bassanteil erhält zunächst mehr Kontur durch das Zusammenspiel aus Anhebung (Low: 14) und Absenkung (Attenuation: 10), während die oberen Mitten sehr breitbandig (Focus: 2) angehoben werden (High: 10). Am Ausgang kommen schließlich noch 2 dB Gain dazu.
Die Veränderung ist dezenter als zuvor bei der Bass-Drum, trotzdem wirkt die Snare nun etwas präsenter, klarer und luftiger.
Als nächstes sind die Overheads an der Reihe, hier erhält der obere Bassanteil nur einen leichten Rolloff ab 330 Hz (Attenuation: 3). Mit breiter Güte (Focus: 2,5) werden die Höhen großzügig verstärkt (Higher: 12) und am Ende noch mit 2 dB Gain gesättigt.
Es ist faszinierend, wie angenehm und unaufdringlich die Becken danach klingen und auch das ganze Drum-Kit offener und größer wirkt.
Schließlich durchlaufen noch die Raum-Mikrofone den ORCA BAY, dabei wird der Bass ab 150 Hz vollständig rausgedreht (Attenuation: 10), die oberen Mitten sehr breitbandig (Focus: 1) verstärkt (High: 12) und mit 3 dB Gain angereichert.
Der Raum klingt nun wesentlich plastischer und transparenter, wodurch sich die gesamte Schlagzeugaufnahme nochmals öffnet.
Um den großen „Vorher-Nachher-Effekt“ zu hören, sind hier noch einmal die unbearbeitete und finale Version hintereinander in einer Playlist:
Drums:
Schlagzeuger: Christoph Eggener
Schlagzeug: Pearl Masters Custom Maple Shell
Cymbals: Custom Crash 16“, K Ride 20“, K Dark Crash Thin 14“, Oriental China Trash 16“, Sabian HHX 10“ Splash, Paiste 14“ Signature Dark Energy MK1 Hihat
Mikrofone:
Bass-Drum: Electro-Voice RE 320 (Kick Drum Mode)
Snare: Shure SM 57
Overheads: 2x Sennheiser MKH 40
Close Ambiance: 1x Sennheiser MKH 40
Room: 2x Sennheiser MKH 40
Vorverstärker: UnderToneAudio MPDI-4, MPEQ-1, Studer 962 (Room)
Synthesizer
Das letzte Beispiel soll den ORCA BAY bei der Bearbeitung eines Synthesizer-Tracks zeigen. Die ursprüngliche Aufnahme entstand mit dem Moog Mother-32, einem Roland RE-501 Chorus/Echo und dem Vorverstärker des SSL X Logic Alpha Channels. Sie hat einen recht rohen und schmutzigen Charakter.
Zuerst wird wieder der Bass betont (Low: 12) und gleichzeitig leicht beschnitten (Attenuation: 3), während mit großer Bandbreite (Focus: 1) die oberen Mitten mehr Präsenz erhalten (High: 14). Wie schon bei einigen Beispielen zuvor, fallen durch die starke Anhebung von Bass und oberen Mitten, die unteren Mitten proportional leiser aus, nachdem die Lautstärke der unbearbeiteten und bearbeiteten Version angeglichen wurde. Dadurch wirkt das Ergebnis etwas sauberer, der Bass schiebt mehr und die Pulsbreitenmodulation tritt klarer und offener in Erscheinung. Sogar das schmutzige Echo und der Federhall haben etwas mehr Tiefe.
Anschließend ist die gleiche Einstellung noch mal mit 2 dB Gain zu hören, wieder gewinnen die Mitten an Kontur, die Pulsbreitenmodulation klingt charaktervoller und der Federhall und das Echo verschmelzen mehr mit dem Direkt-Signal.
Alle Klangbeispiele sind unbearbeitet, nur die Lautstärken wurden angepasst.
Audiointerface: Lucid 88192
DAW: Pro Tools
Tolles Design.
