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Test: Black Lion Audio Eighteen, Mikrofonvorverstärker und Equalizer

Vintage Channelstrip mit Pultec-EQ

29. Mai 2020
black-lion-audio-eighteen test

Black Lion Audio Eighteen, Mikrofonvorverstärker und Equalizer

Die Boutique Audio-Schmiede Black Lion Audio präsentiert uns mit dem neuen Eighteen einen kombinierten Mic-Preamp und passiven Equalizer, den der Hersteller als eine „Hommage an die Vintage-Channelstrips“ bezeichnet. Die in Chicago, USA, komplett von Hand gefertigten 19“-Channelstrips sind mit Cinemag-Übertragern und zwei diskreten BLA1831 OpAmps ausgestattet, die den klassischen Sound der Melcor 1731 OpAmps liefern sollen, deren Nachfolger unter anderem in vielen API-Designs zu finden waren. Der Program EQ des Eighteen basiert auf dem berühmten Pultec EQP-1A .

Young brain, old heart – der Eighteen verbindet Vintage-Vibe mit modernen, rauschfreien Bauteilen und kommt optisch recht solide und massiv daher. In diesem Test prüfen wir, welchen Sound diese interessante Kombination im Studio liefert.

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test black lion audio eighteen

Black Lion Audio Eighteen – solide Optik

Black Lion Audio Eighteen – Vintage-Wurzeln

Der Black Lion Eighteen ist eine interessante Kombination aus einem passiven Equalizer und einem Mic-Preamp. Equalizer im Pultec-Stil gibt es mittlerweile einige am Markt, integriert in einen Mic-Preamp jedoch nicht. Der originale EQP-1A wird von Pultec Pulse Technologies heute noch als ein Reissue für rund 4.000,- Euro angeboten – weniger als die Hälfte dessen, was ein Original aus den 1950er-Jahren auf dem Gebrauchtmarkt erzielt.

In einer überwiegend DAW-geprägten Recordingwelt hält man sich ja auch gerne immer viele Optionen offen, von daher ist die Verwendung von Equalizern vor der Aufnahme heutzutage sicher nicht die überwiegende Methode. Die Arbeitsweise zu Analog-Tape-Zeiten war hier sicherlich eine andere. Doch ein Pultec-Stil Equalizer eignet sich mit seinen minimalistischen Einstellungen durchaus gut, um eine Spur bereits vor der Aufnahme zu verändern und zu veredeln und ist schließlich auch weniger für chirurgische Eingriffe gedacht. Durch seine wenigen, eher grob gerasterten Parameter verliert man sich hier nicht in einer detaillierten Frequenzsuche, sondern legt sich relativ schnell fest.

Die Kombination mit den zwei BLA1831 OpAmps – einer am Input, einer am Output – liefert den klassischen „Melcor-Sound“, jener US-Marke aus den späten 1960er-Jahren, die später die 2520 OpAmps der API-Konsolen herstellte.

test black lion audio eighteen

Auch freistehend ein Hingucker: Black Lion Audio Eighteen

Lieferumfang und erster Eindruck

Der Black Lion Audio Eighteen kommt sicher verpackt in zwei Kartons. Neben einem Kaltgerätekabel finden sich noch vier runde Plastikfüße in Goldoptik zum Anschrauben an die Bodenplatte, für den Fall, dass der Eighteen nicht im 19“-Rack, sondern freistehend genutzt werden soll. Eine gedruckte Bedienungsanleitung ist nicht beigelegt und auch in digitaler Form ist diese recht kurz gehalten und neben der bereits genannten Produktphilosophie nur auf eine Auflistung der Features und Spezifikationen reduziert.

Das Gerät selbst hat eine ansprechende solide Optik, die von den großen Potis für den Input und Output unterstrichen wird. Betätigt man diese, fällt einem die recht grobe Rasterung in +4 dB Schritten auf. Die Knöpfe haben alle einen angenehmen Widerstand und vermitteln ein gutes Gefühl.

test black lion audio eighteen

Große Potis für Input und Output

Die Features des Black Lion Audio Eighteen

Herz und Niere beim Eighteen sind wie schon erwähnt die beiden BLA1831 OpAmps sowie der Pultec-basierte passive Equalizer. Die 1831 Übertrager basieren auf einem eigenen, intensiv getesteten Design, das Black Lion Audio den Melcor 1731 OpAmps nachempfunden hat. Somit konnte man laut eigener Aussage den Vintage-Vibe mit modernen Ansprüchen an geringe Rauschwerte verbinden.

test black lion audio eighteen

Das Innenleben des Eighteen

Den gleichen Ansatz findet man auch in dem Program Equalizer, der ebenfalls eine eigens für den Eighteen hergestellte Spule von Cinemag besitzt, um einen sehr niedrigen Noise-Floor zu erreichen.
Auch der Übertrager am Output ist ein eigenes Design von Cinemag, die hohe Verstärkung von +35 dB am Output (70 dB Verstärkung insgesamt mit dem Input) kann hierbei zusätzlich für eine ordentliche Sättigung bis hin zu Overdrive-Sounds sorgen.

