Eher plakativ als dezent
Golden Age EQ-81 MkIII ist ein Outboard-EQ mit 1 HE Rack-Höhe im 9,5“ Half-Rack-Format. Er ist bereits die dritte Inkarnation dieses EQs der Firma aus Alingsås, Sweden, und wartet mit einigen Verbesserungen auf. Vollmundig verspricht die Website, dass es sich um einen musikalischen EQ im Stil der EQs handelt, die auch in der Neve 1081 Konsole anzutreffen sind.
Welche Technik bietet der Golden Age EQ-81 MkIII
Der Schaltkreis ist komplett diskret aufgebaut, wenn man das Signal über die 6,3 mm Insert-Buchse einschleift. Nutzt man die separaten XLR-Ein-/Ausgänge, sorgt ein solider NE5532-OpAmp für die Umsetzung der symmetrischen und unsymmetrische Signale.
Der Equalizer ist mit klassischen RL- und RC-Filtern aufgebaut und verwendet also Induktoren (für die Mittenbänder) und Kondensatoren (für Bass- und Treble-Bänder) für das Filternetzwerk. An einigen Stellen wurde dabei auch auf Tantal-Kondensatoren gesetzt, die durch ihren niedrigeren ESR (Equivalent Series Resistance) weniger thermisches Rauschen beisteuern.
- Die Spulen für die Mittenbänder
- Tantalkondensatoren
Der 24 V Wechselspannungs-Ausgang des externen Netzteils wird im Gerät gleichgerichtet, gefiltert und geglättet. Man kann im Leerlauf bei einer Verstärkung von +83 dBFS (!) im Vergleich zum nominalem Line-Pegel kein 50 Hz Brummen wahrnehmen. Ein starkes Eigenrauschen (ein Kritikpunkt der ersten Version des EQ-81) konnte ich überhaupt nicht wahrnehmen. Im Insert-Betrieb lag es nur ca. 4 dB über dem Rauschen eines Line-Eingangs des RME Fireface 802 – das wird in der Praxis kaum eine Rolle spielen und unhörbar bleiben.
Bedienfeld des Equalizers
Abgesehen davon, dass ich von solchen blumigen Metaphern wie „musikalisch“ generell wenig halte (was soll das in diesem Zusammenhang genau heißen? Verändert er die Tonhöhe einer Melodie nur diatonisch oder beherrscht er Harmonielehre?), bleibt einem fast nichts anderes übrig, als die Qualitäten eines Gerätes, in diesem Fall des Golden Age EQ-81 MkIII, zu umschreiben. Denn Frequenzkurven vermitteln keinen Höreindruck. Nur mit viel Erfahrung kann man ungefähr ableiten, wie das denn klingt, was da aufgezeichnet ist. Allerdings müsste dabei dann immer auch der Phasenplot herhalten – zur Orientierung habe ich mich dennoch entschieden, EQ-Kurven für die Einstellungen in den Beispielen abzubilden.
- Bass
- Mitten
- Treble
Wie dem auch sei, der Golden Age EQ-81 MkIII ist ein Vierband-EQ mit gerasterter Frequenzselektion, +/-18 dB Gain-Regelung und HI-Q-Option für die beiden Mittenbänder und Shelving-Funktion für die Bass bzw. Treble-Bänder.
Das Gerät ist solide verarbeitet und das mattlackierte kirschrote Gehäuse aus 1 mm Stahlblech weiß zu gefallen. Mit 25 cm ist der Golden Age EQ-81 MkIII jedoch recht tief, das sollte man bei einem Rack-Einbau bedenken. Der Hersteller bietet auch zwei Rack-Adapter namens „Unite Big“ und „Unite MkII“ an.
- Option Q
- Option Hi-Q
- Option Bell
- Option Shelf
Die Schalter und Potis sind fest mit der Frontplatte verschraubt und die weiße Schrift etwas klein, dafür durch den Kontrast gut lesbar. Die Schalter rasten satt ein, auch die Potis haben genau den richtigen Drehwiderstand für meinen Geschmack. Um die 0 dB Marke sicher zu finden, rasten die Potis auf der 12 Uhr Position ein. Eine ganz feine Einstellung um den Nullpunkt herum ist deswegen problematisch.
Features des Golden Age EQ-81 MkIII
Hier die Frequenzbänder der einzelnen Sektionen in der Übersicht.
Bass
33 Hz; 58 Hz; 100 Hz; 180 Hz; 330 Hz; Bell oder Shelf
Mid
220 Hz; 270 Hz; 330 Hz; 390 Hz; 470 Hz; 560 Hz; 680 Hz; 820 Hz; 1 kHz; 1,2 kHz; 1,6 kHz; Q oder Hi-Q
Hi Mid
1,5 kHz; 1,8 kHz; 2,2 kHz; 2,7 kHz; 3,3 kHz; 3,9 kHz; 4,7 kHz; 5,6 kHz; 6,8 kHz; 8,2 kHz; 10 kHz; Q oder Hi-Q
Treble
3 kHz; 4,7 kHz; 6,8 kHz; 10 kHz; 15 kHz; Bell oder Shelf
Wie man sieht, überlappen sich die Bänder teils erheblich, so dass man auch komplexe EQ-Verläufe einstellen kann. Sehr gut ist, dass es beim Umschalten der Bänder keinerlei Nebengeräusche gibt, obwohl davor im Handbuch, das aus einem beidseitig bedruckten Karton im A4-Format besteht, gewarnt wird.