Wunderbares Teil! Die Bakelitschalter sehen aus wie bei einem alten Gasherd :) Gute aussagekräftige Soundbeispiele. Gerade die Bassbehandlung bei der Gitarre fand ich sehr interessant. Und da glaube ich auch den Unterschied zwischen WAV und MP3 deutlich zu hören. Bei dem Preis bleibt’s freilich beim Träumen. Für das Geld ungefähr haben sich manche den Korg ARP 2600-Nachbau geleistet. Unfairer Vergleich? Bestimmt. Für Studioprofis gehört das Manultec sicher zur ersten Wahl.
Super Artikel, geniales Produkt! Sogar Stereo – und das Design – zum dahinschmelzen. Der Preis ist angemessen!
Gelungendes Gerät. Nur der Netzschalter, der im Rack bei gestecktem Netzkabel von selbigen verdeckt wird, ist mehr als ärgerlich.
@Franz Walsch kann man auch als Vorteil sehen ich glaube das ist so gewollt. Wenn ich hinter das Gerät fasse, kann ich mich am Netzstecker orientieren um den Netzschalter zu finden
@RicNormal Wenn das Terminal um 180 Grad gedreht wird, ist wieder alles gut.
Was den Hersteller dazu treibt den Netztschalter auf die Rückseite zu setzten bleibt ein Rätsel. Ein Bild vom Innenleben habe ich nirgends gefunden.
@Franz Walsch Ja, hast Recht, den Schalter hat man eigentlich ganz gerne im direkten Zugriff.
Kann mir nur Purismus als Grund vorstellen: nicht die schöne Frontplatte mit einem schnöden Netzschalter verschandeln ;-)
„Die Bakelitschalter sehen aus wie bei einem alten Gasherd :)“ — Oder wie die am Mellotron Mk. 2.
„Für das Geld ungefähr haben sich manche den Korg ARP 2600-Nachbau geleistet. Unfairer Vergleich?“ — Ja, ich finde schon. Das sind doch zwei grundverschiedene Baustellen.
Ich beantworte mir die Frage ja selber: Klar ist der Vergleich unfair. Aber trotzdem ist er statthaft. Denn viele Musiker wären wohl bereit für „die“ Workstation, oder „den“ Synthesizer so eine Summe anzulegen, aber eher nicht für einen Equalizer, einen Kompressor, einen Wandler oder ein Hallgerät. Es sei denn, sie haben ein (semi)-professionelles Studio
@costello Du sprichst einen sehr guten Punkt an, den ich für mich ganz persönlich gelöst habe. Wenn ich mir einen teuren Synth kaufe, dann möchte ich die Signale auch adäquat veredeln. Für mich gibt es nichts besseres als nach der Aufnahme über einen neutralen Wandler und dem Mischen in der Box die Signale aus dem PC in einen analogen EQ zu überführen und zu bearbeiten. Das macht allein vom Workflow sehr viel Spaß und darum geht es doch. Ich möchte keine Hard- gegen Software Diskussion aufmachen. Das kann auch alles im PC passieren, aber ich habe noch niemanden kennengelernt der keine Freude an der Bedienung von Hardware hatte.
Arbeitest Du mit einer zweiten DAW oder einem externen Tapedeck, auf der Du das bearbeitete Signal aufnimmst? Das Einbinden von Outboard in die DAW wäre tatsächlich mal einen eigenen Workshop wert.
@costello Bei mir läuft das Signal aus dem Synth in den Avedis Keypre (spezieller Vorverstärker für Synths und Drumcomputer) und von da aus in den Wandler bzw. in die DAW. Hier erfolgt die Mischung. Mein Outboard ist immer als Plugin in der DAW vorhanden. Die Latenzkompensation funktioniert bei Ableton und Cubase sehr gut. Ein eigener Workshop dazu wäre klasse. Es gibt bei dem Thema so einige Fragestellungen, die gezielt besprochen werden können, bspw. Wandlung, Gain-Staging und Latenzkompensation.