Der Equalizer hat die acht gängigen Einstellungen, die man an jedem Pultec-EQ findet:

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  • Boost
  • Low Frequency (20, 30, 60, 100, 150 Hz)
  • Atten (Low Freq)
  • Bandwidth
  • Boost
  • High Frequency (4, 8, 12, 16, 20 kHz)
  • Atten (High Freq)
  • Atten Sel

Der Eighteen verwendet hier übrigens wie das Original von Pultec auch die Einheiten CPS und KCS anstatt Hz und kHz; also Cycles per second und Kilocycles per second. Ein wesentlicher Unterschied zum Original Pultec-EQ besteht hingegen darin, dass im Eighteen keine Röhre zum Einsatz kommt.

Darüber hinaus besitzt der Eighteen noch einen Scahlter für Line-Level, einen Bypass für den EQ, einen immer willkommenen Taster zum Invertieren der Phase, sowie 48 V Phantomspannung. Auch ein HPF mit 80 Hz und ein LPF mit 10 kHz Grenzfrequenz sind an Bord. Der Mute-Schalter hingegen lässt gar kein Signal mehr durch das Gerät passieren.

Außerdem befindet sich noch ein großes und leicht ablesbares VU-Meter am Eighteen, das gut ausgeleuchtet ist und mit seiner runden Form stimmig zu der Vintage-Optik beiträgt.

test black lion audio eighteen

Vintage-Optik mit modernem Twist

Der Program Equalizer

Wer mit Equalizern im Pultec-Style vertraut ist, sollte sich auch beim Eighteen schnell zurechtfinden. Wenn man allerdings noch keinen Pultec-EQ verwendet hat, erschließt sich die Funktionsweise vermutlich nicht sofort intuitiv, wie man es von herkömmlichen Equalizern gewohnt ist. In der Tat hat der passive Program Equalizer einige Besonderheiten. Dies zeigt sich auch in der Anordnung der Regler, bei deinen nicht sofort erkennbar ist, welche zusammengehörig sind.
Der Program Equalizer besitzt drei Bänder; ein Low-Shelf und zwei Bänder für die hohen Frequenzen. Das Ungewöhnliche liegt in der Funktionsweise, wie man mit diesen Bändern anhebt oder absenkt, denn hierin unterscheiden sie sich von einem modernen Equalizer: ein Höhenband kann man nur absenken, ein weiteres Höhen- bzw. Hochmittenband lässt sich nur anheben. Das Tiefenband hingegen lässt sich sowohl anheben als auch absenken – und zwar gleichzeitig. Der Clou hierbei ist, dass die Grenzfrequenzen für den Boost und Cut dabei nicht genau gleich sind, sodass sich eine Kurve mit der Resonanzspitze formen lässt. Somit kann man wichtige Bassfrequenzen nach vorne holen, und zugleich unerwünschte Frequenzanteile absenken, die nicht mit geboostet werden sollen. In der Praxis wird dies etwa gerne bei einer Bassdrum benutzt, um diese schön fett zu machen, ohne dabei zuviel unerwünschte Anteile anzuheben.

Die hohen Frequenzen sind auf zwei Bänder verteilt; ein Bell-Filter und ein High-Shelf. Das Bell-Filter ist parametrisch aufgebaut und lässt sich in einem Bereich von 1 kHz – 16 kHz einstellen – es beginnt somit schon in dem Mittenbereich. Die Bandbreite lässt sich mit dem Bandwidth-Regler einstellen. Die Einstellung des Q-Faktors hat hier auch Einfluss auf die maximale Verstärkung im Boost; so sind es bei Sharp +18 dB, während es bei Broad lediglich +10 dB Gain sind.
Das High-Shelf schließlich wird mit den beiden rechten oberen Reglern eingestellt und arbeitet mit drei verschiedenen Eckfrequenzen (5, 10 und 20 kHz).

test black lion audio eighteen

Der Program Equalizer des Eighteen

Der Eighteen im Praxistest

Für den Test im Studio vergleiche ich den Black Lion Audio Eighteen zunächst mit den Vorverstärkern eines Fireface 802 Interface. Als erstes Signal dienen Vocals, die nacheinander zunächst mit dem Eighteen ohne aktivierten Equalizer und dann mit aktiviertem Equalizer aufgenommen werden. Ich teste hier auch die Fähigkeit der Sättigung, indem der Output-Gain am Eighteen weiter aufgedreht wird; und das klingt ziemlich gut, verdichtet das Signal angenehm, ohne zu schnell zu hörbarem Verzerren zu führen – aber auch für angezerrte Sounds hat der Eighteen Kapazitäten und das klingt dann auch unverkennbar analog. Man hat hier also einen guten Spielraum und auch wenn die Nadel des VU-Meters bereits auf Rechtsanschlag klebt, klingt es nicht harsch.