Was ich auf Anhieb vermisst habe, ist ein globaler Bypass-Schalter. Für eine Gegenprobe muss man also immer alle Bänder auf die Off-Stellung bringen – das ist wenig praktikabel. Schleift man den Golden Age EQ-81 MkIII über den Insert in den hauseigenen Preamp Pre-73 ein, so befindet sich dort ein Insert-Bypass-Schalter, Ok. Nutzt man jedoch nur den EQ, ist das schon ein erwähnenswertes Minus.
Ein weiteres Manko ist das Vorhandensein eines GND-Lift – warum das? Nun, normalerweise erwartet man einen solchen Schalter am Gerät, wenn nicht auf der Frontplatte, so doch zumindest auf der Rückseite. Der Golden Age treibt es hier aber auf die Spitze, indem der GND-Lift nur durch Öffnen des Gerätes zu erreichen ist. Über einen Jumper kann man dann die Funktion aktivieren.
Wie klingt der Golden Age EQ-81 MkIII
Ich habe mir einige meiner Referenzstücke über den Golden Age EQ-81 MkIII angehört und dabei gehörig daran herumgeschraubt, um einen Gesamteindruck zu bekommen. In den Beispielen habe ich für jedes Instrument verschiedene Einstellungen genutzt. Die EQ-Einstellungen kann man an den Kurven nachvollziehen, wobei die Nulllinie in den Abbildungen nicht bei 0 dBFS lag, sondern bei -15 dBFS.
Der nominelle Arbeitspegel des Insert-Eingangs beträgt dabei -18 dBu. Die XLR-Eingänge arbeiten mit dem Studiopegel-Standard von 4 dBu.
Ich weiß, es ist schwer für jeden Interessenten das passende Klangbeispiel zu finden, deswegen musste ich mich irgendwo beschränken. Zunächst eine Schlagzeugspur aus einem Live-Mitschnitt, da hier ein breites Frequenzspektrum auftritt und die Transientenansprache beurteilt werden kann, die bei allen Klangquellen wichtig ist.
Die originale Aufnahme ist ein wenig zu scharf geraten, deswegen arbeite ich mit dem Golden Age EQ-81 MkIII dagegen. Man sieht, dass die oberen Mitten bei 5 kHz gebändigt werden, ebenso ein weiter Bereich um 200 Hz herum. Die Bässe werden hervorgehoben, um der Bass-Drum mehr Druck zu verleihen. Der kleine Blip gibt an, wann zwischen Eingangs- und Ausgangssignal gewechselt wird, gestartet wird immer mit dem Eingangssignal.
Als nächstes eine Gesangsaufnahme: Hier hebe ich den Bereich um 11 kHz an. Verwendet habe ich dabei den Treble-Bereich mit der Mittenfrequenz 15 kHz und einem Bell-Curve-Filter. Und ebenso habe ich den Bassbereich ausgestaltet und die Mitten unberührt gelassen. Die Zacken sind Artefakte des Messverfahrens und stammen nicht aus dem EQ.
Auch bei der folgenden Gitarrenspur habe ich die Mitten um 1 kHz herum sehr großzügig abgesenkt (ca. -11 dB). Damit der Pegelunterschied nicht zu sehr den Vergleich erschwert, habe ich das Eingangssignal im Vergleich abgesenkt.
Das letzte Beispiel ist ein E-Piano, das ich durch eine satte Anhebung um 45 Hz und eine deutliche Absenkung bei 500 Hz „richtig fett“ gemacht habe. Dazu gesellt sich eine Anhebung in den Höhen.
Ganz generell ist mir aufgefallen, dass der Golden Age EQ-81 MkIII selten dezent vorgeht, bewegt man sich aus dem Nullpunkt heraus, ist der Eingriff recht deutlich zu hören, das gilt für alle Bänder. Ich würde den Klang daher eher als plakativ bezeichnen, besonders deutlich wird das bei der Aktivierung der Hi-Q- und Shelf-Optionen. Nach einiger Zeit gewöhnt man sich daran und ich fand das Klangbild für einige Signale recht passend, für andere weniger.
Zudem ist die Einstellung ganz geringer Gain-Werte der einzelnen Bänder durch die physische Mittenrasterung des Potis beeinträchtigt. Um aus der Kerbe herauszukommen, muss man eben ein ganzes Stückchen drehen, wobei der EQ aber auch schon beginnt zu arbeiten
Danke dir diesen Beitrag. Mich hat vorallem interessiert, ob MK 3 das Rausch Problemen behoben wurde, weil im Beitrag zu MK 2 genau das bemängelt wurde.
Ups,
Du hast natürlich völlig recht! So genau hab ich mir die Board-Region nicht angeschaut und aufs Netzteil habe ich auch nicht genau geschaut (ich mein, da steht ja dick 24V AC). Wird gleich korrigiert.
Danke für die Richtigstellung.