Oh, da hast Du ja etwas Feines! Leider findet man über den Avedis Keypre nicht allzu viele Infos, aber die Bezeichnung „Luxus-DI-Box“ wäre wohl fast noch eine Beleidigung für das edle Teil. Bestimmt klasse, um aus jedem Instrument einen heißen Pegel zu bekommen.
@costello Ich kann den Keypre wärmstens empfehlen. Er verstärkt die Signale hervorragend ohne eine nennenswerte Färbung hervorzurufen. Avedis baut qualitativ hochwertiges Equipment. Und ein Blick ins Innere verrät, dass hier Komponenten verarbeitet sind, die auch in 20 Jahren noch zu reparieren bzw. zu beschaffen sind.
@costello Hallo Mr C.
guckst du hier, https://bit.ly/2BkG1ZD , wenn du jetzt den 2 Track durch ein Interface ersetzt und in einen zweiten Rechner ersetzt bist up to date. Für etwaige Abhören brauchst dann noch einen Monitorumschalter. Um das Setup flexibel zu gestalten würde ich alles mit einer Halbnormalisierten Patchbay einbinden. Wenn mach das in Logic macht, muss eine DAW dann der Master(Multi Track) sein, die andere Slave(2 Spur) beide am besten vernetzt über LAN und das AMS. Für die Wandlung Mehrspur zu 2 Track sollte man ein höherwertiges Interface nehmen. Wenn dein Rechner Potent genug ist, kannst das auch alles in einem Rechner abhandeln. Da ist aber das reine Audio Routing komplexer und vermutlich latenzbehafteter. Dann lieber die klassische Verkabelung, raus und rein. Macht sich auch besser bei der Fehlersuche. In Logic ist das kein Hexenwerk. Ist ne Stunde fürs Einstellen und eine Stunde fürs Verkabeln und Einmessen.
@TobyB Hi Toby, das ist genau der Schritt, der mir noch fehlt. Aus der DAW in die 2. rein. Früher habe ich ja auf Recordern von Zoom und zuletzt dem Tascam Model 24 aufgenommen und bin damit über diverses Outboard in Ableton rein für den 2 Track-Mixdown. Jetzt fummele ich mich ja so langsam bei Logic ein, aber den Mut den ganzen Salat inklusive Automatisierungen wieder rauszuführen hatte ich bisher noch nicht. Eine Schande, denn so benutze ich meine wachsende Sammlung von Hardware-Effekten nur bei der Aufnahme für Einzelspuren.
@costello Das richtige Setup von Logic und MacOS ist nicht ohne Tücke, aber machbar. Ich habe mich für das Setup mit 2 DAWs entschieden, weil mir das Setup einfacher und flexibler erschien. In deinem Setup würde ich mir erstmal die Frage stellen, wie man Multitracking realisieren kann. Ich ziehe über die Direct Outs am ZED 420 das Signal ab und gebs dann in die zwei Motus 828 (oder nehme es an den Subgruppen ab), wenn ich dann nicht ITB mixe muss ich zwar umstöpseln aber das geht. ebenso kann ich so Multitrack machen und gleichzeitig den Stereomitschnitt erledigen und zwar so, das im Nachgang in der DAW nur noch EQ und „Mastering“ gemacht werden muss. Sprich gucken das die LUFS sitzen. Da sind natürlich Kompromisse und Submixer nötig, weil rein von der Anzahl der Instrumente Ausgänge sprenge ich das ZED 420. Da hängen noch zwei ZED14 als Rackmixer für Drums und zwei MX1 hinter. Dafür verzichte ich auf Monitorboxen und arbeite mit Kopfhörern. Ich würde dir empfehlen, mach dir eine Zeichnung und einen Plan. An Hand dessen siehst du was realisierbar ist.
Natuerlich ist der vergleich unfair, denn fuer stereo filterung braucht man mindestens zwei 2600.
Ein sehr schöner Test mit Hörbeispielen und sachkundiger Beschreibung des EQs. Vielen Dank an den Autor für die Mühe und Zeit.