Mit eingeschaltetem Equalizer zeigt sich dann die Brillanz, die der passive Program Equalizer den Vocals hinzufügen kann. Auch hier kann man durchaus kräftig zupacken, ohne schnell zu schrille oder übertriebene Resultate zu bekommen. Die Range 0-10 auf den Boost- und Attenuate-Potis steht hier nicht für dB, insgesamt können 18 dB hinzugefügt werden. Ein Boost von 5 hebt die Höhen also schon um ganze 9 dB an. Das Höhenband gefällt mir auf den Vocals ziemlich gut, doch auch im Bassbereich kann es sinnvoll sein, subtil etwas mehr Wärme hinzuzufügen.

Das Hochpassfilter, dessen Kennfrequenz bei 80 Hz angegeben ist, beschneidet allerdings schon weit über diesen Bereich hinaus, so dass er auf Vocals im Sinne eines Trittschallfilter eigentlich kaum zu verwenden ist; zu stark sind die Beschneidungen der Grundtöne in der Stimme. Noch im Bereich um 200 Hz gibt es eine signifikante Absenkung, so dass Vocals mit aktiviertem HPF recht dünn klingen. Hier wäre eine höhere Flankensteilheit sicher wünschenswert.

Im Vergleich mit den Vorverstärkern des RME Fireface 802, die einen recht neutralen Charakter besitzen, zeigt sich der versprochene Vintage-Vibe des Eighteen. Den Stimmen wird etwas von den Ecken und Kanten genommen und es findet eine leichte, angenehme Weichzeichung statt. Das Signal wirkt ein wenig ebener und runder, die viel zitierte Wärme von Vintage-Equipment kann man bei dem Eighteen durchaus wahrnehmen.

Auch Line-Signale von digitalen Instrumenten wie Synthesizer oder Drummachines klingen kompakter und legen etwas von ihrer klanglichen Neutralität ab, wenn man sie durch die Übertrager des Eighteen Channelstrips schickt. Während die RME Fireface 802 Preamps immer neutral klingen, fügt der Eighteen den Signalen eine subtile, aber im Vergleich durchaus wahrnehmbare eigene Note und Weichheit hinzu. Der Output-Gain eignet sich auch hier gut dazu, das Signal noch leicht zu sättigen. Für den Einsatz mit Line-Pegeln wäre ein separater Line-Eingang mit Klinkenbuchse ein wirklich praktisches Feature, was den Einsatz ungemein erleichtern würde – diesen habe ich leider etwas vermisst.

test black lion audio eighteen

Sehr übersichtlich: Einen Line-Eingang bietet der Eighteen nicht

Letztlich bleibt bei vielen vermutlich die Frage: Braucht man wirklich einen Outboard-Equalizer, oder haben da nicht Plugins mittlerweile die Nase vorn, insbesondere was die Bedienung und auch den Preis anbelangt? Geht man rein vom Klang aus, so sind die Unterschiede vermutlich nicht so schnell und eindeutig auszumachen. Dennoch spielt hier, wie auch etwa bei Hardware-Synthesizern, auch die Haptik und Art des Einsatzes eine Rolle; und so kommt man letztlich doch oftmals zu anderen Ergebnissen, als man es komplett in der DAW erzielen würde.

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Fazit

Der Eighteen von Black Lion Audio ist eine gelungene Kombination aus Preamp und Equalizer, die dazu animiert, das Signal bereits vor der Aufnahme zu formen und zu färben. Der Equalizer kann durchaus großzügig angewendet werden und klingt dabei immer recht geschmeidig. Lediglich das LPF bei 80 Hz packt doch etwas zu kräftig zu, so dass der Einsatz hier etwas eingeschränkt wird.

Der Sound der Übertrager kann überzeugen und fügt insbesondere Stimmen eine angenehme Wärme hinzu. Auch beim Einsatz als Saturation-Tool macht der Eighteen eine gute Figur. Möchte man es etwas dreckiger haben, so kann der Channelstrip auch ordentlich angezerrte Sounds liefern.

Die Haptik des Eighteen ist ebenfalls angenehm, so dass die Benutzung im Studioalltag Spaß bereitet. Zusammen mit den recht vollständigen Features, abgesehen von einem fehlenden Line-Eingang, kann man diesen Vintage-Channelstrip durchaus empfehlen.

Plus

  • authentischer, runder Vintage-Klang
  • gute Haptik und Verarbeitung

Minus

  • LP-Filter beschneidet etwas zu hoch im Frequenzbereich
  • kein separater Line-Eingang

Preis

  • 1.049,- Euro
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