Ich hatte das gute Stück leihweise bei mir im Studio. Ich mag diesen EQ gerade wegen der einfachen Handhabung. Er liefert in kürzester Zeit besser klingende Signale. Ein toller EQ und jeden Euro Wert.
Sorry, ich muss die Party mal stören.
Test: Super!
Klang: Ok, auf hohem Niveau aber haut mich leider nicht wirklich vom Hocker.
Funktionsumfang: Etwas zu eingeschränkt, stereo ist ein grosses Plus.
Design: Wirklich schöne Poti-/Schaltergriffe kombiniert mit einem Schuss zu viel pseudo-retro Hipstertum trifft Skandinavische Wohnwelten. Wirkt daher etwas unentschieden. Die Rückseite finde ich gelungen.
Preis: OK.
Fazit: Offensichtlich mit Liebe konstruiert, kann klanglich aber nicht ganz mit der hochpreisigeren Konkurrenz mithalten. Nicht jeder ist ein Shenk oder Narma. Trotzdem, meinen Respekt für den Versuch.
Also ohne einen Direktvergleich mit der hochpreisigeren Konkurrenz kann man meiner Meinung nach überhaupt nicht sagen, ob das Teil mithalten kann oder nicht. Vor allem nicht anhand von mp3-Files.
@dr noetigenfallz Das Klanggedächtnis ist ein ganz hervorragendes Werkzeug. Davon abgesehen: Die von Herrn Pfeil brillianterweise zur Verfügung gestellten, unbearbeiteten WAV Dateien machen einen Vergleich möglich.
Das Teil im eigenen Studio zu testen ist natürlich noch besser. Aber das macht man nur nötigenfalls :)
Ich hatte den EQ selbst im Studio und im Vergleich zum Pultec EQP 1A3 SS ist dieser nicht schlechter, nein ganz im Gegenteil er klingt anders und das finde ich klasse. Habe selber den oben genannten Pultec besessen. Mit beiden EQS wird ein Signal veredelt. Dies ist aber mehr eine Geschmacksfrage und keine Frage von besser oder schlechter aufgrund des Preises.
Ich finde man hört schon, dass der Konstrukteur hier einen eher moderneren passiv Klang angestrebt hat. Das finde ich grundsätzlich gut. Den solid state Pultec würde ich also trotz der prinzipiellen Verwandschaft nicht als direkte Konkurrenz sehen. Was mich am Orca stört ist, dass er einerseits zu dick aufträgt andererseits aber leider die subtile Magie fehlt die passive EQs aufs Signal zaubern können. Daher nimmt man ihm die Größe und das Gewicht das er dem Signal mitgibt nicht so ganz ab. Die Abstimmung in den Tiefenbändern klingt für mich etwas zu aufgesetzt und unnatürlich um nicht zu sagen effekthascherisch. Hinzu kommt fehlende Dreidimensionalität/Tiefe im Stereobild. Das schnurrt sogar noch weiter zusammen je mehr in den Klangbeispielen der Aufholverstärker gefahren wird. Es stellen sich auch stellenweise leichte Kompressionsartefakte, bzw. eine Verschiebung der Transientengewichtung ein. Gut zu hören im Klangbeispiel Nr 9. Das klingt für mich zu sehr nach Effekt. Ich will wirklich nicht sagen das das Teil schlecht klingt. Die seidige Höhenstruktur gefällt mir eigentlich ganz gut, aber der Hersteller geht ja auch mit einem hohen Anspruch an das Thema ran und dem wird er nach den Klangbeispielen zu Urteilen nicht ganz gerecht….
…Wenn Dir der Orca gefällt möchte ich bestimmt nicht versuchen es Dir auszureden. Für mich ist er eher nix. Ich wünsche den Herren auf jeden Fall viel Erfolg. Vielleicht sollten sie es mal mit einer Röhrenschaltung versuchen und die Abstimmung der Frequenzbänder mit Hilfe der Erfahrungen der Orca Nutzer etwas nachschärfen. Der Verstärker ist vermutlich der Schwachpunkt in der Signalkette. Ich traue dem Team auf jeden Fall zu da nochmal eine Schippe draufzulegen.
Bei den Tiefen bin ich bei Dir. Hier war die Abstimmung auch nicht zu 100% mein Geschmack. Das zusammen mit der Größe des EQs waren die Gründe warum ich ihn nicht behalten habe. Ich sehe hier ein EQ mit ordentlich Potenzial und würde mich freuen, wenn Sie eine 2 HE Version rausbringen würden.
Mit Vovox Zertifikat? Danke, verzichte. Kostet das Zertifikat den Hersteller was?
Und seit wann gibt es eigentlich diesen Boutique Quatsch? Für mich sind das Klamottenläden.
Loriot anyone? Ist jede kleine Werkstatt Boutique?
Hallo,
die Qualität vieler Testberichte hier erklimmt mittlerweile erstaunliche Höhen.
– Klare Gliederung
– Auflistung des benutzten Recording Equipments
– Namen der Mitmusiker
– Qualität der Audiobeispiele
Respekt Herr Pfeil, grosses Lob.
Auch den Kommentierenden hier möchte ich meinen Dank aussprechen.
Es lässt einen doch mal darüber nachdenken vielleicht mal n paar Euronen mehr ins Equipment zu investieren.
Obwohl ich mir sicher bin son Teil nicht zu brauchen.
Ich versuche erstmal zu entzerren, bevor ich was reindrehe… ;-))
Meine Bitte an Teile der Kommentierenden waere:
Bitte eure Statements mit mehr Untergliederungen, Absätzen etc zu versehen.
Vor allem – TobyB und psv-ddv – eure Beiträge strotzen vor Fachwissen – nur bitte macht n paar Absätze rein.
Bin innem Alter wo Lebenszeit kostbar ist…
Als alter Schwoob habe eh schoo mit der Gramalik zu kämpfen…. ;0))
Wer James Joyce „Ulysses“ gelesen hat weiss was ich meine.
Herzlichen Dank
What’s up Doc,
ich möchte mich Deinem Lob für den Testverfasser hier auch noch einmal ausdrücklich anschliessen!
Danke auch für Deinem guten Hinweis zum Fliesstext. Vollkommen richtig. Ich wurde in der Schule gezwungen Ulysses zu lesen, kann Deinen Schmerz also fühlen.
Werde zukünftig in Absätze investieren, Plateau-, mindestens 12cm…
Hallo psv-ddv,
seh schon du nimmst meinen Kommentar mit einer gewissen Geschmeidigkeit.
Hab schon mit Schelte gerechnet.. ;-)
„Werde zukünftig in Absätze investieren, Plateau-, mindestens 12cm…“
Da werd ich mir ja nen 90 Zöller zulegen müssen um überhaupt einen deiner Kommentare komplett zu erfassen…
Nö, hast ja Recht.
Also: 90 Zoll, Hochformat bei 384ppi ist minimale Systemvoraussetzung.
Na ja, die Leidenschaft für’s Thema erschwert das Kurzfassen.
Beim ersten Kommentar hier habe ich es ja zumindest noch versucht.
Ich schaue erstmal wie weit ich mit den augenfreundlichen Absätzen komme :)
What’s up Doc,
ich möchte mich Deinem Lob für den Testverfasser hier auch noch einmal ausdrücklich anschliessen!
Danke auch für Deinem guten Hinweis zum Fliesstext. Vollkommen richtig. Ich wurde in der Schule gezwungen Ulysses zu lesen, kann Deinen Schmerz also fühlen.
Werde zukünftig in Absätze investieren, Plateau, mindestens 12cm…
Mir erschließt sich dieses Gerät nicht ganz. Tolle analoge EQs gibt’s doch sicher günstiger. Ist der Mehrwert derselbe wie Vovox zu Pro Snake?